Ein Mann ackert für Deutschland -
http://www.welt.de/data/2006/11/28/1126749.html
Josef Ackermann ist das Gegenteil von Jürgen Rüttgers: Ackermann ist ein Glücksfall für Deutschland. Er (Ackermann!) schafft Arbeitsplätze, ist mit den Herausforderungen der Globalisierung vertraut und handelt mit Herz und Verstand. Er ist ein Antipopulist. Deshalb hat er in Deutschland keinen Fanklub. Seitdem er im Mannesmann-Prozess 2004 mit einem Victory-Zeichen im Gerichtssaal Michael Jackson nachahmte, hasst die antikapitalistische Mehrheit den Schweizer.
In einem Land, in dem jene, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden, kommt gute Laune in Kombination mit reinem Gewissen nicht gut an. Erfolgreiche Menschen sollen sich ein bisschen schämen.
Jürgen Rüttgers hat das gut verstanden. Er gehört zur Phalanx der Linkspopulisten, die gerade Europa in den Irrsinn treiben. In den Niederlanden haben Ex-Maoisten mit leeren Versprechungen 16,9 Prozent erhalten, in Deutschland sind es Ex-Trotzkisten und in Norwegen Ex-Marxisten, die als Sozialkonservative den Verlierern der Globalisierung Trost spenden. Jürgen Rüttgers ist ein Neoblümianer und gaukelt den Menschen vor, dass eine Volkswirtschaft überleben kann, in der Verteilen wichtiger ist als Erwirtschaften.
Das Wirtschaften überlassen die Linkspopulisten gerne jenen Managern, auf deren Kosten im Ortsverein oder vor Wahlen Stimmung gemacht wird. Dort wo Linkspopulisten selbst unternehmerische Verantwortungen übernehmen, sind Pleiten und Korruption keine Seltenheit. Ob Neue Heimat oder die österreichische Gewerkschaftsbank: Kapitalismuskritik ist leichter als Kapitalismuspraxis.
Populismus ist das versteckte Andere der Demokratie. Es ist ihr düsterer Kern. Als solcher muss er in seiner seismografischen Qualität geschätzt werden. Die hervorragende Arbeit der Deutschen Bank, ihr Kultursponsoring und die gesellschaftlichen Initiativen, die von ihr ausgehen, werden stillschweigend hingenommen. Wirklich geschätzt werden sie nicht. Die europäischen Sozialstaaten haben eine gefährliche Form der Demokratie etabliert.
Aus Angst vor Ablehnung und Extremismus wurden insbesondere jene Schichten umfassend subventioniert, die potenzielle Wähler von Extremisten sein könnten. Der Wohlfahrtsstaat macht aus der Demokratie einen Subventionsbetrieb. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchen die alten Gespenster des Radikalismus wieder auf, auch weil den Staaten das Geld fehlt, um die Unzufriedenen mit finanziellen Zuwendungen ruhigzustellen. Exakt in jenem Moment wählen eben jene Schichten wieder rechts- oder linksradikal. Das kann man undankbar nennen, oder aber unerzogen.
Die Undankbaren sind ungnädig gegenüber jener Ordnung, die sie einst verwöhnte. Die Ablehnung Ackermanns ist die Ablehnung der sozialen und ökonomischen Realität. Sein Wille zur Globalisierung wird dem Schweizer als antideutsche Strategie übel genommen. Auch hier sind es Linke, die ihren Sozialnationalismus mit den Ressentiments aus dem stumpf rechten Milieu würzen. Ackermanns Verurteilung in der Öffentlichkeit folgt der Logik des Sündenbocks: Man bestraft ihn stellvertretend für die Globalisierung - und merkt gar nicht, dass man sich in der Weltökonomie das denkbar schlechteste Zeugnis ausstellt. So handeln nur größenwahnsinnige ökonomische Analphabeten.
