"Grünen" - Lüge Treibhauseffekt
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Eröffnet am: | 05.07.03 16:04 | von: proxicomi | Anzahl Beiträge: | 40 |
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von Dirk Maxeiner
Im Internet fragte die Londoner Nachrichtenagentur Reuters: "Klimaerwärmung alles Einbildung?" Es wurde ein gewisser Nigel Calder zitiert, der ein neues Buch geschrieben hat: "The Manic Sun" (Pilkington Press London 1997, deutsche Ausgabe "Die launische Sonne" im Böttiger Verlag, Wiesbaden) - die verrückte Sonne. Aha, also ein Verrückter. Normalerweise hätte ich gleich weitergeklickt. Aber der Name: Calder? Was er laut Reuters so zu sagen hat: Die Klimaschwankungen der Vergangenheit gingen hauptsächlich auf Sonnenstrahlung zurück, und die ändert sich zyklisch. Die Klimaforschung habe jene Erklärungen sträflich vernachlässigt, die von der Treibhausthese abweichen, lautet Calders Vorwurf. Aha. Das sagen doch auch diese finsteren Kohle- und Autolobbyisten in Amerika. Calder? Woher kenne ich bloß diese Hyäne? Das Archiv bringt Aufklärung: Nigel Calder ist angesehener Wissenschaftsautor in Großbritannien. Sapperlot, was geht hier vor? Will der uns etwa die Klimakatastrophe kaputtmachen?
Die deutlichste Treibhausfolge ist ein warmer Regen: Geld ergießt sich über wissenschaftliche Eliteeinheiten in Deutschland, Grossbritannien und den USA. In Hamburg wird das Max-Planck-Institut für Meteorologie zum Deutschen Klimarechenzentrum gerüstet, das britische Meteorological Office nennt seine Klimaretter Hadley Centre for Climate Prediction and Resarch. In den USA bekommt das Lawrence Livermore National Laboratory schöne Großrechner. Die sind gleichsam die Jäger 90 des Klimafeldzuges: teuer und absturzbedroht. Sie sollen den Luftkampf mit den Treibhausgasen durchspielen und Aufschluß über das Klima der Zukunft geben. Zum Umweltgipfel von Rio 1992 einigt sich das IPCC diesmal auf eine mittlere Katastrophe: Das Klima werde zum Ende des nächsten Jahrhunderts bis zu sechs Grad wärmer - das ist zwar weniger als zuvor geschätzt, aber immer noch mehr als genug. Es entstehen neue, inzwischen vertraute Bilder: Pole schmelzen wie Moevenpick-Eis, dem Kölner Dom steht der Rhein bis zu den Turmspitzen, in Moskau tummeln sich Krokodile. Die letzte Grillparty der Wohlstandsgesellschaft ist anberaumt. 1995 erreicht die fiebrige Erwartung erneut Höchststände, diesmal gipfeln die Klimatologen in Berlin. Mittlerweile arbeiten 2500 Wissenschaftler aus 100 Ländern dem IPCC zu. Allein für das deutsche Klimarechenzentrum hat der Forschungsminister 540 Millionen Mark lockergemacht.
Doch während die Zahl der Mitarbeiter steigt, werden bei den Vorhersagen kleinere Brötchen gebacken: Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts soll es jetzt nur noch etwa 1 bis 3 Grad wärmer werden. Hoppala. Die Trendvorhersage von 1 Grad wird durch Satellitenmessungen bestätigt - und korrespondiert mit der natürlichen Variabilität des Klimas. Die Aussagekraft über den Einfluß des Menschen auf das Klima tendiert gegen Null. Zum Glück merkt das keiner.
Wer die beiden IPCC-Berichte vergleicht, kommt aus dem Staunen nicht heraus: 1990 galt eine Erwärmung um 2 Grad bis zum Jahr 2100 als vergleichsweise erstrebenswert. Für dieses Ziel ("Szenario B") seien drastische Maßnahmen erforderlich: der vollständige Übergang von Kohle auf Erdgas, der Stopp jeglicher Abholzung sowie eine Halbierung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Fünf Jahre später prognostizieren die Fachleute das gleiche Ergebnis für den Fall, daß die Menschheit mehr oder weniger so weiterwurstelt wie bisher. Zum Glück merkt auch das keiner.
Wie heißt doch das erste Gebot der Klimabibel: Du sollst nicht verharmlosen. Deshalb apportiert Klaus Hasselmann, Chef des deutschen Klimarechenzentrums, entschlossen wie Kommissar Rex den Treibhaustäter - pünktlich zum Berliner Klimagipfel. Auf einer Pressekonferenz versichert er in Gegenwart des Forschungsministers: Die Klimaänderungen der vergangenen Jahrzehnte seien "mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent durch den Menschen hervorgerufen", was auch immer eine "geschätzte Wahrscheinlichkeit" sein mag. Der Minister weiß es auch nicht, nickt aber betroffen. Auf dem grossen Klimarad, das global gedreht wird, glaubt auch das Team um Benjamin Santer am amerikanischen Lawrence Livermore National Laboratory einen menschlichen "Fingerabdruck" gefunden zu haben. Santer ist einer der Autoren der 95er IPCC-Studie. Dort heißt es: "Bei Abwägung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse scheint ein merklicher menschlicher Einfluß auf das Klima erkennbar." Ob des überführten Missetäters bricht medialer Jubel aus: Von Focus ("Beweis erbracht") bis taz ("Endgültig: Menschen schaufeln sich Klimagrab"). Umweltschützer sehen sich bestätigt - und zwar durch eine "überwältigende Mehrheit" der Wissenschaftler. Doch was müssen wir im Mai 1997 von Klaus Hasselmann in Science lesen: "Die Frage, ob der Anstieg der Temperaturen im letzten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde oder ob es sich einfach um eine natürliche Variabilität des Klimas handelt, bleibt kontrovers." Eine Woche später sagt auch Benjamin Santer: "Die Zweifel sind da." Aus Mehrheiten werden rasch Minderheiten. Der Fingerabdruck der Klimakatastrophe scheint mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent wieder verschwunden zu sein.
