AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
Umsatz und EBITDA waren leicht unter dem oberen Ende der Unternehmens-Eigenen Spanne. Wie in meinem letzten Beitrag geschrieben, hätte das EBITDA beim Erreichen des oberen Endes der Spanne auch bei 260 Mio liegen können - geworden sind es 246 Mio. Das ist nur knapp unter dem Wert des Geschäftsjahres 2018/19, welches das bisherige Rekordjahr war.
Q4 brachte ein Nettoergebnis von 10,4 Mio - das ist (so wie in Q3) nicht gerade berauschend.
Hier hätte man sich angesichts des sehr guten Umfeldes wieder mehr erwarten können.
Zum Ausblick auf 2021/22:
Überraschend ist für mich, dass man bereits im laufenden Geschäftsjahr das Werk Chongqing III beginnt, in Betrieb zu nehmen. Wie erwartet führt das vorerst einmal zu Anlaufkosten, denen wohl nur geringe Umsätze gegenüber stehen. Diese Kosten beziffert man mit 40 Mio Euro.
Meine Erwartungen und wohl auch die von Herrn Lion waren ja, dass das laufende Jahr ein Übergangsjahr werden würde, wo Chongqing III noch nicht anläuft und daher auch keine Kosten entstehen.
Berücksichtigt man nun diese Kosten, sind die Prognosen für das laufende Jahr eigentlich gar nicht mal schlecht. EBITDA-Prognosen von 21-23% sind da sicher ganz O.K.
In Zahlen ausgedrückt bedeuten die erwarteten Umsatzzuwächse von 13-15 % einen Umsatz von 1354 Mio und ein EBITDA von etwa 300 Mio. Damit sind die Prognosen von Herrn Lion wohl nicht zu halten.
Anzumerken ist aber, dass die schnellere Inbetriebnhame von Chongqing III ja auch dazu führt, dass die 2. Umsatzmilliarde früher erreicht wird und dies ja den negativen Effekt der Anlaufverluste mehr als aufwiegen sollte.
Wenn man vor dem Hintergrund dieses Blue Sky Szenarios dennoch nur ein EBITDA von 19% schafft in 2021/22 (nach Abzug der Sondereffekte), dann frage ich mich, ob so ein Großprojekt wie Vietnam wirklich Priorität haben sollte momentan.
Das ist auf jeden Fall keine gute Werbung für den Kapitalmarkt. Als Anleger läge es für mich dann näher, erstmal die eigenen Hausaufgaben zu erledigen und die bereits anstehenden, sehr teuren Investitionen zu meistern. Man hat hier ja bereits sehr ehrgeizige Ziele bis 2024. Und 14% Wachstum bei 19% Marge in einem Boomjahr ist da wahrscheinlich keine gute Argumentationsgrundlage für eine Kapitalerhöhung um noch mehr sehr teure Kapazität in den Markt zu werfen.
Dann lieber bei besseren Margen "nur" ein Wachstum auf 2 Mrd. Umsatz anpeilen und andere die Kapazitäten ausbauen lassen. Es geht hier ja nicht darum, Substratweltmeister zu werden, sondern die angekündigten ROCE-Ergebnisse zu erzielen. Und denen hinkt man mit der Guidance für 2021/22 doch noch deutlich hinter.
Ich denke, die Priorität bei AT&S sollte daher sein sicherzustellen, das avisierte EPS von >5 EUR in ein paar Jahren dann auch zu erreichen und sich nicht mit immer weiteren "Sondereffekten" zu verzetteln.
Nachdem man hier mit einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Vietnam-Projektes rechnen muss, hat man nun vorerst einmal Zeit und hat eventuell die Möglichkeit noch billiger rein zu kommen.
Einen positiven Newsflow sehe ich absehbar nicht kommen.
Es wird immer die Frage im Vordergrund stehen, wie Vietnam finanziert wird.
Einzig die Ankündigung eines Börsenwechel würde mir jetzt einfallen, dass die Aktie kurzfristig wieder positiv performen könnte.
Mittelfristig bleibt natürlich alles unverändert. In 2 Jahren stehen wir davor die 2 Mrd Umsatzgrenze und ein EPS von 4-6 Euro zu sehen - wohlgemerkt ohne Vietnam!!!!
