Israel plant massiven Militärschlag
Seite 67 von 147 Neuester Beitrag: 26.12.06 23:48 | ||||
Eröffnet am: | 27.06.06 08:58 | von: börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 4.66 |
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Der Angriff auf Kana
von Ulrich W. Sahm
Schon seit drei Tagen greift Israel das Dorf Kana im Südlibanon an. Insgesamt 110 Luftangriffe auf Kana wurden seit Kriegsausbruch vor fast drei Wochen gezählt. Der israelische Militärsprecher behauptet, dass die Luftwaffe zehn Raketenwerfer mitten in Kana angegriffen habe und Dutzende weitere rund um das Dorf.
Zahlreiche natürliche Höhlen in der hügeligen Landschaft von Kana bieten den Kämpfern der Hisbollah und ihren Raketenwerfern guten Schutz. Die Raketenwerfer seien teilweise in oder auf Wohnhäusern aufgestellt worden. Von Kana aus seien Raketen auf Kirjat Schmone und Städte im Westen Galiläas abgeschossen worden. Weiter sagte der Militärsprecher, dass die Zivilbevölkerung schon vor Tagen mehrfach aufgefordert worden sei, das Dorf zu verlassen.
Am Sonntagmorgen um 7:30 Uhr habe die Luftwaffe den Abschuss von Raketensalven auf Israel ausgemacht. Tatsächlich explodierten über vierzig Katjuscharaketen im Norden Israels. In der Kreuzfahrerstadt Akko erhielten mehrere Wohnhäuser Volltreffer. Es entstand erheblicher Sachschaden, aber nur einen leicht Verletzten.
Nach Angaben israelischer Militärs hätten die Piloten den Raketenwerfer in Kana unmittelbar nach dem Abschuss von Katjuschas ausgemacht und gesehen, wie Männer von der Abschussrampe in eines der Häuser rannten, um Schutz vor dem erwarteten israelischen Luftangriff zu suchen. Gemäß israelischer Einschätzung glaubten sie wohl, dass den Piloten die Anwesenheit der Flüchtlinge in jenem dreistöckigen Haus bekannt gewesen sei und dass sie davor zurückschrecken würden, es zu bombardieren. Doch angeblich wussten die Piloten nichts von den Flüchtlingen und jagten eine Rakete in das unverputzte Haus.
Unter den Trümmern starben mindestens 60 Menschen. Arabische Fernsehsender wie Al-Dschasira zeigten Live-Bilder aus dem Haus. Besonders die toten Kinder wurden in Nahaufnahme in alle Welt ausgestrahlt. "Israel verfolgt keine Politik, Zivilisten gezielt zu treffen. Die Bevölkerung wurde mehrfach aufgerufen, diese Region zu verlassen und sich von Kämpfern und Stellungen der Hisbollah fernzuhalten", sagte Premierminister Ehud Olmert zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung.
In der offiziellen schriftlichen Erklärung des Militärsprechers heißt es weiter: "Die Verantwortung für jegliche zivile Opfer trägt allein die Hisbollah. Sie hat die bewohnten Gegenden des Libanon in eine Kriegsfront verwandelt, indem sie aus zivilen Wohngebieten heraus Raketen abschießt."
Der linke Abgeordnete Avschalom Vilan bedauerte "das Unglück von Kana", sagte aber: "Mir sind Tote im Libanon lieber als Tote in Israel. Die libanesische Bevölkerung war rechtzeitig gewarnt. Mir ist unverständlich, warum die Flüchtlinge geblieben sind, obgleich sie von der Gefahr wussten." Ein arabischer Knesset-Abgeordneter sprach dagegen von einem erneuten "Kana-Massaker". "Israel ist der fremde Eroberer im Libanon, genauso wie im Gazastreifen. Israel hat da nichts zu suchen und deshalb trägt allein Israel die Verantwortung für diesen Massenmord."
Tourismusminister Isaak Herzog beschuldigte die Hisbollah, die Zivilbevölkerung als Geisel in den angegriffenen Dörfern festzuhalten. "Wir haben geheimdienstliche Informationen, wonach ein Raketenwerfer in dem Haus stand, in dessen Keller die Flüchtlinge Schutz gesucht hatten." Die "Beweise" dafür sollten so schnell wie möglich veröffentlicht werden.
Auch Rice erstmals deutlicher für Waffenruhe.Nach dem verheerenden israelischen Luftangriff auf das südlibanesische Dorf Kana hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan am Sonntag bei einer Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates in New York mit Nachdruck eine sofortige Waffenruhe in Nahost verlangt.
Eine erste Überprüfung des Angriffs habe kein schlüssiges Ergebnis gebracht, sagte Amir Eschel, General der israelischen Luftwaffe, am Abend bei einer Pressekonferenz.
Scharfe Verurteilung
Annan verurteilte den Angriff scharf und appellierte mit bewegter Stimme an den Weltsicherheitsrat, sich seiner Forderung anzuschließen: "Ich flehe Sie an, Ihre Differenzen beiseite zu schieben."
Er sei "zutiefst konsterniert", dass seine bisherigen Appelle ungehört verhallt seien, "mit dem Resultat, dass unschuldige Zivilisten weiter leiden" müssten.
Gespräche über Friedenstruppe
Für Montag lud Annan zu Gesprächen über eine internationale Friedenstruppe für den Südlibanon ein. Da es noch kein Mandat des UNO-Sicherheitsrats gibt, handelt es sich um informelle Beratungen mit möglichen Truppenstellern.
Mehrere Länder haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, sich an der Friedenstruppe auf Vorschlag Annans zu beteiligen. Die Mission soll deutlich größer sein als die seit 1978 bestehende Beobachtermission UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) mit etwa 2.000 Soldaten.
Israel weist Vorwurf zurück
Der israelische UNO-Botschafter Dan Gillerman wies in New York die Forderung nach einem Waffenstillstand zurück. "Wir brauchen kein Ende der Feindseligkeiten und der Kämpfe, sondern ein Ende des Terrors und der Hisbollah", sagte Gillerman.
Die Toten von Kana "mögen durch israelisches Feuer ums Leben gekommen, aber sie sind die Opfer der Hisbollah". Nuhad Mahmud, Sonderbotschafter des Libanon, widersprach Gillerman: Israels eigentliches Ziel sei der Libanon und die libanesische Infrastruktur.
General rechtfertigt Angriff auf Kana
Im Dorf Kana gebe es eine intensive "terroristische Aktivität" der Hisbollah, erklärte General Eschel. Allein von dort aus seien seit Beginn des Krieges vor 19 Tagen 150 Raketen auf israelische Städte abgeschossen worden. Bei der Pressekonferenz wurden Filmaufnahmen aus Kana gezeigt. Deutlich zu sehen war da etwa ein Raketenwerfer, der zwischen den Wohnhäusern mehrere Raketen in Richtung Israel abschießt.
Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez hat eine Militäruntersuchung des Angriffs auf Kana angeordnet.
Olmert: Offensive noch bis zu zwei Wochen
Israels Regierungschef Ehud Olmert sagte laut einem ranghohen Regierungsbeamten im Gespräch mit US-Außenministerin Condoleezza Rice, die Armee benötige noch "zehn bis vierzehn Tage", um ihre Offensive gegen die pro-iranische Hisbollah fortzusetzen.
"Zu viele Unschuldige"
Rice äußerte ihr Bedauern über die vielen zivilen Opfer. Das seien "furchtbare Konsequenzen" der Kriegshandlungen.
Rice übte erstmals indirekt Kritik an Israel und forderte dieses zu größerer Sorgfalt auf, um zivile Opfer zu vermeiden. "Zu viele unschuldige Menschen haben ihr Leben verloren", sagte sie.
Erstmals betone Rice auch, es sei die Zeit für eine Waffenruhe im Nahen Osten gekommen. Die USA wollten "so bald wie möglich eine Waffenruhe", sagte Rice.