Ackermann weiß das. Der 58-Jährige weigert sich nachhaltig, das Spiel der Populisten zu spielen. Er sagt Dinge, die richtig sind. Auch zur falschen Zeit. Ackermann steht für den Souverän und Erwachsenen: Er ist nicht bestechlich. Deshalb ist er für Populisten ein Albtraum. Sie brauchen Menschen, die ängstlich und ohne Hoffnung sind. Populisten lieben Pessimisten. Das Gegenteil von Menschen, die mit einem V-Zeichen im Gerichtssaal stehen.
Artikel erschienen am 28.11.2006
WELT.de 1995 - 2006
Wie wär's mit "So sind sie, die Pfälzer"?:
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/...andard_document_24245920
Wer einen klaren Gesetzesrahmen und eine einigermassen gesicherte Privatsphäre für Bürger und Unternehmen für wertvoll hält, wird am Ausgang des Mannesmann-Prozesses wenig Freude haben. Aber nicht weil die Richter gegenüber den angeklagten Managern und Aufsichtsräten des damaligen Mannesmann- Konzerns zu gnädig gewesen wären - nein, stossend ist vielmehr, dass die deutsche Justiz allzu einfach aus diesem Fall herauskommt. Nun kann sie sich aus der Veranstaltung verabschieden, ohne dass ihre expliziten und impliziten Anschuldigungen einem harten Test unterzogen werden. Die Richter kommen darum herum, genau darlegen zu müssen, welche Vorgänge damals bei der Geldverteilung an der Mannesmann- Spitze aus ihrer Sicht so gravierend waren, dass sie zu Strafrechts-Themen wurden. Man wird auch nie erfahren, ob und wieweit sie eine Antwort auf die Frage nach der Beziehung zwischen Manager-Entschädigung und Gegenleistung formuliert hätten, wieweit sich Strafrichter also zu Themen geäussert hätten, die in liberalen Ordnungen im Prinzip zur Privatsphäre gehören und zwischen Management und Aktionären auszuhandeln sind. Gewiss, für alle Betroffenen, besonders für die Angeklagten, wäre eine langwierige Fortsetzung des Prozesses aufreibend und teuer geworden, aus dieser Sicht erscheint dessen Einstellung vernünftig. Aber man muss sich vor Augen halten, dass damit zugleich die Möglichkeit ausgeschaltet wurde, dass mit einer allfälligen, deutlich sichtbaren Niederlage der Strafjustiz einigermassen klar geworden wäre, wo die Grenzen zwischen strafrechtlichem und privatrechtlichem Gebiet in Deutschland verlaufen. Diese Disziplinierung des Staates im weiteren Sinn wäre aus ordnungspolitischer Sicht einiges wert gewesen. Das «Unentschieden» dagegen hat die Ungewissheit kaum verringert; die Frage bleibt im Raum, ob nicht ähnliche Fälle wieder zu ähnlichen Prozessen führen können. Wer sich aufs Formelle konzentriert, wird mit Nein antworten und argumentieren, dass der Mannesmann-Prozess genau in dieser Hinsicht viel gebracht habe: Aufsichtsräte und Manager hätten daraus die Lehre gezogen, dass Prämien ohne vertragliche Grundlage juristisch anfechtbar seien, und ihre Verträge angepasst, um die Vergütung rechtlich abzusichern. Aber dies ist eher ein bürokratischer Fortschritt. Mit Blick auf öffentliche Stimmung und veröffentlichte Meinung in Deutschland scheint sich weniger verändert zu haben; es dominiert nach wie vor der Eindruck, vielen Bürgern wäre ein hoheitlicher Schiedsrichter im Stil eines «Mannesmann-Rächers» willkommen, der die Grenze zwischen angemessenen und übertrieben hohen Managerlöhnen aufzeigen und die Masslosen massregeln würde. Es passt ins Bild, dass der prominenteste Angeklagte, «Joe» Ackermann, heute eher als Chef der rentablen Deutschen Bank und Empfänger eines hohen Millionengehalts in der öffentlichen Kritik steht denn wegen seiner damaligen Rolle als wenig aufmerksamer Mannesmann-Aufsichtsrat. Es passt ebenfalls ins Bild, dass Verteilungsfragen in Deutschland nicht nur das breite Publikum und die grosse Masse der Politiker beherrschen, sondern unterschwellig auch weite Teile der gewichtigen Binnenwirtschaft - nicht zuletzt die grosse Branche der regionalen, staatsnahen und genossenschaftlichen Banken, in der man die vom Ausländer Ackermann nach angelsächsischen Rezepten geleitete Deutsche Bank eher als Störung betrachtet. Aber wahrscheinlich werden es gerade solche «Störungen» im Zug der Globalisierung sein, die dafür sorgen werden, dass neue Prozesse à la Mannesmann in Deutschland in Zukunft geringe Chancen haben werden. Gy. | |
Es ist nun mal so: Judex non calculat. Gleiches Recht für alle.