Wenn man sich das Investitionsvolumen ansieht, kann man sich ausrechnen, wo alleine die Erhaltungsinvestitionen zukünftig liegen werden. Stellt man sich dann noch ein etwas höheres Zinsniveau vor, reduziert sich das zukünftig erwartbare EBIT sehr schnell. Bei 2 Mrd. Umsatz sehe ich die EPS bei einer durchschnittlichen Wirtschaftslage dann eher an der Untergrenze (also 4 Euro) als an der oberen Grenze - ohne Vietnam.
Es ist ja nett, dass das Management immer mit Ebitda-Margen haussieren geht. Das mag für die Anleiheninvestoren sehr wesentlich sein, auch hilft es etwas sich selbst das erwartete EBIT und die erwarteten EPS auszurechen aber mich interessiert als Investor eines kapitalintensiven Unternehmens mehr die EBIT Marge. Diese ist leider historisch gesehen immer schwach gewesen, was stark zeigt, dass AT&S nicht in Projekte mit ausreichender Profitabilität investiert.
Es sind ja gar nicht die Zahlen des abgelaufenen Quartales alleine, die wieder unter den Erwartungen liegen, vor allem ist es die Aussicht auf das laufende Jahr, das mir zu denken gibt.
Es ist so wie hzenger schreibt. Eine erwartete adjustet EBITDA-Marge von 21-23 % ist in dem Umfeld ist eigentlich unverständlich. Die Kosten von 40 Mio sind hier ja bereits ausgeklammert.
Ich muss meinem obigen Posting noch hinzufügen, dass das EPS von 4-6 Euro in 2024 ja auch nur dann möglich ist, wenn es zu keiner Kapitalerhöhung kommt. Solange die Vietnam-Finanzierung noch ausständig ist, läuft man weiter Gefahr stark (bis zu 50%) verwässert zu werden. In diesem Fall würden dann leider auch die Mittelfristprognosen fallen.
Sollten beispielsweise die zusätzlichen Personalkosten hier noch nicht berücksichtigt sein, würde das niedrige erwartete EBITDA dann schon eher verständlich sein. Man muss sich einmal den Aufwand vorstellen. Über 4000 Mitarbeiter müssen neu eingestellt, geschult und mit den Maschinen betraut werden. Das erfordert sicher auch Ressourcen des bestehenden Personals und das neu aufgenommene Personal wird bereits bezahlt und bringt der Firma aber noch nichts. Ich denke also nicht, dass diese 40 Mio all diese Kosten abdecken.
Immerhin ist der Kurs jetzt nicht übertrieben hoch, sodass ich weiter mit halbwegs gutem Gewissen halten kann. An der aktuellen Bewertung ist meiner Ansicht nach weniger der Börseplatz schuld (wie Cicero häufig ausführt), sondern ständige hohe Investetments mit einem niedrigen ROI.
Eine EBITDA-Marge von 25-30 % - wie sie das Unternehmen ständig ankündigt - lässt auch auf EBIT-Ebene noch ansehnliche Margen zu. Da können die Abschreibungen durch die hohen Investitionen schon auch entsprechend hoch sein.
Fakt ist aber, dass wir von diesen Margen noch sehr weit entfernt sind. Es kommt nun auch noch dazu dass es sich in den aktuellen Prognosen für das laufende Jahr überhaupt nicht abzeichnet, dass wir mit den Margen tatsächlich einmal auf die 25-30 % kommen werden - siehe dazu, dass die Umsätze aus den Substraten - im laufenden Jahr bereits 1/4 bis 1/3 der Gesamtumsätze ausmachen.
Klar, wenn einmal alles rund läuft - sieht die Sache wohl anders aus. Den Beweis wird AT&S aber erst antreten müssen.
2 Mrd Umsatz x 0,25 Ebitda Marge = 400
letztes Jahr AfA von 147 MEUR bei ca. 900M Sachanlagen (die immateriellen lass ich mal einfachheitshalber weg). Im jetzt abgelaufenen Geschäftsjahr kamen 400 MEUR an Sachanlagen hinzu und jetzt nochmals 400 M geplant - Afa rechne ich dann mit ca. 250 MEUR, bleibt somit ca. 150 MEUR an EBIT abzügl. Finanzierungskosten und Steuer bleibt dann vielleicht ein EPS von 2,3 - 2,5. Jetzt wieder ohne Vietnam gerechnet. Wäre eine EBIT Marge von 7,5%. Das haut mich persönlich nicht vom Hocker, insbesondere in Anbetracht der Finanzierungsrisiken, die AT&S nimmt.