In Nigel Calders Buch "The Manic Sun" fungiert der Däne Eigil Friis-Christensen als Kronzeuge. Der Leiter der Abteilung für Solarterrestrische Physik am Meteorologischen Institut in Kopenhagen entschlüsselt seit Jahren Zusammenhänge zwischen der Aktivität der Sonne und unserem Klima. Die Sonne "häutet" sich in einem Rhythmus von neun bis fünfzehn Jahren, was mit Sonnenflecken und veränderter Strahlung einhergeht. Die Forscher interessieren sich nicht nur für die sichtbaren Sonnenstrahlen, sondern für die gesamte, erheblich schwankende Strahlung. Funkamateure können vom störenden "Sonnenwind" ein Lied singen. Treibt die Sonne es ganz wild, schwanken sogar Kompasse, Stromnetze brechen zusammen. Leuchtende Boten der Strahlung sind die Polarlichter. Beachtliches hält die Sonne auch für die Klimaforschung bereit: Die Länge ihrer Zyklen und die Vehemenz ihrer Aktivitäten korrespondieren in erstaunlicher Weise mit Temperatur- und Wetteränderungen auf der Erde. Dank neuer Analysemethoden lassen sich die Aktivitäten der Sonnenflecken bis in graue Vorzeit zurückverfolgen. Als sie das letzte Mal im 17. Jahrhundert fast völlig ausblieben, folgten strenge Winter und abnorme Kälte. Das Team um Eigil Friis-Christensen glaubt inzwischen auch dem Mechanismus auf der Spur zu sein: Die kosmische Strahlung wirke sich auf die Wolkenbildung aus. Darf das wahr sein? Das haben sich auch dänische Parlamentarier gefragt. Peter Laut, Chefberater des Umweltministers in Klimafragen, erschien am 28. April 1997 zu einer Fragestunde vor dem Parlament in Kopenhagen. Zunächst erläuterte er die amtliche These vom menschengemachten Treibhauseffekt. Die Rede kam jedoch schnell auf Eigil Friis-Christensen und sein solares Widerstandsnest. Früher hatte der Regierungsberater das stets als Unsinn abgetan. Nun sagte er: "Es erheben sich herausfordernde Fragestellungen." Die Zuhörer erheben die Augenbrauen. Was tut sich denn hier? Buchautor Nigel Calder zitiert auch Arbeiten von Karin Labitzke an der Freien Universität Berlin. Zusammen mit ihrem in den USA forschenden Kollegen Harry van Loon hat sie festgestellt, daß sich das Wetter über der Nordhalbkugel augenfällig mit dem Zyklus der Sonnenflecken ändert. "Während die Dänen die große Klimaskala im Auge haben", sagt Karin Labitzke, "zoomen wir uns näher an das Wettergeschehen heran." Das IPCC hielt ihre Ergebnisse ebenso wie die dänischen Resultate für Kaffeesatzleserei.
Die widerspenstigen Meteorologen liessen sich nicht unterkriegen. Sie erhielten bisher unzugängliche Wetterdaten von 1973 bis 1995. Die erlauben einen Blick auf die Südhalbkugel. Die Ergebnisse werden bald veröffentlicht: Nord- und Südhalbkugel zeigen spiegelbildlich die gleichen Wetteränderungen im Rhythmus der Sonnenflecken. "Das ist schon fast ein Beweis", sagt Karin Labitzke, "da muß ein Zusammenhang bestehen, auch wenn wir den Wirkungsmechanismus nicht verstehen." Die Berliner Meteorologin will das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: "Es geht gar nicht darum, die These vom Treibhauseffekt zu widerlegen. Aber der Einfluß der Sonnenvariabilität ist so offensichtlich, daß man wirklich nicht mehr so tun kann, als gebe es ihn nicht." Jörg Negendank, Physiker am Geoforschungszentrum Potsdam, urteilt: "Das ist ein Feld, das angegangen werden muß, um die umlaufenden Ideen vom Treibhauseffekt in die richtige Perspektive zu bringen." Einigkeit herrscht in einem Punkt: Der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre ist seit 1870 von 270 Teilen pro Million (ppm) auf heute 364 ppm gestiegen. Und schon scheiden sich die Geister: Welche Rolle spielt dabei der Mensch? Die Forscher um Eigil Friis-Christensen machte besonders eine Beobachtung nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo stutzig: Anfang der neunziger Jahre sanken die Temperaturen infolge der abschirmenden Eruptionswolken. Das läßt sich mit der These vom menschengemachten Treibhaus in Einklang bringen. Aber dann wird es wunderlich. Die Zunahme des Kohlendioxids ging nach dem Vulkanausbruch zwar nur vorübergehend, aber auffallend zurück (von 2,5 ppm auf 0,6). Und das, obwohl die Industrie das Gas weiter in die Luft pustete. Könnte es sein, daß beim Klima Ursache und Wirkung vertauscht werden?
Unsere Ozeane speichern Kohlendioxid und sind so etwas wie eine große Sprudelflasche. Und wer eine solche (geöffnet!) erhitzt, sieht, wie CO2 entweicht. Hohe Kohlendioxid-Konzentrationen sind auf der Erde nichts Neues: In der Zeit der Dinosaurier war der CO2-Anteil drei- bis fünfmal so hoch wie heute. "In der Erdgeschichte kann man feststellen, daß mit höheren Temperaturen auch der CO2-Spiegel sehr stark steigt", erklärt Jörg Negendank und stellt die delikate Frage: "Wer verursacht hier eigentlich was?" Hier kommt das zweite Gebot der Klimabibel zum Tragen. Es lautet ebenfalls: Du sollst nicht verharmlosen. Aber denken ist erlaubt. Leicht sensibilisiert sollten wir die grundsätzliche Frage klären: Wie sieht es tatsächlich aus mit den Temperaturen in unserem irdischen Jammertal? Auch hier herrscht auf den ersten Blick Einigkeit: Zwischen 1881 und 1993 stieg die globale Durchschnittstemperatur den meisten Quellen zufolge um 0,54 Grad Celsius. Auf den zweiten Blick stellt sich das Bild differenzierter dar: 0,37 Grad dieser Erwärmung - also siebzig Prozent - erfolgten in der ersten Hälfte der hundert Jahre. Der weitaus größte Teil der Kohlendioxide gelangte aber erst in den letzten fünfzig Jahren in die Atmosphäre. Treibhausgase können die Atmosphäre aber nicht rückwirkend erwärmen. Der Hund muß also woanders begraben liegen.
