Günter Ogger: Offener Brief an


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1125 Postings, 8920 Tage indexGünter Ogger: Offener Brief an

 
  
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11.09.01 13:59
von Günter Ogger

Offener Brief an Rolf-E. Breuer, den Vorstandssprecher
der Deutschen Bank

Lieber Herr Breuer,

daß Sie neulich vor dem Verein "Finanzplatz" in Frankfurt eine Mitschuld
der Banken am Kursdebakel eingestanden haben, ehrt Sie, hilft aber den
geschädigten Kunden nicht weiter.Befreiende Wirkung erzielt eine
Schuldanerkenntis in allen Rechtssystemen nur durch eine Sühneleistung.
Bekanntlich kann diese in den verschiedensten Formen erbracht werden,
z.B. durch den Tod in der Gaskammer wie in den USA, durch körperliche
Verstümmelungen (im Islam geläufig), durch mehr oder weniger langen
Freiheitsentzug, durch ein befristetes Berufsverbot(durchaus
erwägenswert) oder aber durch eine Geldbuße.Ich würde trotz der Höhe
des angerichteten Vermögensschadens - man schätzt ihn allein in
Deutschland auf etwa 1200 Milliarden Mark - dafür plädieren, bei den
Herren Bankvorständen im Hinblick auf ihre günstige Sozialprognose und
gegen entsprechende Bewährungsauflagen Milde walten zu lassen. Was
hat die Gesellschaft davon, wenn ihre Banker hinter Gittern sitzen? Eben.
Den um ihre Ersparnisse gebrachten Bankkunden hingegen wäre schon
geholfen, wenn sie ihre Neue-Markt-Papiere zu Einstandspreisen
zurückgeben dürften - von den verhießenen Gewinnen wollen wir gar nicht
reden.
Wenn Sie es ernst meinen mit der Forderung, der Neue Markt habe eine
zweite Chance verdient, dann sollten Sie Ihre nutzen. In dieser historischen
Stunde, wo die Abstinenz der Anleger die Wirtschaft lahmzulegen droht,
könnten Sie auf einen Schlag die Glaubwürdigkeit Ihrer Branche
wiederherstellen. Fangen Sie einfach mit der Entschädigung jener Kunden
an, denen Ihre Berater Aktien folgender Unternehmen ins Depot gedrückt
haben: Lycos Europe, Fortunecity, Teldafax, Brain Internaitonal, Ricardo,
Beta Systems, Basler, Computec Media, QSC, Softline, etc. Kommt Ihnen
die Liste irgendwie bekannt vor? Richtig, es handelt sich durchwegs um
IPO`s Ihres Hauses. Durchschnittlicher Verlust pro Titel ca. 95 Prozent.
Peanuts eben.
Ich denke, eine solche Geste würde den langersehnten
Stimmungsumschwung der Investoren herbeiführen. Die Kurse würden
wieder anziehen, das Vertrauen kehrte zurück - die Provisionen flössen
erneut. Am Ende wäre der Gewinn größer als der - steuerlich absetzbare -
Aufwand. Dieser Rat ist, im Gegensatz zu den Empfehlungen Ihres
Hauses, kostenlos.

Mit freundlichen Grüßen,

Günter Ogger  

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