Damit kämen wir dann schon deutlich über 4 Euro per Share und die EBIT Marge sehe mit 12,5% auch schon recht freundlich aus.
Also bitte obiges Posting bitte vergessen ...
Letztlich fehlen uns hier wahrscheinlich in erster Linie Informationen. Der Call zum Jahresabschluss ist -- anders als früher -- auch immer noch nicht online gestellt worden und das BRN-Interview war leider nichtssagend und ausweichend.
@totenkopf: Ich denke du hast recht, dass AT&S immer von Intel und anderen Kunden vor sich hergetrieben wird. Das ist das Schicksal eines Zulieferers und ich habe damit an sich auch kein Problem, wenn man hier streng nachrechnet und die eigene Kapitalrendite eisern im Auge behält und nicht nur die eigene "Vision" und den glühenden Stolz, umsonst für solch großartige Kunden wie Apple und Intel arbeiten zu dürfen.
Aber leider sind wir hier momentan eben nicht auf dem vorgezeichneten Weg. Mit der Guidance for 2021/22 muss man in den beiden Folgejahren dann jeweils schon spürbar über 20% wachsen um das Ziel zu erreichen. Zudem will man ja die 25-30% EBITDA erklärtermaßen nicht nur in guten Jahren erreichen, sondern ausdrücklich im *Durchschnitt* über die Zyklen hinweg!
Klar ist, dass der Kapazitätsausbau neben stark erhöhten Capex-Kosten auch erstmal mit hochlaufender Lernkurve verbunden ist, das verstehe ich. Das dauert einfach ein paar Quartale, bis so eine neue Massenproduktion perfekt flutscht. Insofern bin ich da prinzipiell auch gerne geduldig, wenn ich einen realistischen Weg zum mittelfristigen Ziel sehe. Das geht nicht einfach linear nach oben: in Ordnung.
Aber leider ist das keineswegs vorgezeichnet, dass es überhaupt dahin geht, wo man hin mag. Denn worum es hier ja geht am Ende ist der Free Cashflow, nicht der Umsatz. Wem nützt das größte Unternehmen der Welt, wenn es keinen FCF erwirtschaftet. Wie totenkopf richtig anmerkt, ist AT&S ja nicht das Österreiche Rote Kreuz, sondern ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht.
Wenn man zuletzt dann von einer Jubelnachricht zur nächsten eilt, sich lauthals selbst über den Börsenkurs beschwert und in der eigenen Guidance dannn sehr hochtrabende Ziele ansetzt für nur zwei Jahre im Voraus (!), dann kann man nicht auf einmal mit so einem miesen Ausblick kommen und sich wundern, warum der Markt das seltsam findet.
Das glaubt einem dann leider keiner mehr, dass das EPS dann per Wunder von EUR 1,10 auf EUR 5,50 springen soll in zwei Jahren und der ROCE auf 8% und das EBITDA über die Zyklen hinweg auf 25-30%.
Und da die Börse AT&S leider eben schon seit Jahren wie Schaumschläger bewertet, die man nicht so ganz ernst nehmen kann, ist das natürlich besonders ärgerlich, weil sich die Kritiker der Aktie dann in ihrem Urteil bestätigt sehen, dass der ROCE bei AT&S immer nur in den Investor-Folien auftauchen, aber nie im Geschäftsbericht. Denn man darf ja nicht vergessen, dass es die Industrie auch ohne Kapazitätsausweitung immer wieder erfordern wird, in neue Technologiesprünge zu investieren und neuen CAPEX nachzuschießen.
Kurz: Hier ist nach diesem Ausblick jetzt eigentlich erstmal eine Darstellung nötig, warum man so schwach guided und wie man dennoch in zwei Jahren auf 500-600 Mio. EBITDA kommen will.