Keine direkte Kritik
"Ich hätte schon gestern eine gewollt, wenn das möglich gewesen wäre." Aber einem Waffenstillstand müssten beide Seiten zustimmen, "und es müssen gewisse Bedingungen herrschen". Die Umstände einer Waffenruhe müssten für beide Seiten hinnehmbar sein, betonte die US-Außenministerin.
Der Angriff torpediert auch Rice' Bemühungen um eine Entschärfung der Krise. Die USA weigern sich aber weiter, von ihrem Verbündeten Israel einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern.
Ausschreitungen in Beirut
Aus Wut über den israelischen Luftangriff auf Kana stürmten Demonstranten im Zentrum von Beirut ein Gebäude der Vereinten Nationen, zerschlugen Fenster und demolierten das Inventar. Rund 5.000 Menschen hatten sich vor dem Gebäude versammelt. Einige trugen Hisbollah-Fahnen und skandierten anti-israelische und anti-amerikanische Slogans.
Der anti-syrische libanesische Regierungschef Fouad Siniora warf Israel in einem Gespräch mit dem US-Fernsehsender CBS "Staatsterrorismus" vor. Zudem dankte er der radikal-islamischen, von Syrien und dem Iran unterstützten Hisbollah-Miliz, gegen die Israel nach der Entführung zweier Soldaten militärisch vorgeht, für ihre "Opfer" im Krieg.
Christen schwenken Hisbollah-Flaggen
Aus Beirut berichtet Ulrike Putz
Die Bilder der toten Kinder aus Kana haben die Libanesen im Zorn vereint: Zu Tausenden gingen Christen und Schiiten heute gemeinsam auf die Straßen. Die Horrorszenen aus dem geschichtsträchtigen Ort haben die Hisbollah-Kritiker verstummen lassen.
Beirut - Es dauerte keine vier Stunden, dann waren die Libanesen da. Als am Sonntagmorgen gegen sieben Uhr die ersten Meldungen kamen, dass bei einem schweren Bombenangriff im Süden Dutzende von Menschen umgekommen waren, stellten viele Libanesen ihren Fernseher lauter. Als sich herausstellte, dass ein Wohnhaus ausgerechnet in der südlibanesischen Stadt Kana getroffen wurde, hielt sie nichts mehr vor dem Bildschirm. Zu Tausenden machten sich die Menschen auf, um vor dem Uno-Gebäude am Riyad el Soloh-Platz im Stadtzentrum ihre Wut und ihren Schmerz herauszuschreien.
"Kana ist nicht irgendein Ort, Kana ist ein Symbol" ruft Adel Jaafar die Sprechchöre der Menge hinweg. Hinter ihm steht ein schwer bewaffneter Militärkordon: Die ersten Demonstranten hatten das Hauptgebäude der Uno angegriffen, Fenster und Büromaterial zertrümmert, bevor die Staatsmacht eintraf.
DPA
Christen und Schiiten demonstrierten heute gemeinsam gegen die israelischen Angriffe bei denen im Südlibanon in den vergangenen Tagen hunderte Zivilisten starben.
Dass das Uno-Gebäude gestürmt wurde, ist kein Zufall: Steht es im Libanon doch für die Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, der libanesischen Zivilbevölkerung Schutz zu gewähren. Bei einem israelischen Artillerieangriff 1996 kamen in Kana 106 Menschen ums Leben, die sich in dem Blauhelm-Camp in Sicherheit hatten bringen wollen.
Seit Kriegsbeginn vor 18 Tagen haben sich die Libanesen nur in kleinen Gruppen auf die Straße getraut, um gegen die Angriffe auf ihr Land zu protestieren. Kana hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Dementsprechend brodelt die Stimmung. "Wir geben unser Blut für den Süden" schallt es in Wellen durch die Menge. Die Masse ist im Zorn vereint. Christinnen mit Prada-Sonnenbrillen im Haar schwenken Hisbollah-Flaggen und Bilder des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah, schwarz verschleierte Schiitinen halten Schilder hoch: "Death for America" und "Bush =Terror".
In Wut vereint
Hussein Haj Hassan, Parlamentsabgeordneter der Hisbollah wird von skandierenden Männern auf Schulter getragen und umklammert dabei eine Flagge der Amal, eigentlich die schiitische Konkurrenzorgansiation. "Wer seid ihr?" ruft ein sunnitischer Parlamentarier per Lautsprecherwagen über den ganzen Platz, auf dem sich inzwischen Tausende eingefunden haben. "Der Widerstand!" kommt die Antwort von Tausenden, an deren Fahnen und T-Shirts man erkennt, dass sie sich politisch sonst nicht mit der Hisbollah identifizieren.
Adel ist in Zeiten knappen Benzins extra eine Dreiviertelstunde gefahren, um sich dem Protest anzuschließen. "Hier beweisen wir der Welt: Wir leben noch! Trotzdem uns Unglaubliches, Unerträgliches angetan wird, stehen wir heute hier als ein Volk!" sagt er. Wie er sind viele hier tief zufrieden mit der Absage ihres Präsidenten Siniora an die US-Außenministerin Condolezza Rice, die ursprünglich am Montag in den Libanon kommen wollte, nun aber ausgeladen wurde. Wenn Condi keinen Waffenstillstand will, braucht sie auch nicht kommen, ist der Tenor der Meinungen.
Der Protest vor der Uno richtet sich nicht nur gegen Israel und die USA. Die Libanesen fühlen sich von der arabischen Welt im Stich gelassen. "Ich fordere die arabischen Völker auf, nicht nur zuzusehen, wie wir getötet werden. Geht auf die Straße, blockiert die Botschaften der westlichen Staaten in euren Ländern", fordert ein sunnitischer Parlamentarier unter heftigen Applaus. Er beschwört die eingeschlossenen Menschen im Süden, Geduld zu haben. "Wir werden kämpfen, knien tun wir nur vor Gott."
Ein Grußwort des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah, in dem auch er das Versagen der arabischen Nachbarn ankreidet, wird verlesen: Nasarallah rufe das Volk zur Disziplin auf, es solle nicht unüberlegt handeln, zitiert Ali Ammar, der für die Hisbollah im Parlament sitzt. "Dies ist nicht unser Weg!" Julia Botros, eine für ihre patriotischen Lieder bekannte christliche Sängerin tritt ans Mikrofon und grüßt Nasrallah als historischen Führer: "Ehrlichkeit und Ehre sind seine Werte."
So lange ALLE libanesen geschlossen gegen den Aggresor auftreten
haben die Israelis keine Chance!
Was wollen sie machen? Völkermord?
PS kann man eigentlich irgendwo für die Libanesen Spenden?
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Sicherheitsrat aufgefordert, den Angriff Israels auf das südlibanesische Dorf Kana zu verurteilen.
Außerdem müsse ein sofortiger Waffenstillstand verlangt werden. „Wir müssen diese Tat so scharf wie möglich verurteilen“, sagte Annan am Sonntag bei der Dringlichkeitssitzung des Gremiums der Vereinten Nationen (UN) in New York. „Ich bin tief beunruhigt, dass meine früheren Aufrufe zu einem sofortigen Ende der Feindseligkeiten nicht beachtet worden sind.“
Wer hört noch auf den UNO-Murks? Wenn es eh egal ist, was beschlossen wird, kann man es gleich lassen.
Noch einen kleinen Tipp von mir.
Wir haben schon einmal zugesehen als mann alle Juden vernichten wollte,oder besser gesagt viel zu spät die Kurve gekriegt.Jetzt kommen wieder welche und wollen die Juden vernichten,ich finde die Israelis haben ein Recht sich zu versteidigen und vorzubeugen.
Wehret den Anfängen sagt mann doch so schön.Also regt euch nicht so auf.Das bei einem Krieg Zivilisten drauf gehen ist nunmal so,Krieg ist kein Schauspiel.
Diese drecksäcke von Hisbollah und Hamas nutzen doch Kindereiche Orte aus denen sie Israel beschiesen können,um eine Verteidigung der Israelis die Toten Kindern in die Schuhe zu schieben.Mann sieht doch was für ekel die Hisbollah und Hamas sind.
