Ehrlichkeit an der Börse !
Seite 7 von 12 Neuester Beitrag: 17.02.20 05:47 | ||||
Eröffnet am: | 05.01.06 16:57 | von: Fundamental | Anzahl Beiträge: | 298 |
Neuester Beitrag: | 17.02.20 05:47 | von: smalatrhodm. | Leser gesamt: | 169.898 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 52 | |
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Ausserdem werden in den nächsten 100 Jahren (vermutlich) ständig neue ATHs erreicht. Das Risiko, beim weiteren Anstieg nicht dabei zu sein und dann auf ferstverzinslichen WPs zu sitzen, ist doch auch gegeben, oder nicht? Und das könnte größer sein als das Risiko einer Korrektur. Alles nicht so einfach, also, nur weil ein neues ATH erreicht ist, darf man nicht schmeissen, meine Meinung.
Gruss, weitweg
Wenn das so einfach wäre, könnte man einen Computer mit einem "Buffett-Tewchnik-Programm" versehen, mit allen verfügabren Daten füttern und die "Buffett-Werte" und Handelsstrategien automatisch rausfiltern. Funktioniert aber nicht, sonst gäbe es nämlich solche Werte immer in einem ganz winzigen Zeitfenster, anschließen wären sie erkannt und rausgefischt.
Meine Überzeugung ist, dass an der Börse jeder seinen eigenen Weg finden muß. Und, Fundamental, wenn du mit deinen Werten in 2006 50% erzeilt hast trotz des 25% Mai-Crash, dann hast du doch deinen eigenen Weg schon sehr gut gefunden. Ich kam auch auf ca. 50% aber leider erst nach dem Mai Crash. Wenn ich das ganze Jahr betrachte, liege ich "nur" bei ca. 30-35%. Habe sicher auch nicht soviel Erfahrung wie du, amch auch nicht so fundierte Anlaysen wie du oder Katjuscha, liege aber trotzdem nicht schlecht. Weiß nicht, wie ich mein Analyseverfahren beschreiben soll - ist wahrscheinlich weder wissenschaftlich untermauert noch kann ich auf einen der Gurus verweisen. Und außerdem - Glück gehört nun mal auch dazu.
Gruß
FredoTorpedo
"... Ich kam auch auf ca. 50% aber leider erst nach dem Mai Crash. ..."
-> genau das meinte ich damit auch
"... weshalb verweist ihr immer wieder auf Buffett ??? ... Wenn ihr euch immer wieder die Bilder von Picasso anschaut und seine Maltechnik studiert, ist die Wahrscheinlichkeit genauso gering, dass ihr ein Picasso werden, wie diejenige, dass ihr Buffett-Nachfolger werden. ..."
-> Und genau darin liegt der entscheidende Unterschied.
Buffet`s Strategie basiert größtenteils auf Zahlen,
die sich (relativ) einfach nachvollziehen lassen. Alles
andere an der Börse sind Emotionen, Charttechnik etc.,
die sich n i c h t greifen lassen.
Wenn ich also weiss, dass ich mit der Value-Strategie
ein n a c h w e i s l i c h erfolgreiches Instrument
habe, reduziere ich die o.a. unberechenbaren Faktoren
auf ein Minimum.
Und im übrigen schränke ich mit der Buffett`schen Strategie
den Markt um 80-90% ein - anschliessend verbleiben aber
immer noch ein paar tausend weltweit ...
Denn mit Deiner Aussage, Du hättest 50% mit Deinem Depot im Jahr 2006 gemacht, habe ich plötzlich starke Zweifel an Deiner Ehrlichkeit gehegt.
VEM, GCI z. B. waren eine Deiner Depotwerte und ich kann mich auch an Aussagen zum Langfristdepotvergleich von Dir erinnern die ebenfalls deutlcih unter 50% glegen haben müssen.
Ich hab auch schon ein Posting verfasst und dieses aber wieder gelöscht, da ich Dichnicht persönlich angreifen wollte.
Nochmals vielen Dank für Deine guten und wertvollen Beiträge hier.
Ich bin übrigens weiterhin in GCI und VEM investiert, zur Zeit sogar übergewichtet, da die Aktien in den nächsten Wochen extrem gut laufen dürften.
Dieses Jahr wär ich auch wieder mit 30-40% zufrieden. Aktuell lieg ich bei 18%, vorallem dank Drillisch und UMS. Kann sich aber auch alles noch relativieren im Jahresverlauf. Wird auch sicher mal wieder nen Ausreißer nach unten geben.
Bissl Zeit haben + unterbewertete Wachstumswerte suchen und finden und man kann (fast) nix falsch machen.
Ich stell nur in letzter zeit immer wieder fest, das ich auf dem jetzigen Niveau einzlene Dax-Werte nicht mehr kaufen würde, weil sie mir zu teuer erscheinen. Von daher kann ich mir nicht vorstellen, das der Dax im Schnitt ein KGV von 13-14 hat, oder aber das die Dax-Werte weiter zweistellig im Umsatz zulegen können. das mag vielleicht noch für 2007 gelten, aber dann? ...
Das heißt aber nicht das ich mir keine Dax-Kurse von 8100 Punkten in den nächsten 18 Monaten vorstellen könnte. derzeit gibts so viele Bären und so viel Liquidität, das ich auch ein Dax-KGV von 18-19 nicht ausschließe. Wieso nicht?
Ich denke das wird die Bedeutung der Bewertung auch oftmals überschätzt, obwohl ich selbst ein Anhänger der Fundamentalanalyse bin. Temporär ist aber unwichtig, ob wir mal 20% über fairem wert oder 20% unter fairem Wert notieren.
Deshalb meine ich, dass der DAX in diesem Jahr auch unabhängig von der Bewertung noch ein Stück steiegn wird. Der Grad wird davon abhängen, wieviel andere jetzt bereits Kasse machen wollen. Wer kaufen will, findet immer Gründe, die dafür sprechen.
Gruß FredoTorpedo
verschiedenste Zyklen und vermeintliche Boom-Branchen mit KGV`s
zwischen 3 und 3000. Doch irgendwann nähern sich Bewertungen
(in den allermeisten Fällen !) wieder ihrem fairen Wert an - wie
auch immer der ermittelt/gesehen wird.
Nur gibt es an der Börse eine zeitliche Komponente, die man sehr
schön mit dem FC Bayern vergleichen kann.
Mal sind sie von Saisonbeginn an ganz vorne, meistens im oberen
Mittelfeld und eher selten weiter hinten. Nach einer gewissen
Zeit trennt sich aber die Spreu (Bielefeld, Gladbach) vom Weizen
(Bayern, Schalke, Bremen) und es stehen jedes Jahr immer wieder
dieselben Mannschaften oben.
Insbesondere international ist Bayern Jahr für Jahr d i e letzte
deutsche Mannschaft, die um einen Titel in der Championsleague
mitspielt.
Und warum ? Weil Bayern über die größte S u b s t a n z (= Bilanz)
verfügt ! Und Substanz setzt sich letztenendes immer wieder durch.
Nur manchmal dauert es ein bissl länger, in diesem Jahr sicherlich
national - aber international könnt`s mal wieder für Real langen ...
P.S.:
Bin beileibe kein Bayern-Fan. Wie an der Börse. Auch hier sind (zu)
viele Anleger kein "Fan" von Fundamentals oder ValueTiteln :-)
Sie haben nichts miteinander gemein.
Der DAX-Stand von 7000 ist im grunde ein All Time High für bis zu 29 der 30 Daxwerte.
Damals waren noch Mannesmann und die Dt. Telekom (mit über 100 €) im Index.
Wenn die Telekom nicht so abgestürzt wäre, stünden wir heute schon bei 9000.
Etliche Dax-Werte haben heute All Time Highs. Eine Thyssen ist heute nicht teuer,
aber wenn die Chinesen keinen Stahl mehr importieren müssen, sondern anfangen zu exportieren, dann steht die Aktie sehr schnell wieder mit einem KGV von 10 auf 10€.
Das andere Problem mit dem Vergleich ist die Umstellung der Bilanzierung von HGB auf IFRS. Mit der amerikanische Rechnungslegung IFRS werden die Gewinne sofort und ganz ausgewiesen und lassen sich nicht mehr so einfach für schlechtere Zeiten vortragen.
Damit sind die KGVs nicht mehr vergleichbar mit denen von 2000.
Durch die IFRS Rechnungslegung werden die konjunkturellen Zyklen steiler abgebildet.
Die Gewinne und die Verluste werden grösser, d.h. die Kursschwankungen werden ausgeprägter.
Das veranlasst zunehmend die Firmenlenker, solche Rücklagen für schlechte Zeiten lieber selbst abzubauen. Zumal sich ausgewiesene Gewinne eher Argumente zur Erhöhung der Vorstandsgehälter liefern als versteckte, wovon in letzter Zeit reichlich Gebrauch gemacht wird.
