Investment-Trip 2004
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 11.05.04 23:16 | ||||
Eröffnet am: | 27.04.04 13:21 | von: Happy End | Anzahl Beiträge: | 6 |
Neuester Beitrag: | 11.05.04 23:16 | von: jgfreeman | Leser gesamt: | 1.654 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 1 | |
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Wer in der ganzen Welt investiert, sollte sie kennen...
"Die besten Investment-Chancen findet man nicht im Hörsaal oder auf
Analystenkonferenzen, sondern indem man mit offenen Augen durch die Welt geht."
Diese Einsicht des legendären Fondsmanagers Peter Lynch war für mich Anlass, in den kommenden vier Monaten eine Reise um die Welt anzutreten - ein Investment-Trip auf den Spuren unserer Weltmarktführer.
Das Ziel:
Vor Ort einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung in den Märkten von Morgen zu gewinnen und so die Kapitalmarkttrends der Zukunft einschätzen können.
Die Route:
Von Deutschland über die USA nach Japan. Weiter auf dem Landweg quer durch China. Dann nach Indonesien, Singapur und Malaysia. Von dort aus über Thailand und Indien zurück in die Heimat.
Neben der Besichtigung der wichtigsten Börsenplätze der Welt sowie Interviews mit Investmentmanagern und Unternehmensvertretern vor Ort geht es vor allem darum, die Lebensumstände, Mentalitäten und Konsumgewohnheiten der Menschen in den sogenannten aufstrebenden Märkten hautnah zu erleben.Denn zweifelsfrei wird gerade die Entwicklung in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde wie China, Indien und Indonesien die Zukunft der Kapitalmärkte beeinflussen. Welche Chancen genau sich daraus für unsere Weltmarktführer ergeben und welche Unternehmen davon am meisten profitieren, das gilt es in den kommenden Wochen herauszufinden.
Über die Ergebnisse und meine persönlichen Eindrücke vor Ort werde ich Sie an dieser Stelle brandaktuell auf dem Laufenden halten.
Ich lade Sie darum ein: Begleiten Sie mich auf dieser Reise auf den Spuren unserer Weltmarktführer - einem einzigartigen Investment-Trip rund um die Welt !
Jörg Wiechmann
(IAC-Geschäftsführer)
Als ich heute morgen gegen 6 Uhr in Itzehoe aufbrach, um meinen Flieger von Hamburg über Frankfurt nach New York zu erreichen, wusste ich nicht, was mich in den kommenden Wochen erwartet. Einen kleinen Vorgeschmack, wie unterschiedlich die Länder, Menschen und Kapitalmärkte sein werden, die vor mir liegen, erhielt ich jedoch bereits gestern abend auf n-tv. Der Nachrichtensender meldete einen plötzlichen Wintereinbruch mit Schneechaos und klirrender Kälte in Oklahoma im mittleren Westen der USA - der Dow Jones lag 1,5% im Plus. Gleichzeitig zeigte das Laufband für Jakarta, die Hauptstadt Indonesiens, unerträgliche 37 Grad Celsius - und einen Kursverlust von 1,2% zum Vortag.
Nicht minder schwankungsreich sind auch meine Emotionen zu Beginn dieses aussergewöhnlichen Trips. Sicher, vor mir liegen zahlreiche neue Eindrücke und Erfahrungen, viele Menschen und wertvolle Kontakte zur Investmentwelt. Trotzdem hat diese Reise weder etwas mit einem 5-Sterne-Luxushotel-Urlaub noch mit der Sonne-Palmen-Strand-Vorstellung zu tun, die man üblicherweise mit einer Weltreise verbindet.
Im Gegensatz zu den meisten Investmentbankern, die selbstverständlich Business-Class fliegen und in 300 Dollar-Hotels übernachten, ziehe ich die Economy-Class und preiswerte landesübliche Unterkünfte vor. Dies mag einerseits daran liegen, dass wir im IAC anders als bei Fonds eine klare Kostentrennung haben und ich die Kosten dieser Reise somit aus eigener Tasche und nicht etwa aus dem Portemonnaie der Kunden bezahle. Darüber hinaus bin ich aber auch der Überzeugung, dass sich die wahren wirtschaftlichen Verhältnisse eines Landes sowie die Konsumgewohnheiten und Lebensumstände seiner Bevölkerung nicht wirklich optimal in der Lobby eines 5-Sterne-Hotels ergründen lassen.
Trotz dieser Umstände lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass der eine oder andere ohne Zögern bereit wäre, mit mir zu tauschen. Steht man allerdings erst einmal am Flughafen, wird einem bewusst, dass vier Monate eine lange Zeit sind und man nicht nur im familiären Bereich einiges zurück lässt.