Was die Israelis wohl nicht durften ist die UNO Konvois zu beschiessen das was nicht OK.
Alles andere ist Recht auf Verteidigung.
Die gehen ja nicht fürs Oil hienein so wie die Amis,sondern um sich zu Verteidigen.
Alles andere ist Recht auf Verteidigung
junge bist du einen mosad mitarbeiter die gehören wäsche betreibet?
denkst du werklich es gibt noch soviele dummen auf diesen welt?
jetzt brauchst du nur noch zu sagen das hibollah hat selber die massaker gemacht
merkst du nicht das du die wörter von reiz die amis ausen minesterin widerholst?
hast du vergessen im jahr 1996 die gleische stadt im süden libanon direkt in uno quartier über 100 menchen direkt und ohne wenn und aber von die israele getötet worden?
und hisbollah hat nicht angefang raketen zu schießen das waren die israele hisbollah hat erst nach dem die israele fast halbe libanon zerstört raketen auf nord israel beschoßen aber israel braucht unbedingt einen sieg aber was die nicht damit gereschnet haben das hisbollah so stark wie nie zuvor ist und die haben gehofft das hisbollah probleme krigen werd vom inen das libanon da haben die israele auch falsch gedacht nähmlich ganze libanon steht hinter diesen starke männer
Erstmals Angriffe unterbrochen
Weltsicherheitsrat "extrem schockiert und erschüttert".Israel hat eine 48-stündige Aussetzung seiner Luftangriffe auf Ziele im Südlibanon angekündigt. Das bestätigte am Sonntagabend ein Vertreter des Außenministeriums in Jerusalem.
In dieser Zeit werde zum Hergang des israelischen Bombardements in der südlibanesischen Stadt Kana ermittelt, sagte US-Außenamtssprecher Adam Ereli in der Nacht auf Montag.
Israel habe ferner eingewilligt, in der Region in Abstimmung mit den Vereinten Nationen für 24 Stunden einen Korridor zur sicheren Ausreise von zivilen Flüchtlingen einzurichten.
Gespräche mit Rice
Nach Angaben Erelis stimmte Israel diesen Maßnahmen nach Gesprächen zwischen US-Außenministerin Condoleezza Rice mit israelischen Regierungsmitarbeitern zu.
Ein Vertreter des Außenministeriums in Jerusalem meinte allerdings, man werde jedoch weiterhin Stellungen der radiakal-islamischen Hisbollah angreifen, sollten von dort aus Raketen auf Israel abgefeuert werden.
UNO-Sicherheitsrat "extrem schockiert"
Der Tod von mindestens 60 Menschen, darunter 30 Kindern, bei dem israelischen Luftangriff in Kana hatte am Sonntag weltweit Entsetzen ausgelöst.
Der UNO-Sicherheitsrat hat sich nach fast sechsstündigen Verhandlungen in der Nacht in
New York auf eine offizielle Reaktion zu dem israelischen Luftangriff auf das Dorf Kana im Südlibanon geeinigt.
In der Präsidentenerklärung zeigt sich der Rat "extrem schockiert und erschüttert" über den Angriff, der fast 60 Zivilisten tötete. Er verurteilt die Attacke der Israelis auf Druck aus Washington jedoch nicht.
Besorgnis über "drohende Eskalation der Gewalt"
In der gegenüber einem zuvor in Umlauf gebrachten Entwurf abgemilderten Erklärung zeigten sich die 15 Ratsmitglieder besorgt über "eine drohende Eskalation der Gewalt mit ernsten Konsequenzen für die humanitäre Lage".
Sie unterstrichen die Notwendigkeit eines "dauerhaften und nachhaltigen Waffenstillstandes". Eine Formulierung in dem Entwurf, die eine "Einstellung der derzeitigen Gewalt" forderte, wurde gestrichen.
Auf eine Verurteilung des israelischen Bombardements sei auf Druck der USA verzichtet worden, hieß es aus Diplomatenkreisen. In dem ursprünglichen, von Katar vorgelegten Textentwurf wäre Israel beschuldigt worden, vorsätzlich Zivilisten angegriffen zu haben.
"Zu viele Unschuldige"
Rice hatte schon am Nachmittag erstmals indirekt Kritik an Israel geübt und zu größerer Sorgfalt aufgefordert, um zivile Opfer zu vermeiden. "Zu viele unschuldige Menschen haben ihr Leben verloren", sagte sie.
Erstmals betone Rice auch, es sei die Zeit für eine Waffenruhe im Nahen Osten gekommen. Die USA wollten "so bald wie möglich eine Waffenruhe", sagte Rice.
Keine direkte Kritik
"Ich hätte schon gestern eine gewollt, wenn das möglich gewesen wäre." Aber einem Waffenstillstand müssten beide Seiten zustimmen, "und es müssen gewisse Bedingungen herrschen". Die Umstände einer Waffenruhe müssten für beide Seiten hinnehmbar sein, betonte die US-Außenministerin.
Am Abend traf Rice dann noch einmal mit Israels Ministerpräsidenten Ehud Olmert zusammen. Er hatte zuvor gemeint, die Armee benötige noch "zehn bis vierzehn Tage", um ihre Offensive gegen die Hisbollah fortzusetzen.
Scharfe Verurteilung durch Annan
Zuvor hatte auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan bei einer Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates in New York mit Nachdruck eine sofortige Waffenruhe in Nahost verlangt.
Annan verurteilte den Angriff scharf und appellierte mit bewegter Stimme an den Weltsicherheitsrat, sich seiner Forderung anzuschließen: "Ich flehe Sie an, Ihre Differenzen beiseite zu schieben."
Israel weist Vorwurf zurück
Der israelische UNO-Botschafter Dan Gillerman wies in New York die Forderung nach einem Waffenstillstand zurück. "Wir brauchen kein Ende der Feindseligkeiten und der Kämpfe, sondern ein Ende des Terrors und der Hisbollah", sagte Gillerman.
Die Toten von Kana "mögen durch israelisches Feuer ums Leben gekommen, aber sie sind die Opfer der Hisbollah". Nuhad Mahmud, Sonderbotschafter des Libanon, widersprach Gillerman: Israels eigentliches Ziel sei der Libanon und die libanesische Infrastruktur.
General rechtfertigt Angriff auf Kana
Eine erste Überprüfung des Angriffs habe kein schlüssiges Ergebnis gebracht, sagte Amir Eschel, General der israelischen Luftwaffe, am Abend bei einer Pressekonferenz.
Im Dorf Kana gebe es eine intensive "terroristische Aktivität" der Hisbollah, erklärte General Eschel. Allein von dort aus seien seit Beginn des Krieges vor 19 Tagen 150 Raketen auf israelische Städte abgeschossen worden.
Bei der Pressekonferenz wurden Filmaufnahmen aus Kana gezeigt. Deutlich zu sehen war da etwa ein Raketenwerfer, der zwischen den Wohnhäusern mehrere Raketen in Richtung Israel abschießt.
Ausschreitungen in Beirut
Aus Wut über den israelischen Luftangriff auf Kana stürmten Demonstranten im Zentrum von Beirut ein Gebäude der Vereinten Nationen, zerschlugen Fenster und demolierten das Inventar. Rund 5.000 Menschen hatten sich vor dem Gebäude versammelt. Einige trugen Hisbollah-Fahnen und skandierten anti-israelische und anti-amerikanische Slogans.
Der anti-syrische libanesische Regierungschef Fouad Siniora warf Israel in einem Gespräch mit dem US-Fernsehsender CBS "Staatsterrorismus" vor. Zudem dankte er der radikal-islamischen, von Syrien und dem Iran unterstützten Hisbollah-Miliz, gegen die Israel nach der Entführung zweier Soldaten militärisch vorgeht, für ihre "Opfer" im Krieg.