Gruß
FredoTorpedo
Was den Dax so besonders macht
DÜSSELDORF. Deutsche Aktien sind begehrter als Anteilsscheine in den USA und Rest-Europa. In weniger als vier Jahren hat sich der Deutsche Aktienindex (Dax) mehr als verdreifacht. Das ist einmalig in den etablierten Industrienationen. Dafür gibt es viele Gründe:
Nachholbedarf:
Während der großen Talfahrt bis Frühjahr 2003 hatte der Dax drei Viertel seines Wertes eingebüßt, mehr als alle anderen großen Indizes. Grund dafür ist der hohe Anteil an Technologiewerten, die nach der geplatzten Internetblase besonders litten, und ein selbst verstärkender Trend. Je länger die Baisse währte, desto mehr Anleger spekulierten auf weiter fallende Kurse. Dafür bot sich der Dax mit seiner hohen Liquidität gut an. Umgekehrt erholte sich der Dax anschließend stärker, weil sich die Wette auf steigende Kurse lohnte.
Zusammensetzung:
Aktien traditioneller Unternehmen wie Continental, Adidas, RWE und MAN tragen die Börsenrally ganz besonders. Die Firmengewinne der im Dax so zahlreich vertretenen exportorientierten Industrie-Unternehmen profitieren außerordentlich vom Boom der Weltwirtschaft. Hingegen hinken weltweit Öl-und Gaskonzerne hinterher, weil der Rohstoffpreis seit vergangenem Sommer ein Drittel seines Wertes verlor. Das schmälert künftige Gewinne. Dieser Bremseffekt geht am Dax vorbei, weil es hier diese Branche nicht gibt.
Erträge:
Nach dem schweren Einbruch im Jahr 2001 stiegen die Konzerngewinne der Dax-Unternehmen stärker als in Rest-Europa und den USA. Die Ausgangsbasis war einfach viel niedriger. Das macht die Aktien preiswert und deshalb attraktiv.
Ausländer:
Während sich heimische Anleger von der Börse zurückziehen, investieren Ausländer massiv. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank flossen im vergangenen Jahr netto 28,9 Mrd. Euro in den deutschen Markt. 2005 waren es sogar 40 Mrd. Euro – nach Abzug aller Verkäufe. Das entspricht dem Börsenwert von Schwergewichten wie BASF und Münchener Rück. Ausländische Anleger wittern zweierlei: Wie kein anderes Land profitiert Deutschland von der EU-Erweiterung und den aufstrebenden neuen Märkten, wo sich viel absetzen und gleichzeitig preiswerter produzieren lässt. Darüber hinaus hinken deutsche Konzerne in der Profitabilität der Konkurrenz noch hinterher. Pro 100 Euro Umsatz bleiben hierzulande durchschnittlich nur 5,50 Euro hängen. Weltweit sind doppelt so hohe Margen Standard. Das größere Potenzial lockt Investoren an.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 21. Februar 2007, 20:39 Uhr
http://www.handelsblatt.com/news/Boerse/Boerse-Inside/_pv/_p…
Blindflug an der Börse
WiWo-Börsenblick.
Die Investoren stochern weiter im Nebel. Die schnellen Gewinne zum Handelsauftakt - der Dax legte zwischenzeitlich fast ein Prozent zu auf 6703 Punkte – sind schon wieder futsch.
So dürfte das noch eine Weile weitergehen. Wo ist er nur geblieben, der unerschütterliche Optimismus in deutsche Aktien, die vor einer Woche doch noch so billig waren?
Das Bankhaus Sal. Oppenheim hat jetzt in einer Studie ermittelt, dass 15 Prozent der ausgewiesenen Gewinne pro Aktie im Dax allein durch die Konzernbuchhaltungen erzeugt werden. Grund: Nach der Umstellung der Rechnungslegungsvorschriften 2005 dürfen die Unternehmen weniger strenge Bilanzregeln etwa für Abschreibungen und Pensionskosten nutzen. Nach alter Lesart errechnete sich für die 30 im Dax notierten Gesellschaften beim aktuellen Indexstand ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,41. Das sieht dann nicht mehr so preiswert aus wie der offiziell ausgewiesene Wert von 13,96.
Die WirtschaftsWoche hat Anleger bereits Ende 2004, also unmittelbar vor der Umstellung auf die neuen Bilanzierungsregeln, auf die kommende Gewinn- und Bewertungsillusion an den Aktienmärkten hingewiesen: „Im kommenden Jahr weisen die Unternehmen viel höhere Gewinne aus, neue Rechnungsregeln machen’s möglich.“ (Heft 46/2004)
[02.03.2007] frank.doll@wiwo.de
Das stimmt überwiegend - allerdings nur für die 95%,
deren Strategie auf Spekulation & Zockerei basiert !
Hinzu kommt meines Erachtens ein weiterer Faktor, über den hier selten diskutiert wird:
Noch vor einigen Jahren waren Banken und Versicherungen in erheblich höherem Maß als heute in AKtien der verschiedenstens Firmen investiert. Häufig hatte man den Eindruck, dass das die "Spardosen" für schlechtere Zeiten waren, in denen man Gewinne verstecken konnte. Der Einfluß auf die VVs durch Banken und Versicherungen war entsprechend ihrer Anteile relativ hoch, so dass die VVs das Spiel, Gewinne zu verstecken, mitspielten. Es kam ihnen selbst auch zupass, dass sie so Reserven zum Vertuschen eigener Fehler hatten.
Mit dem Aufkommen der Hedge-Fonds und dem schrittweisen Rückzugvon von Banken und Versicherungen aus den Firmeninvestitionen hat sich die Situation grundlegend geändert. Die Fonds möchten alle versteckten Gewinne heben, um damit den Aktienkurs zu treiben. Die Rolle der Banken und Versicherungen früher spielen heute die Fonds, wobei ihr Einfluß möglicherweise höher ist, als der der Banken früher.
Wenn ein VV nicht mitspielt, muss er damit rechnen entweder abgeschoben zu werden oder zu sehen, wie seine Firma "filetiert" wird. ALso spielt man mit und weist alles, was nur möglich ist als Gewinne aus. Wahrscheinlich sogar einige "Schätzchen aus der Vergangenheit". Das Zuckerstückchen als Beigabe für die Vorstände ist, dass sie ihre Gehälter entsprechend der Gewinnsteigerung erhöhen können und über iher Aktieneoptionen zusätzlich erheblich von den steigenden Kursen profitieren.
Mein Fazit daraus ist:
1)Nach den Regeln von vor ca 5 bis 10 Jahren wären bei heutiger Geschäftslage höchsten 50% der heutigen Gewinne ausgewiesen, den Rest hätte man "versteckt".
2)Wenn keine verstecken >Reserven mehr vorhanden sind, schlagen wirtschaftlich Misserfolge sofort und wesentlich härter auf.
3) Der Vergleich von heutigen KGV mit denen von vor 5 bis 10 Jahren ist nur mit Einschränkungen aussagenfähig.
Gruß
FredoTorpedo
trotzdem hat sich unter den WPs in meinem Bekanntenkreis in den letzten Jahren der Begriff "Funny Money" immer stärker eingebürgert.
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Reich werden mit Insolvenz-Zocks?
