Culture Club
„Retroavantgarde ist die grundlegende künstlerische Vorgehensweise von Neue Slowenische Kunst. Sie basiert auf der Prämisse, dass Traumata der Vergangenheit, die sich auf Gegenwart und Zukunft auswirken, nur geheilt werden können durch eine Rückkehr zu den ursprünglichen, auslösenden Konflikten. Die moderne Kunst hat bislang noch nicht den Konflikt überwunden, der durch die […] Assimilierung der historischen Avantgardebewegungen in die Systeme totalitärer Staaten entstand. Die übliche Wahrnehmung der Avantgarde als fundamentales Phänomen des 20. Jahrhunderts ist belastet durch Ängste und Vorurteile. Einerseits wird diese Periode naiv glorifiziert und mystifiziert, während andererseits ihr Missbrauch, ihre Kompromisse und Fehler mit bürokratischer Genauigkeit gezählt werden, um uns daran zu erinnern, dass sich eine derartig grandiose Verblendung niemals wiederholen darf.“
– Irwin/NSK (1993)
„Buy Victory“
Laibach-Plakat 1984
Die (bildlichen und musikalischen) Werke Laibachs sind diesem Konzept folgend geprägt durch die Verwendung von Versatzstücken, Symbolen, Zeichen, Zitaten, Samples und Ikonen aus unterschiedlichsten künstlerischen und politisch-historischen Kontexten, insbesondere jedoch der totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts.
Die von Laibach zitierten musikalischen Elemente entstammen dabei ebenso der klassischen Musik wie dem Heavy Metal, der Disco-Musik und dem Techno und slowenischem Kulturerbe. So finden sich in verwendeten Samples und Coverversionen Laibachs Elemente aus Werken von Gustav Holst, Anton Bruckner, Carl Orff, Franz Liszt und Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch ebenso wie Stücke von Bands wie Queen, den Beatles oder den Rolling Stones.
Die beschriebene Arbeitsweise Laibachs setzt ein rücksichtsloses Aneignen von musikalischem Material unterschiedlichster Herkunft und dessen Verarbeitung zu eigenen Zwecken, mithin das künstlerische ready-made im Sinne Marcel Duchamps und Joseph Beuys’ voraus.
“The compositional process is a dictated ready-made.”
„Der Kompositionsprozess ist diktiert vorgefertigt.“
– Laibach
Dieser bewusste Prozess des ständigen Wiederholens und Neuverarbeitens zeigt neben dem exorzistischen auch ein psychoanalytisches Element der Arbeitsweise Laibachs.
Musikalisch ist das mit dem Avantgarde nun auch ohnehin immer so eine Sache.
Es ist eher postmusikalische Konzeptkunst, bei der am Ende der theoretische Ansatz und die Einladung zur Reflektion im Vordergrund steht.
Conceived around 1947–48, while the composer was working on Sonatas and Interludes, 4'33" became for Cage the epitome of his idea that any sounds may constitute music. It was also a reflection of the influence of Zen Buddhism, which Cage had studied since the late 1940s. In a 1982 interview, and on numerous other occasions, Cage stated that 4'33" was, in his opinion, his most important work. The New Grove Dictionary of Music and Musicians describes 4'33" as Cage's "most famous and controversial creation".
https://en.wikipedia.org/wiki/4%E2%80%B233%E2%80%B3
https://de.wikipedia.org/wiki/4%E2%80%B233%E2%80%B3
...allerdings avantgardetypisch ebenfalls eher konzeptionell und ideell abstrakt interessant, musikalisch dabei jedoch eher schwer hörbar.
"The title Music of Changes refers to several different meanings. One of them is the Chinese oracle book I Ching, the Book of Changes. Another, more personal reference is the change in Cage's compositional language.
Cage composed the music using I Ching chance operations, in order to create differrent charts for various parameters in the music: tempi, dynamics, sounds and silences, durations and superimpositions. With these charts he created a composition, using a conventional manner of notation with staves and bars, where everything is notated in full detail. The piano is played, not only by using the keys, but also by plucking the strings with finger nails, slamming the keyboard lid, playing cymbal beaters on the strings, striking the keyboard lid etc. Pedalling is also notated in full detail.
The notation is proportional, where 1 inch equals a quarter note. The rhythmic structure is 3-5-6¾-6¾-5-31/8 and is expressed in changing tempi, including the use of accellerandos and ritards.
This work may be seen as the first result of Cage's voyage into the world of composing by chance. For Cage this was a necessary step, in order to give up individual taste and memory and also the traditions in art. This development came as a result of his studies with Gita Sarabhai (Indian philosophy) and Daisetz T. Suzuki (Zen Buddhism) in the late fourties and early fifties.
Chance here, is part of the moment of composition though. The actual result and the performance of it are completely determined, something Cage was to give up soon in his later compositions."
Die Erfinder des Fascholooks als volkserzieherisches bzw paradoxtherapeutisches Instrument. Fragwürdig, aber noch glaubwürdig. Hier wird das Konzept erläutert:
Dieser vermeintlich therapeutische Ansatz ist insofern nicht bloß sachlich völlig ungeeignet und insofern reichlich albern, sondern in seiner Aufdringlichkeit auch recht brutal.
Wenn man dieses vorgertragene Motiv ernst nehmen möchte, so fehlt es es hier ganz und gar an einer verantwortungsvollen und reifen Reflektiertheit, also genau daran, was mit der ästhetischen Brechstange so dringend von den anderen eingefordert werden soll.
Ich halte diese Motivation aufgrund der derart offensichtlichen Ungeeignetheit der gewählten Methoden allerdings eben keineswegs für aufrichtig (auch nicht bei TG).
Sie scheint mir eher als moralisch-intellektuelle Rechtfertigungsgrundlage dafür zu dienen, die doch sehr eigenen Bedürfnisse ausleben zu dürfen, mit diesen verbotenen Ästhetizismen und Symbolen herumzuspielen und sich darin zu verkleiden und natürlich auch damit zu provozieren, was dann eher in Richtung Fetisch geht, als dass es etwas damit zu tun hätte, tatsächlich irgendeinen Erziehungs- oder Aufklärungsauftrag dabei annehmen zu wollen.
An tatsächlicher Aufklärung oder Aufarbeitung kommt bei sowas dann ja auch am Ende gar nicht wirklich etwas herum.