Kameraden und Verwandte nahmen Abschied.Die UNO hat am Sonntag eine Gedenkfeier für vier Friedenssoldaten einer internationalen Beobachtermission im Libanon abgehalten, die bei einem israelischen Luftangriff in der vorigen Woche getötet wurden. Unter den Todesopfern befindet sich wahrscheinlich auch der 44-jährige Österreicher Hans-Peter Lang.
Offiziell gilt der Steirer als vermisst. UNO-Generalsekretär Kofi Annan forderte in einer Botschaft, viele offene Fragen rund um den Tod der Blauhelme müssten noch geklärt werden.
Posten von Israel bombardiert
Rund 70 Personen nahmen an der Gedenkfeier im Garten des Hauptquartiers der Beobachtermission UNTSO in Jerusalem teil, UNO-Mitarbeiter und Verwandte. Nach UNO-Angaben starben bei dem Angriff auch der Chinese Du Zhaoyu, der Kanadier Paeta Hess-Von Kruedener sowie der Finne Jarno Makinen.
Sie sollen getötet worden sein, als am vorigen Dienstag ihr Posten im Südlibanon von der israelischen Armee bombardiert wurde. Davor hatten UNO-Beobachter zehn Mal innerhalb von sechs Stunden telefonisch Kontakt zu den israelischen Streitkräften aufgenommen, damit diese den Beschuss in der Nähe ihrer Stellung stoppe.
Fahnen auf Halbmast
Große Fotografien der vier Getöteten waren bei dem Gedenken auf vier Tischen aufgestellt mit den Flaggen ihrer Heimatstaaten und ihren Auszeichnungen. Soldaten aus den vier Herkunftsländern erwiesen ihren Kameraden die letzte Ehre. In einer kurzen Ansprache wurde Major Lang als "Zuverlässiger Freund" beschrieben. UNO-Fahnen wehten auf Halbmast, 32 UNO-Soldaten waren zur Ehrerweisung angetreten.
Annan: Viele Fragen offen
Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hatte gegenüber Annan erklärt, der Angriff sei unbeabsichtigt gewesen. Er versprach eine Untersuchung.
Annan schrieb in seiner Botschaft an die Teilnehmer der Gedenkfeier: "Es gibt viele Fragen rund um den tragischen Tod dieser unbewaffneten Friedenssoldaten, und diese müssen beantwortet werden." Der UNO-Generalsekretär hatte in einer ersten Reaktion von einer "offenbar absichtlichen" Attacke gesprochen.
"Die Augen der Welt"
Der UNO-Sondergesandter für den Nahost-Friedensprozess, Alvaro de Soto, der Annans Worte verlas, sagte, es sei zu befürchten, dass ein weiterer ziviler Mitarbeiter der Vereinten Nationen bei der Bombardierung der libanesischen Hafenstadt Tyrus ums Leben gekommen sei.
Er forderte ein sofortiges Ende des blutigen Konflikts. Annan schrieb: "Die Männer, die am Dienstag am Kontrollpunkt Khiam starben waren die Augen der Welt. Mögen sie in Frieden ruhen."
zurückVor dem Hintergrund des Libanon-Konflikts will der Iran seine Antwort auf das Verhandlungsangebot im Atomstreit erneut überdenken.
"Die Ereignisse im Libanon haben unsere Bewertung des Angebotspakets beeinflusst", sagte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad gestern auf einer Pressekonferenz über den Kompromissvorschlag, den EU-Chefdiplomat Javier Solana im Juni in Teheran vorgestellt hatte. Das Angebot müsse mit Blick auf den Libanon-Konflikt "sorgfältiger geprüft" werden, sagte Ahmadinedschad.
Worin der Zusammenhang mit der Krise im Libanon bestehen soll, erläuterte Ahmadinedschad nicht.
Warnung vor Resolution
Das iranische Außenministerium hatte allerdings bereits zuvor gewarnt, sollte der Weltsicherheitsrat eine neue Iran-Resolution beschließen, so werde man das Kompromisspaket zurückweisen.
Möglicherweise befürchtet Teheran eine Rüge des Sicherheitsrats im Zusammenhang mit dem Libanon-Konflikt, weil der Iran nach Ansicht vieler Regierungen die libanesische Hisbollah-Miliz unterstützt.
zurück
"weil der Iran nach Ansicht vieler Regierungen die libanesische Hisbollah-Miliz unterstützt."
Da braucht es dann die Ansicht anderer Regierungen nicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister Tony Blair haben den israelischen Luftangriff auf Kana in Südlibanon indirekt kritisiert. Sie drückten ihr großes Bedauern und ihre tiefe Trauer über die Folgen des Angriffs aus, „bei dem viele unschuldige Menschen, darunter auch viele Frauen und Kinder, ihr Leben verloren“ hätten. Das teilte der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, nach dem Telefonat mit. Beide Regierungschefs hätten deutlich gemacht, daß die Anwendung militärischer Mittel verhältnismäßig sein müsse und daß Opfer unter der Zivilbevölkerung vermieden werden müßten.
Israel will Sicherheitszone im Libanon einrichten
Die israelische Armee will bis Mittwoch eine Sicherheitszone im Südlibanon einrichten. Die Zone soll zwei Kilometer in libanesisches Gebiet hineinreichen. Damit will man die radikalislamische Schiitenmiliz Hisbollah von israelischem Gebiet fernhalten. Das kündigte General Gadi Eisenkaut an. Vor Beginn der israelischen Offensive am 12. Juli verfügte die Hisbollah über Stellungen, die nur wenige Meter von der Grenze entfernt waren. Nach Angaben eines israelischen Armeesprechers wurden am Sonntag mindestens 144 Raketen von libanesischem Gebiet auf den Norden Israels abgefeuert. Dabei seien fünf Menschen verletzt worden
Die Leichen sind unter einem Sonnensegel mitten im Dorf gestapelt. Eingewickelt in Plastiksäcke, verschlossen mit Klebeband. Es sind keine großen Säcke, die die Rettungskräfte im südlibanesischen Dorf Kana zusammentragen – die meisten der Opfer des verheerenden israelischen Angriffs vom frühen Sonntagmorgen sind Kinder. Die Armee hatte ein Gebäude bombardiert, in dem mehr als 60 Menschen Schutz gesucht hatten. Mindestens 54 von ihnen kamen ums Leben.
„Warum haben sie ein und zwei Jahre alte Kinder angegriffen und wehrlose Frauen?“ fragte verzweifelt Mohammed Samai, der seine Angehörigen verloren hatte. „Was haben diese Opfer getan?“ Die Rettungskräfte bargen die Leichen mit bloßen Händen aus den Trümmern. Sie holten den kleinen Körper eines Jungen aus dem Schutt, sein blutüberströmtes Gesicht war verzerrt. Eine Frau in rot gemustertem Pyjama lag gekrümmt zwischen Steinbrocken. Ein Arm ragte zwischen den Trümmern hervor, die Hand wies zum Himmel. In den Straßen lagen weitere Kinderleichen.
“Die Toten mit bloßen Händen ausgegraben“
Dem Rot-Kreuz-Helfer Salam Daher werden diese Szenen für immer ins Gedächtnis gebrannt bleiben. Er war unter den Ersten, die am Sonntagmorgen in Kana eintrafen. „Wir haben die Toten mit bloßen Händen aus den Trümmern ausgegraben“, berichtet er. Kummer und Leid auch im Krankenhaus der nahen Hafenstadt Tyrus, wohin die Opfer gebracht worden sind. Ein Vater, der den Angriff verletzt und schwer traumatisiert überlebt hat, schreit nach seinen toten Kindern.
Erinnerungen an das Trauma von 1996
„Das ist nicht nur die Schuld Israels, das ist auch die Schuld Amerikas und der arabischen Staaten, die Israels Angriff unterstützt haben“, rief Samai. Wenn Israel gegen die Hisbollah vorgehen wolle, solle sie dies von Angesicht zu Angesicht tun, fügte er hinzu. Dann brach der völlig erschöpfte Mann zusammen. Um ihn herum suchten Männer und Frauen weiter nach ihren Angehörigen, riefen deren Namen, wälzten Gesteinsblöcke zur Seite.