Gernot Patzelt vom Institut für Hochgebirgsforschung in Innsbruck hilft beim Ausgraben: "Man läßt diese Temperaturreihen zu einem Zeitpunkt beginnen, der deutlich einen Tiefpunkt der Entwicklung zeigt", sagt er. Wenn man sich die Klimaschwankungen als Wellenbewegung vorstellt, dann war 1880 ganz unten. Doch im Jahrhundert zuvor gab es ähnliche Warmphasen wie heute. Patzelt: "Bezieht man diese mit ein, dann lässt sich kein einheitlicher Trend mehr feststellen." Gegenwärtig schwanken die Angaben über die globale Durchschnittstemperatur zwischen 0,04 und 0,1 Grad Erwärmung pro Jahrzehnt. Nun stehen heute auch Satellitendaten zur Verfügung, die den ganzen Globus erfassen und besonders genaue Zahlen liefern. Der Meteorologe John Christy von der Universität von Alabama hat die Messreihen seit 1979 ausgewertet: "Für die untere Troposphäre bis zu 5 Kilometer Höhe ergibt sich seit 1979 eine leichte Abkühlung von 0,05 Grad pro Jahrzehnt." In dieser Zeit brachen allerdings Vulkane aus, die den Globus abkühlten. Wenn die Wissenschaftler die Naturereignisse herausrechnen, dann ist die Welt um 0,09 Grad pro Jahrzehnt wärmer geworden, theoretisch. Wissenschaft kann wunderbar sein: Es wird wärmer, obwohl es eigentlich kälter geworden ist. Egal, welchen Messungen wir glauben, lebenspraktisch lässt sich wohl sagen: Nach der finalen Grillparty sieht das alles nicht aus. Doch Einspruch: War 1995 nicht das heißeste Jahr seit der modernen Temperaturaufzeichnung? Leider wieder eine Niete: 1995 war kein Rekordjahr, sondern lag abgeschlagen an achter Stelle. Das britische Metereological Office - eines der Forschungszentren im Dienste des IPCC - hatte das Jahr nur geschätzt. Vorab und falsch, aber rechtzeitig zum Berliner Klimagipfel. Deshalb sei vor der nächsten UN-Klimakonferenz, die Ende des Jahres im japanischen Kyoto stattfindet, darauf hingewiesen: Auch das Jahr 1996 kühlte ab: um 0,08 Grad. Im Kalten Krieg lehrten die Satelliten die Militärs das Fürchten. Inzwischen leuchten sie den Klimaforschern heim. Und von der himmlischen Warte aus muß manch irdische Gewissheit korrigiert werden. Die Klimaweisen des IPCC prophezeien, der Meeresspiegel werde sich bis zum Jahr 2100 um bis zu einem Meter erhöhen. Doch der Meeresspiegel denkt gar nicht daran, den Prognosen zu folgen.
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Geoforschungszentrums Potsdam, die Satellitendaten von 1992 bis 1995 ausgewertet haben: Der Pegel der Weltmeere hat sich im globalen Durchschnitt jedes Jahr um etwa zwei Millimeter erhöht. Ebenso zeigen die Ergebnisse, dass die Ozeanspiegel keineswegs gleichmäßig steigen: Wenn die Pegel des Indischen Ozeans und des Südwestpazifiks klettern, dann sinken die Fluten im zentralen Pazifik und im Golf von Bengalen. Die Ozeane unterliegen einem Rhythmus von etwa vierzehn Jahren, der jetzt erst einmal vollständig beobachtet werden muß. Und auch die Sonne spielt bei Meeresschwankungen womöglich eine Rolle. Läuft die Badewanne nicht spätestens über, wenn die Pole schmelzen? Schließlich sagen die Modelle der Klimaforscher für die Pole eine bis zu dreimal höhere Erwärmung voraus als in gemäßigten Zonen. Damit liegen sie weit daneben: Die Satellitendaten zeigen für die Arktis eine Abkühlung um 0,28 Grad pro Jahrzehnt. Temperaturaufzeichnungen aus dem russischen Teil der Arktis zeigen jetzt sogar einen Temperatursturz von bis zu 4 Grad in den vergangenen vierzig Jahren. Auch am Südpol ist der Zusammenhang zwischen einer Klimaerwärmung und der Bewegung der westantarktischen Eisströme fragwürdig geworden. "Die vielfach zitierte Aussage, es wird wärmer, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt dramatisch, ist falsch", resümiert Heinz Miller vom Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. "Das Gegenteil ist der Fall."
In den Rechenzentren der Klimaforscher wachsen Wissen und Ratlosigkeit. Die Wissenschaftler haben alle Hände voll zu tun, den Launen der Natur zu folgen. Der letzte Rückzieher erfolgte aufgrund einer simplen Entdeckung: Smog der Städte und Rauch der Brandrodungen schirmen das Sonnenlicht ab. Das kühlt die Erde. Nach dieser Erkenntnis wurden die Klimavoraussagen 1995 deutlich zurückgenommen. Daraufhin stimmten sie auch mit dem tatsächlichen Klima überein. Jetzt stellt sich jedoch heraus: Die kühlende Wirkung der winzigen Partikelchen in Smog und Rauch liegt wahrscheinlich nicht bei dreißig, sondern höchstens bei zehn Prozent. Damit dürfte das mühsam austarierte Rechengebilde wieder wanken: Weniger Kühlung heißt höhere Temperaturen - aber die gibt es in diesem Masse nicht. Klimaforschung wie im Maggi-Kochstudio?
Das wäre in der Wissenschaft nicht neu: "In der Praxis widerstrebt es Menschen, eine Theorie aufzugeben, in die sie viel Zeit und Mühe investiert haben", hat der Astro-Pysiker Stephen Hawking erkannt, "gewöhnlich versuchen sie die Theorie so abzuändern, daß sie zu den Beobachtungen paßt." Schließlich verwandele sich die Theorie in ein "schiefes und hässliches Gebäude". Einigen wir uns auf eine eher salomonische Sicht: Wie das Wetter ist auch das Klima ein Produkt aus unzähligen, teils unberechenbaren Faktoren. Wolken und Blitze, Meere und Moore: All das wird erst langsam erforscht und kann in den Computern kaum simuliert werden.
