Gstanzl-Singer und Progroder - der Roider Jackl ua
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Eröffnet am: | 14.08.08 20:36 | von: omega512 | Anzahl Beiträge: | 9 |
Neuester Beitrag: | 20.06.09 08:54 | von: Limitless | Leser gesamt: | 19.039 |
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Reim-Kunst für „Gwappelte“
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Der Begründer des Politiker-„Derbleckens“ auf dem Nockherberg: der Roider Jackl.dpa | |||||||
Das Gstanzl-Singen verlangt von den Vortragenden Witz, Gespür, Takt, Tempo und Talent. Auch wenn sich die Umstände
des Vortrags geändert haben, ist selbst alten Hasen um die Zukunft nicht bang, denn der Nachwuchs steht schon bereit.
Quelle: http://www.pnp.de/nachrichten/...mp;Ausgabe=a&RessLang=&BNR=1
Von Petra Grond
„Wenn mia Bayern a koa Geld ham
dafür hamma a Kultur.
Aber: wenn’s vo draussn net so vui reibracht hättn
- na glaub i hätt ma no mehr.“
Für das ungeübte Ohr rumpeln sie bisweilen heran wie große Gesteinsbrocken. Und manchmal überrollen sie die Zuhörer mit ähnlicher Kraft. Nur die Folgen sind halt völlig anders. Denn mit ihrem flexiblen Rhythmus, den variablen Reimen und der häufig überraschenden Pointe am Ende des Vierzeilers ist so ein Gstanzl ein Erlebnis, von dem sich jeder gerne mitreißen lässt.
Das gereimte „Derbleckn“ gehört vor allem nach Bayern und Österreich, auch wenn sich der Name der Gstanzln wahrscheinlich aus der italienischen „stanza“ herleitet. Auch diese „Strophe“ trumpfte schon mit einem besonderen Schluss auf. Mancherorts war das, was heute Gstanzl heißt, aber früher auch als „Schnaderhüpfl“ bekannt. „Es sind auf jeden Fall Vierzeiler im 3/4-Takt“, erklärt Josef Sterner. Beim Reim hingegen mag sich der ehrenamtliche Volkmusikarchivpfleger für den Landkreis Passau nicht so festlegen. Denn da sind so gut wie alle Kombination möglich - von den braven Paarreimen bis zu vier freien Zeilen wie im eingangs zitierten Gstanzl des Roider Jackl. In Ausnahmefällen, so weiß es die Gstanzl-Literatur, darf der Sänger sogar ins Hochdeutsche ausweichen, wenn er damit seinen Reim rettet:
„Mia singan a paar Sachan,
wo de oan woanan, de andern lachan,
aba z’ernst nemma deafts es nicht,
weima beim Dichtn warn oft dicht.“
„Ausgesungen“ werden darf jeder, und vor allem natürlich solche, die in der Öffentlichkeit stehen und im Allgemeinen vom „gemeinen Mann“ eher nicht hart angegangen werden dürfen. So müssen sich Politiker und Kirchenmänner meist besonders warm anziehen, wenn der Gstanzlsänger mal so richtig in Fahrt ist. Manchmal ergießt sich nur harmloser Spott über den Besungenen, manchmal aber wird gleich die ganze Berufsgruppe gnadenlos an den Pranger gestellt. Heribert Lukas, der seit drei Jahrzehnten das Niederbayerische Preisgstanzlsingen in Mamming (Lkr. Dingolfing-Landau) leitet (das nächste findet am 19. Mai 2009 statt), hat sich beispielsweise schon vor längerer Zeit seinen Reim auf die Herrschenden gemacht:
„Politiker san wie Tauben,
im Grund haargenau so.
Solang s herunten san, betteln s;
san s drobn, scheißn s uns o.“
Derb schon, aber niemals unter der Gürtellinie - in dieser Grenzziehung scheint sich die Sängerzunft einig. Wobei in der Praxis nicht immer ganz klar wird, wo für den Einzelnen die Gürtellinie verläuft.
Reim-Kunst für "Gwappelte"
Auf gut 26 Jahre als Hochzeitslader kann Hermann Fleischmann (48) zurückblicken. Über 630 Paare und ihre Gäste hat er dabei mit dem Hochzeitssteckn in der Rechten und mit seinen Gstanzln durch „den schönsten Tag des Lebens“ geführt.