„Frauen, die ihre toten Kinder in der Leichenhalle umklammern, andere, die unter Schock stehen und auf Nachricht über den Zustand ihrer Angehörige warten, die mit dem Tode ringen – ich habe das alles schon einmal gesehen, damals im Jahr 1996“, sagt Doktor Hassan Hammud. Damals hatte Israel den Südlibanon noch besetzt gehalten und sich dem wachsenden Widerstand der guerillamäßig operierenden Hisbollah-Miliz konfrontiert gesehen. Israelische Geschosse trafen den Schutzraum eines UN-Postens und töteten 109 Libanesen, die dort Zuflucht gesucht hatten. „Die Geschichte hat sich wiederholt“, sagt Hammud resigniert. Das Massengrab von damals liegt weniger als einen Kilometer entfernt von der Einschlagstelle vom Sonntag.
„Wir sind in einer starken Position“, sagte der Politiker am Sonntag. Vor allem danke er Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah für seine Bemühungen, betonte Siniora mit Blick auf die Erklärung des Milizenführers vom Vortag. Nasrallah hatte die Regierung aufgefordert, Vorteile aus der Standhaftigkeit der Hisbollah gegen die israelischen Angriffe im Libanon zu ziehen. „Ich danke außerdem allen, die ihr Leben opfern für die Unabhängigkeit und Souveränität des Libanon“, fügte Siniora hinzu.
Siniora wechselt Standpunkt
Siniora, Mitglied der anti-syrischen Koalition, hatte sich in der Vergangenheit wiederholt Auseinandersetzungen mit der Hisbollah geliefert, die Unterstützung von der Regierung in Damaskus und dem Iran erhält. Die israelische Offensive im Libanon, die inzwischen seit 19 Tagen anhält, brachte die Lager offenbar einander näher.
Wo das Entsetzen zur Zahl gerinnt
Aus Jerusalem berichtet Alexander Schwabe
Mehr als 50 Menschen tot, darunter viele Kinder. Das Blutbad von Kana im Südlibanon wird in Jerusalem ganz unterschiedlich aufgenommen: Menschen im israelisch dominierten Westen der Stadt geben sich gleichgültig, Menschen im arabischen Osten zählen die Opfer.
Jerusalem am Sonntagnachmittag, wenige Stunden nachdem ein israelischer Angriff in der südlibanesischen Stadt Kana mehr als 50 Menschenleben auslöschte, davon Dutzende Kinderleben: Die Menschen stecken im Verkehrsstau fest und sind froh, dass sie in ihren klimatisierten Mittelklassewagen nicht der Hitze ausgesetzt sind. In der Fußgängerzone im Zentrum das übliche Treiben. Cafes und Bars sind gut besucht - anders als zu den Zeiten, als palästinensischer Selbstmordattentäter Hochkonjunktur hatten.
Dass sich das Land in einer kriegerischen Auseinandersetzung befindet, dass der Norden unter ständigem Katjuscha-Beschuss durch die im Libanon sitzenden schiitischen Gotteskrieger steht, dass die große Offensive im Gaza-Streifen anhält, von all dem ist hier nichts zu spüren. Die Menschen scheinen sich diese Wirklichkeit vom Leib halten zu wollen, mindestens solange, bis sie nicht selbst betroffen sind vom Krieg, der im sicheren Jerusalem in erster Linie ein mediales Ereignis ist.
Angesprochen auf den verheerenden Luftangriff der israelischen Armee gegen die libanesischen Zivilisten reagieren die meisten mit Schulterzucken. Die Menschen scheinen abgestumpft ob der ständigen Horrornachrichten in dieser Region seit Jahrzehnten. Selbst wenn fast 40 Kinder sterben auf einen Schlag, wenn das Grauen nicht mehr übersehbar ist, wird dies in Jerusalem als eine Nachricht fast wie jede andere aufgenommen.
Nichts als Zahlen? Als Joe Benjamin bei seinem Gang durch die Ben Jehuda Straße mit dieser Frage konfrontiert wird, reagiert er gleichgültig. Lächelt ein cooles Lächeln. Der 21-Jährige orthodoxe Jude ist Amerikaner und lebt gewöhnlich in Miami/Florida. Doch diesen Sommer hat er sich frei genommen, um für ein paar Monate als Ambulanzhelfer in Israel auszuhelfen. Er liebt diesen Streifen Land im Nahen Osten und identifiziert sich vollkommen mit dem Staat Israel.
Erst auf die Entgegnung: "40 Kinder, alle tot, alle getroffen von einer Bombe. Stell Dir das vor!", gerinnt sein Lächeln. Sein Humanismus, der ihn zum Nothelfer für Israelis gemacht hat, sieht für einen Moment auch in den arabischen Opfern Menschen. Doch nach einer Anflug von Trauer flüchtet er gleich wieder in die üblichen Erklärungsmuster, wie man sie hier immer und überall hört. Denkschemata, die sich über die Gefühle schieben, Schemata, wie jede Seite, die arabische und die israelische, die ihren hat.
Zynische Erklärungsmuster
"Die israelische Armee warnt die Menschen, bevor sie sie angreift", sagt Joe - exakt so, wie es die israelische Regierung verkündet. Für das Blutbad verantwortlich seien die libanesischen Behörden, die israelische Warnungen nicht an ihre Bevölkerung weitergäben. "Meinst Du, die sorgen sich um ihr Volk?", fragt sein 15-jähriger Freund Nathan. "So wenig wie sich Saddam um sein Volk geschert hat", antwortet Jonathan, ebenfalls freiwilliger Helfer im Krankenwesen. Und Joe beendet das Gespräch mit den Worten: "Es ist traurig, dass das Leben der libanesischen Bevölkerung Israel wichtiger ist, als der Hisbollah."
Ein Satz, der paradox klingt an einem Tag, an dem libanesische Männer, Frauen und viele Kinder durch von Israel abgefeuerte Geschosse starben. Und der zynisch klingt, in den Ohren aller, die Israels Offensive gegen die Hisbollah für überzogen halten. Doch Joe und viele Israelis sind überzeugt davon, dass die Hisbollah ihre Stellungen bewusst inmitten von Zivilisten aufgebaut hat und diese bewusst als "Schutzschild" instrumentalisiert. Sie sehen keinen anderen Ausweg, als diesen Krieg, um sich langfristig vor den Raketen der islamistischen Eiferer zu schützen.
"Wer Kinder tötet, ist für mich ein Terrorist"
Das anderen Erklärungsmuster hört man nicht weit von der Ben Jehuda Straße beim Damaskustor, wo die arabische Bevölkerung Jerusalems ihren Bazar hat. Hier redet keiner davon, dass die Hisbollah junge israelische Soldaten entführte. Dass die Gotteskrieger täglich Raketen auf Haifa abfeuern. Hier werden nur die eigenen Opfer gezählt. "Wer Kinder tötet, ist für mich ein Terrorist", sagt Rami, der hier auf Touristen wartet. Und Ibrahim Sheikh, der mit seinem Vater direkt unterm Damaskustor eine Geldwechselbude betreibt, sagt genau das Gegenteil von dem, was Joe Benjamin erklärt hat. Die Hisbollah liebe ihr Volk, und sie liebe den Libanon, so der 21-Jährige. Folglich hätten israelische Angriffe auf libanesische Zivilisten nur ein Ziel: Israel setze darauf, dass die schiitische Gottespartei, auf Grund ihrer Menschenliebe nachgeben werde. Dass die Hisbollah weitere Verluste und Schmerz in der libanesischen Bevölkerung vermeiden wolle.
Hinter dem Schalter der Wechselstube sitzt Ibrahims Vater Mohammed, 50. Unter der Brüstung verfolgt er für Kunden unsichtbar ständig die Website des arabischen Senders "Al-Dschasira". "Hier steht es: 37 Kinder kamen ums Leben", sagt er, "doch wen kümmert das, wer kümmert sich um die arabischen Opfer?", sagt er empört. In einem Monat sei das schon wieder vergessen.