am Donnerstag bin ich vor Lachen ja fast von meinem Bürostuhl gefallen! Gegen frühen Abend erreichte mich eine E-Mail von einem ehemaligen Arbeitskollegen, der mir einen ganz heißen Aktientipp versprach, wenn ich ihn mal kurz anrufe. Da ich mindestens so neugierig bin wie unsere beiden "Stubentiger" und dank Flatrate ohnehin kostenlos ins Festnetz telefonieren kann, wählte ich also einfach mal die Nummer und erkundigte mich nach dem Namen dieser "historischen Investment-Chance". Es war die Aktie der guten alten Heyde (oder "Pleyde" wie ich sie wegen des seit Jahren laufenden Insolvenzverfahrens nenne) AG. Es folgten einige abenteuerlich anmutenden Spekulationen basierend auf den vergleichsweise hohen Umsätzen der letzten Tage, bei denen ich aber nur mit halbem Ohr zugehört habe. Nach ein paar Minuten bedankte ich mich artig für den "tollen Tipp" und legte auf, nicht ohne zuvor allerdings noch darauf hinzuweisen, dass ich für solche "Spielchen" langsam wirklich zu alt bin. *Wetten auf die "Wiederbelebung toter Hüllen" Wie aber kommt eigentlich jemand, den ich für halbwegs intelligent erachte und der über eine langjährige Erfahrung an den Finanzmärkten verfügt, überhaupt auf die Idee, in eine Gesellschaft zu investieren, die nachweislich weder Vermögenswerte noch ein operatives Geschäft besitzt? Der Hintergrund ist folgender: Ein Börsengang ist in Deutschland für Unternehmen mit beträchtlichen Kosten verbunden. Einige Unternehmen überlegen sich daher, statt eines eigenen "Going Publics" lieber einen bereits börsennotierten "Mantel" zu kaufen und in diesen dann ihr Geschäft einzubringen. Wurden eventuelle Verbindlichkeiten, die mit zur Pleite beigetragen haben, im Rahmen des Insolvenzverfahrens bereits abgebaut, besteht für die Käufer kein Kredit-Haftungs-Risiko. Im Regelfall haben derartige "Börsenmäntel" eine Marktkapitalisierung im niedrigen sechsstelligen Euro-Bereich. Die Kosten einer Übernahme liegen damit häufig unter den finanziellen Aufwendungen für einen eigenen Börsengang. Auf den ersten Blick mag sich dieses ein bisschen an die Romanfigur "Dr. Frankenstein" (auch dieser versuchte ja, tote Hüllen zu reanimieren) erinnernde Modell durchaus schlüssig anhören. Die praktische Relevanz ist aber nichtsdestotrotz überaus gering. Von den unzähligen "Zombie-Unternehmen", die nach dem Zusammenbruch des "Neuen Markts" noch heute "herumspuken" erfahren nur die allerwenigsten eine echte "Wiederbelebung". Aber für einen schnellen "Zock" ist das letztlich oftmals auch gar nicht nötig. Denn bekanntlich lebt die Börse zu einem Großteil von vagen Hoffnungen und Gerüchten. *Gewinne mitunter durchaus möglich Und genau das ist der Grund, warum sich mit "klinisch toten" Aktien durchaus Gewinne machen lassen. Spätestens bei Notierungen im Bereich zwischen zwei und drei Euro-Cents kommt es bei der überwiegenden Mehrzahl dieser "Geister-Papiere" früher oder später zu vorübergehenden Kursanstiegen von bis einigen hundert Prozent. Sollen Sie also jetzt einfach eine Auswahl an Aktien, die im genannten Preisbereich notieren kaufen? Wenn Sie arbeitslos sind und den ganzen Tag Zeit haben, Börsenkurse zu beobachten, können Sie Ihr Glück diesbezüglich sicher einmal versuchen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die Kurssteigerungen zumeist nur von sehr kurzer Dauer sind und daher eine schnelle Reaktion beim Veräußern erfordern. Zudem kann man dieses "Spiel" nur mit geringen Einsätzen spielen. Wenn Sie beispielsweise für 20.000 Euro "Zwei-Cents-Aktien" erwerben, bekommen Sie eine schlappe Million Stück. Selbst wenn der Kurs dann auf vier oder sechs Cents steigen sollte, ist es äußerst fraglich, ob Sie Ihre Position zu diesen Preisen dann vollständig abgeben können. Vielleicht besteht zu sechs Cents nämlich nur eine Nachfrage nach 10.000 Stücken. Die restlichen 990.000 Papiere müssten Sie dann zu tieferen Notierungen verkaufen. In Größenordnungen von ein- bis maximal zweitausend Euro kann eine solche Strategie aber mitunter durchaus erfolgreich sein, wenngleich man häufig einen "langen Atem" braucht. Wenn Sie dann, die manchmal über Jahre aufgewendete Zeit für das permanente Beobachten der Kurse ihre paar tausend Euro Gewinn gegenüberstellen, ist der Stundenlohn meist unerfreulich gering. Ernsthafte Investoren wie ich bezeichnen das Ganze daher auch gerne als "Taschengeld-Zockerei für Oberstufen-Schüler"! *Häufig Betrug im Spiel Manchmal finden sich aber auch tatsächlich Aktien, die nicht nur von zwei auf sechs Cents sondern innerhalb mehrerer Tage bis auf einige Euro steigen. Wer da dann früh genug an "Bord" gewesen ist, kann richtig "fette Beute" machen. Aber Vorsicht! Mitunter geht es bei solchen Bewegungen nicht mit rechten Dingen zu und Anleger, die zu spät auf den "fahrenden Zug" aufspringen, müssen statt Gewinnen herbe Verluste verbuchen. Zu "Kurs-Explosionen" von 1.000 Prozent und mehr bei insolventen "Penny-Stocks" kommt es für gewöhnlich, wenn konkrete Übernahmepläne publiziert werden. Nicht selten entpuppen sich die großspurig angekündigten Merger aber im Nachhinein als bloße "Luftnummer". Die Notierungen fallen dann genauso schnell wieder in sich zusammen, wie sie zuvor gestiegen sind. Ich kann Ihnen daher nur raten, Übernahmeangebote gerade bei insolventen oder aus anderen Gründen dubiosen Firmen sehr kritisch zu hinterfragen. Ansonsten könnte es Ihnen leicht so ergehen wie den Aktionären von Cobracrest. Anfang 2006 faselte der Vorstand bei Kursen von rund einem Euro etwas von einer Übernahme zu 5,23 Euro durch die Carlyle International Inc. mit Sitz in New York. Dazu kam es natürlich nicht! Heute kostet eine Cobracrest-Aktie gerade einmal drei Cents und ist damit ein klassischer Kandidat für die "Taschengeld-Zock-Watchlist". Für Anleger, die seinerzeit auf Grund der Falschmeldung zu Preisen zwischen drei und vier Euro eingestiegen sind, dürfte es dabei nur ein schwacher Trost sein, dass die Staatsanwaltschaft Berlin die Ermittlungen wegen Betruges gegen das Management aufgenommen hat. Ihr Geld werden die Geprellten dadurch nämlich aller Voraussicht nach nicht zurückerhalten. Deshalb gilt: Seien Sie besonders wachsam, gerade bei Übernahmeangeboten, die eigentlich zu schön klingen um wahr zu sein. Denn auch wenn man mit Insolvenz-Zocks sicher ab und an den einen oder anderen Euro verdienen kann, wirklich reich wird man dadurch sicher nicht. Dafür aber kann man schnell bettelarm werden! *A.I.S. AG - "Hotstock" mit akuter "Verbrennungsgefahr"! Für Furore auf dem Börsenparkett sorgte in den letzten Wochen vor allem die Aktie der A.I.S. AG. Einem Kursanstieg von etwa 0,25 Euro auf knapp fünf Euro innerhalb weniger Wochen folgte der Rücksetzer auf aktuell rund zwei Euro quasi postwendend auf dem Fuß. Für mich Grund genug, dieses Papier einmal etwas näher "unter die Lupe" zu nehmen und Sie über die jüngsten Vorkommnisse aufzuklären. Und ohne zuviel verraten zu wollen: Ich halte die Aktie der A.I.S. AG eher für einen "Hotstock" mit akuter "Verbrennungsgefahr" für Finger und Geldbeutel, als für eine historische Investment-Chance!
Was mich wirklich immer wieder erstaunt, sind die außerordentlich emotional geprägten Reaktionen, die eine kritische Berichterstattung oder auch Statements in Börsenboards über Aktien hervorrufen. Da werde ich dann immer wieder als "Miesmacher", "Basher" oder sogar "Neidhammel" betitelt, der aus lauter Gram, den Einstieg verpasst zu haben, nun grundlos die vermeintlichen "Top-Werte" niedermacht. Möglicherweise werde ich nach dieser Ausgabe auch einige entsprechende E-Mails erhalten. Aber seien Sie versichert: Damit kann ich bestens leben - besser auf jeden Fall als in dem Bewusstsein, nicht auf diverse Ungereimtheiten hingewiesen zu haben, die für unbedarfte Investoren unter Umständen sehr teuer werden können. Und Ungereimtheiten gibt es insbesondere in Bezug auf die Aktie der A.I.S. AG wahrlich genügend! Darüber kann auch nicht die zugegeben beeindruckende Kursentwicklung in den letzten Wochen hinwegtäuschen. Die meisten von Ihnen werden das Unternehmen gar nicht kennen. Bevor ich daher in "medias res" gehe, möchte ich Ihnen zunächst ein bisschen "Geschichtsunterricht" geben. *Wenig rühmliche Vergangenheit A.I.S. ist die Nachfolger-Gesellschaft der "Neuen-Markt-Skandal-Klitsche" Lösch, die in den Neunziger Jahren gemeinsam mit dem Schwester-Unternehmen in der Abfall-Entsorgung vor allem in den neuen Bundesländern aktiv war. Allerdings liefen die Geschäfte offenbar nicht ganz so prächtig, wie man es nach außen hin darstellte. Denn 1997 kam heraus, dass die beiden "Betrüger-Buden" sich jahrelang gegenseitig Scheinrechnungen