Zum Glück war, wie totenkopf richtig schreibt, der Kurs ohnehin so niedrig, dass man auch mit diesem Schock immer noch einen guten Puffer hat und nicht in Panik verfallen muss. Die 500-600 Mio. EBITDA und das EPS von 6 EUR hatte der Markt ja bereits vorher für Märchen gehalten.
Gefahr würde hier allerdings drohen, wenn man trotz des schwachen Ausblicks zu "visionär" denkt und Vietnam mit Kapitalerhöhung gegen den Widerstand des Marktes durchprügelt, obwohl der Kurs niedrig steht.
Zwar kann Vietnam theoretisch enorme Zusatzchancen bringen. Aber dann stehen uns hier wahrscheinlich nochmal für vier weitere Jahre Sondereffekte, Einmalkosten und weitere Gründe an, warum die 500-600 Mio. EBITDA dann leider doch nicht erreicht werden konnten.
In gewissem Sinne hat AT&S sich den Vietnam-Ausbau am Kapitalmarkt somit jetzt selbst vergeigt. Wenn jetzt nicht noch eine klare Kommunikation nachgereicht wird, wieso alles in Ordnung ist, dürfte der Markt weiterhin die Haltung einnehmen: "Wer sein Großprojekt von heute schon nicht richtig im Griff hat, der sollte mich erstmal nicht nach Geld für noch ein größeres Großprojekt fragen."
All das sind Dinge, zu denen das Unternehmen eigentlich Stellung nehmen sollte jetzt, um diesem Eindruck mit Fakten entgegenzuwirken. Aber selbst wenn ein EBITDA von 19% für 2021/22 schon immer so geplant gewesen sein sollte und man voll "on track" ist für 2023/24, so wäre das dann doch zumindest sehr unprofessionell kommuniziert worden.
Ich warte hier erstmal weitere Informationen und den Call ab. Dann werde ich die Sache für mich neu bewerten.
https://industriemagazin.at/a/...e-hat-ein-komplettes-recovery-erlebt
Auszüge daraus:
"Die derzeit große Nachfrage im Halbleiter- und Elektronikbereich habe niemand vorausgesehen, erläuterte der AT&S-Vorstandschef."
"Vor der Krise hätte niemand gerechnet, dass der Bedarf so "explodiert". Für AT&S bedeute dies, dass man sich in einem "Lieferantenmarkt" befinde, der unterstützend wirke."
"Wenn der Bedarf weiter so hoch bleibe, könne man noch ausweiten, stellt Gerstenmayer in Aussicht."
"Wir wachsen - mit einer hohen Profitabilität - stärker als der Markt," so AT&S-CEO Gerstenmayer: "Auf dem Weg zu unseren Zielen sind wir voll auf Kurs."
Wenn man diese Jubelarien vergleicht mit der Diskrepanz zwischen Ausblick 2021/22 und Ziel für 2023/24, dann ist das mit kognitiver Dissonanz kaum noch zu erklären, sondern grenzt eher an Schizophrenie. Wie gesagt, liegt das aus den eigenen Profitabilitätszielen folgende EPS-Target derzeit um mehr als 300% oberhalb dessen, was man für 2021/22 jetzt anstrebt. Wie man dann die Earnings um einen Faktor 4-5 steigern will in zwei bis drei Jahren, wird nicht erwähnt. Sondern nur, dass man "voll auf Kurs" sei.
Wie gesagt: ich kann gut verstehen, dass man jetzt auf dem Höhepunkt der Investments ist und dass im ersten Jahr eines neuen Werkes die Effizienz noch weiter verbessert werden muss. Aber sowas muss man dann auch konkret erklären uns insbesondere den Markt darauf vorbereiten. Sonst befürchtet der Markt, dass AT&S vorhat, dauerhaft zum österreichischen Apple/Intel Fanclub zu werden, der bejubelt, wie die eigenen Kunden >20% Eigenkapitalrenditen erzielen, während man selbst kaum den eigenen Buchwert wieder reinholt.
Es gibt nagelneu aufgesetzte Folien. Vor allem die Timeline für die Substraterweiterung (Seite 17) sticht da als sehr Aufschlussreich hervor.