Hinter dem Geldwechsler hängt ein Poster, darauf ein weinendes Kind. "Dieses Kind verlor vor wenigen Tagen seine komplette Familie im Gaza-Streifen", sagt Mohammed, "sieben Angehörige. Nur dieses Mädchen hat den israelischen Angriff überlebt." Doch die Israelis beklagten nur ihre getöteten Kinder, obwohl auf arabischer Seite viel mehr Kinder getötet würden.
Jerusalem im Krieg. Im Westen wie im Osten der Stadt zählen die Menschen ihre Verluste. Auf beiden Seiten zählt das Leid der anderen nichts. Das Entsetzen wird auf nüchterne Zahlen reduziert.
Kabul - Bagdad - Beirut
Bush sieht viele Erfolge
Der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah ist aus Sicht von US-Präsident George W. Bush Teil des von ihm erklärten Krieges gegen den Terror. "Wir müssen einsehen, dass der Libanon der jüngste Flammenherd im größeren Kampf zwischen Freiheit und Terror ist, der sich in der Region abspielt", sagte Bush am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache. Bush hatte den "Krieg gegen den Terror" nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ausgerufen.
Jahrzehntelang hätten die USA versucht, durch die Förderung von Stabilität Frieden im Nahen Osten zu erreichen. Das sei gescheitert. In der Region hätten Wut und Verbitterung geherrscht, was letztlich zu den verheerenden Terroranschlägen vom 11. September geführt habe. "Die Erfahrung hat uns deutlich gemacht, dass wir den Status quo im Nahen Osten nicht weiter tolerieren können", sagte Bush.
"Wir haben eine Vorwärtsstrategie der Freiheit für den Nahen Osten eingeschlagen, die Umwälzungen zum Besseren für Millionen Menschen in Gang gebracht haben. Von Kabul bis Bagdad, bis Beirut und darüber hinaus haben wir die Geburt demokratischer Regierungen gesehen, die sich bemühen, ihrem Volk zu dienen, den Terror zurückweisen und sich für den Frieden einsetzen."
Bush bedauerte, dass die Gewalt so viele Opfer fordert. "Aber dies ist die Gelegenheit für größere Veränderungen im Nahen Osten", sagte er. "Länder zu verändern, die Jahrzehnte unter Tyrannei und Gewalt gelitten haben, ist schwierig und braucht Zeit. Aber die Folgen werden tief greifend sein - für unser Land und die ganze Welt. Wenn der Nahe Osten in Freiheit und Demokratie gedeiht, gedeiht er in Frieden, und das macht Amerika und alle anderen freien Nationen sicherer."
Israelische Luftwaffe ratlos
von Ulrich W. Sahm
General Amir Eschel von der israelischen Luftwaffe hat am Abend bei einer Pressekonferenz gesagt, dass eine Überprüfung der Angriffe auf das Dorf Kana im Südlibanon kein schlüssiges Ergebnis erbracht habe. Im Dorf Kana gebe es eine intensive "terroristische Aktivität": Lagerhäuser, Kommandozentralen und Raketenwerfer. Allein von Kana aus seien seit Beginn des Krieges 150 Raketen auf israelische Städte abgeschossen worden.
Um diese "Kette" von Kommandostellen, Waffenlagern und fahrbaren Abschussrampen zu unterbrechen, habe die Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag insgesamt 6 Ziele in Kana bombardiert. "Ja, wir haben das Haus, in dem ohne unser Wissen die Flüchtlinge im Keller übernachteten, zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens angegriffen und getroffen", sagte der General. Im Laufe der Nacht habe es weitere Attacken gegeben, unter anderem auf ein Haus 500 Meter von dem Rohbau mit den Flüchtlingen entfernt. Morgens um 7:30 Uhr, also ungefähr zu dem Zeitpunkt, wo sich angeblich das Unglück ereignete und die Flüchtlinge getötet wurden, hätten drei Kampfflugzeuge ein anderes Haus, 460 Meter entfernt angegriffen und "mit zielgenauen Treffern zerstört". Die Filmaufnahmen der Zielgeräte der Piloten hätten einwandfrei dokumentiert, dass keine dieser Raketen oder Bomben ihr Ziel verfehlt hätte.
Das getroffene Haus mit den Flüchtlingen sei anhand der Fernsehaufnahmen identifiziert worden, das Angriffziel von Mitternacht gewesen zu sein. "Wir sind ratlos, weil wir uns nicht erklären können, was in dem Zeitraum zwischen dem Angriff auf das Haus um Mitternacht und der tödlichen Explosion gegen 7:30 Uhr geschehen ist."
Bei der Pressekonferenz wurden mehrere Filme über die "terroristischen Aktivitäten" in Kana gezeigt. Deutlich zu sehen war da ein Raketenwerfer, der zwischen den Wohnhäusern mehrere Raketen in Richtung Israel abschießt. Ein anderer Filmausschnitt zeigt einen Raketenwerfer, der nach erledigtem Raketen-Abschuss in das Dorf zurückkehrt und in der Garage eines Wohnhauses verschwindet. Sekunden später zerstört eine israelische Bombe das ganze Haus.
Das Land bestätige aber Angaben aus Sicherheitskreisen, wonach im Osten des Libanon Ziele angegriffen wurden. Israelischen Angaben zufolge wurden die Luftangriffe aber ausgeführt, bevor der 48-stündige Waffenstillstand für den Süden in Kraft trat. Wie aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, wurden dabei Straßen in der Nähe der syrischen Grenze bombardiert.
Israel hatte nach US-Angaben zuvor der vorübergehenden Waffenruhe zugestimmt, um eine Untersuchung eines Angriffs seiner Armee auf das Dorf Kana zu ermöglichen, bei dem am Sonntag mindestens 54 Zivilisten getötet wurden, die meisten davon Kinder. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hatte sich über den Angriff "extrem schockiert und erschüttert" gezeigt. US-Präsident George W. Bush sagte am Sonntag, die USA müssten besonders im Interesse der Kinder mit ihren Verbündeten und Freunden daran arbeiten, einen nachhaltigen Frieden zu schaffen.
Mindestens fünf Menschen seien verletzt worden, teilte die Polizei mit. Ein Vertreter der Vereinten Nationen (UN) sagte, die Gebäude seien geplündert worden. Er sprach von einer "sehr angespannten Lage". Das Personal habe aber entkommen können. Von dem Stützpunkt aus werden die Hilfsleistungen für den gesamten Gazastreifen koordiniert.
Den Augenzeugen zufolge handelte es sich bei den Angreifern um Anhänger der radikalen Gruppe Islamischer Dschihad. Etliche hätten Steine geworfen oder mit Waffen in die Luft gefeuert. In dem UN-Gebäudekomplex sei erheblicher Schaden entstanden.
Die Angreifer gehörten zu hunderten Demonstranten, die zuvor in den Straßen von Gaza gegen das israelische Vorgehen im Libanon protestiert hatten. Sicherheitskräfte von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas konnten einen Teil der aufgebrachten Menge kurz nach der Stürmung des UN-Geländes auseinandertreiben. Auch in der libanesischen Hauptstadt Beirut war es Stunden zuvor zu einem Angriff von Demonstranten auf den UN-Stützpunkt gekommen.
Israel hatte seine Offensive im Libanon vor fast drei Wochen nach der Verschleppung eines Soldaten durch Anhänger der Hisbollah-Miliz eingeleitet. Die Gruppe wiederum reagierte mit Raketenbeschüssen auf Nordisrael. In dem Konflikt kamen mehrere hundert Menschen ums Leben. Allein am Sonntag wurden bei dem israelischen Angriff auf den Ort Kana nach libanesischen Angaben mindestens 54 Menschen getötet, die meisten davon Kinder
Perez gegen sofortige Waffenruhe
Die Hisbollah stellt ebenfalls Bedingungen.Ungeachtet der vorübergehenden Einstellung von Luftangriffen im Libanon will Israel den Militäreinsatz gegen die radikale Hisbollah-Miliz noch verschärfen.