Wie das klingt, hören Sie hier - in einer Aufnahme mit seinem Sängerkollegen Sebastian Mayer und der Konzeller Blasmusik:
Gstanzln mit Hermann Fleischmann, seinem Sängerkollegen Sebastian Mayer und der Konzeller Blasmusik hören Sie im Internet unter www.pnp.de/audio/gstanzl
Brautführer, Hochzeitslader, Progroder (Prokurator) - der Gstanzlsänger findet sich in allen Rollen wieder, ob bei der Vorbereitung und Einladung zur Hochzeit oder als „Conférencier“ durch den großen Tag oder, wie heute meist, als beides in einem. „Früher ist der Hochzeitslader mit seinen Sprüchen von Tür zu Tür gezogen, hat ein Sträußerl an die Tür geheftet und das Mahlgeld kassiert“, erinnert sich Heribert Lukas, der selbst schon „an die 200 Hochzeiten gemacht“ hat. Ein bisschen wehmütig registriert er die Veränderungen, die den Gstanzlsängern heute auf Hochzeiten das Leben schwer machen. „Die Besetzung der Musikkapellen mit Gitarre und Keyboard ist nicht gut geeignet - es fehlt ein Blasinstrument. Und oft mögen es die Kapellen auch gar nicht so, wenn ein anderer durch die Hochzeit führt. Auch die Zeiten, in denen die Gesellschaft andächtig hat zuhören können, sind vorbei.“ Das bestätigt Hermann Fleischmann: „Man tut sich schwerer als früher, die Aufmerksamkeit der Gäste zu gewinnen. Man sollte deshalb deftig, aber nicht zu lange singen, um die Aufmerksamkeit der Leute nicht überzustrapazieren. Und man muss ab und zu die Gstanzl-Melodie wechseln, um Abwechslung reinzubringen.“ Häufig, so bemerkt Heribert Lukas, heiße es heute am Telefon auch: „Hast du Zeit für ein bis zwei Stunden?“ Da bleibe für den Gstanzlsänger ja kaum Zeit, sich auf die Gesellschaft einzustellen. Ab und zu gelingt trotzdem ein Volltreffer. Lukas erinnert sich an eine Hochzeit, bei der einem der Gäste, einem kahlköpfigen Herrn, bei der Geschenkübergabe ausgerechnet ein Kamm aus der Hosentasche fiel. Sofort riet ihm Lukas, beim nächsten Mal doch einen Waschlappen einzustecken. „Entscheidend ist die Idee und die Spontaneität. Und a bisserl an Schneid.“
Das gelte umso mehr für Wettbewerbe: „Da musst du von dir überzeugt sein und das Gefühl haben: Heut’ bin ich hier der beste Mann.“ Wenn die Einstellung stimmt und die Tagesform passt - dann hat eben auch schon mal ein Neuling Chancen gegen Lokalmatadoren und Langzeit-Favoriten. „Für einen Wettbewerb ist so etwas nur gut“, meint Lukas. Um den Nachwuchs ist ihm deshalb auch nicht bange: „Es tauchen immer wieder junge Gstanzlsänger aus dem Nichts auf, und wenn sie ein wenig Talent haben und Gelegenheit zum Üben bekommen, dann entwickeln sie sich auch. Aber es muss jemand gut sein, wenn er auf Dauer bestehen will.“ Es schade aber eh nicht, wenn die Kunst nicht ein jeder beherrsche, meint Hermann Fleischmann, der gerade einen Wettbewerb in Neurandsberg (Gemeinde Rattenberg, Lkr. Straubing-Bogen) für den 15. November vorbereitet: „Es soll ja auch eine Rarität bleiben, die das Gstanzlsingen interessant hält.“
Über einen bekannten, aber nicht darauf spezialisierten Gstanzl-Singer gibt es bereits einen Thread hier:
http://www.ariva.de/Fredl_Fesls_Humor_Therapie_imponiert_mir_t295886
Das große Vorbild: der Roider Jackl
Der Begründer des Politiker-„Derbleckens“ auf dem Nockherberg: der Roider Jackl.dpa | |||||||
Kaum ein Gstanzlsänger, der nicht den legendären Roider Jackl als sein Vorbild oder zumindest eine Inspiration nennt. Der am 17. Juni 1906 in Weihmichl bei Landshut geborene „Förster, Gstanzlsänger, Levitenleser“ war der unangefochtene Meister des vierzeiligen Spottgesangs.