Klar wird damit, dass im laufenden GJ 2021/22 kaum Umsätze aus dem Substratgeschäft hinzukommen - in den beiden Folgejahren dafür umso mehr. Ich vermute allerdings, dass die Umsatzzuwächse im Substratgeschäft noch aus Chongqing I kommen. Das würde dann bedeuten, dass aus Chongqing III keine oder nur sehr geringe Umsätze kommen, allerdings vorerst einmal hohe Kosten entstehen.
Wenn also die Umsatzsteigerungen kaum aus dem Substratgeschäft kommen, heißt das natürlich auch, dass sie aus den weiteren Geschäftsbereichen kommen - wohl auch aus dem Modulgeschäft.
Ich persönlich hadere nicht mit den relativ geringen Umsatzzuwächsen im laufenden Jahr. Ich hatte mich ohnehin schon gefragt, woher diese angekündigten 15% heuer kommen werden.
Ich hadere aber sehr wohl damit - und hier eben die 100% Zustimmung zum Posting von hzenger - dass die EBITDA-Margen so gering sind. Es kann nicht sein, dass man hier von Anlaufkosten von 40 Mio für Chongqing III spricht und trotz der Berücksichtigung dieser Kosten die EBITDA-Marge trotzdem nur bei 21-23% liegt.
Entweder gibt es da noch weitere Kosten - die in diesen 40 Mio nicht aufscheinen - oder man muss annehmen, dass das laufende Geschäft sehr schlechte Margen abwirft, womit aber aus unserer Investorensicht die angekündigten Margen von 25-30% sehr zweifelhaft sind.
Meine Hauptsorge ist derzeit, dass wir massiv verwässert werden. AT&S hat schon 2013 bewiesen, dass man auch zu Minikursen bereit ist eine Kapitalerhöhung durchzuführen.
Heute stimme ich dir voll zu. Das Konsens-EPS für 2021/22 lag vor den Zahlen bei EUR 2,17. Jetzt dürfte man bei nicht viel mehr als einem Euro rauskommen. Und das, während sich der Rest der Halbleiterindustrie dumm und dämlich verdient.
Im BRN Interview hat Herr Gerstenmeyer ausgeführt, dass man momentan Kunden nicht die Preise erhöhe, weil man auf eine langfristige Kundenbeziehung setze und daher die Kunden nicht erpressen wolle -- obwohl diese in ihrer Not vermutlich höhere Preise zahlen würden als AT&S derzeit verlangt.
Gegen das Prinzip seine Kunden nicht zu erpressen, ist erstmal so nichts einzuwenden. Nur:
1.) Seine eigenen Kosten weiterzugeben in einem Markt mit inflationierenden Inputpreisen hat nichts mit erpressen zu tun. Wieso sollte man Kunden in so einem Verkäufermarkt so günstige Preise setzen, dass trotz einer starken Angebotsknappheit sogar die eigene Marge fällt?
2.) Die Kunden von AT&S sind selbst offenbar weniger zimperlich. Jedenfalls haben sich fast alle Chippreise erheblich erhöht zuletzt, wie man aus den Endkundenindustrien ja immer wieder mit Stöhnen hört.
3.) Ich bin mir nicht sicher, dass die Kunden von AT&S in der Vergangenheit dieselbe Großzügigkeit bei den Preisverhandlungen gezeigt haben. Im Gegenteil hatten wir noch vor wenigen Jahren ja hier genau das Problem, dass in manchen Bereichen die Preise stark fielen, weil es Überkapazitäten im Markt gab.
Hatte von euch eigentlich schon jemand mal Kontakt mit der Innenrevision? Mir ist, wie anderen hier auch, nämlich nicht ganz klar, wie man die publizierten Ziele erreichen will, genausowenig wie man eigentlich Vietnam stemmen will. Nebenbei sollte man der Firma vielleicht auch mal mitteilen, dass zumindest einige im Markt (mich eingeschlossen) die Bilanzstruktur angesichts der Investitionsvorhaben nicht als so "robust" ansehen, wie die Firma das selbst publiziert.
jetzt sollte es vorerst vom Tisch sein.
es scheint interne Probleme die bezüglichen Kapazitäten jetzt schon zu heben.
die Situation ist Covid19 Einmal effekt & die Situation sollte sich in 6 Monaten rasant ändern.
Investionen in Home Office sind getätigt bzw. haben nach Öffnungen Zeit.