Verteidigungsminister Amir Perez sagte am Montag während einer Ansprache im Parlament in Jerusalem, die Armee werde "die Operationen gegen Hisbollah ausweiten". Israel dürfe einer sofortigen Waffenruhe nicht zustimmen.
Neue Luftattacke auf Hisbollah
Kurz darauf flog die israelische Luftwaffe erneut einen Angriff auf den Südlibanon. Im Visier seien Stellungen der Hisbollah bei dem Dorf Taibeh gewesen, wo sich israelische Bodentruppen heftige Gefechte mit Hisbollah-Kämpfern lieferten, erklärte ein Militärsprecher.
Auch ein Gebiet nahe des von Christen bewohnten Dorfes Mardschejun sei getroffen worden. Israel hatte erklärt, dass die Aussetzung der Luftangriffe keinen Verzicht auf die Luftunterstützung für seine Bodentruppen bedeute.
Auch Hisbollah feuert weiter Raketen ab
Die Hisbollah-Miliz setzte nach israelischen Medienberichten auch am Montag ihre Angriffe auf den Norden Israels fortgesetzt. Der israelische Rundfunk meldete, zwei Katjuscha-Raketen seien im Bereich der Grenzstadt Kiriat Schmona eingeschlagen.
Am Sonntag hatte die Hisbollah etwa 140 Raketen auf Israel abgefeuert, mehr als Hundert davon auf Kiriat Schmona.
Perez: "Kämpfen um unsere Heimat"
Israel habe dem Raketenarsenal der Hisbollah schon entscheidenden Schaden zugefügt, so Perez weiter. Dennoch stellten die Raketen weiterhin eine ernste Bedrohung Israels dar.
"Wir kämpfen um unsere Heimat und die Soldaten wissen das", sagte Perez. Wichtigstes Ziel sei es, die vor fast drei Wochen von Hisbollah-Milizionären aus dem israelischen Grenzgebiet entführten Soldaten "zurück nach Hause zu bringen".
"Vorhut des Teheraner Regimes"
Perez beschuldigte den Iran, die Hisbollah zu ihren "mörderischen Aktionen" zu ermuntern. "Wir bekämpfen die Hisbollah, die nichts anderes ist als die Vorhut des extremistischen Teheraner Regimes, das ihre mörderischen Aktivitäten finanziert", sagte Perez vor der Knesset in Jerusalem.
Bevölkerung der Hisbollah "ausgeliefert"
Die libanesische Regierung beschuldigte der israelische Vizepremier, "die libanesische Bevölkerung der Hisbollah ausgeliefert" zu haben. "Der Terrorismus hat sich ausgebreitet, und die libanesische Regierung hat nichts getan", sagte Perez.
Hisbollah stellt Bedingungen
Die Hisbollah fordert als Bedingung für ein Ende der Raketenangriffe auf Israel dessen sofortigen Rückzug aus dem Libanon. Ein Aussetzen der Luftangriffe für 48 Stunden reiche nicht aus, sagte der Hisbollah-Abgeordnete im libanesischen Parlament, Hassan Fadlallah, der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.
"Der Krieg wird enden, wenn Israel seine Aggression umfassend und vollständig einstellt und sich aus den besetzten Stellungen im Südlibanon zurückzieht."
Rice: Lösung noch diese Woche
Zwischen Israel und der Hisbollah kann nach Einschätzung von US-Außenministerin Condoleezza Rice bis Ende der Woche ein Waffenstillstand erreicht werden.
Es gebe eine zunehmende Übereinstimmung, was für einen baldigen Waffenstillstand und eine dauerhafte Lösung benötigt werde.
Schutztruppe soll in Resolution
Sie werde sich für eine entsprechende UNO-Resolution einsetzen, sagte Rice am Montag zum Abschluss ihrer Reise in die Region.
Die Resolution des UNO-Sicherheitsrates solle auch den Einsatz einer internationalen Schutztruppe im Süden Libanon beschließen.
Es gebe eine zunehmende Übereinstimmung, was für einen baldigen Waffenstillstand und eine dauerhafte Lösung benötigt werde, sagte Rice. Einzelheiten über die Verhandlungsergebnisse ihrer Nahost-Reise nannte sie nicht.
Noch kein Druck von USA
Rice hatte am Sonntag ausgiebig mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und Außenministerin Zipi Liwni beraten und Israel zu einer 48-stündigen Aussetzung der Angriffe auf den Süden Libanons bewegt.
Die US-Regierung hat sich bisher jedoch geweigert, auf einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand zu drängen.
Hunderte Tote
Israels Armee und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich seit fast drei Wochen heftige Gefechte im Süden des Libanon. Dabei sind mehrere Hundert Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen libanesische Zivilisten.
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Raketen aus zivilen Gebäuden
Ashbel betonte erneut die israelische Position, dass die Hisbollah zivile Einrichtungen in dem Dorf als Abschussrampen für seine auf Nordisrael abgefeuerten Raketen verwendet habe. Dazu zeigte er israelische Militäraufnahmen, auf denen nach israelischen Angaben Raketenabschüsse aus zivilen Gebäuden in Kana zu sehen waren.
"Internationale Gemeinschaft tat nichts"
Der israelische Botschafter übte in diesem Zusammenhang heftige Kritik an der internationalen Gemeinschaft. Israel habe seit seinem Abzug aus dem Libanon im Jahr 2000 auf die Existenz von Hisbollah-Stellungen im Südlibanon hingewiesen. "Die internationale Gemeinschaft hat aber überhaupt nichts getan, um die Situation zu ändern", sagte der Diplomat. In diesem Zusammenhang übte er auch Kritik an der EU, die die Hisbollah "immer noch nicht" auf ihre Terrorliste gesetzt habe.
"Es geht nicht um Vergeltung"
Das Ziel Israels im Krieg gegen die Hisbollah sei es, "Ruhe zu bekommen", sagte der israelische Botschafter. "Wir kämpfen für unser Land und für unsere Sicherheit", betonte er. Israel wolle die Raketen der Hisbollah "von der Grenze wegbekommen". Es gehe nicht um "Vergeltung". Es gebe zudem nicht nur im Libanon, sondern auch in Israel "Hunderttausende Flüchtlinge", sagte Ashbel, "nur dass wir nicht damit protzen". Alle Menschen aus Nordisrael, denen es möglich gewesen sei, seien bereits in die südlicheren Landesteile geflohen.
Kritik an UNO
Zum international verurteilten israelischen Angriff auf einen UNO-Beobachterposten bei Khiyam (Khiam) im Südlibanon, bei dem vier UNO-Soldaten - darunter vermutlich auch ein Österreicher - umkamen, übte Ashbel unterschwellige Kritik an den Vereinten Nationen. Es sei zu fragen, wer dafür verantwortlich sei, dass sich die UNO-Leute unbewaffnet in einem Kriegsgebiet aufhielten, sagte der israelische Botschafter. Auch in diesem Zusammenhang betonte er, dass die Hisbollah den UNO-Posten als "Schutzschild" verwendet habe.
"Ein riesiges moralisches Dilemma"
Sie wurde selbst vor Jahren bei einem Attentat in Jerusalem schwer verletzt. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev über das moralische Dilemma des Krieges in Nahost, die Tragödie von Kana und die Schuld der Hisbollah.
SPIEGEL ONLINE: Frau Shalev, gestern starben bei einem israelischen Luftangriff in Kana mehr als 50 Menschen - die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Wie lange kann Israel diesen Krieg noch führen?
Autorin Shalev (bei einer Lesung in Köln): Unglaublich traurig und schockiert
Shalev: Die Hisbollah schießt Raketen auf Zivilisten in Israel aus der Mitte der libanesischen Bevölkerung. Sie nutzt die Zivilisten als Basis für ihre militärischen Aktionen und es ist schwierig sich dagegen zu wehren, ohne dass Zivilisten getötet werden. Ich wünschte, das wäre möglich. Israel warnt die Menschen und fordert sie auf in Bunker zu gehen, aber ich habe gehört, dass die Hisbollah den Menschen nicht erlaubt, aus den Dörfern zu fliehen. Die Hisbollah benutzt die Zivilbevölkerung.
