AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
Ich kann dir leider nur recht geben. Die Wiener Börse ist nicht gut für AT&S. Es sind hier keine Bewertungsniveaus erreichbar, wie sie bei anderen Börsen üblich sind.
AT&S weist schon seit jeher eine zu niedrige Bewertung auf - siehe den direkten Vergleich mit Unternehmen aus der Peer-Group, aber vor allem im Vergleich zu US-Techunternehmen.
Der Vorstand wird regelmäßig auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Seit Jahren heißt es, man evaluiere bereits und man werde gegebenenfalls handeln. Passiert ist leider noch nichts....
In ein paar Jahren wird man sicher von solchen Kursen nur träumen und sich ständig sagen: Hätte ich doch damals...
Ich ärgre mich jetzt schon wieder, dass ich von Cegedim bei 13,50 € nicht deutlich mehr gekauft habe, obwohl die Unterbewertung einfach nur noch absurd war...
Als CEO würde ich eine Ami-Börse auch fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Und so ganz kostenlos ist der Spaß ja auch nicht...
Unterbewertungen werden regelmäßig auch wieder abgebaut.
https://www.deraktionaer.de/artikel/aktien/...5-prozent-20331311.html
Du schreibst: "AT&S war so unvorsichtig, das sie fast nur kurz-bis mittelfristige Laufzeiten haben und die werden jetzt fällig, bei AMS stehen 1.7 Milliarden im Jahr 2025 zur Rückzahlung an."
Mal davon abgesehen, dass mich AMS hier nicht interessiert, so ist es doch bis 2025 noch ein Stück hin und kein Mensch kennt heute die Zinsen im Jahr 2025. Was wird denn bei AT&S ganz konkret in 2023, 2024 und 2025 fällig? Da Du schreibst, dass AT&S "so unvorsichtig" war, hast Du hier doch sicherlich konkrete Zahlen, auf denen Deine Aussage fußt.
Die "teuren" Produktionsanlagen in Kulim werden von den Kunden cofinanziert und der Absatz nach Fertigstellung ist recht sicher (sonst würde wie bei der Fabrik für Intel der Ausbau vorrübergehend gestoppt). Kulim sehe ich aktuell nicht als Grund für das Siechtum der Aktie...
Woher hast du die Zahlen?
Gibt es etwas neueres (wo die Kreditfristigkeiten abgebildet sind) als den GB 2021/22?
Aus diesem Bericht geht hervor, dass der Buchwert der Verschuldung mit Fristigkeit bis zu 1 Jahr bei 78 Mio liegt.
Im Zeitraum 1-5 Jahre liegt der Buchwert bei 1,14 Mrd.
Wie gesagt, der Bericht ist mittlerweile fast 1 Jahr alt. Wir kennen also den aktuellen Stand nicht. Es ist davon auszugehen, dass im abgelaufenen Jahr bereits Refinanzierungen durchgeführt wurden.
Aktuelles wird man im bald veröffentlichten GB sehen.
In den nächsten Jahren werden auch zunehmend die Finanzierungsbeiträge der Kunden bei den Verbindlichkeiten durchschlagen. Sowohl das neue Werk in Kulim, als auch Leoben sind mit diesen Finanzierungsbeiträgen ausgestattet. Darüber hinaus werden für Leoben öffentliche Gelder abgerufen.
Ich halte deine Behauptung, dass 400 Mio auf Frist von 1 Jahr und 700 Mio auf Sicht von 1-3 Jahren refinanziert werden müssen, (zum jetzigen Zeitpunkt) für unseriös. Genaueres wird man erst mit Vorliegen des GB 2022/23 sagen können.
Ich gebe dir aber grundsätzlich recht, dass Unternehmen mit einer höheren Verschuldung derzeit einen Malus an der Börse haben.
Allerdings sind wir nun bereits am Zinszenit angelangt oder zumindest nahe dran. Möglicherweise kommt es mit Jahresende beginnend - bereits wieder zu Zinssenkungen. Auch das Geschäft von AT&S sollte im 2. Halbjahr wieder drehen.