Seine Karriere als Gstanzlsänger beginnt 1931 beim 1. Niederbayerischen Preissingen in Landshut, das deutschlandweit im Radio übertragen wird. Zunächst pflegt Jakob Roider seine Kunst gemeinsam mit Bruder Wastl. Doch nach dem Krieg werden seine Verse immer politischer, und er entwickelt sich nach eigenen Worten zum „Hofnarr der Demokratie“. Aktuell, scharf, „hinterfotzig“, aber nie „gschert“ kommentiert er Zeitläufte und gesellschaftliche Entwicklungen, Politiker und „Großkopferte“, Preußen und Bayern-Bazis, Siebengscheite und andere Angeber. Zu seinen wichtigsten Auftritten gehörten die Abende in der „Weißblauen Drehorgel“ sowie ab 1954 der alljährliche Salvatoranstich auf dem Nockherberg.
„Der Roider Jackl ist der Inbegriff Bayerns. Einer, der eine besondere Kultur gepflegt hat“, beschreibt Heribert Lukas sein Vorbild, zu dessen Ehren er 1980 den „Roider-Jackl-Gedächtnispokal“ im Rahmen des Preisgstanzlsingens in Mamming einführte.
Zwei Jahre nach seinem Tod am 8. Mai 1975 wurde der Roider Jackl auch mit einem Brunnen auf dem Münchner Viktualienmarkt geehrt. Der Spötter hatte es befürchtet - denn schon Jahre zuvor hatte er gedichtet:
„Jetzt muaß i aufhörn zum singa,
sonst wer i no berühmt
und kriag so a Denkmal,
wos Wassa rausrinnt.“
Zu überregionalen Gstanzl-Ehren hat es auch der Ponzauner Wigg aus dem Rottal gebracht, ein zeitweiliger Weggefährte des Roider Jackl, der häufig Gast war in der BR-Reihe „Unser Land“. Unter seinem Hausnamen erarbeitete sich Ludwig Gruber vom Ponzauner Hof in Niedernkirchen bei Hebertsfelden (Lkr. Rottal-Inn) bis zu seinem Tod 2005 einen Ruf als Heimatdichter, Richtfestredner und Hochzeitslader.
gd
(Quelle-2: http://www.pnp.de/nachrichten/...mp;Ausgabe=a&RessLang=&BNR=0 )
Als Beispiele (zwar keine "reinen" Gstanzl - waren im Intenet nicht so einfach zu finden-, aber Mehr-als-Vierzeiler) Biermösl-Blasn über "Bayern"
und (das weibliche Pendant, die Frauen der Biermösl-Buabn) die Wellküren
Die wenigsten Humoristen hier werden sich an den Weiß Ferdl erinnern - ich denk sehr gern an meine Kindheit zurück, als ich immer wieder die LP mit der "Linie 8" von meinem Onkel (der einzige in meinem Bekanntenkreis mit einem Schallplattenspieler) gespielt hab ...
Alt-Neuöttinger Anzeiger vom Freitag, 19. Juni 2009
Von Altötting aus zu Weltruhm gelangt
Schauspieler und Humorist Weiß Ferdl ist heute vor 60 Jahren gestorben
Altötting. Am 28. Juni 1883 wurde er in der heutigen Stinglhamerstraße 5 geboren, als Schauspieler, Volkssänger und Humorist begeisterte er sein Publikum, heute vor 60 Jahren ist er in München gestorben: Ferdinand Weisheitinger, genannt Weiß Ferdl.
Das Schicksal und auch ein gewisses Maß an Zufall führte den gelernten Schriftsetzer auf die Bühne. In München spielte er vor allem im Platzl, das er später auch als Direktor leitete, Tourneen brachten ihm internationalen Ruhm - aber seiner Heimatstadt ist er immer treu geblieben. Das zeigen kurze Verse, die der Weiß Ferdl unter ein Portraitbild von sich geschrieben hat:
http://www.pnp.de/lokales/news.php?id=56512
*da muss ma als preuss schon ganz genau hinhören - aber immer wieder nett zu hören ! danke !
Das der schon solange auf der weiß-blauen wolke schwebt !
dir ein schönes sonniges we.. limi