über insgesamt 262 Millionen DM ausgestellt hatten. Daraufhin wanderte fast der gesamte Vorstand wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, des Kreditbetrugs und anderer "Kavaliers-Delikte" schnurstracks hinter "schwedische Gardinen". Bis heute ist einer der größten Wirtschaftsprozesse in deutschen Landen überhaupt noch nicht vollständig abgeschlossen. Zur A.I.S. AG wurde Lösch nach einem so genannte "Management-Buy-Out" im Jahr 2002. Einfach ausgedrückt: Einige Mitglieder der Führungsriege plünderten ihr privates Sparschwein und kauften das Unternehmen. Doch den Niedergang der Gesellschaft konnten sie dadurch nicht stoppen. *Substanz völlige Fehlanzeige Ich möchte Sie jetzt nicht mit den genauen Details über den Geschäftsverlauf der letzten fünf Jahre langweilen. Stand heute ist auf jeden Fall, dass die A.I.S. AG in keiner Form mehr operativ tätig ist. Anfang 2006 wurde der verbliebene Geschäftsbetrieb veräußert. Nennenswerte Erlöse konnte daraus aber nicht erzielt werden. Die restlichen Töchter stellten Ende letzten Jahres allesamt Insolvenzantrag. Damit kann ich also in meiner mir eigenen "miesmacherischen Art" festhalten, dass A.I.S. derzeit weder über operative Tätigkeitsfelder noch über Vermögenswerte verfügt, die der Rede wert wären. Kurz gesagt: Substanz ist völlige Fehlanzeige! *Neuer Großaktionär plant Großes Sie werden mit sicherlich Recht geben, dass "normale" Investoren eine solche Aktie nicht einmal mit der berühmt berüchtigten "Kneifzange" anfassen würden. Umso mehr erstaunte mich die Meldung, dass eine US-Firma mit Namen Biopower Renewable Energies vor einigen Wochen neuer Mehrheitseigner an A.I.S. geworden ist. Durch den Kauf zweier Aktienpakete hält das amerikanische Unternehmen mittlerweile rund 75 Prozent. Am Markt machen seither Gerüchte die Runde, dass aus A.I.S. ein Ökostrom-Produzent werden könnte. Immerhin bezeichnet sich Biopower auf der eigenen Internetseite großspurig als "Energieerzeuger der Zukunft". Ein ziemlich ambitioniertes Vorhaben für eine Gesellschaft, die gerade einmal seit knapp zwei Jahren existiert und bisher außer vollmundigen Ankündigungen nicht viel zustande gebracht hat. *Dubioser "weißer Ritter" Ich will hier und jetzt bestimmt niemanden ungerechtfertigter Weise vorverurteilen, aber die Biopower Renewable Energies erscheint mit doch reichlich dubios. Im Sommer letzten Jahres unterzeichnete das Unternehmen mit der BTB Biotechnologie Ltd. Brandenburg zwei Verträge über den Kauf von fünf Biomasse-Kraftwerken. Am 24. Oktober 2006 trat die BTB dann aber von beiden Verträgen zurück, weil Biopower den vertraglich fixierten Pflichten nicht einmal ansatzweise nachgekommen ist. Die vereinbarte Hinterlegung eines Aktienpakets wurde nicht vorgenommen. Und offenbar ist Biopower nicht einmal in der Lage eine deutsche Geschäftsbank zu benennen, die den Kaufvorgang begleitet. Zumindest die Deutsche Bank Wuppertal, die Biopower wohl mehr aus Verlegenheit angegeben hatte, erklärte sich auf Nachfrage der BTN nicht dazu bereit, weil Biopower und/oder der CEO Hans-Theodor Bedburdick bei ihr im Obligio stehen und Vereinbarungen nicht eingehalten wurden. Ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen. Aber für mich ist das alles andere als ein solides Geschäftsgebaren. Angesichts dieser Vorkommnisse sind aus meiner Sicht doch erhebliche Zweifel angebracht, ob Biopower der A.I.S. tatsächlich "neues Leben einhauchen" wird oder überhaupt kann. Ich würde mich keineswegs wundern, wenn in Kürze die Meldung über die Ticker läuft, dass Biopower die erworbenen Aktien vollumfänglich über die Börse verkauft hat. Einen schönen "Reibach" auf Kosten vieler Kleinanleger hätte man damit auf jeden Fall gemacht. Und das Beste daran: Diese Aktion dürfte noch nicht einmal illegal sein. Denn Biopower hat ja den A.I.S.-Aktionären nichts versprochen. Es wurden - wie bereits gesagt - lediglich Anteile gekauft. Der Kursanstieg beruht ausnahmslos auf purer Spekulation. Geht diese letztlich nicht auf, ist jeder "Zocker" selbst schuld.
MEIN FAZIT: Aktuell ist A.I.S. mit rund 16 Millionen Euro bewertet. Für ein eigentlich völlig wertloses Unternehmen ist das schlicht und ergreifend ein Witz. Ich kann daher nur nachdrücklich vor einem Engagement warnen! Die Wahrscheinlichkeit, dass A.I.S. tatsächlich demnächst im Bereich alternativer Energieerzeugung operativ tätig wird, erachte ich in Anbetracht des wenig vertrauensvollen Großaktionärs als ziemlich gering. Sollten sich meine Befürchtungen nicht bewahrheiten, wird sich der eine oder andere von Ihnen vielleicht ärgern. Aber für mich stimmt bei der Aktie einfach das Chance/Risiko-Verhältnis in keiner Weise, vor allem wenn man bedenkt, dass im Fall der Fälle ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Ernsthaften Investoren kann ich daher nur raten, die A.I.S.-Aktie zu meiden wie der Teufel das Weihwasser! - Kein operatives Geschäft und keine Vermögenswerte |
http://www.ariva.de/Was_steckt_hinter_der_DLO_t275112?secu=732282 ab #56
Gruß
FredoTorpedo
Gruß Hobby
Insider als Kurstreiber und Tippgeber
Director´s Dealings.
Wenn Vorstände und Aufsichtsräte eigene Aktien kaufen oder abstoßen, leuchten bei Anlegern die Signallampen. Wie gut sind Insider als Tippgeber wirklich?
Was in Deutschland Tausende von Arbeitsplätzen kostet, daran hat im fernen Taiwan möglicherweise noch jemand gut verdient. Der Inselstaat ist Sitz des Elektronikkonzerns BenQ. Der übernahm 2005 das angeschlagene Handy-Geschäft von Siemens. Als im September 2007 dessen Pleite langsam zur bösen Gewissheit wurde, schritten einige BenQ-Manager im Fernen Osten mutig zur Tat: Sie stießen ihre BenQ-Aktien ab – kurz bevor sie den Konkurs der Tochter einer zürnenden Öffentlichkeit präsentierten.
Das wirft ihnen die Staatsanwaltschaft in Taipeh vor, die Mitte März sieben BenQ-Manager verhaften ließ, darunter den Finanzvorstand. Solche Insiderdeals sind eindeutig illegal; den BenQ-Managern drohen bis zu sieben Jahre Haft. Doch die abschreckende Wirkung der Strafen scheint begrenzt: Weltweit leiten die Behörden derzeit fast jede Woche ein neues Verfahren ein, so viele wie selten zuvor. Außer BenQ nehmen sie unter anderem Xstrata, Endesa, ABN Amro, TUI/First Choice, Texas Utilities, Qwest und Citigroup unter die Lupe.
Manager und Aufsichtsräte können aber auch ganz legal mit Aktien ihres Unternehmens handeln. Sie müssen ihre Deals lediglich rechtzeitig den Aufsichtsbehörden melden und die Sperrfristen vor Quartalsergebnissen oder wichtigen Ereignissen wie Fusionen einhalten. Viele Anleger schätzen diese Director’s Dealings, die legale Variante der Insidergeschäfte, sogar als wertvollen Kursindikator. Ihr Kalkül: Ein Vorstand oder Aufsichtsrat weiß im Zweifel besser Bescheid als Fondsmanager und Analysten, wann es sich wirklich lohnt, ein- oder auszusteigen.
Das klingt logisch. So bewies Premiere-Chef Georg Kofler seinen Sinn für Timing, als er Ende Februar – knapp vor dem Crash – seine Premiere-Aktien im Wert von fast 190 Millionen Euro verhökerte. Zwei weitere Premiere-Vorstände taten es ihm gleich. In den sechs Monaten davor hatte sich der Aktienkurs des Bezahlsenders verdoppelt. Kurz darauf brach er ein.
Nicht nur der Südtiroler Medienmanager hatte offenbar im vergangenen Februar das Gefühl, es sei an der Zeit, ein paar Gewinne mitzunehmen. In den ersten beiden Monaten 2007 nutzten in Deutschland nach fast 47 Monaten Dauerhausse mehrere Hundert Vorstände und Aufsichtsräte die hohen Aktienkurse ihrer Arbeitgeber zum Kassemachen. Für jedermann nachzulesen sind die Aktiengeschäfte der deutschen Insider unter www.insiderdaten.de. Als Unternehmensinsider gelten nach dem Gesetz Vorstände, Aufsichtsräte sowie deren nahe Verwandte.
Haben diese Leute ein besseres Gefühl für Trendwechsel an der Börse als der sogenannte Gesamtmarkt, als Analysten, Fondsmanager und Privatanleger? Oder hatten sie im März 20007 einfach nur Glück? „Es spricht einiges dafür, dass die Insider zumindest über ein gutes Gespür für latente Über- und Unterbewertungen verfügen“, sagt Robert Hable, Gründer des Frankfurter Research-Anbieters 2iQ, der einen Index zu den Kauf- und Verkaufsaktivitäten der Unternehmensinsider auflegt.
Während diese Disziplin in Europa noch jung ist, werten in den USA Banken und Universitäten die Director’s Dealings bereits seit den frühen Sechzigerjahren wissenschaftlich aus. „Die Ergebnisse sind eindeutig“, sagt Hable. Demnach haben die rund 25.000 Insider im engeren Sinne aus den 2000 im Russell-2000-Index notierten Unternehmen die großen Trendwenden an den Börsen fast alle früh erkannt und rechtzeitig gehandelt.
