Handelsblatt-Investor zu Intershop


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Neuester Beitrag: 05.01.01 22:25
Eröffnet am:05.01.01 22:25von: Expropriateu.Anzahl Beiträge:1
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1132 Postings, 8897 Tage ExpropriateurHandelsblatt-Investor zu Intershop

 
  
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05.01.01 22:25
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EXPRO


Streik der Goldschürfer
Intershop leidet unter Kundenzurückhaltung

Wer hat die Geschichte noch nicht gehört? Während des Goldrausches wurden nicht diejenigen reich, die Gold gesucht haben, sondern diejenigen, die den Goldsuchern das notwendige Werkzeug zum Schürfen verkauft haben. Übertragen auf die "New Economy": Chancenreich sind vor allem Unternehmen, die Grundlagentechnik anbieten.
Als Beispiel für ein solches Unternehmen gilt Intershop: Das Jenaer Unternehmen entwickelt Software, mit der Unternehmen im Internet Waren und Dienstleistungen an private (B2C) oder professionelle (B2B) Kunden verkaufen kann.

Spätestens nach der Intershop-Gewinnwarnung am vergangenen Dienstag ist es aber vorbei mit der schönen neuen Werkzeugwelt: Offenbar haben die Goldsucher kein Geld und keine Lust mehr, um sich neue, teure Hacken und Schaufeln zu kaufen. Intershop selbst beschreibt in seiner Ad-hoc-Mitteilung dieses Phänomen als "Verlangsamung von IT-Investitionen" und "Verlängerung der Vertriebszyklen". Sprich: In der allgemeinen Internetkrise geben die Kunden weniger Geld für die Software aus oder haben ihre Aufträge zunächst zurückgestellt. Für den stark investierenden Softtwarehersteller sind die Folgen dramatisch: Im vierten Quartal erwartet Intershop mehr Verlust (30 bis 32 Millionen Euro) als Umsatz (28 bis 30 Millionen Euro). Analysten quittierten diese Neuigkeit mit massenhaften Herabstufungen ihrer Anlageempfehlungen. Auch nach dem drastischen Kurssturz ist es ihrer Ansicht nach noch zu früh ist, wieder einen Kaufgedanken an das Unternehmen zu verschwenden. "Neben den allgemeinen Problemen der Branche gibt es Sonderfaktoren, die spezifisch für Intershop sind", sagt Analyst Merijn Nederveen von ABN Amro. An erster Stelle wird der schleppende Markteintritt in den USA genannt. Statt der erwarteten 20 Millionen Euro US-Umsatz im letzten Quartal brachte es Intershop nur auf 4 Millionen Euro. "Konkurrenten wie Broadvision oder Art Technologies sind hier einfach besser", sagt der Analyst. Oliver Maslowski von der Bank Vontobel kritisiert außerdem mangelnde Spezialisierung: "Intershop wird in den USA als Generalist wahrgenommen, Broadvision dagegen als Unternehmen, das branchenspezifische Lösungspakete anbietet."

Doch bei aller Kritik: Die Gefahr, dass aus dem Konzern ein EM.TV der Softwarebranche wird, gilt als gering: Zu gut sind die Produkte, zu groß - trotz Konjunkturdelle - die Wachstumsaussichten des E-Commerce. Außerdem liefert Intershop nicht nur an finanziell klamme Internet-Startups, sondern auch an Kunden aus der Großindustrie. "Grundsätzlich ist Intershop ein solides Unternehmen, das allerdings einen Vertrauensverlust seitens der Investoren verkraften muss", resümiert Maslowski. Allerdings wäre eine Parallele zu EM.TV doch denkbar: Auf dem aktuellen Kursniveau könnten SAP, Siebel oder Commerce One sich für eine Übernahme interessieren.

HANDELSBLATT, Freitag, 05. Januar 2001


 

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