Wer die Entwicklung des IAC in den vergangenen 6 Jahren miterlebt hat, weiß was ich meine: Als wir im März 1998 mit 12 Gründungsmitgliedern den Itzehoer Aktien Club ins Leben gerufen haben, hätte keiner von uns zu träumen gewagt, dass sich daraus in den folgenden Jahren eine beispiellose Erfolgsgeschichte entwickeln würde. Auch hatten wir keine Ahnung, wie viel Arbeit und emotionale Höhen und Tiefen mit dem Aufstieg des IAC von einem unter 6.000 Aktienclubs zum mit Abstand größten Club in Deutschland verbunden sein würde.
Genau diese Höhen und Tiefen, die viele IAC-Mitglieder hautnah mit uns gemeinsam erlebt haben, waren es allerdings, die uns alle auf eine besondere Art und Weise zusammengeschweisst haben. Ich wage darum zu behaupten, dass der Idealismus und die Identifikation des mittlerweile 25-köpfigen IAC-Teams mit "unserem" Club und die enge Verbindung zu "unseren" Mitgliedern etwas ganz Besonderes sind. Letztendlich sind sie sogar mehr als das: Sie sind das Erfolgsgeheimnis, das den IAC trotz der katastrophalen Börsenjahre ganz an die Spitze gebracht hat.
Das alles für mehrere Monate räumlich zurück zu lassen, fällt mir darum nicht leicht. Andererseits beweist gerade die Tatsache, dass meine Abwesenheit für einen solchen Zeitraum problemlos möglich ist, ohne dass der Mitglieder-Service oder die tägliche Arbeit darunter auch nur im Geringsten leiden würden, dass der IAC mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen ist und das gesamte IAC-Team mit den Aufgaben und Herausforderungen gewachsen ist.
Dies alles hätte nicht erreicht werden können ohne die außergewöhnliche Leistungsbereitschaft und eine gehörige Portion Idealismus des gesamten IAC-Teams in den letzten Jahren. Dafür möchte ich jedem einzelnen Mitarbeiter persönlich danken.
Mein Dank gebührt jedoch nicht nur den Mitarbeitern, die allen IAC-Mitgliedern stets mit besten Kräften zur Seite stehen, sondern in ganz besonderer Weise auch den Mitgliedern selbst. Die zurückliegende Börsenbaisse hat wohl jeden Einzelnen zeitweise an der Richtigkeit seiner Entscheidung zum Kauf von Qualitätsaktien zweifeln lassen. Die emotionalen Anfechtungen, die uns als Investoren immer wieder zu Fehlern verleiten, waren in den vergangenen Jahren außergewöhnlich intensiv. Ließen sich während der Boomphase Ende der 90er viele von der Gier mitreißen und so zu Investitionen am Neuen Markt verführen, verkauften ebenso viele Anleger ihre Aktien aus Angst vor Terror, Bilanzbetrug und Krieg im Irak in der Folgezeit zu Tiefkursen.
Wir im IAC blieben durch unsere Strategie der internationalen Qualitätsaktien von diesen verlustreichen Fehlentscheidungen zwar verschont, jedoch weiß jeder, der die Entwicklung am eigenen Leib miterlebt hat, dass die dafür notwendige Konsequenz nicht immer ganz einfach war und selbst Qualitätsaktien letztendlich von Kursschwankungen nicht verschont bleiben.
Dass der IAC trotz der zurückliegenden Börsenjahre heute mit 8.600 Mitgliedern und einem Vermögen von über 60 Mio. Euro im Gemeinschaftsdepot jeweils neue Rekordstände erreicht hat, beweist, dass unsere Mitglieder sich deutlich von der breiten Masse der Privatanleger abheben. Und obwohl dieser Umstand ganz sicher nicht in unserer Verantwortung liegt, erfüllt mich diese Tatsache mit einem gewissen Stolz. Ich kann mir jedenfalls keine besseren Investoren vorstellen, als die, die wir bereits im IAC haben.
Das daraus resultierende Verantwortungsgefühl war es letztendlich, das mich trotz gemischter Gefühle geradezu auf diese Reise trieb. Wer wie ich mitverantwortlich ist für die Anlageentscheidungen von über 60 Mio. Euro harter Ersparnisse und dieses Geld in Firmen in der ganzen Welt investiert, sollte diese schließlich auch kennen.
