HV-Bericht TelesensKSCL AG


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19.06.01 21:38
HV-Bericht TelesensKSCL AG  

Am Neuen Markt gibt es eine kleine Gruppe von relativ großen Unternehmen, welche bisher nicht im Fokus der Aufmerksamkeit standen, obwohl diese es geschafft haben, das durch den Börsengang akquirierte Kapital sinnvoll zu nutzen, und obwohl sie bisher im operativen Geschäft nicht enttäuscht haben.  
Die TelesensKSCL AG kann man hierzu rechnen, ein Unternehmen, welches sich auf die Entwicklung von Abrechnungssoftware (Billings Solutions) für die Telekommunikation spezialisiert hat. Am 21. Mai 2001 lud die Gesellschaft zu ihrer ersten ordentlichen Hauptversammlung seit dem Börsengang, und dieser Einladung folgte neben ca. 200 Aktionären auch Philipp Steinhauer für GSC Research.  

Nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Dr. Thomas Kühr (er ist Geschäftsführer des Deutsche Telekom VC Arms T Venture, welche auch an der TelesensKSCL AG beteiligt ist) die Anwesenden begrüßt hatte, ging er auf den Ablauf der Versammlung und weitere Formalien ein und stellte auch die neuen Aufsichtsratsmitglieder vor. Im Anschluss übergab er das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Herrn Genadi für dessen Bericht.  


Bericht des Vorstands  

Herr Man umriss in seiner Rede die Ereignisse der letzten Zeit bei der TelesensKSCL AG. Im Jahre 1999 habe man sich entschlossen, an die Börse zu gehen, und dieser Schritt erfolgte dann im März 2000. In dieser Zeit waren die Entwicklung der Produkte sowie der Aufbau einer Unternehmenskultur die wichtigsten Ereignisse. Beim Börsengang habe man versprochen sich zu einem der Top 5 unter den Anbietern von Abrechnungssoftware für die TK-Industrie zu entwickeln, was man inzwischen geschafft hat, wie Herr Man betonte.  

Ein ganz wichtiges Ereignis sei nach dem Börsengang die Übernahme des größten schottischen Softwareanbieters KSCL gewesen. Diese Gesellschaft sei schon immer im Mobilfunk technologisch führend gewesen, so dass sie sich gut mit der auf den Bereich Festnetz fokussierten Telesens ergänzte. So habe KSCL beispielsweise das erste Gespräch im kommerziellen GSM (der in Europa gebräuchliche Standard beim Mobilfunk) abgerechnet, aber auch die erste Verbindung im GPRS, einer Bandbreitenerweiterung von GSM, wurde mit KSCL abgerechnet.  

Herr Man wies ausdrücklich darauf hin, es gebe keine Überlappung der Angebotspalette, man müsse jedoch andererseits zwei Welten zusammenführen. Man verstehe sich nun als ein Produkthaus für Billing Software für end to end-Lösungen im Bereich Customer Care mit dem Fokus auf IP (Internet Protokoll), Festnetz, GSM, GPRS und bald UMTS. Zudem betonte Herr Man, dass nach der Übernahme keine Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben.  

Hiernach trat der Vorstand Herr Martin Jahrling ans Rednerpult. Dieser erklärte, es sei der Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr gelungen, den Umsatz zu verachtfachen. Bisher habe man es zwar immer geschafft, alle Pläne zu übertreffen, bei den letzten Quartalszahlen sei dies jedoch nicht mehr möglich gewesen. Das vierte Quartal 2000 habe man erstmals positiv abschließen können, im ersten Quartal 2001 sei jedoch ein Fehlbetrag von 2,8 Mio. Euro erwirtschaftet worden. Die Firma sei auch beim Personal stark gewachsen von 22 Mitarbeitern in 1997 auf nunmehr 1.400, nicht zuletzt auch durch die Übernahme der KSCL.  

Wie Herr Man weiter berichtete, wurde die KSCL für 220 Mio. Euro übernommen, ein kleinerer Wettbewerber sei aber erst kürzlich für 260 Mio. Dollar übernommen worden. Dies verdeutliche, dass man einen sehr niedrigen Kaufpreis habe zahlen müssen. Man habe den Vertrieb unstrukturiert und sei nun regional aufgestellt, nicht mehr produktorientiert. Durch den Vorsprung im Bereich GPRS erhoffe man sich eine reale Chance, Marktführer in der neuen Mobilfunktechnik UMTS zu werden, bei GPRS sei man dies bereits.  