Was gestern in Kana passiert ist, ist eine große Tragödie und ich bin unglaublich traurig und schockiert - aber wiederum ist es passiert, weil die Hisbollah von Kana aus Hunderte Raketen auf Israel abgefeuert hat. Die israelische Armee wusste nicht, dass sich in dem Gebäude in Kana auch Zivilisten verstecken. Sie dachten, dass in dem Gebäude nur Hisbollah-Kämpfer sind. Es ist schrecklich, ein schrecklicher Fehler. Definitiv sind die Zivilisten im Libanon Opfer der Hisbollah, die sich dem libanesischen Volk gegenüber sehr unverantwortlich verhält.
Tatsache ist: Es gibt keine klaren Antworten. Ich denke die ganze Zeit darüber nach und stelle mir selbst Fragen. Ich bete dafür, dass der Krieg schon heute zu Ende ist und dass die libanesische Regierung genug Macht hat, um die Hisbollah aus dem Libanon zu vertreiben. Ich bete dafür, dass Frieden in das Land kommt.
SPIEGEL ONLINE: Reagiert die israelische Regierung richtig?
Shalev: Die Antwort darauf ist sehr komplex und ein riesiges moralisches Dilemma für uns alle. Ich befürworte nicht jeden einzelnen Schritt der israelischen Regierung, aber ich befürworte es prinzipiell, dass sie ihr Volk schützt. Es ist schwierig, Pazifist zu sein, wenn dein Leben in Gefahr ist und jemand dich töten will. Es gibt nur eine Wahl zwischen zwei schlechten Optionen und Krieg ist immer eine furchtbare Option. Wir alle sind geschockt über die toten Libanesen.
Aber als Israel sich vor sechs Jahren aus dem Libanon zurückgezogen hat, dachte jeder, wir machen einen Schritt in Richtung Frieden. In all diesen Jahren seitdem waren wir uns nicht im Klaren darüber, welche Bedrohung die Hisbollah darstellt. Sie hat die sechs Jahre genutzt, um Raketen zu bekommen und sich auf den Krieg vorzubereiten. Unser Schritt in Richtung Frieden wurde von ihnen als Schwäche interpretiert. Der Nahe Osten ist ein grausamer Ort mit grausamen Regeln und es bricht mir das Herz, wenn ich höre, dass unschuldige Menschen im Libanon sterben - für mich gibt es keinen Unterschied zwischen israelischen und libanesischen Zivilisten.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben Freunde bei sich in Jerusalem aufgenommen, die vor den Raketen der Hisbollah aus Nord-Israel geflohen sind. Was haben diese Menschen erzählt?
Zeruya Shalev: Der Krieg hat ihr Leben gelähmt. Sie kommen aus Haifa und sind nicht an Krieg gewöhnt. Plötzlich konnten sie sich nicht mehr frei bewegen, die Kinder haben geweint und hatten Angst. Wenn Alarm ertönte, mussten sie immer wieder in den Bunker, sich dort vor den Raketen verstecken. Einige Menschen aus ihrer Nachbarschaft wurden verletzt. Für diese Menschen ist dieser Krieg ein Trauma - wie für die mehr als eine Million Menschen im Norden Israels. Sie können sich in ihren eigenen Häusern nicht mehr sicher fühlen. In diesem Sinne ist der Krieg noch härter als die Intifada - vor Selbstmordattentaten kann man sich zu Hause sicher fühlen.
SPIEGEL ONLINE: Der Hisbollah-Chef Nasrallah hat damit gedroht, auch israelische Städte südlich von Haifa anzugreifen. Ist dieser Krieg ein Krieg um die Existenz Israels?
Shalev: In gewisser Weise, ja. Denn wir alle wissen, dass es nicht nur um die Hisbollah geht, sondern dass die Hisbollah von Syrien und Iran gestützt wird. Und die sagen sehr offen, dass sie Israel zerstören wollen. Wir in Israel haben das Gefühl, dass dieser Krieg in vielerlei Hinsicht eine kritische Stufe im Prozess der Bedrohung von Israels Existenz ist. Wenn die Hisbollah gewinnt, werden Iran und andere islamistisch-fundamentalisch-terroristische Gruppen in Jordanien und Ägypten ermutigt und Israel wird nicht mehr normal leben können. Auf lange Sicht stellt dieser Krieg also eine riesige Gefahr für Israel dar, aber auch für den gesamten Nahen Osten und die westliche Welt. Wenn Israel gegen die Hisbollah gewinnt, so hofft man hier, werden die Extremisten geschwächt und es wird leichter zu einem Friedensabkommen kommen.
SPIEGEL ONLINE: Ist die Angst auch in Jerusalem, wo Sie leben, zu spüren?
Shalev: Nein. Und das ist auch das Merkwürdige an diesem Krieg. In den letzten Jahren war es während der Intifada in Jerusalem immer sehr gefährlich. Die Menschen hatten Angst nach Jerusalem zu kommen. Plötzlich ist es hier jetzt sehr dynamisch und Menschen aus dem Norden kommen, um sich vor den Raketen zu schützen. Im Moment haben wir einen großen Vorteil, weil wir hier leben. Trotzdem fühlen wir natürlich alle mit und sind Teil dieses Krieges. Wir wissen, dass die Hisbollah auch Waffen bekommen könnte, mit mit denen sie Jerusalem erreichen. Das ist nur eine Frage der Zeit - und auch in diesen Tagen gibt es die Gefahr durch Selbstmordattentäter.
SPIEGEL ONLINE: Es wurden große Hoffnungen in die Demokratisierung des Libanon gesetzt. Sind diese Hoffnungen nun alle zunichte gemacht worden?
Shalev: Ich glaube, dass es noch ein bisschen Hoffnung gibt - wenn die libanesische Regierung es schafft die Hisbollah zu entwaffnen und sie loswird. Israel hat keinen Konflikt mit der libanesischen Regierung.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben auch viele palästinensische Freunde. Was sagen die zu diesem Krieg?
Shalev: Ich habe das Gefühl, dass das Dilemma für sie noch viel größer ist. Wenn sie Kritik an der Hisbollah üben stehen sie in der arabischen Welt als Verräter da - selbst wenn die pragmatischen Kräfte längst realisiert haben, dass dieser Krieg eine Gefahr für die ganze Region ist. Es ist Teil der Tragödie, dass die pragmatischen Kräfte in der arabischen Welt die fundamentalistischen Extremisten nicht kontrollieren können.
SPIEGEL ONLINE: Können Sie Ihren Kindern noch die Hoffnung auf Frieden in Israel vermitteln?
Shalev: Ich sage meinen Kindern, dass wir die Hoffnung nicht verlieren dürfen und es wieder und wieder versuchen müssen zu einem Friedensabkommen mit den Palästinensern zu kommen. Ich sage ihnen, dass nicht alle Palästinenser unsere Feinde sind, nur die Terroristen und dass es möglich ist, irgendwann ein Abkommen mit den pragmatischen Kräften auszuhandeln. Und auch wenn die Stimmen der Extremisten im Moment immer lauter werden, fordere ich sie auf, auch auf die Stimmen der moderaten Palästinenser zu hören.
Im Moment sieht es nicht so aus, als ob ein Friedensabkommen in Reichweite ist, aber die Mehrheit der Israelis will den Frieden und ist zu Kompromissen bereit. Was im Moment passiert, zeigt aber auf sehr klare und tragische Art und Weise, wie die Anstrengung der Israelis zum Frieden - der Abzug aus dem Libanon und dem Gaza-Streifen - als Schwäche interpretiert wird und Krieg und immer mehr Terror bringt. Das ist das traurige Paradoxon des Nahen Ostens.