Du schreibst:
Die Aktie profitiert überhaupt nicht von der (relativen) Erholung von Intel, des Nasdaq und der Technologiewerte im Allgemeinen.
Stimmt! Das war in der Vergangenheit immer so. AT&S ist den führenden Werten meistens mit einem halben Jahr hinterher gelaufen. Dieses nachlaufen war aber auch beim Kursrückgang zu beobachten.
Werte aus der 2. und 3. Reihe geraten erst dann in den Focus der Anleger, wenn die erste Reihe quasi ihren Platz gefunden hat. Auch der Börsenplatz Wien dürfte diesen Effekt zusätzlich verstärken. AT&S lebt ja quasi von internationalen (und hier vor allem) US Investoren. Das ist ja auch mit ein Grund, warum ich überzeugt bin, dass die Aktie an der NASDAQ besser aufgehoben wäre. Einerseits sind alle großen und namhaften Kunden aus dem US-Bereich und andererseits auch große Teile der Investoren.
Klar, wenn alles wie geplant läuft, ist die Aktie spottbillig. Bin auch investiert und werde, falls es noch billiger wird eventuell auch noch etwas zukaufen. Aber hier 20% oder 30% des Portfolios investiert zu haben, ist mir zu heiß. Würde ich maximal machen, wenn es nur um kleine Beträge ginge.
Im Endeffekt machen es die Zahlen. Wenn diese dauerhaft gut werden, ergibt sich über kurz oder lang ein höherer Kurs, egal ob in Wien oder NY.
Auch der Mitbewerber Unimicron mit einem Jahreshoch.
"Trotz der trüben Aussichten für die Smartphone-Branche und entgegen der Erwartungen steigerte Apple die Erlöse mit iPhones um 1,5 Prozent auf 51,33 Milliarden Dollar. "Wir verzeichnen in sämtlichen geografischen Regionen Rekorde bei der Zahl der genutzten iPhones", sagt Firmenchef Tim Cook. Besonders stark habe die Nachfrage in Schwellenländern wie Brasilien, Indien und Mexiko angezogen."
Ungeachtet der Aktienbewegung von AT&S mehrt sich für mich die Evidenz, dass H1 2023 der Boden für die Substrathersteller sein wird. Sowohl Unimicron und Ibiden haben das angekündigt. In der Ibiden IR Präsentation vom 02/05/2023 z.B. prognostizieren sie für H2 eine Verdreifachung ihres Gewinns im Bereich 'Elektronik' (Seite 13) relativ zum schwachen H1. Wie andere hier bereits bemerkt haben, haben sich die Aktienkurse von Unimicron und Ibiden bereits durch Kursanstiege dieser Prognose angepasst. Ich sehe die negative Stimmung und die sinkenden AT&S Preisziele der Analysten als klare 'lagging indicators', und eine gute Chance am Boden vom Zyklus zu kaufen.
Momentan scheint das größere Risiko für insbesondere AT&S die schwäche Intels als die des Gesamtmarktes. Gestern veröffentlichte Gerüchte vom Halbleiter-Insider Dylan Patel (@dylan522p) auf Twitter, der meist zuverlässig ist, weisen daraufhin dass Intel in seiner Data Center Division das Budget um 10% streichen wird. Ob das so kommt, werden wir sehen, aber die erwiesene relative schwäche gegenüber AMD (Einbruch der Intel Margen im letzten Quartal während AMD stabil blieb), zusammen mit der insgesamt gesunkenen Nachfrage für Data Center Chips, könnten Marktanteilverluste an AMD weiter beschleunigen (wie auch öfter von hzenger thematisiert). Dennoch scheint auch Intel laut Anmerkungen im letzten conference call eine bessere zweite Jahreshälfte zu erwarten und eine Verbesserung der Marge auf über 40%. Die Kostensenkungsmaßnahmen könnten möglicherweise auch helfen, mehr Ressourchen auf den Erfolg von Sapphire Rapids und zum Jahresende Emerald Rapids zu fokussieren. Mein Basisszenario ist also eine deutliche Erholung des Gewinns von AT&S zum Jahresende.