In Osteuropa wolle man verstärkt tätig werden, so Herr Man. Hier sei ein Vertrag mit St. Petersburg Telecom abgeschlossen worden. An nexnet sei man eine Beteiligung in Höhe von 76 Prozent eingegangen. Diese konzentriert sich auf die Abrechnung von Konkurrenten der Telekom wie Colt Telecom, MCI Worldcom, Viag Interkom und Telegate. Bezüglich der Aktionärsstruktur erklärte Herr Man, er selber sei immer noch mit 29,4 Prozent und T-Venture mit 25,6 Prozent an der Firma beteiligt. Weder er noch T-Venture beabsichtigten, diese Aktien zu verkaufen. Der Free Float betrage inklusive der VC-Investoren von Telesens und KSCL 42,3 Prozent.  

Im Anschluss hieran erläuterte Herr Jahrling Details des Aktienoptionsplan, welcher von der Hauptversammlung beschlossen werden sollte. Man möchte die vielen neuen Mitarbeiter an die Firma binden, gleichzeitig wolle man aber möglichst flexibel sein. So gebe es sowohl die Möglichkeit, Aktien an die Mitarbeiter im Rahmen einer Kapitalerhöhung als auch im Rahmen eines Aktienrückkaufs auszugeben. Auch einen Barausgleich wolle man sich offen halten.  

Insgesamt möchte man nach den Worten von Herrn Jahrling Aktien in Höhe von 1,5 Mio. Euro des Grundkapitals neu ausgeben. Auf der Hauptversammlung wolle man sich auch ein neues bedingtes Kapital in Form von Schuldverschreibungen und ein genehmigtes Kapital schaffen, das man flexibel bei Bedarf einsetzen möchte.  


Allgemeine Aussprache  

Im Anschluss an die Ausführungen der Vorstände meldete sich Herr Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort. Dieser war der Ansicht, der Bericht der Vorstände sei bestechend gewesen. Bei der TelesensKSCL AG sei jedoch nicht alles bestechend. Besonders der Kursverlauf der Aktie sei nicht erfreulich, in diesen habe man aber große Hoffnungen gesetzt. Herr Tüngler bat um Details zu einer für Herbst 2000 geplanten und später abgesagten Kapitalerhöhung. In diesem Zusammenhang fragte er, ob man es sich mit den Banken verscherzt hat.  

Eine Kapitalerhöhung zum jetzigen Zeitpunkt, welche an den Kurs gekoppelt ist, sollte man nach Meinung von Herrn Tüngler besser nicht durchführen, sondern man sollte lieber überlegen, Fremdkapital aufzunehmen. Dann erkundigte er sich, was aus den Expansionsplänen der Gesellschaft in die USA geworden ist. Hiervon sei keine Rede mehr, sondern nun wolle man in Osteuropa aktiv werden. In diesem Zusammenhang wollte er wissen, ob die Bezeichnung "Global Player" überhaupt bei der Gesellschaft angebracht ist, auch aufgrund des hohen Anteils des Geschäfts in Deutschland.  

Zudem fragte Herr Tüngler, ob man nicht über die Akquisition Voicestream in den USA zusammen mit der Deutschen Telekom expandieren möchte. Diese sei in Italien und Frankreich nicht aktiv, so dass sich für ihn die Frage stelle, wie in diesen Ländern die Position der TelesensKSCL AG ist. Des Weiteren fragte er, wie sich der UMTS-Spätstart auf die Gesellschaft auswirken wird und warum das Geschäft der TelesensKSCL AG so zyklisch ist.  

Danach erbat er noch Auskunft über die Umsatzverteilung zwischen den beiden Hauptproduktgruppen Jupiter und Exabill. Weitere Fragen von Herrn Tüngler bezogen sich auf eine Währungs- und Risikoabsicherung der Gesellschaft, gerade im Hinblick auf das Engagement in Osteuropa, und bezüglich des Optionsplans meinte er, die Hürde von 10 Prozent sei zu gering.  

Anschließend trat Frau Demke von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) ans Rednerpult und fragte nach den konkreten Planungen der Gesellschaft. Außerdem wollte sie wissen, wann die Gesellschaft dividendenfähig ist, was mit großem Applaus kommentiert wurde. Nach Meinung von Frau Demke hat die Börse das Potenzial der Gesellschaft noch nicht erkannt, und sie fragte in diesem Zusammenhang, was die Gesellschaft für einen steigenden Aktienkurs tun möchte.  