Bitte geht mal 3 Jahre zurück, vor Chongquing, da gab es die gleiche Diskussion und gleiche Argumentation: die Investitionen belasten das EBIT zu sehr und wären nicht profitabel genug. Was danach kam: erst ein Kursrückgang und dann eine Vervierfachung, weil IC-Substrate sexy waren.
Das Vorgehen jetzt für Vietnam ist aus Unternehmenssicht identisch und alternativlos.
Wenn AT&S da jetzt die Weichen stellt, dann nicht weil sie den Aktionären Schmerzen zumuten will, sondern weil es nötig ist. Wenn die Chipnachfrage nicht befriedigt werden kann, sind nicht nur diese Werke ausgelastet. Auch die Zulieferer, Toolhersteller, Grundmaterialien sind alle in „short supply“, Orderbücher für 12-24 Monate komplett gefüllt etc. etc.
Also muss man jetzt die Weichen stellen und 4 Jahre vorausplanen und denken. Wo sollen denn die ganzen zusätzlichen Chips aufgebaut werden, die Intel oder TSMC mit ihren angekündigten 20- 100 Milliarden US$ Investitionen in neue Fabs und die Korea/China/Japan mit den neuen Fabs in Zukunft herstellen wollen?
Irgendwann erkennt der Markt, wer langfristig investiert, gelangt an die Spitze.
War so bei Samsung, war so bei TSMC, wird so bei AT&S!
Zum Thema wer soll die Chips denn herstellen würde ich nur einwerfen: Das sollte nicht unsere Hauptsorge sein. Wenn es hier weiter einen Nachfrageüberhang geben sollte, umso besser.
Große Investitionen sollte man nur anstellen, wenn klar ist, dass sich das rechnen wird. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass Gewinn bei einem so kapitalintensiven Unternehmen nicht gleich Geldeinnahme ist, weil das Capex über viele Jahre abgeschrieben wird. Aus dem Grund braucht man einen höheren ROCE als in anderen Branchen.
Wie gesagt, war ich was Vietnam angeht, bis zum Ausblick noch sehr positiv gegenüber eingestellt. Aber solche Risiken machen nur Sinn, wenn man zeigen kann, dass man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dadurch den Wert pro Aktie erhöht.
PC, Laptob usw. wird nicht jetzt nicht jährlich 10% wachsen.
Könnte nach denn jetzigen Investionen in diesen Bereich, auch wieder schrumpfenden Markt sehen.
https://ats.net/de/2021/04/21/...len-bei-der-leiterplattenproduktion/
enorme Chip Nachfrage ist Vorallem der covid19 Pandemie geschuldet.
Sehe ich etwas anders.
Für mich ist es nur die Spitze des Eisbergs, wenn Automobilhersteller, die wegen Pandemie auf die Bestellbremse getreten haben, jetzt feststellen, dass sie nicht mehr in den (Foundry-)Markt kommen, weil der mit lukrativeren Aufträgen bis unter die Decke ausgelastet ist. Zusätzlich kam auch die Nachfrage viel schneller und stärker zurück, als gedacht.
Der kleine Bump bei Home Office/Laptop/Computern wird sich wieder nivellieren, aber wegen Covid 19 würde niemand Milliarden investieren.
Unter der Oberfläche geht es doch zur Sache: Es wird ernst mit Elektromobilität, erneuerbarer Energie, Machine Learning, Internet of Things, Edge computing etc. und jedes neue derartige Produkt hat einen höheren Halbleiteranteil, als die vorherige bzw. existierende Plattform. Alles gleichzeitig. Jeder Chip muss aber in ein Gehäuse, auf eine Leiterplatte oder ein IC-Substrat - diese heranrollende Welle ist viel größer als die Pandemie.
Disclaimer: Just my 2 cents, bin weiter voll investiert.
Hier noch ein Link und 2 Zitate zum Thema: https://pradeepstechpoints.wordpress.com/2021/05/12/fab-equipment-spending-to-witness-record-growth-semi/
"We see three consecutive years (2020, 2021, and 2022) of continuous growth for the semiconductor industry, with each year setting a new record."