So häuften sich in der zweiten Hälfte des Jahres 1999 die Aktienverkäufe durch Firmenmanager und -kontrolleure in den USA wie nie zuvor. Während Privatanleger noch die Banken stürmten, um halbgare Neuemissionen und teure Telemedien-Fonds zu zeichnen, brachten Vorstände und Verwaltungsräte ihre Schäfchen ins Trockene. Im Januar 2000 schwollen die Insiderverkäufe in den USA dann auf 0,37 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung an – normalerweise machen sie nur gut halb so viel aus.
Auch einzelne Insider, die Riesenpakete versilberten, hätten ein Warnsignal sein können. Ken Lay von Enron etwa verscherbelte noch kurz vor dem Crash eigene Aktien im Wert von 500 Millionen Dollar. Umgekehrt stiegen Insider Anfang 2003 massiv ein; die Quote der Insiderkäufe im Verhältnis zu den Verkäufen erreichte historische Rekordwerte. Kurz danach setzte der Markt zur Hausse an. Auch im Sommer 2006 kauften die Insider nach dem temporären Einbruch netto wieder zu. Dass die Hausse damals noch nicht zu Ende wäre, haben sie richtig erkannt.
Derlei Erfolge verleiten private Anleger, es den Insidern nachzumachen. Aber wie so oft erweist die Praxis sich als tückischer als die Theorie. Man dürfe die Insider „nicht mystifizieren“, meint Eberhard Weinberger, Vorstand bei Dr. Jens Ehrhardt Kapital in Pullach. „Die Insider wissen genauso wenig wie Sie und ich, wo der Dax morgen steht.“ Zwar recherchiert auch Weinberger regelmäßig die Aktiengeschäfte der Manager, aber, wie er sagt, „nur als Entscheidungshilfe und zur Sondierung der Großwetterlage“. Insiderdeals seien „nicht der schlechteste Indikator für den Gesamtmarkt, aber eben nur einer von vielen“.
Ein Problem beim Kopieren von Insidertransaktionen: „Für das Feintiming von Aktienkäufen und -verkäufen eignen sie sich kaum“, meint Weinberger. Denn Insider neigen dazu, nach starken Kurseinbrüchen zu kaufen, und nach langen Haussephasen zu verkaufen. Das ist im Prinzip nicht ganz falsch, aber „wie alle Antizykliker laufen sie damit Gefahr, dass sie zwar mit ihrer Einschätzung im Prinzip recht haben, es aber Monate dauern kann, bis sie vom Markt auch recht bekommen.“
Die Studien einiger US-Universitäten stützen Weinberger. Demnach lagen die Insider als Gruppe nach 3 bis 10 Monaten am häufigsten richtig, wenn sie kollektiv auf die Käufer- oder Verkäuferseite gewechselt waren. In einer Studie der Deutschen Bank hatte ein Portfolio aus Aktien mit besonders hohen Insiderkäufen den Markt nach sechs Monaten um 9,3 Prozent abgehängt. Nur einmal, nach dem 11. September 2001, lagen die Insider daneben: Sie stiegen zu früh wieder ein; die Talfahrt dauerte noch anderthalb Jahre.
Auch Hedgefondsmanager Keith Jordan von Man Investments in London hat so seine „Probleme mit der ganz schlichten Schiene, Insiderdeals einfach nachzuäffen“. Dazu lieferten sie zu viele Fehlsignale. Jordan, der das Thema schon seit Ende der Achtzigerjahre intensiv verfolgt, rät, die Insider lieber als Gruppe zu beachten, anstatt die Käufe und Verkäufe einzelner Manager in deren Aktie nachzuahmen. Dazu gibt es spezielle Indizes, zum Beispiel den von 2iQ (www.2iqresearch.com) oder von der Commerzbank und der RTWHAachen (publiziert auf www.handelsblatt.com).
Diese seien verlässlich, meint Jordan: „Als Einzelpersonen können sich Insider irren, weil sie nur die spezifische Situation und Bewertung ihres eigenen Unternehmens betrachten und sich damit auch schon mal gegen den Trend am Gesamtmarkt stellen. Aber als Gruppe, sozusagen als virtueller Anlageausschuss, haben sie eine erstaunliche Treffsicherheit.“
Wer dennoch Einzelaktien wegen entsprechender Insiderdeals kaufen oder verkaufen will, sollte die „wichtigsten Störfaktoren ausklammern“, rät Roland Ziegler, Aktienstratege bei der BHF-Bank. Erstens sind Insiderkäufe grundsätzlich aussagekräftiger als Verkäufe. Schon, weil sie bei Weitem seltener sind.
Stets verkaufen die Insider ein Vielfaches mehr, als sie sich neu ins Depot holen. Notorische Pessimisten also? Falsch: Ein Großteil der Verkäufe ist völlig unkritisch und lässt keinerlei Rückschlüsse auf Unternehmen und Aktie zu: Weil Vorstände einen Teil ihres Gehalts als Aktien und -optionen erhalten, ist es „klar, dass sie Teile davon zur persönlichen Risikostreuung verkaufen“, sagt Ziegler. Oder sie brauchen schlicht privat Geld. Für einen Kauf aber gibt es nur einen plausiblen Grund: Der Manager hält die Aktie seines Unternehmens für zu billig. Schließlich könnte er sein Geld auch anderswo investieren.
Doch selbst Käufe sind keine 100-prozentig sicheren Signale. Längst nutzen die Unternehmensinsider die PR-trächtige und kurssteigernde Wirkung ihrer Käufe. Allerdings sind die Positionen meist überschaubar; selten werden mehr als ein paar Tausend Euro pro Monat von den Vorständen zur Kurspflege eingesetzt.
Jordan von Man Investments rät daher, das relative Gewicht der Insiderkäufe zu beachten. „Wenn ein Vorstandsvorsitzender einmal im Halbjahr 10.000 Dollar in die eigene Aktie investiert, ist das Investor-Relations-Rummel; tut er es aber jede Woche oder tun es mehrere Vorstände zugleich, dann sollte man sich die betreffende Aktie genauer anschauen; sie könnte gerade ein bisschen zu billig sein.“
Das gilt auch umgekehrt bei Verkäufen durch mehrere Insider, so wie jüngst bei Premiere oder bei Smartrac (siehe Tabelle). Das vielleicht stärkste Signal aber sei „das Ausbleiben von massiven Käufen bei lange fallenden Kursen“, meint Insider-Insider Hable, „denn die Manager kaufen normalerweise bei fallenden Kursen schnell und nachhaltig zu, wenn die Gründe dafür nicht in der eigenen Bilanz, sondern in einer Fehleinschätzung des Marktes liegen“.
Wem das alles zu unsicher ist, der kann inzwischen auf Fonds und Zertifikate zurückgreifen, die das Thema spielen. Allerdings ist die Auswahl noch recht überschaubar. Commerzbank, Crédit Suisse und Deutsche Bank bieten je ein Insider-Zertifikat an. VCH, LBB, BN & Partner sowie die beiden US-Anbieter Bear Stearns und Claymore/Sabrient bieten Fonds. Diese stützen die These, dass Insider nicht nur in der Theorie als Kurstreiber wirken: In den vergangenen Jahren haben die Fonds den Gesamtmarkt meistens abgehängt.
[10.04.2007] Noch Fragen? stefan.hajek@wiwo.de
Aus der WirtschaftsWoche 15/2007.
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Billig einsteigen, teuer verkaufen - davon träumt jeder Aktienanleger. Wie man Unternehmen findet, die wertvoller sind, als ihr Aktienkurs verrät, erklärt Jens Moestrup Rasmussen, Fondsmanager bei Sparinvest.
Warren Buffett gilt als die Investmentlegende schlechthin. Mit seinem Anlagestil – dem Value-Investing – hat er es laut Forbes zum zweitreichsten Mann der Welt gebracht. Doch wer seine Investmentstrategien kopieren will, steht vor einer Frage: Wie genau funktioniert das Value-Investing?
Die Value-Strategie steht in der Finanzwelt für Werthaltigkeit und Sicherheit (engl. Value = Wert). Dabei entpuppt sich der Value-Investor als wahrer Schnäppchenjäger. Er durchsucht das gesamte Aktienuniversum nach möglichst günstigen Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodell sich in der Vergangenheit bewährt hat. Vereinfacht gesagt: Investieren nach der Value-Strategie bedeutet, etwas im Wert von einem Euro für 50 Cent oder weniger zu erwerben. Was die Konjunktur macht, in welchem Land das Unternehmen ansässig und in welcher Branche es tätig ist, interessiert den Value-Investor dabei überhaupt nicht. Genauso lassen ihn Trends wie zum Beispiel Klimawandel oder Rohstoffknappheit kalt.