Und mit der Sonne kommt jetzt auch noch die kosmische Dimension hinzu. Auch noch schnellere Superrechner werden vorläufig nichts daran ändern: Klimamodelle sind primitive Abbildungen der Realität. Fazit: Der menschliche Einfluß auf das Klima hat bisher noch zu keiner Entwicklung geführt, die es in der Vergangenheit ohne menschlichen Einfluß nicht schon gegeben hätte (was freilich nicht gegen das Energiesparen spricht). Nigel Calder bringt es auf den Punkt: "Die These vom Treibhauseffekt - zumindest in der offiziellen, aufschreckenden Form - liegt in ihren Todeszügen." Nur wolle das noch keiner wahrhaben.
© DIE ZEIT 25.07.1997 Nr.31
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gruß
proxi
Ahti Toivola
Finnland verfügt über sehr begrenzte eigene Energiereserven und ist ein Land mit einem kühlen Klima und einer energieintensiven Industrie. Eine sichere, zuverlässige und kostengünstige Versorgung ist für Finnland von hoher Bedeutung. Entsprechend wird in Finnland Energie effizient eingesetzt und es werden alle verfügbaren Energiequellen genutzt.
Energieimporte besitzen einen sehr hohen Anteil von 72%.
Rund ein Drittel des Strombedarfs wird durch heimische Energieträger gedeckt. Der Kernenergieanteil beträgt 26.%. Importe deckten in den vergangenen Jahren zwischen 10 und 15% des Strombedarfs.
Auf Grund eines stetig steigenden Strombedarfs wird für das Jahr 2015 ein Anstieg von heute rund 85 TWh auf ca. 112 TWh prognostiziert. Dieser kann nur zum Teil durch Maßnahmen der Effizienzsteigerung bzw. des Ausbaus vorhandener Kapazitäten gedeckt werden.
Kernenergie hat sich über mehr als 25 Jahre als fester Bestandteil in der Stromversorgung Finnlands etabliert. Seit Mitte der 1980er Jahre bestehen Pläne zum Ausbau der vorhandenen Kapazität. Im Jahr 2000 beantragte das Unternehmen TVO bei der Regierung die Errichtung eines neuen Kernkraftwerks. Im Januar 2002 sprach sich die Regierung für die neue Anlage aus und im Mai 2002 ratifizierte das Parlament die Pläne. Es folgte die Ausschreibung zur Errichtung eines Leichtwasserreaktors mit einer maximalen thermischen Leis- tung von 4.300 MW. Vier Angebote über Siedewasser- und Druckwasserreaktoren wurden von Atomstroyexport, General Electric und Framatome ANP eingereicht.
Im Oktober 2003 entschied sich TVO für den von Framatome ANP und der Siemens AG angebotenen European Pressurized Water Reactor (EPR) als bevorzugtes Angebot. Im Dezember 2003 folgte die Vertragsunterzeichnung.
Mit der Ende dieses Jahrzehnts vorgesehenen Inbetriebnahme des Kernkraftwerks werden rund 35% des finnischen Strombedarfs von den dann fünf Anlagen gedeckt sein.
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gruß
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Schweizer Kernenergie – Zuverlässiger Lieferant von 40% des Stroms
(SVA, 28. April 2004) Wie das Bundesamt für Energie (BFE) heute Mittwoch mitteilte, haben die fünf Schweizer Kernkraftwerke (Beznau-1 und -2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt) auch im vergangenen Jahr rund 40% des Schweizer Stroms erzeugt und damit ihre hohe Zuverlässigkeit und sichere Produktion erneut unter Beweis gestellt. In absoluten Zahlen betrug die Produktion der Schweizer KKW netto fast 26 Milliarden Kilowattstunden Strom, womit die Höchstproduktion des Vorjahres um rund ein Prozent übertroffen werden konnte.
In der Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren ein Strommix etabliert, der unserem Land mit fast 60% Wasserkraft und 40% Kernenergie eine praktisch CO2-freie Stromproduktion garantiert. Durch Leistungssteigerungen auf beiden Produktionsseiten konnte auch die jährliche leichte Stromverbrauchszunahme soweit ausgeglichen werden, dass das Verhältnis gleich geblieben ist. Mit dieser hohen und sicheren Kernenergie-Produktion befindet sich die Schweiz weltweit gesehen im Mittelfeld der Länder, die einen Teil ihrer Stromproduktion auf Kernenergie abstützen.
Kernenergieerzeugung in Westeuropa ...
Ein Blick über die Grenzen zeigt bei den übrigen Kernenergie-Ländern in Westeuropa folgendes Bild: Frankreich erzeugt seit Jahren mehr als drei Viertel seines Stroms nuklear, letztes Jahr lag der Anteil bei 78%. Den zweithöchsten Anteil im Westen erzielt die Kernenergie mit 56% in Belgien. Schweden, das wie die Schweiz die Kernenergie als Ergänzung zur Wasserkraft einsetzt, kommt auf 49%. In diesem Land (das 1980 den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen hatte) zeichnet sich in den kommenden Jahren eine Steigerung der Kernenergieproduktion an, werden doch in verschiedenen Kernkraftwerksblöcken Leistungserhöhungen geplant, die gesamthaft mehr als 4% der aktuellen Leistung des Parks ausmachen. In Westeuropa erzeugen weiter Deutschland (28%), Finnland (27%), Spanien (23%), Grossbritannien (22%) sowie die Niederlande (4,4%) Atomstrom. Auch in Finnland ist eine Steigerung des Atomstromanteils absehbar, wird dort doch mit dem Kernkraftwerksblock Olkiluoto-3 das fünfte Kernkraftwerk gebaut, das voraussichtlich 2009 den Betrieb aufnehmen wird.
... und im Rest der Welt
In Osteuropa erzeugt Litauen mit seinen beiden Kernkraftwerksblöcken 80% der Landesproduktion. Dahinter folgen die Slowakei mit 58%, die Ukraine (51%), Bulgarien (41%), Slowenien (40%), Armenien (35%), Ungarn (33%), die Tschechische Republik (31%), Russland (17%) und Rumänien (9,3%). Ein Blick auf weitere Kernenergie produzierende Länder zeigt folgendes Bild: In Amerika betreiben die USA (20%), Kanada (13%), Argentinien (9%), Mexiko (6,2%) und Brasilien (4%) Kernkraftwerke. In Afrika erzeugt als einziger Staat Südafrika Strom aus Uran, vergangenes Jahr belief sich der Anteil an der Gesamtstromerzeugung auf 6%.
