Eine Orgie von Geschwätz
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 27.07.04 11:57 | ||||
Eröffnet am: | 27.07.04 09:14 | von: HEBI | Anzahl Beiträge: | 7 |
Neuester Beitrag: | 27.07.04 11:57 | von: HEBI | Leser gesamt: | 5.661 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 1 | |
Bewertet mit: | ||||
"Eine der Glanzleistungen dieses Sonntagspalavers besteht darin, die politischen Realitäten schlechthin hinter einer Orgie von Geschwätz zu verdecken", schimpft Walter van Rossum. "Jeder dieser Katastrophentalks ist komplett austauschbar", schreibt er und bezeichnet die Sendung als "weekly soap, die uns mit der Androhung des Untergangs unterhält und zur Belohnung damit winkt, dass es dann eventuell weitergeht, allerdings zu weitaus schlechteren Bedingungen". Das "Christiansen"-Studio in Berlin bezeichnet der Autor als "kugelförmiges Treibhaus, in dem die aktuellen politischen Neurosen gezüchtet werden".
Das Pikante dabei: Der 50-jährige van Rossum moderiert Radiosendungen im Westdeutschen Rundfunk, ist somit ein ARD-Kollege der von ihm gescholtenen TV-Lady. Es gehe ihm nicht so sehr darum, Sabine Christiansen an den Karren zu fahren, betont der Kritiker, sondern um das generelle Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Journalismus. Seitenweise zitiert er in seinem Buch aus Auftritten von Angela Merkel, Edmund Stoiber, Dieter Hundt oder Wolfgang Clement und zerpflückt ihre Aussagen über Irak-Krieg, Rentenreform oder Arbeitsmarktpolitik. Leider hinterfrage die Moderatorin selbst unglaubwürdige Behauptungen von Politikern, Wirtschaftskapitänen und Experten kaum, so van Rossum.
Dies alles schreibt der Autor betont polemisch, und stellenweise liest sich das Ganze recht amüsant. Wenn sich van Rossum aber zu der These versteigt, die "Christiansen"-Redaktion habe sich mit der politischen Klasse gegen den kleinen Mann verschworen, wird die Sache fragwürdig: Er nennt die Moderatorin "eine der begabtesten und beflissensten Dienerinnen jener Klasse" und behauptet: "Sendungen wie ,Sabine Christiansen' sehen ihre Aufgabe darin, politische Vorgaben an die Öffentlichkeit propagandistisch durchzureichen - und nicht etwa die ziemlich trivialen Denkfehler aufzudecken."
Logisch, dass die ARD-Lady sich über die Schmähschrift ärgert. Beim Streit zwischen ihr und van Rossums Kölner Verlag "Kiepenheuer & Witsch" geht es vor allem um die Behauptung, ein Berater von Finanzminister Hans Eichel arbeite auch für Christiansens Show, wo er für die Auswahl von Talkgästen zuständig sei. "Kiepenheuer & Witsch" hat bereits reagiert: In einer Unterlassungserklärung verpflichtet sich der Verlag nach Auskunft von Sprecherin Gaby Callenberg, die entsprechende Behauptung in künftigen Auflagen des Buchs wegzulassen.
PS. Trotzdem schafft sie es jede Woche fast 5 Millionen Zuschauer anzulocken. Frage wer tut sich diesen Schmerz zum Wochenausklang eigentlich an? Ich nicht mehr.
Wowereit, Rau, Clement usw., jetzt hat sie aber
auch vor allem ihren Bayer-Mann.
Woher ich das weiß?
Ich bin doch schließlich Berliner Taxifahrer mit
Abi und abgebrochenem Studium, sozusagen ein
Star der Branche.
Aber ganz verschwiegen. *lol*
Dennoch schaue ich mir Talksshows wie die von Sabine Christiansen gerne an. Denn man lernt auf diesem Wege Argumentationsmuster kennen, auf die man sich einstellen kann. Und das ist sehr hilfreich für politische Diskussionen, auch hier im Board.
@Hebi: Kannst Du mir bitte noch die Quelle für den von Dir eingestellten Beitrag nennen?
J.R.
Gibt aber auch im Spiegel Artikel zum selben Thema.