Bezüglich des Abgangs im Vorstand, der im Zuge der Übernahme von KSCL erfolgte, fragte sie, ob dies im gegenseitigen Einvernehmen geschah oder ob hier eine Abfindung gezahlt werden musste. Dann betonte Frau Demke, die Übernahme von KSCL sei aus heutiger Sicht ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Im Hinblick auf die Übernahme des Bereichs Billing Solutions von CSC Ploenzke fragte sie noch nach einer Erklärung für den Kaufpreis von 40 Mio. Euro. Zum Abschluss ihrer Ausführungen wünschte Frau Demke der Gesellschaft viel Glück und Erfolg.  

Der nächste Redner, Herr Schekerka aus Köln, beschwerte sich über die mangelhafte Investor Relations-Arbeit der Gesellschaft. So habe er mehrmals um Auskünfte gebeten, die ihm aber nicht erteilt wurden. Teilweise habe man ihn bei einfachsten Fragen gefragt, warum ihn dies interessiere. Er habe daher den Eindruck, dass die IR-Politik des Unternehmens stark auf Großanleger ausgerichtet ist. All dies stehe im Gegensatz zu der hervorragenden Präsentation von Herrn Man.  

Danach stellte Herr Schekerka seine Fragen an die Gesellschaft. Er wollte wissen, wie hoch der Kassenbestand der Gesellschaft ist und ob eine Kapitalerhöhung nötig ist. Außerdem erkundigte er sich, wie hoch das Risiko ist, dass die Gesellschaft Insolvenz anmelden muss. Dann fragte er, welche Fonds einen Kauf von Aktien der Gesellschaft planen, und er verlangte Details zu Verkäufen von Fonds. Eine weitere Frage war ein mögliches Lock-up der ehemaligen KSCL-Aktionäre nach einem Tausch Aktien der TelesensKSCL AG.  


Antworten  

Die meisten Fragen beantworteten die Vorstände Herr Man und Herr Jahrling, aber auch der Technik-Vorstand, Herr Fichtner, und der Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Dr. Kühr, beantworteten ein paar Fragen. Hierzu wurden vor allem vom Back Office vorformulierte Antworten vorgelesen. Die Barkapitalerhöhung habe man in einem sehr schlechten Umfeld durchführen wollen.  

Zu dieser Zeit sei der Nemax erstmals um mehr als 10 Prozent an einem Tag gefallen, zudem gaben die Wettbewerber damals Gewinnwarnungen heraus, weshalb viele Faktoren die Kapitalerhöhung unmöglich machten. Zum gegenwärtigen Kurs wolle man keine Kapitalerhöhung durchführen. Die Aufnahme von Fremdkapital sei grundsätzlich möglich, wenn man auch hierzu noch keine konkreten Planungen habe.  

Man sei überall außer in den USA präsent, so dass man sich durchaus als Global Player betrachten könne. In den USA werde man aber einen schwierigen Markt antreffen, so dass sich der Markteintritt schwierig gestalten werde. Möglicherweise könne man in diesen Markt über eine Akquisition eintreten, hierzu habe man aber keine konkreten Pläne. Das Verhältnis zur Deutschen Telekom sei gut, die sei aber auch bei anderen Anbieter der Fall. Es gebe keine Garantie dafür, von der Telekom immer als Kunde ausgewählt zu werden, diese habe aber die TelesensKSCL aufgefordert, beim IP Lab mitzumachen.  

GPRS sei die jetzige Spitzentechnologie beim Mobilfunk, und es sei schwerer, den Sprung von GSM auf GPRS zu schaffen als den Sprung von GPRS auf UMTS. Das Geschäft der TelesensKSCL AG sei tatsächlich ein zyklisches Geschäft, wobei das erste Quartal immer das schlechteste des Jahres sei. Bei Geschäften in Osteuropa wolle man sich in Zukunft absichern, und man werde hier auch nicht in Vorleistung gehen.  

Durch das Geschäft in St. Petersburg habe man eine reale Chance, in Osteuropa Marktführer zu werden. Die Billing Software von CSC Ploenzke habe man für 33,5 Mio. Euro übernommen, der Rest des Kaufpreises sei auf die Übernahme von Aktiva entfallen. Vor der Übernahme sei eine ausführliche Due Dilligence durchgeführt worden.  