"Looking at fab counts of operational semiconductor fabs and new fabs, 300mm will add 163 fabs by 2022, while 218 fabs will be added for 200mm by 2022. The count will be higher if we include low-probability fabs. Fab counts by region in 2022 will see 135 new fabs come up in Taiwan, 235 in China, 183 in Japan, 215 in Americas, 165 in Europe and Mideast, 51 in Korea, and 46 in SE Asia, by 2022. Only Intel is US-owned, and others are non-US entities building fabs in the USA."
Man hat hier die Kostensituation, an der der miese Ausblick für 2021/22 hängt, sehr direkt angesprochen und dankenswerter Weise auch weiter ausgeführt. Mein Eindruck ist, dass das, was gerade passiert, durchaus im Rahmen der eigenen Erwartungen lag (wenn auch vielleicht durch Effekte wie FX ein wenig schwächer ist als erhofft). Herr Gerstenmayer hat recht ausführlich darauf hingewiesen, dass ein neues Werk einfach sehr erhebliche Ramp Up Kosten hat und daher auch das jetzige Vorziehen des Zeitplans erstmal weitere Kosten verursacht.
Konkret müssen tausende Mitarbeiter neu eingestellt werden, die bereits Monate vor Beginn der eigentlichen Arbeit eingearbeitet werden müssen. Zudem gibt es hohe Kosten für Gebäude und Maschinen. Ausserdem dauert der industrielle Prozess beim Hochlaufen Zeit, bis man hier nach einigen Quartalen die Effizienz des Durchlaufs optimiert hat. Man sei wesentlich schneller dabei, diese Effizienzen zu stemmen, als bei Chongqing I. Aber dennoch schwor Herr Gerstenmayer die Analysten auf weitere Geduld ein, was kurzfristige Ergebnisse angeht.
Einen effizienten Output wird es hier scheinbar erst geben, sobald man nahe an Vollauslastung ist, weil die Ramp Up Kosten am Anfang einfach sehr hoch sind. Ab Ende 2023 sollte das dann anfangen Spaß zu machen. Die volle Effizienz dürfte man aber erst gegen Ende 2024 erreicht haben. Mit anderen Worten: das erste Fiskaljahr, in dem Chongqing III von der Marge her durchgehend auf Zielniveau läuft, dürfte das Jahr 2025/26 sein (meine Interpretation), wobei 2024/25 sicher auch schon sehr gut sein sollte. 2021/22 und 2022/23 sind vermutlich hingegen wohl noch deutlich vom Investitionsüberhang gezeichnet -- daher auch die aktuell schwache Guidance. 2023/24 ist vermutlich dann schon OK.
Das GJ 2024/25 ist in drei Jahren -- das ist nicht sehr weit weg, wenn man einen normalen Investmenthorizont hat. Wenn man also für diese Zeit bereits von einem sehr guten EPS ausgeht und das gedanklich auf heute abzinst, ist klar, dass die Aktie auch trotz des schwachen Ausblicks aktuell sehr bescheiden bewertet ist.
Allerdings ist bei einem Konsens-EPS der Analysten von zuletzt EUR 2,17 für 2021/22 auch klar, dass Gerstenmayer hier EXTREM schlampig kommuniziert hat: Hier wird bereits seit Jahren über den Verlauf des Ausbaus von Chongqing berichtet, und es gab dennoch eine so enorme Diskrepanz zwischen Erwartung der Analysten und Realität. Das ist eigentlich kaum zu begreifen, wie schwach die Kommunikation war, zumal AT&S zuletzt ja eine wahnsinnige Erwartungshaltung geschürt hat mit seinen Presseerklärungen.
Für mich unterstreicht das zwei Dinge. Zum einen, dass es, was die technische Entwicklung angeht, eigentlich nach wie vor sehr gut aussieht hier. Zumal Herr Gerstenmayer betont hat, dass die gegenwärtige Angebotslücke auf Jahre hin weiter offen sein dürfte -- selbst, wenn noch neue erhebliche Kapazitäten gebaut werden sollten, von denen man heute noch nichts weiß. Deswegen schielt man ja auf einen möglichen Ausbau in Vietnam oder anderswo. (Es gibt dazu einen guten Slide in der Präsentation, der die Lücke im Markt für einige Jahre projeziert.)