In Asien setzen Südkorea (40%), Taiwan (24%), Japan (22%), Indien (3%), Pakistan (2,3%) und China (2%) auf die Kernenergie. In Asien befindet sich auch die Hälfte der heute in Bau stehenden 32 Kernkraftwerke. Weltweit werden rund 17% des Stroms nuklear erzeugt.
Memorandum deutscher Wissenschaftler zum geplanten Kernenergieausstieg
Prof. Dr. Adolf Birkhofer, Garching
Prof. Dr. Joachim Grawe, Leinfelden
Prof. Dr. Manfred Popp, Karlsruhe
Prof. Dr. Alfred Voß, Stuttgart
Prof. Dr. Dietrich Wegener
Die im Herbst 1998 gewählte neue Bundesregierung hat in der Koalitionsvereinbarung und in der Regierungserklärung ihre Absicht bekundet, so schnell wie möglich aus der Kernenergie auszusteigen. Wir, die unterzeichnenden Wissenschaftler, zweifeln nicht an der demokratischen Legitimität dieser ja auch in den Wahlprogrammen angekündigten Entscheidung. Wir bezweifeln aber, daß es sachgerecht und verantwortungsbewußt ist, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert Parteitagsbeschlüsse aus den siebziger und achtziger Jahren ohne Überprüfung ihrer heutigen Berechtigung zu vollziehen. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, eine ernsthafte Neubewertung der Kernenergie vorzunehmen und im Lichte der Ergebnisse ihre Energiepolitik zu überdenken. Dabei müssen aus unserer Sicht vor allen Dingen folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden:
1. Fortschritte der Sicherheitstechnik
Die Akzeptanzkrise der Kernenergie in den siebziger und achtziger Jahren hat Teile der Politik in die Resignation getrieben, Wissenschaft und Industrie jedoch zu Höchstleistungen im Bereich der Weiterentwicklung der nuklearen Sicherheit angespornt. Die hierbei erzielten Ergebnisse wurden in der letzten zehn Jahren in umfangreichen Nachrüstungen umgesetzt, so daß die deutschen Kernkraftwerke heute in bezug auf Sicherheit und Zuverlässigkeit die Weltspitze bilden. Diese erheblichen sicherheitstechnischen Verbesserungen und die wirtschaftlichen Investitionen in der Sicherheitstechnik in Höhe vieler Milliarden seit den Ausstiegsbeschlüssen werden ebenso wie Fortschritte bei der Entsorgung von der Politik der Bundesregierung nicht gewürdigt.
2. Das Klimaproblem
Gegenüber den siebziger und achtziger Jahren wissen wir heute sehr viel mehr über die Bedrohung des Weltklimas durch Treibhausgase, insbesondere durch Kohlendioxid, das Endprodukt der Verbrennung aller fossilen Brennstoffe. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich international verpflichtet, ihren Ausstoß an diesem klimagefährlichen Gas bis zum Jahr 2010 um 21 % zu reduzieren. National hat sich die Bundesregierung sogar eine Minderung um 25 % bis 2005 zum Ziel gesetzt. Bei Verzicht auf Kernenergie bedeutet das gleiche Ziel eine erhebliche Verschärfung der Reduktionserfordernisse. Bislang gibt es keine schlüssige Antwort, wie das Klimaschutzziel in diesem Fall erreicht werden könnte. Solange als Alternativen für die Kernkraftwerke nur Gas- oder Kohlekraftwerke zur Verfügung stehen, verschärft der Ausstieg aus der Kernenergie also ein ohnehin bisher ungelöstes Problem, bei dem Deutschland seiner globalen Verantwortung gerecht werden muß.
3. Deutschland als Technologienation
In vielen Teilen der Welt wird die Kernenergie weiter ausgebaut. Deutsche Unternehmen verlieren ihre Exportchancen, denn ein Ausstieg in Deutschland entzieht der technologischen Spitzenstellung der deutschen Industrie die Grundlage. Die deutsche Technologie und insbesondere die deutsche Sicherheitstechnik verlieren hierbei aber nicht nur Märkte, sondern auch Einfluß auf die weitere Entwicklung des internationalen Sicherheitsniveaus.
4. Der Industriestandort Deutschland
Im Inland bildet die Kernenergie den vor allem für die Industrie wichtigen Sockel einer preislich stabilen und günstigen Stromversorgung in der Grundlast. Da der Wegfall eines Drittels der deutschen Stromerzeugungskapazität nicht einfach durch Sparmaßnahmen kompensierbar sein wird, gibt es nur zwei Alternativen: Ersatz durch andere Kraftwerke, die höhere Umweltbelastungen oder höhere Energiekosten zur Folge haben, oder durch Importe. In beiden Fällen wird die industrielle Basis in Deutschland geschwächt, im ersten durch weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Standortbedingungen, im zweiten durch die Verlagerung eines weiteren Industriezweiges ins Ausland.
5. Die europäische Dimension
Im inzwischen bestehenden europäischen Binnenmarkt, der durch die Osterweiterung Europas noch wachsen wird, kann nicht verhindert werden, daß wegfallende Kernkraftwerksleistung im Inland durch Stromimporte aus bestehenden oder neu errichteten europäischen Kernkraftwerken ersetzt wird, auf deren Sicherheitsniveau wir nach einem "Ausstieg" kaum Einfluß nehmen können.
6. Der "ökologische Rucksack"
Bei der Erforschung der Umweltauswirkungen verschiedener Energiesysteme wird heute, etwa über Prozeßketten, jeweils der ganze "Lebensweg" einer Technik von der Gewinnung der Rohstoffe für den Bau der Anlage über deren Betrieb samt Brennstoffversorgung bis hin zur Entsorgung in den Blick genommen. Wir kennen dadurch den "ökologischen Rucksack" der wichtigsten Techniken zur Stromerzeugung. Dabei hat sich gezeigt, daß das System "Kernenergie" im Vergleich gut abschneidet. Es wäre paradox, ein solches System in einer Zeit aufzugeben, in der wir erkannt haben, daß die Belastbarkeit der Natur die eigentliche begrenzende Ressource für unser Wirtschaften darstellt und wir gerade insoweit gegenüber unseren Nachkommen eine besondere Verantwortung tragen. Dies gilt um so mehr, als der weltweite Energieverbrauch wegen der zunehmenden Bedeutung der Entwicklungsländer weiter wachsen wird.