MfG
kiiwii
P.S.: "Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben" (B.R.)
Mangelndes öffentliches Interesse. Ein Witz.
Die Sache hätte mal besser geklärt werden sollen. Wäre wohl für alle (die Beteiligten als auch die Öffentlichkeit, die uninteressierte) besser gewesen.
Gruß
Talisker
Schauprozess vermieden
Haben sich Ackermann, Esser und Co. gestern "freigekauft"? Gilt hier der Spruch: "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen"? Beide Fragen sind eindeutig zu verneinen. Der Mannesmann-Prozess ist nach Regeln eingestellt worden, die jährlich in mehr als 100.000 Strafverfahren angewandt werden. Vermutlich sind diese anderen Betroffenen weniger reich als Deutsche-Bank-Chef Ackermann. Wenn aber geltende Gesetze auch auf vermögende Manager angewandt werden, ist der Rechtsstaat nicht in Gefahr. Im Gegenteil: Es wäre rechtsstaatswidrig, wenn ein Verfahren nur deshalb fortgeführt würde, weil die Angeklagten prominent sind und das Publikum überbezahlte Manager derzeit am liebsten vor Gericht sieht. Das wäre ein echter Schauprozess.
Der abrupte Schluss des Mannesmann-Verfahrens hat die Praxis des "Deals" im Strafverfahren in den Blick gerückt. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht können sich auf ein Urteil verständigen und so ein Verfahren abkürzen. Natürlich ist das Rechtsprechung "Pi mal Daumen". Aber man sollte auch die Möglichkeiten eines Strafprozesses nicht naiv überhöhen. Die Wahrheitsfindung ist auch dann nicht gewährleistet, wenn Zeugen sich "nicht mehr erinnern" oder sich absprechen. Der Mannesmann-Prozess ist das beste Beispiel dafür. Die eigentlich spannende Frage: "War die Prämie für Mannesmann-Chef Esser faktisch eine Bestechung dafür, dass er den Widerstand gegen die Fusion mit Vodafone aufgab?", konnte nicht einmal ansatzweise geklärt werden. Aus Mangel an Beweismitteln hat das Gericht schon die entsprechende Anklage der Staatsanwaltschaft nicht zugelassen. Der Untreue-Vorwurf war nur ein Notnagel.
Deutschland neigt nicht dazu, "kurzen Prozess" zu machen. Das Mannesmann-Verfahren wurde eingestellt, nachdem es schon seit sechs Jahren lief. So wurde im ersten Verfahren beim Landgericht ein halbes Jahr verhandelt, dann kam ein zäher Revisionsprozess beim Bundesgerichtshof, und nun drohte erneut ein monatelanger Prozess, der sicher ohne eindeutige Beweislage geendet hätte. Hier einen Kompromiss anzustreben - der ja kein Freispruch ist -, war äußerst angemessen.