Bezüglich des Optionsplans wurde erwidert, man habe auch andere Ambitionen als eine Steigerung des Aktienkurses um 10 Prozent. Dies sei jedoch auch im ersten Optionsplan so vereinbart worden, und man wolle für alle gleiche Bedingungen schaffen. Im Hinblick auf die Planungen der Gesellschaft wurde betont, man könne sich zwar gegen den Markt stemmen, sich diesem aber nicht entziehen. Daher arbeite man im Moment intensiv an der Ausarbeitung von neuen Planzahlen, die man auch entsprechend kommunizieren werde. Eine Dividende könne man vor allem aufgrund der hohen Abschreibungen auf Firmenwerte wohl frühestens für das Geschäftsjahr 2004 zahlen.  

In Frankreich sei man gut positioniert, wo unter anderem France Telecom Mobiles mit Produkten der TelesensKSCL AG arbeite. In Italien habe man zwei Kunden, wovon einer der Festnetzbetreiber Infostrada sei. Bezüglich des Aktienkurses wurde erklärt, die Gesellschaft führe viele Roadshows und auch Analystenkonferenzen durch. So veranstalte man in zwei Wochen mit Morgan Stanly eine Roadshow. Die beiden Vorstände seien in gegenseitigem Einvernehmen ausgeschieden und es seien keine Abfindungen gezahlt worden.  

Bisher habe man keine eigenen Planzahlen kommuniziert, sondern man habe sich nur auf die Schätzungen der Analysten bezogen. Im Bereich Investor Relations beschäftige man drei Mitarbeiter, und hier gingen täglich 50 bis 70 Anrufe ein. Man sei nicht gewillt, noch mehr Geld in diesen Bereich zu investieren, da man dies für ausreichend halte.  

Das Risiko einer Insolvenz der Gesellschaft sehe man als nicht akut an. Zum Jahreswechsel habe ein Deka-Fonds Aktien verkauft. Dies sei im Zuge einer Umstrukturierung geschehen, welcher auch andere Aktien betroffen habe. Man wisse nicht genau, welche Engagements in Aktien der Gesellschaft geplant sind, man wisse aber, dass Fonds aus den USA und Großbritannien über einen Einstieg nachdenken. Die Aktionäre der KSCL aus dem Management haben ihre Aktien mit einer Haltefrist maximal bis zum Ende des Jahres versehen, Finanzinvestoren wie 3i mit einer 6-monatigen Lock-up-Frist. Der Neubau der Gesellschaft werde für monatlich 98.000 DM angemietet.  

Nach diesen Ausführungen bat Herr Tüngler um Auskunft über das Potenzial von Jupiter und Exabill, zudem merkte er an, die Gesellschaft nutze die Möglichkeiten der Namensaktie nicht. Herr Schekerka fragte noch, wem der Neubau der Gesellschaft gehört. Hierauf wurde geantwortet, dieser gehöre Herrn Man persönlich und werde zu einem von einem Gutachter ermittelten Mietpreis angemietet. Exabill richte sich letztlich an den Corporate Markt und biete in Verbindung mit Jupiter einen weiteren Zusatznutzen für die Telco-Kunden.  


Abstimmungen  

Nachdem die Präsenz mit 62,34 Prozent bekannt gegeben worden war, wurde über die Tagesordnung (Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder, Wahl des Abschlussprüfers, Verabschiedung eines Stock-Options-Plans, Berechtigung zur Ausgabe von Wandel- und Optionsschuldverschreibungen, Neuschaffung eines genehmigten Kapitals und Satzungsänderung im Hinblick auf das Gesetz für Namensaktien) abgestimmt. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit jeweils über 99,9 Prozent Jastimmen beschlossen.  


Fazit  

Auch wenn die Gesellschaft bisher die Planungen zum Börsengang bei Weitem übertreffen konnte, so konnten die Erwartungen der Anleger in den letzten Monaten nicht erfüllt werden. Dies liegt vor allem daran, dass es der Gesellschaft noch nicht gelungen ist, ein Geschäftsjahr positiv abzuschließen. Dies ist der Preis für das hohe Wachstum, und dies ist so gewollt und wurde auch beim IPO so kommuniziert. Dieser Preis scheint allerdings angemessen, zumal die Gesellschaft bei ihrer Akquisitionspolitik bisher geschickt agierte. Schließlich gelang es, mit KSCL einen weitaus größeren Anbieter von Billing Software zu übernehmen.  


Kontaktadresse  

TelesensKSCL AG  
Ferdinand-Porsche-Straße 1  
51149 Köln  

Tel.: 02203/9128-888  
Fax: 02203/9128-500  

Email: investor@telesens.de  
Internet: www.telesenskscl.com  





25.05.2001 20:54 Redakteur: ps01de Artikel drucken... © 2001 GSC Research  

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