7. Chancen der regenerativen Energien
Bis regenerative Energien einen größeren Beitrag zur Energieversorgung leisten können, sind noch erhebliche Anstrengungen in der Forschung erforderlich, die nachdrücklich und langfristig gefördert werden muß. Ein Ausstieg aus der Kernenergie eröffnet aber erst dann neue Chancen für regenerative Energien, wenn sie die Wirtschaftlichkeitsschwelle erreicht haben, andernfalls vermindert er ihre Marktaussichten, weil Investitionsmittel dann bereits langfristig für konventionelle technische Lösungen gebunden wären.
8. Revidierbarkeit von Entscheidungen
Die in der Koalitionsvereinbarung niedergelegte Absicht, den Ausstieg aus der Kernenergie unumkehrbar zu machen, ist zutiefst undemokratisch und zudem unlogisch, denn die Ausstiegspolitik der Bundesregierung macht ja gerade von der Umkehrbarkeit früherer energiepolitischer Entscheidungen Gebrauch. In einer sich ohnehin über Jahrzehnte erstreckenden Entwicklung sollte man künftigen Generationen die Möglichkeit eigener Entscheidungen bewußt offenhalten, vor allem durch Erhalt und Weiterentwicklung des technischen Wissens.
9. Nachwuchs
Der jahrzehntelange Weiterbetrieb der vorhandenen Kernkraftwerke selbst in einem Ausstiegsszenario, die anschließende Stillegung und die sichere und zuverlässige Entsorgung der angefallenen radioaktiven Abfälle können nur verantwortungsbewußt bewältigt werden, wenn dafür auch ausreichend ausgebildetes Fachpersonal zur Verfügung steht. Nukleare Wissenschaft und Forschung müssen schon aus diesem Grund weiter gefördert werden, um die nur durch die Verbindung von Forschung und Lehre aufrecht zu erhaltende Qualität der Ausbildung in Deutschland sicherstellen zu können. Ein Anreiz für qualifizierte junge Leute besteht aber nur, wenn die Technik, für die sie tätig sind, auch eine Zukunftsperspektive hat.
10. Ausstieg ist keine Lösung
Die Reduktion der Energiepolitik auf den "Ausstieg" aus einer Technologie ist ein Armutszeugnis. Der Wechsel von einer Technologie zu anderen ist dann etwas völlig Normales, wenn eine bessere Alternative zur Verfügung steht. Wer aus der Kernenergie "aussteigen" will, sollte also eine realisierbare bessere Energiepolitik vorschlagen und dafür die in einer Demokratie notwendige Mehrheit erlangen. Erst der Beschluß über das Neue und seine Umsetzung führen zum Ersatz des Vorhandenen. Wir, die unterzeichnenden Wissenschaftler, bieten der Bundesregierung den Dialog über diese Fragen an. Wir wollen mit unserem Wissen dazu beitragen, eine zukunftsfähige Energiepolitik in Deutschland zu entwickeln, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen gleichermaßen gerecht wird und die unser Land voranbringt, indem sie unsere Stärken als führendes Land in Wissenschaft und Technik sinnvoll einsetzt.
servus
SPIEGEL
Von Silberpavianen und Umweltkampfhamstern
Aus Biberach berichtet Yassin Musharbash
Gegen das Aschermittwochsgepolter der CSU in Passau kommen die Grünen in Biberach nicht an. Der Ärger um Nebenjobs und Visa-Affäre überstrahlt die Abrechnung mit der Union. Nur Lokalmatador Metzger und Umweltminister Trittin sorgen für Laune - der eine mit Kritik an Ludger Volmer, der andere mit derben Attacken.
Trittin: Saftige Zoten
Biberach - Katrin Göring-Eckhart, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, war einmal das erste und bis heute einzige weibliche Elferrats-Mitglied ihrer Oberschule im heimischen Thüringen. Aber die einstige Mitgliedschaft in diesem Karnevalsgremium zahlt sich heute nicht aus. "Wenn der Stoiber eine Pkw-Maut fordert, dann sagen wir, die gibt es doch schon längst. Wir nennen sie nur anders: Wir nennen sie Ökosteuer!", sagt Katrin Göring-Eckhart. Doch die Pointe zündet nicht. Ein paar Besucher klatschen, nur einer lacht.
Es liegt nicht an der 38-jährigen Thüringerin, dass die Stimmung so nüchtern bleibt. Schon die Giglberg-Halle, in der die Grünen ihren politischen Aschermittwoch begehen, ist ein Stein gewordener Gegenentwurf zu jedem Bierzelt. Es geht hier eher besinnlich zu als feucht-fröhlich, einem Vergleich mit dem stimmungsgeladenen, bierseligen Aschermittwochsoriginal der CSU im bayerischen Passau hält die Veranstaltung in Biberach nicht einen Moment lang Stand. Die Grünen sind offensichtlich eine Partei von Anti-Karnevalisten. Und wenn nicht am Ende der Veranstaltung, nach drei langen Stunden, wenigstens Bundesumweltminister Jürgen Trittin ein paar saftige Zoten reißen würde, und wenn Oskar Metzger, das enfant terrible der Südwest-Grünen, nicht wenigstens nebenbei für etwas parteiinternen Zoff sorgen würde, müsste man sagen: langweilig.
Dabei ist der politische Aschermittwoch für alle Parteien, auch für die Grünen, eigentlich eine willkommene Gelegenheit, mit Brachialhumor und Radikalrhetorik den politischen Gegner bloß zu stellen, die man sich nicht nehmen lässt. Je platter die Polemik, desto länger der Ausschnitt, der heute Abend in der "Tagesschau" gezeigt wird - das ist die für diesen Tag gültige Gleichung. Den Grünen aber gelingt die Generalabrechnung mit der Union nicht so recht. Erstaunlich viel Zeit verbringen die Rednerinnen und Redner damit, sich über ihre eigene Partei Gedanken zu machen.