Wie man sich bettet...
so schläft man. Allerdings ist das hier in New York City in erster Linie eine Frage des Preises. Laut Information des Tourismus-Büros geben die rund 40 Mio. Touristen pro Jahr durchschnittlich 194 USD pro Tag aus. Ein Hotelzimmer für unter 100 USD zu finden, ist in dieser Stadt so gut wie unmöglich.
Somit stand ich also gleich nach meiner Ankuft in New York vor einem Problem, da meine persönliche Schmerzgrenze beim Geldausgeben ungewöhnlich niedrig liegt. Die Sparsamkeit ist mir sozusagen in die Wiege gelegt. Eine Charaktereigenschaft, die nicht immer auf Gegenliebe trifft, für jemanden, der wie ich beruflich mit Geld zu tun hat, jedoch in den meisten Fällen äußerst vorteilhaft ist.
Aus diesem Grund habe ich denn auch nicht etwa eines der unzähligen Hotels in Manhattan mit teilweise grandioser Aussicht über die Stadt gewählt, sondern mich in einer Herberge für 30 USD die Nacht zusammen mit 10 anderen Reisenden in einem fensterlosen Kellerraum einquartiert. Was auf den ersten Blick möglicherweise bei dem einen oder anderen für Unverständnis sorgt, erweist sich bei genauerem Hinsehen für den Zweck meiner Reise als äußerst vorteilhaft. Schließlich geht es bei diesem Trip neben dem Besuch wichtiger Finanzplätze auch darum, ein bessere Verständnis für die Menschen und Länder zu entwickeln, die auf meiner Reise-Route liegen. Genau dafür scheint diese Wahl der Unterkunft wie geschaffen.
So zeichnet sich das Publikum hier durch einen interessanten Mix aus Internationalität und Intellektualität aus. Man trifft auf zahlreiche rucksackreisende Studenten aus aller Welt zu denen man aufgrund des engen Miteinanderwohnens schnell Kontakte knüpft und die sich meist als erstklassige Informationsquelle entpuppen, die sich bereitwillig anzapfen läßt. Diese Leute gehören zur zukünftigen geistigen Elite ihrer Länder und werden deren Entwicklung in den nächsten Jahren als kleiner Teil des Rades wesentlich mitbeeinflussen.
Bei einer Reise nach Florida im vergangenen Jahr teilte ich beispielsweise das Etagenbett mit einem 28-jährigen Terminhändler aus Chicago, der im Handel mit Zinsderivaten für den US-Immobilienfinanzierer Fanny Mae tätig war. Er handelte täglich Terminkontrakte im Wert von zig-Millionen Dollar, was diesen Job zu einem besonders stressanfälligen macht. Dafür aber verdiente er so gut, dass er plante, nur noch bis 30 zu arbeiten und sich dann zur Ruhe zu setzen.
Auch diesmal sollte ich hinsichtlich wertvoller Kontakte und Informationsquellen nicht enttäuscht werden: Zu meinen Mitbewohnern gehörten japanische und US-amerikanische Studenten sowie ein Redakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), der bereits die meisten Länder der Erde bereist hatte.
Darüber hinaus habe ich mit der gewählten Unterkunft auch gleichzeitig die erste hochkarätige Investment-Idee meiner Reise gefunden: Die in einer normalen New-Yorker Mietwohnung untergebrachte Herberge, die zufällig von zwei deutschen Frauen mittleren Alters betrieben wird, hat insgesamt 20 Betten, von denen ich zum Glück das letzte ergattern konnte. Bei einem Übernachtungspreis von 30 USD macht das ein maximales Ertragspotential von 600 USD pro Tag bzw. 18.000 USD pro Monat oder gut 220.000 USD pro Jahr. Geht man vorsichtig über das Jahr von einer Auslastungsquote von 60% aus, belaufen sich die Einnahmen auf rund 130.000 USD.
Kosten für den Betrieb dieser "Wohnung mit wechselnden Mietern" sind zu vernachläßigen, da Reinigung und Rezeption von Reisenden erledigt werden, die als Gegenleistung die Unterkunft kostenlos erhalten. Bei einem grob geschätzten Kaufpreis der Wohnung von ambitionierten 400.000 USD bringt dieses "Investment" ohne viel Arbeit eine Rendite von über 30% pro Jahr. Kein Wunder also, dass die beiden deutschen Vermieterinnen gerade eine zweite Unterkunft dieser Art nur wenige Strassenblöcke weiter eröffnet haben. Etwas schöner und größer versteht sich.
Der Einzige Haken an dieser Investment-Idee: Mir persönlich ist bisher keine Herbergs-Kette dieser Art bekannt, die bereits börsennotiert ist und uns somit eine Beteiligung ermöglichen würde.