Value – die Suche nach dem inneren Wert
Der Vater der Value-Strategie und der Mentor von Warren Buffett ist Benjamin Graham. Er hat bereits 1934 erkannt, dass jedes börsennotierte Unternehmen über zwei Bewertungen verfügt: den Marktpreis, also die Bewertung des Unternehmens an der Börse, und den tatsächlichen Wert, den so genannten inneren Wert. Grundlage für die Berechnung des inneren Werts bildet das bilanzierte Nettovermögen inklusive der stillen Reserven eines Unternehmens. Hieraus ermittelt der Value-Investor verschiedene Kennzahlen, die ihm Aufschluss über die finanzielle Situation des Unternehmens geben. Dazu gehören zum Beispiel das Kurs-Buch-Verhältnis, das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Dividendenrendite.
Eine Grundvoraussetzung muss ein Unternehmen jedoch in jedem Fall erfüllen: Es muss einen möglichst niedrigen Schuldenstand aufweisen. Ist ein Unternehmen zu hoch verschuldet, kommt es gar nicht in die engere Auswahl. Denn der erste Blick eines Value-Investors gilt immer den potenziellen Risiken, die eine Anlage mit sich bringen könnte. Dementsprechend interessieren ihn auch die immateriellen Werte eines Unternehmens wie Markenrechte, Patente und Lizenzen nicht. Sein Blick richtet sich dagegen auf materielle Werte wie Gebäude, Grundstücke und Maschinen. Denn oftmals können diese ungeahnte Werte in sich bergen. Zum Beispiel kann ein brach liegendes Grundstück an Wert gewinnen, wenn die nächste Umgebung infrastrukturell erschlossen wird. Ein gewissenhafter Value-Investor sollte also jedes Unternehmen so auf Herz und Nieren überprüfen, als wollte er nicht nur die Aktien, sondern das gesamte Unternehmen kaufen.
Investieren ohne Wachstumsphantasien
Kurz- oder mittelfristig können der Marktpreis und der innere Wert voneinander abweichen. Der richtige Einstiegszeitpunkt für den Value-Strategen ist gekommen, wenn der Kurs der Aktie deutlich unter dem inneren Wert des Unternehmens notiert. Diese Differenz wird auch als Sicherheitsmarge bezeichnet und dient – ähnlich einem Airbag – als Sicherheitspuffer. In der Regel kauft ein Value-Investor Aktien, wenn der Kurs mindestens 40 Prozent unter dem inneren Wert liegt. Eine gute Wahl. Denn empirische Studien haben gezeigt, dass sich jede Aktie auf lange Sicht ihrem inneren Wert annähert. Über kurz oder lang erkennt auch der breite Markt den wahren Wert einer Aktie. Dies kann innerhalb von drei Monaten geschehen oder auch mal sechs Jahre dauern. Die durchschnittliche Haltedauer liegt allerdings zwischen drei und fünf Jahren. Gleicht sich der Börsenkurs dem inneren Wert an, verkauft der Value-Investor ohne Wenn und Aber. Wachstumsphantasien über den inneren Wert hinaus kennt er nicht.
Value – langfristig vorn
Im historischen Rückblick haben Studien wie die von Fama & French gezeigt, dass Value über Zeiträume von rund 30 Jahren hinweg immer besser als Growth abschneidet. Auf kurze bis mittelfristige Sicht wechseln sich die Hochphasen von Value- und Growth-Aktien dagegen ab. Value schlägt Growth meist dann, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Denn Value-Investoren gehen bevorzugt in Zeiten der Rezession auf Einkaufstour und investieren dann in gesunde Unternehmen zu einem günstigen Preis. Erholt sich die Wirtschaft, zahlt sich diese Strategie aus. Eine Studie der US-amerikanischen Professoren Josef Lakonishok, Andrei Shleifer und Robert Vishny hat zudem gezeigt, dass im Zeitraum von 1968 bis 1989 US-amerikanische Value-Aktien gegenüber Wachstumsaktien im Durchschnitt jährlich 6,2 Prozent mehr Rendite erzielten.
Fazit: Wie alle Anleger kaufen auch Value-Investoren Aktien, bei denen sie davon ausgehen, sie irgendwann einmal teuer wieder verkaufen zu können. Was sie unterscheidet ist die hohe Sicherheit, die durch die akribische Analyse der Unternehmen gewährleistet ist.
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Was die KGV-Betrachtung noch wert ist
Andere Bewertungsmethoden.
Preisgünstig oder nicht? Immer mehr Investoren ziehen inzwischen neben dem berühmtesten Maß der Aktienbewertung, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, andere Bewertungsindikatoren heran, um diese Frage zu klären. Darin erscheint die Mehrzahl der Aktien nicht mehr so günstig, wie dies immer wieder propagiert wird.
Auf der Suche nach den entscheidenden Kennzahlen müssen manche Anleger umdenken.
FRANKFURT. Hintergrund ist, dass Aktien bei alleiniger KGV-Betrachtung seit rund fünf Jahren äußerst günstig erscheinen. Da der Aktienkurs hierbei in Relation zum Gewinn je Aktie gesetzt wird und die Unternehmensgewinne seit Jahren kontinuierlich steigen, sind die jeweiligen KGVs seither so niedrig wie selten in der Historie. Langfristig lag der Mittelwert für Aktien des Deutschen Aktienindex (Dax) bei 16, seit 2003 pendelt er zwischen elf und 14, wenn auch zuletzt mit ansteigender Tendenz. Diese Konstellation lässt inzwischen immer mehr Analysten nachdenklich werden, ob der reine KGV-Ansatz noch der Richtige ist oder ob er um andere Bewertungsansätze ergänzt werden muss.
Am deutlichsten wird der Unterschied beim Vergleich des durchschnittlichen KGV im Deutschen Aktienindex (Dax) mit dem Kurs-Cash-Flow-Verhältnis (KCV). Dies hat Markus Reinwand, Aktienmarktstratege bei der Helaba, errechnet. Während das KGV mit rund 13 noch immer auf dem durchschnittlichen Niveau der letzten vier Jahre liegt, zog das KCV in den letzten beiden Jahren massiv an. Mit einem Wert von etwa 22 liegt es nur noch knapp unter dem Allzeithoch von 25 aus den Boomjahren 1999 und 2000. „Aktien sind damit keine Schnäppchen mehr“, resümiert Reinwand.
Der Grund: Während das KGV rein auf das Verhältnis von Aktienkurs zu Gewinn eingeht, setzt das KCV die Liquidität einer Gesellschaft in Relation zum Kurs. Dieser für die Ertragskraft eines Unternehmens wesentliche Faktor ist in den letzten Jahren aber bei weitem nicht so gestiegen wie die Kurse.
Ein weiteres Argument für das KCV nennen Analysten eher hinter vorgehaltener Hand: „Im Vergleich zum KGV ist es wesentlich unanfälliger gegenüber Bilanzmanipulationen“, heißt es aus einer großen Bank. Speziell seit den großen Betrugsfällen um Enron und Worldcom ist dieses Argument ins Bewusstsein gerückt.
Auf der Gegenseite dürfte nach Ansicht von Experten das KGV der 30 Dax-Werte auch nicht dauerhaft so günstig bleiben: „Die Gewinnerwartungen für 2007 wurden seit Ende letzten Jahres um vier Prozent nach unten revidiert“, sagt Martin Gilles, Leiter der Aktienstrategie bei der WestLB. Steigende KGVs sind deshalb seiner Ansicht nach programmiert.
Speziell für traditionelle Industrieunternehmen ziehen Analysten nach wie vor gerne das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) heran, weil in diesen Branchen in der Regel hohe Werte rund um Betriebsgelände und Maschinen, also um die Substanz des Unternehmens, vorhanden sind. Für Software- oder Internet-Unternehmen ist diese Methode jedoch gänzlich ungeeignet.
Quintessenz des KBV: Der faire Wert der Aktie sollte dem Buchwert entsprechen. Weil traditionelle Werte lange Jahre vernachlässigt waren, war nach der KBV-Methode leicht zu erkennen, dass beispielsweise die Kurse von MAN oder Bilfinger Berger deutlichen Spielraum nach oben hatten. Nach dem Kurssprung vieler dieser Aktien in den letzten zwei Jahren erscheint jedoch vieles nicht mehr so günstig wie einst. Mark Stockdale, Analyst der Schweizer Großbank UBS, hat unter anderem deswegen sein Urteil zu Bilfinger Berger gerade von „kaufen“ auf „neutral“ nach unten gestuft. Ähnlich ergeht es derzeit vielen Unternehmen der so genannten „Old Economy“.
Nur eine Bewertungszahl spielt inzwischen keine Rolle mehr: Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Diese Maßzahl hatte zu Zeiten des Neuen Marktes Hochkonjunktur, weil man damit mangels Gewinnen den Kurs zum Umsatz setzen und so vieles schön rechnen konnte. Mit dem Ende des Neuen Marktes fand auch das KUV sein Ende.
[10.05.2007] Von Christian Schnell
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So erkennen Sie 1.000-Prozent-Chancen!