"Ich sage nur: Ludger Volmer"
Den Anfang macht Oswald Metzger, ehemals Bundestagsmitglied der Grünen, heute gut verdienender Politikberater. Metzger genießt hier in der schwäbischen Herzkammer der Grünen-Bewegung jede Menge Hochachtung. Er steht zudem schon in den Startlöchern für eine erneute Kandidatur für das Parlament in Berlin, da kann ein bisschen Aufmerksamkeit kaum schaden. Er versucht es mit einer Profilierung gegen die eigene Parteilinie.
Niemals würde es Edmund Stoiber einfallen, auf dem politischen Aschermittwoch seine eigenen Parteifreunde abzukanzeln. Metzger aber macht ungerührt exakt das: "Wenn ich als grüner Politiker einen Politiker meiner Partei nicht mehr nennen darf, der genau das tut, was wir bei Politikern anderer Parteien kritisieren, dann bin ich in der falschen Partei", redet er sich in Rage. Jeder weiß, wen Metzger meint, er sagt es trotzdem: "Ich sage nur: Ludger Volmer!" Da ist das böse Wort gefallen, von dem die Grünen eigentlich gehofft hatten, dass es ausbleibt. Der Streit um den grünen Ex-Staatsministers im Auswärtigen Amt (AA), der in den vergangenen Wochen in den Brennpunkt der Kritik geriet, weil er zwischen seinem Bundestagsmandat und seiner Nebentätigkeit als Berater in der Außendarstellung nicht immer ganz sauber trennte, hat die Partei schon genug Nerven gekostet.
Die beiden Spitzengrünen Göring-Eckhart und Trittin blicken deshalb während Metzgers Rede leicht gequält auf ihre Tische, schreiben SMS oder schauen einander an. Metzger genießt derweil den Beifall für seine Schelte. Sein Gegenvorschlag: Die Politikerdiäten sollten kräftig erhöht, Nebentätigkeiten dafür verboten werden. "Politiker sind Manager des Gemeinwohls", sagt der Schwabe. Das kommt hier im Ländle gut an, wo zum grünen Establishment auch Bankdirektoren und Bürgermeister gehören und Schwarzgrün als mutige Vision gilt.
Harter Angriff aus Stoiber
Nach Metzger spricht Katrin Göring-Eckhart, der Krach und Krawall nicht liegen und die deswegen eher ruhige, aber bestimmte Töne anschlägt. Sie setzt sich gegen den Vorwurf der Unionsparteien zu Wehr, die Grünen hätten sich durch den berüchtigten Volmer-Erlass zu Handlangern von Schleusern und Menschenhändler gemacht. Der umstrittene Erlass, mittlerweile Gegenstand eines Untersuchungsausschusses im Bundestags, wurde zwischen 2001 und 2004 tausendfach zur Erschleichung von Visa ausgenutzt. "Das war kein Nebenprodukt unserer Politik, das waren Kriminelle", sagt Göring-Eckhart, um dann in die Vorwärtsverteidigung überzugehen: "Und trotzdem war es richtig, die Visa-Vergabe zu erleichtern".
Der neu gewählte, ukrainische Premierminister Wiktor Juschtschenko, so Göring-Eckhart, habe dies gerade erst wieder angemahnt. "Sollen wir dem etwa sagen: Eure Revolution war ja ganz klasse, aber jetzt bleibt bitte unter euch?" Göring-Eckharts Statement ist eine wohltuende Abkehr von dem bisherigen Argumentations-Chaos bei den Grünen, die sich zuletzt nicht einig werden wollten, ob sie den Erlass offensiv als ihre Idee verteidigen oder die CDU als mitverantwortlich hineinziehen wollten. Es ist einer der starken Momente ihrer Rede. Wenn man einige mit wenig Gegenliebe bedachte Pointen abzieht, ist es sogar eine gute Rede.
So zum Beispiel auch in dem Teil, in dem Göring-Eckhart CSU-Chef Stoiber für seinen Umgang mit der erstarkten NPD geißelt. "Wer es den Nazis so leicht macht wie Stoiber, bereitet den Boden für Schlimmeres", empört sie sich in Anspielung auf Stoibers Äußerung, dass die unter Rot- Grün angestiegene Arbeitslosigkeit den Wahlerfolg der Rechtsextremisten in Sachen verursacht habe. "Ist das etwa der Aufstand der Demokraten? Herr Stoiber, nehmen Sie diesen Satz zurück", fordert Göring-Eckhart unter Beifall.
"Silberpavian aus München"
Jürgen Trittin, wiewohl als "Fischkopf" anmoderiert und als Norddeutscher dem Karneval nur wenig verbunden, ist der einzige, dessen Auftritt an eine Büttenrede erinnert. Gleich zu Beginn nennt er Stoiber den "Silberpavian aus München", den Visa-Untersuchungsausschuss kommentiert er mit einem deftigen Bonmot von Schalke-Managers Rudi Assauer: "Wenn der Schnee geschmolzen ist, sieht man, wo die Kacke liegt", sagt er, und meint damit, dass es nicht der Volmer-Erlass, sondern Regelungen der Kohl-Regierung gewesen seien, die den Missbrauch so leicht gemacht hätten. Die Union wolle nur den Ruf des grünen Außenministers Joschka Fischer demolieren, "damit kommen sie aber nicht durch", beschwört Trittin sich selbst und das Publikum.
"Es ist völlig unklar, wofür die Opposition steht", donnert der Minister weiter, während sein Arm wie ein Dirigentenstock im Takt auf und ab bewegt wird. Die FDP-Vorsitzende Baden-Württembergs, Birgit Homburger, beschimpft er als den "Umweltkampfhamster der Liberalen", und das einzige, was bei der CDU noch auf einen Bierdeckel passe, sei nicht das Konzept für die Steuerreform, sondern die Rücktrittserklärung des Finanzexperten Friedrich Merz.