Andererseits hat der Call auch wieder mal klar gezeigt, dass das etwas hölzerne AT&S Management sehr stark aus der Ingenieurs-Ecke kommt, immer noch sichtbare Berührungsängste mit dem Kapitalmarkt hat und die beiden Welten da einfach nicht so richtig zusammenkommen. Die große Diskrepanz zwischen Analysten-Erwartung and Unternehmens-Realität für 2021/22 sagt da ja eigentlich schon alles, und das ist fraglos die Schuld von AT&S, nicht der Analysten. Aber auch bei zahlreichen anderen Fragen merkte man, dass Herr Gerstenmayer Investoren einfach immer noch etwas von oben herab als zweitrangig, geldfokussiert und kleinkariert ansieht. Andererseits ist das AT&S-Management für die Investoren wiederum zu technisch entrückt, zu österreichisch-provinziell und nicht fokussiert genug auf die Ziele eines kapitalistischen Unternehmens.
Sowas wird besonders bei Fragen zu Finanzangelegenheiten offensichtlich: Ein Analyst fragte sichtbar besorgt, warum man denn jetzt gerade wieder so eine hohe Ausschüttungsquote anstrebe, wo doch enorme Investitionen anstehen und die Net-Debt/EBITDA Situation bedenklicher wird. Da kam auf eine durchdachte Finanz-Frage dann ausgerechnet von der CFO dann nur eine recht blasiert hingesülzte Oberflächlichkeit zurück im Sinne von "Investoren am Unternehmensgewinn beteiligen..." Das sind Management-Statements, wo intelligenten Investoren die Haare zu Berge stehen.
Kurzum: was die beiden Pole unserer Diskussion hier im Forum angeht, habe ich nach diesem Call den Eindruck, dass beide Seiten auf ihre Art recht haben. Die Optimisten haben recht, dass man technisch wahrscheinlich halbwegs on track ist und sich durchaus früher oder später über 500-600 Mio. EBITDA wird freuen können. Andererseits haben die Pessimisten womöglich auch recht, dass es Herrn Gerstenmayer am Ende einfach egal ist, ob der ROCE jetzt durchoptimiert ist oder nicht, solange er sein technisches Ding machen kann.
Mit anderen Worten: Auf Sicht von drei, vier Jahren ist AT&S wahrscheinlich weiter ein sehr gutes Investment. Aber mein Eindruck ist, dass das Unternehmen die Kapitalerhöhung und Vietnam vermutlich ohne jede Rücksicht auf Verluste durchprügeln wird -- ganz egal, was der Kapitalmarkt davon hält und ob der Kurs dann gut für eine KE ist oder nicht. Ist ja das Geld von anderen -- also was soll's. Ich denke, da dürfte es am Ende reichen, wenn Intel anruft und sagt "Andreas, es geht los". Die CFO muss dann halt schnell die Zahlen in die Slides quetschen, man geht mit den Banken ein paar Wochen auf Tingeltour und zeigt Folien. Und das muss dann am Ende auch reichen.
Das eröffnet in meinen Augen zwar durchaus auch erhebliche langfristige Chancen. Aber klar ist auch, dass damit weitere, erhebliche Sonderkosten und Milliardeninvestitionen auf uns zukommen dürften. Und dann wären die EPS-Ziele, die wir hier diskutieren, in drei Jahren ganz sicher nicht machbar. Ausserdem müsste man sehen, wie der Markt die Verwässerung verkraften würde. Meine Vermutung: schlecht, weil AT&S so linkisch mit dem Kapitalmarkt umgeht und die Anbahnung bisher so leichtfertig verspielt hat. Das hat vermutlich auch nichts mit dem Börsenplatz zu tun.
Kurzum: EIGENTLICH ist hier vermutlich wirklich alles OK. Und wer einen langen Atem hat, der dürfte hier weiterhin ein sehr profitables Investment vor sich haben. Allerdings muss man auch feststellen, dass Herr Gerstenmayer in der Kommunikationsanbahnung von Vietnam bisher wirklich grandios versagt hat (siehe Diskussion im Thread weiter oben). Angesichts dieser Ausgangslage sehe ich Vietnam problematisch. Das hätte man besser vorbereiten müssen. Aber die Investoren wird am Ende keiner fragen, denke ich.