1.000 Prozent Gewinn mit einer Aktie innerhalb eines absehbaren Zeitraums ist wohl der Traum eines jeden Anlegers. Obwohl meine "Börsen-Karriere" mittlerweile ins 17. Jahr geht, ist mir dieses "Kunststück" erst viermal gelungen - und das zumeist durch pures Glück. Aber es geht auch anders. Im Großen und Ganzen gibt es zwei Methoden, an potenzielle "Ten Bagger" zu kommen. Zum einen können Sie in sehr junge Unternehmen investieren und auf eine "Erfolgsgeschichte" sondergleichen hoffen. Unglücklicherweise ist dieser Weg mit beträchtlichen Risiken verbunden, weil man über derartige Firmen kaum verlässliche Informationen erhält. Zudem entpuppen sich viele solcher Aktien häufig eher als "Rohrkrepierer" denn als "Überflieger". Die andere von mir bevorzugte Möglichkeit ist, nach aussichtsreichen "Turnaround-Kandidaten" Ausschau zu halten. Je näher ein Konzern vor dem "Abgrund der Insolvenz", desto höher sind die Kurschancen, sofern es gelingt, das "Ruder herumzureißen". Wie aber erkennen Sie, bei welchen "sinkenden Schiffen" eine reelle Chance auf Rettung besteht? Dafür benötigen Sie zumindest fragmentarische Grundkenntnisse über das Bilanzierungswesen. Mich hat diese Erkenntnis immerhin "schlappe" 4.000 Euro gekostet. Selbige Summe investierte ich Ende 2001 in Aktien der "Neue-Markt-Skandalfirma" Ceyoniq. Damals war ich noch so unbedarft und vertraute einfach den publizierten Geschäftsergebnissen, die jedoch - wie sich später herausstellte - schlichtweg "erstunken und erlogen" waren. In einem bekannten Internet-Börsenboard warnte damals ein User ausdrücklich vor dem Papier. Zur Begründung verwies er auf Ungereimtheiten in den Bilanzen des Unternehmens. Ich wollte das nicht hören, wohl auch, weil ich seinerzeit von der Materie keine große Ahnung hatte. Bereits ein halbes Jahr später stellte Ceyoniq Insolvenzantrag. Auf Grund von Unwissenheit hatte ich einen 14tägigen Malediven-Urlaub für zwei Personen "verzockt". Und ich schwor mir: Das passiert dir nicht noch einmal! Also belegte ich einen "Controlling-Lehrgang" bei einem der vielleicht besten Dozenten, die ich in meiner gesamten akademischen Laufbahn erleben durfte. Selten hat sich in meinem Leben etwas mehr gelohnt! *Auf den "Cashflow" kommt es an! Erläutert wurde mir unter anderem die Bedeutung des "Cashflows" - ein Begriff, den ich bis dato eher nur vom "Hörensagen" kannte. Stark vereinfacht ausgedrückt ist der "Cashflow" der ausgewiesene Gewinn zuzüglich der vorgenommenen Abschreibungen. Ist der "Cashflow" positiv, verdient das Unternehmen Geld - auch wenn in der Bilanz ein Konzernverlust ausgewiesen wird. Grottenschlecht ist es dagegen, wenn der "Cashflow" negativ ist. Denn dann wird Geld "verbrannt". Hätte ich zum Zeitpunkt meines Ceyoniq-Engagements bereits gewusst, wäre mir diese unerfreuliche und kostspielige Erfahrung erspart geblieben. Denn Ceyoniq wies damals einen Unternehmensgewinn bei einem negativen "Cashflow" aus. Von einigen eng begrenzten Ausnahmefällen einmal abgesehen, ist das schlicht und ergreifend unmöglich. Somit lag der Verdacht des Bilanzbetrugs sehr nahe, der sich später denn auch bestätigte und die Vorstände vor den Kadi brachte. Für Sie bedeutet das: Wenn Sie sich auf die Suche nach chancenreichen "Turnaround-Kandidaten" begeben, müssen Sie sich den "Cashflow" anschauen. Ist dieser über einen längeren Zeitraum negativ, ist der Weg zum Insolvenz-Richter quasi vorgezeichnet. Denn wer immer nur Geld "verbrennt", wird irgendwann keins mehr haben. Und dann greift der Insolvenzgrund der Zahlungsunfähigkeit. *Gibt es "Stille Reserven"? Der zweite Insolvenzgrund, den unsere Rechtsordnung kennt, ist die bilanzielle Überschuldung. Eine solche liegt vor, wenn eine Kapitalgesellschaft ein negatives Eigenkapital aufweist. Dann nämlich sind die vorhandenen Vermögensgegenstände (Aktiva) weniger wert, als die finanziellen Verbindlichkeiten (Fremdkapital). Im Gegensatz zu den USA operieren viele Unternehmen hierzulande mit einem gefährlich geringen Eigenkapital. Ausgewiesene Verluste mindern das Eigenkapital-Konto, so dass bereits bei einigen schlechten Jahren die bilanzielle Überschuldung häufig unmittelbar bevorsteht. Das muss allerdings noch nicht zwangsläufig das Aus für die Firma bedeuten. Verfügt das Unternehmen über so genannte "Stille Reserven", besteht durchaus noch Hoffnung. "Stille Reserven" finden sich bei Vermögensgegenständen, die in der Bilanz bereits größtenteils steuerlich abgeschrieben sind aber dennoch einen beträchtlichen Wert darstellen. In erster Linie kommen hierfür Immobilien in Betracht. Ich will Ihnen das mal so erklären: Besitzt ein Unternehmen eine geschäftlich genutzte Immobilie, reduziert sich der bilanzielle Wert dieser Immobilie durch Abschreibung für jedes Jahr der Nutzung. Irgendwann einmal wird das Gebäude in der Bilanz nur noch mit einem Rest-Erinnerungswert von einem Euro geführt. Aber natürlich ist diese Immobilie nicht nur einen Euro wert. Durch den Verkauf zum Marktpreis kann somit ein Bilanzgewinn erzielt werden, der das Eigenkapital wieder erhöht und die Insolvenzgefahr abwendet. Deshalb schaue ich mir bei Unternehmen, über die schon der sprichwörtliche "Pleitegeier" kreist immer an, ob Immobilieneigentum vorhanden ist. Wenn ja und der "Cashflow" nicht dauerhaft negativ ist, stehen die Chancen nicht schlecht eine "Turnaround-Aktie" mit "Ten-Bagger-Potenzial" identifiziert zu haben. *Lernen Sie, Bilanzen zu lesen! Die beiden genannten Punkte sind wohl mit die wichtigsten Erkenntnisse, die sich aus Bilanzen gewinnen lassen und dabei helfen, chancenreiche Unternehmen von hoffnungslosen Fällen zu unterscheiden. Aber es gibt natürlich noch eine ganze Reihe anderer Kriterien, die ich aus Platzgründen hier jetzt nicht alle aufzählen kann. Daher zum Abschluss noch ein ganz allgemeiner Tipp: Sofern es Ihre Zeit erlaubt, fangen Sie an, sich mit Bilanzen zu beschäftigen. Lernen Sie, Bilanzen quasi zu lesen. Das mag vielleicht etwas mühsam sein und Sie müssen ja auch kein Controlling-Experte werden (das bin ich beileibe auch nicht), aber es wird Ihnen auf Ihrem weiteren Börsenweg gute Dienste leisten. Das kann ich Ihnen garantieren! *Primacom: "Turnaround" wie aus dem "Bilderbuch" Vielleicht hätten Sie dann sogar in den Jahren 2003 oder 2004 in die Aktie von Primacom investiert. Lohnend wäre das allemal gewesen. Immerhin hat das seinerzeit als akut Insolvenz gefährdet eingestufte Unternehmen einen "Turnaround" wie aus dem "Bilderbuch" hingelegt. Der Kurs hat sich seit den Tiefstständen mehr als verzehnfacht. Aber lohnt sich auf dem jetzigen Niveau ein Einstieg immer noch? Winken längerfristig vielleicht sogar noch einmal über 1.000 Prozent Gewinn? Wenn Sie meine Antworten auf diese Fragen interessieren, lesen Sie einfach weiter!