So macht man das an einem politischen Aschermittwoch, Trittin muss Stoiber studiert haben, jedenfalls ist da plötzlich so etwas wie Stimmung im Saal, zumindest jedenfalls ein Schmunzeln auf den meisten Gesichtern. Da kann sich auch Trittin eine koalitionsinterne Spitze erlauben: Früher, in ihren Gründungstagen, erzählt er, habe man den Grünen vorgeworfen, ihr mittlerweile von der CDU kopierter Einsatz von basisdemokratischen Mitteln sei verfassungswidrig. "Aber wir wurden damals nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Allerdings nur, weil Otto Schily damals noch bei den Grünen war." Der Rest ist dann wieder Selbstlob: Atomausstieg und Dosenpfand und allerlei andere grüne Errungenschaften listet Trittin auf, wettert gegen die Automobilindustrie (Dieselfilter) und die USA (Treibhausgase).
Am Ende ist ausgerechnet er, der Fischkopf, der Retter des grünen Karnevals. Es ist halb drei am Nachmittag, der Bierkonsum war mäßig, und angeregte Grüne und ihre Anhänger gehen durch die malerische Innenstadt nach Hause. Alles noch mal gut gegangen. Für 30 Sekunden in der "Tagesschau" werden Stimmung und Polemik schon reichen.
MfG
kiiwii
Neonazis sollen 23-Jährigen bestialisch gefoltert haben
Es muss ein beispielloser Gewaltexzess gewesen sein: Neonazis verschleppen einen ihnen unbekannten jungen Mann, beschimpfen ihn als "nicht arisch" und quälen ihn über Stunden bestialisch. Anschließend vergewaltigen sie ihn. Seit heute stehen drei junge Männer und zwei Frauen in Frankfurt an der Oder vor Gericht.
Frankfurt an der Oder - Zum Prozessauftakt wurde aus Termingründen nur die Anklageschrift verlesen. Doch die beschreibt ein unfassbares Horrorszenario: Demnach überfielen die Neonazis im Alter zwischen 21 und 29 Jahren am 5. Juni 2004 einen ihnen unbekannten jungen Mann auf einer Straße in der Oderstadt und verschleppten ihn in eine Wohnung. Dort war ihr 23 Jahre altes Opfer ihnen zweieinhalb Stunden ausgeliefert. Der Anklage zufolge traktierten sie Gunnar S. mit einem Bügeleisen, drückten glühende Zigaretten auf seiner Haut und Zunge aus, traten und schlugen auf ihn ein, stachen mit Messern und Gabeln zu, würgten ihn, bis er fast erstickte.
Sie sollen zudem das Gas einer Spraydose mit einem Feuerzeug angezündet und diese wie einen Flammenwerfer auf den Wehrlosen gerichtet haben. Außerdem zwangen sie Gunnar S., Rasierschaum und Spülmittel zu schlucken. Anschließend musste er laut Staatsanwalt Jörg Tegge sein eigenes Erbrochenes aus einer Toilettenschüssel sowie Vogelkot essen.
Vergewaltigung mit Bürstenstiel
Zudem sollen die seit Juni und September 2004 in U-Haft sitzenden mutmaßlichen drei Haupttätern den Mann auf bestialische Weise vergewaltigt haben, darunter auch mit einem Bürstenstiel und einen Messergriff. Dabei zerrissen sie Gunnar S. die Darmwand und verursachten schwere innere Blutungen. Mit den Brutalitäten ging die Erniedrigung des Opfers einher. Unter anderem zwangen sie den bereits hilflosen Mann, auf allen Vieren auf dem Boden zu kriechen, urinierten ihm auf den Kopf und in den Mund. "Dadurch sprachen sie ihm ab, ein Mensch zu sein", erklärte Tegge, der sie wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung belangen will.
Daneben sollen die beiden 20 und 25 Jahre alten Frauen gestanden und die Hauptangeklagten mit Beifallskundgebungen, Beleidigungen und Gelächter unterstützt haben. Ihnen wirft Staatsanwalt Tegge Beihilfe vor. Vor Gericht waren die solariumgebräunten Frauen bemüht, sich keine äußere Regung anmerken zu lassen. Eine von ihnen war in bauchfreiem Shirt und hohen Absatzschuhen erschienen.
Auch zwei der drei angeklagten Männer blieben weitgehend reglos. Als sie an Händen und Füßen gefesselt in den Saal geführt wurden, verbargen sie ihre Gesichter hinter Mützen und Kapuzen. Nur einer der Angeklagten blickte während der gesamten Sitzung mit provozierender Kälte in Richtung Staatsanwalt. Reue war bei keinem von ihnen zu erkennen. Ob sie sich zu den Vorwürfen äußern werden, blieb zunächst offen.
"Dumpfe Einstellungen, pure Lust"
Als Motivation für die Tat nennt die Staatsanwaltschaft die "auf tiefster Stufe stehende menschenverachtende dumpfe rechtsextremistische Einstellung sowie pure Lust" der Angeklagten. Einer von ihnen soll das Opfer als "nicht arisch" und deshalb als "nichts wert" beschimpft haben. Die mutmaßlichen Angreifer hatten angegeben, sie wollten mit der Tat für eine angebliche Vergewaltigung eines 15-jährigen Mädchens durch ihn rächen. Allerdings: Die gab es laut der Staatsanwaltschaft nicht.
Das Opfer hatte die Tortur nur überlebt, weil es sich noch in die eigene Wohnung schleppen konnte, nachdem seine Peiniger es schwer verletzt zurückgelassen hatten. Dort musste ein Bekannter Gunnar S. erst überreden, zum Arzt zu gehen und die Geschehnisse der Polizei zu melden. Die Neonazis hatten ihm und seinem kleinen Sohn für diesen Fall mit dem Tod gedroht. Aus Furcht machte das Opfer bei den Ermittlern zunächst keine Angaben zu den Tätern, wie Staatsanwalt Tegge sagte.
Erst eine Notoperation im Krankenhaus konnte Gunnar S. dann retten. "Ohne ärztliche Hilfe wäre er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an Verblutung und einer Vergiftung verstorben", erklärte der Staatsanwalt.
Der Prozess wird am 16. Februar fortgesetzt. Insgesamt sind fünf Prozesstage bis zum 11. März vorgesehen. Das Opfer wird der Verhandlung fernbleiben. "Er ist noch immer traumatisiert und in medikamentöser Behandlung", sagte Nebenklage-Anwalt Martin Rubbert. Nicht nur an den seelischen, sondern auch den körperlichen Folgen wird Gunnar S. ein Leben lang zu leiden haben.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,341141,00.html
Absoluter Neuling