CHRISTIAN RATH
taz vom 30.11.2006, S. 11, 48 Z. (Kommentar), CHRISTIAN RATH
Gruß BarCode
Chapeau, taz, für diese Darstellung!
Und Thx, Barcode, für das Posting.
Btw: B.R. hat schon recht...(siehe P.S.)
MfG
kiiwii
P.S.: "Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben" (B.R.)
- Die Reichen können sich freikaufen
- Den Normalbürgern geht es an den Kragen.
Das fördert nicht das allgemeine Vertrauen
in eine unabhängige Judikative.
kiiwii, wenn du dich häufiger mal auf dein tolles P.S. berufen musst, sollte dir das doch irgendwann mal zu denken geben. Man muss ja langsam Angst bekommen, dass der Konjunktiv dir gar nicht mehr bewusst ist....
Gruß
Talisker
P.S.: Vielleicht steh ich ja allein, aber mir wäre es lieber, wenn ein solcher Vorwurf gegen mich erhoben würde, die Sache würde geklärt als so ohne Freispruch zu leben.
oder isses etwa unschicklich, die taz zu lesen ?...ich les ja auch noch was anderes... (im Gegensatz zu vielen anderen)
(Btw: Soviel Rechtsverständnis bei diesem Blatt hat mich trotzdem überrascht...)
.
.
MfG
kiiwii
P.S.: "Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben" (B.R.)
Happy End | 29.11.06 16:53 |
Latour, Ackermann, Schawinski... |
Na ja Happy End, wenn Du da alle drei auf eine Stufe stellst, dann ist das Deine Sache. Ich sehe dies schon ein wenig anders.
Josef Ackermann und sein Team, haben die Bank auf Vordermann gebracht und brachten den Aktionären Rekordgewinne.
Der Aktienkurs der Deutschen Bank spricht eine klare Sprache.
Aber das ist ja nicht so Dein Ding, bist zwar in einem Börsenboard und solltest zufrieden sein mit solch tüchtigen Managern, polterst aber Sozialismus pur!
Happy End | 29.11.06 20:23 |
"juristisch unbelastet" aber ´ne ganze Menge Dreck am Stecken... |
MfG
quantas
Aber leider warst du zu dem späten Zeitpunkt offensichtlich nicht mehr ganz Herr deiner Sinne.
MfG/Johannah
Oben in Deinem Artikel steht anfangs:
" Er (Ackermann!) schafft Arbeitsplätze,"
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Fakt ist:
Bankkapitän Joseph Ackermann verkündete für 2004
stolz den Reingewinn von 2,5 Milliarden Euro
(satte 87% mehr als 2003)
Dafür werden 6400 Mitarbeiter entlassen.
Jeder Zehnte wird gefeuert.
.................
Ich könnte argumentativ so fortfahren,
habe aber keine Lust.
Ist mir einfach zu blöd.
.................
Auch bei Mannesmann hat der ehrenwerte Herr
Arbeitsplätze geschaffen?
Träum weiter!
Grüsse
B.
Deutsche-Bank-Chef Ackermann tritt 2010 zurück
Der Chef der Deutschen Bank, der Schweizer Josef Ackermann, will die Bank nach Ablauf seines Vertrages 2010 verlassen. "Ich habe viele andere Interessen und würde mich freuen, diese einmal wahrnehmen zu können", sagte er in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". http://de.bluewin.ch/news/index.php/wirtschaft/news/20070120:brd014
Jo Ackermann ist kein Sesselkleber. Hat er aber auch nicht nötig.
MfG
quantas
hat?
Ich bin nicht neidisch auf solche abgehoben Arschlöcher
irgendwann kommt die Zeit da stellt man solche Jungs wieder an
die Wand.
Saddam hat auch jede Menge Kohle gemacht ,ein Teil davon
liegt sicher noch in der Schweiz,nur nützt sie ihm nichts mehr.