Ich will gerne zugeben, dass meine kleine "Bilanz-Vorlesung" eine etwas "schwerere Kost" war, als Sie es von mir normalerweise gewöhnt sind. Möglicherweise haben sogar einige von Ihnen nachhaltige Verständnisprobleme. Deshalb möchte ich Ihnen die ganze "graue Theorie" jetzt einmal an einem praktischen Beispiel vorführen, um zu zeigen, dass die ganze Sache beileibe kein "Hexenwerk" ist. Hierfür bietet sich meiner Ansicht nach der Kabelnetzbetreiber Primacom bestens an. Denn bei diesem Unternehmen war der "Turnaround" alles andere als zufällig. Im Gegenteil: Bei genauerer Betrachtung, standen die Chancen auf eine Wende hin zum Besseren sogar in den finstersten Zeiten der Firmengeschichte, gar nicht so schlecht. *Pleite in letzter Minute abgewendet Vor etwa vier Jahren schien die Insolvenz bei Primacom eigentlich nur noch eine Frage der Zeit zu sein. In der Spitze schleppte der Konzern Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Euro mit sich herum. Die Zinsaufwendungen lasteten wie Blei auf dem operativen Geschäft. Und als sich einige der Kredit gebenden Banken dann auch noch weigerten, die Darlehen zu verlängern, war für die Öffentlichkeit der "Exitus" eigentlich schon besiegelt. Doch es kam (wieder einmal) anders als die Mehrheit vermutete: In zähen Verhandlungen gelang es dem Vorstand mit den Gläubigern Apollo und J.P. Morgan einen Vergleich zu schließen. Primacom verpflichtete sich, den wandelbaren Second-Secured-Loans-Kredit zum Nominalwert von 375 Millionen (also ohne Zinsen) innerhalb von zwei Monaten zurückzubezahlen. Für den Fall, dass der Kabelnetzbetreiber dies nicht bewerkstelligte, unterzeichnete er ein Schuldanerkenntnis über 425 Millionen Euro. Damit hätten die Gläubiger dann unmittelbar die Vollstreckung herbeiführen können, was unweigerlich zur Insolvenz geführt hätte. Aber Primacom zahlte pünktlich und vollständig. Sie fragen sich jetzt bestimmt: Wie haben die Verantwortlichen das nur fertiggebracht? Nun, Schulden sind nicht gleich Schulden! Stehen den finanziellen Verbindlichkeiten werthaltige Vermögensgegenstände gegenüber, mag die Sache zwar bedrohlich aussehen ist letzten Endes aber nur halb so schlimm. Wenn Sie oder ich bei einer Bank 100 Millionen Euro offene Darlehensverpflichtungen aber gleichzeitig Immobilien oder Firmenbeteiligungen im Wert von 200 Millionen haben, sind wir keineswegs pleite sondern eher steinreich! So ähnlich war es bei Primacom. Im Gegensatz zu manch anderen Unternehmen aus dem Neuen Markt hatten die Mainzer das Geld nicht "verpulvert", sondern werthaltig investiert. Unter anderem war man Eigentümer der niederländischen Tochter "Multikabel". Diese wurde schlussendlich für 515 Millionen Euro verkauft. Der in der Bilanz ausgewiesene Wert war deutlich geringer, so dass durch die Veräußerung ein Bilanzgewinn entstand - ein klassischer Fall der Hebung von "Stillen Reserven", auch wenn es sich dabei ausnahmsweise nicht um Immobilen gehandelt hat. Das zum Nennbetrag abgelöste Darlehen wurde in den Büchern mit 518 Millionen Euro geführt. Durch die Tilgung zu 375 Millionen Euro entstand ein weiterer Bilanzgewinn in Höhe von etwa 140 Millionen Euro. Somit stellte sich die Situation bei Primacom plötzlich wesentlich freundlicher dar und man konnte - dank der "Stillen Reserven" die Insolvenz in letzter Minute abwenden. *Trotz Verlust wird Geld verdient Operativ lief es bei Primacom eigentlich schon immer gar nicht so schlecht. In den letzten Jahren konnte das Unternehmen die Ergebnisse schrittweise verbessern. Ende April gab das Unternehmen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2006 bekannt. Unterm Strich erwirtschaftet man einen Verlust von gut 15 Millionen Euro oder 0,76 Euro je Anteilschein. Das hört sich nicht gut an, zumal 2005 ein Gewinn von 241 Millionen ausgewiesen wurde. Darin waren allerdings Sondererträge aus dem Multikabel-Verkauf und der Veräußerung einiger anderer Geschäftsbereiche enthalten. Schauen wir uns aber lieber den "Cashflow" an: Dieser betrug plus 36,5 Millionen Euro. Mit anderen Worten: Primacom verdient ungeachtet des ausgewiesenen Verlustes Geld. Übrigens: Der "Cashflow" aus der betrieblichen Tätigkeit war bei Primacom auch in den heftigsten Krisenzeiten immer positiv. Insofern war die entscheidende Bedingung für ein Überleben von Aktie und Unternehmen stets erfüllt. *Ein Kabel für (fast) alles Primacom ist - wie ich bereits angedeutet habe - ein privater Kabelnetzbetreiber, der vor allem in den neuen Bundesländern präsent ist. Allerdings bietet das Unternehmen seinen Kunden mehr als nur Fernsehprogramme. Mittlerweile offerieren die Mainzer auf dem Kabelanschluss basierende Breitband-Internetzugänge und sogar Telefonanschlüsse, die es jeweils natürlich auch mit der allseits beliebten Flatrate gibt. Die Konditionen sind außerordentlich reizvoll und ich würde mich nicht wundern, wenn Primacom in seinem Verbreitungsgebiet den herkömmlichen Telefonanbietern bald den Rang abläuft. *Wachstum abseits des traditionellen Geschäfts Die Ausweitung des Geschäftsmodells weg vom traditionellen analogen Kabelanschluss hin zum digitalen Kabelnetz mit den erwähnten Zusatzmöglichkeiten ist auch dringend erforderlich. Immerhin sank der Umsatz von Primacom im abgelaufenen Geschäftsjahr um 1,6 Prozent. Verantwortlich hierfür war in erster Linie der Rückgang der Kundenzahlen im analogen Bereich um 5,8 Prozent. Demgegenüber konnte zwar die Zahl der Anschlüsse im Wachstumsbereich Highspeed-Internet um 70 Prozent gesteigert werden. Ende 2006 nutzen bereits mehr als 27.000 Teilnehmer die schöne neue Digitalwelt. Im letzten Jahr konnten die Zuwächse bei digitalen Anschlüssen den Rückgang der Analog-Teilnehmer nicht vollständig kompensieren. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass dies schon 2007 gelingen wird. Die Primacom-Angebote sind vom Kosten/Nutzen-Verhältnis her gelinde gesagt "prima". Und für mich müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich diese Technologie längerfristig nicht durchsetzen sollte. Von daher bin ich überzeugt, dass es Primacom gelingen wird, in Zukunft ein beträchtliches Wachstum abseits des traditionellen Geschäftsmodells zu generieren. Und irgendwann - vielleicht sogar schon in absehbarer Zeit - wird das Unternehmen dann bestimmt auch Gewinne ausweisen und vielleicht sogar eine Dividende zahlen. *Kommt bald die Komplett-Übernahme? Derartige Überlegungen stellt möglicherweise auch die Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH & Co. KG an. Immerhin hat das Unternehmen kürzlich 3,8 Millionen Primacom-Aktien erworben. Das entspricht einer Beteiligungsquote von 18,6 Prozent. Mit dieser Investition sichert sich Kabel Deutschland strategische Optionen in Hinblick auf die Primacom AG und eine mögliche Konsolidierung des TV-Kabelmarktes in Deutschland, so die Geschäftsleitung von Kabel Deutschland. "Strategische Optionen im Hinblick auf Primacom"!? Für mich hört sich das irgendwie ziemlich deutlich danach an, als ob Kabel Deutschland bereits an einer Komplettübernahme der Mainzer "bastelt". Sollte es dazu wirklich kommen, ist ein 20 bis 30prozentiger Aufschlag auf den Aktienkurs durchaus denkbar. Vielleicht sogar noch mehr, falls es zu einem Bietergefecht kommt. Laut Primacom gibt es zum jetzigen Zeitpunkt mehrere Interessenten, die an Übernahmeverhandlungen mit Primacom interessiert sind. Diese Aussage möchte ich einfach mal so nahezu unkommentiert stehen lassen. Möglich ist ja bekanntlich vieles. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass nach dem Einstieg von Kabel Deutschland den anderen Interessenten eventuell die Lust vergangen ist. Auch wenn ich persönlich nicht glaube, dass die Konkurrenz sich demnächst wie eine "Horde wilder Wölfe" auf Primacom stürzen wird und den Aktienkurs dadurch in ungeahnte Höhen treibt, muss ich eins dennoch zugeben: Eine latente Übernahme-Fantasie ist nach dem Kabel-Deutschland-Deal auf jeden Fall vorhanden.
MEIN FAZIT: In der Überschrift stellte ich etwas reißerisch die Frage, ob bei der Aktie von Primacom noch einmal eine Verzehnfachung ansteht. Die Antwort hierauf will ich Ihnen natürlich nicht schuldig bleiben: Nein, das halte ich doch für ziemlich ausgeschlossen. Primacom steht zwar wirklich nicht schlecht da und hat interessante Wachstumsperspektiven. Nichtsdestotrotz sollten Sie nicht übersehen, dass das Unternehmen nach wie vor Verluste schreibt. Unter rein fundamentalen Gesichtspunkten ist das Primacom-Papier daher aktuell sicherlich gut bewertet. Weiteres nennenswertes Aufwärtspotenzial sehe ich nur für den Fall einer Komplett-Übernahme durch Kabel Deutschland, die ich durchaus für möglich erachte. Aber selbst in diesem Fall dürften sich Wertzuwächse im eher unteren zweistelligen Prozentbereich bewegen. Auf der anderen Seite ist die Primacom-Aktie nach der gewaltigen "Rallye" durchaus anfällig für Abwärtskorrekturen. Auf dem jetzigen Niveau ist für mich das Chance/Risiko-Verhältnis nicht mehr optimal. Ein Kauf drängt sich daher nicht unbedingt auf! + Verschuldungsproblematik gelöst - Noch nicht wirklich profitabel
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