Effizienz statt Comeback der Atomkraft
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 15.11.06 20:01 | ||||
Eröffnet am: | 05.01.06 13:09 | von: Nussriegel | Anzahl Beiträge: | 39 |
Neuester Beitrag: | 15.11.06 20:01 | von: schachi68 | Leser gesamt: | 8.762 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 4 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < | 2 > |
BUND verlangt zukunftsfähiges Energiekonzept:
Effizienz statt Comeback der Atomkraft
Berlin - Gerhard Timm, Bundesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sieht im Atomstreit innerhalb der schwarz-roten Koalition den Vorboten kommender Kämpfe um die Energieressourcen. Öl, Gas, Kohle und Uran würden als endliche Energieträger zunehmend knapp, die Ausbeutung ihrer Vorkommen schwieriger und teurer. Es sei absehbar, dass die Profiteure herkömmlicher Energiestrukturen versuchen würden, ihren Einfluss auf die Politik zu erweitern. Teile der Union würden ihren Ton gegenüber dem Koalitionspartner SPD dann vermutlich noch verschärfen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel müsse diese Attacken zurückweisen und sein Gewicht weiter für eine moderne Energiepolitik in die Waagschale werfen.
Timm: „Erneuerbare Energien, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und dezentrale Stromerzeugung bedrohen die bisherige, auf Großstrukturen und Zentralismus ausgelegte Energiewirtschaft. Mit allen Tricks und einem immensen - vom Energieverbraucher bezahlten - Lobbyaufwand drehen die Energieriesen am politischen Rad. Der Streit um Energiefragen ist immer auch ein Streit um Pfründe und Einfluss. Wenn wir von fossilen Energieträgern unabhängiger sein wollen, dann sind Energiesparen, mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien das Gebot der Stunde.“
Die von einigen CSU-Politikern geforderte Verlängerung der AKW-Laufzeiten sei kein geeignetes Mittel zur Reduzierung der Gasimporte. Längere Laufzeiten verzögerten sogar eine Neuausrichtung der Energiepolitik und erhöhten die Risiken der Atomkraft. Bundeskanzlerin Angela Merkel scheine dies verstanden zu haben, indem sie am Ausstieg aus der Atomtechnologie festhalte. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, CSU-Chef Edmund Stoiber und CDU-Ministerpräsident Günther Oettiger seien hingegen dem Irrglauben verfallen, Atomenergie könne Gaslieferungen ersetzen. Aber auch Uran müsse importiert werden und sei zudem nur noch für rund 40 Jahre vorhanden. Bei dem von Merkel für Anfang März angekündigten Energiegipfel müssten alle an einer zukunftsfähigen Energiepolitik interessierten Akteure einbezogen und die rückwärtsgewandten CSU-Granden in ihre Schranken verwiesen werden.
Mittelfristig entscheidend sei, die Energieerzeugung deutlich effizienter zu machen. Die nächste Stufe des Emissionshandels müsse hier verstärkt Anreize geben. Der Einsatz regenerativer Energien zur Wärmeerzeugung müsse per Gesetz geregelt und die Mittel zur Altbausanierung aufgestockt werden. Dringend notwendig sei auch die Verdoppelung der Kraft-Wärme-gekoppelten Stromerzeugung bis 2010. Flankiert werden müsse dies mit einem Anreizprogramm für mehr Stromeffizienz.
Pressekontakt: Thorben Becker, BUND-Atomexperte, Tel. 030-27586-425 bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressestelle, Tel. 030-27586-425/489, Fax: -449, E-Mail: presse@bund.net, www.bund.net
in diesem Sinne,
Grüße,
Nussriegel
auch die regenerativen energien sind weiter auszubauen.
aber bis diese ausreichen, den energiebedarf zu decken, sollten wir die restlichen verbliebenen atomanlagen nutzen, anstatt uns auch noch von ausländischem stronm anhängig zu machen.
ok, diese technik wirft probleme auf - welche nicht? m.m.n. macht es keinen sinn, ein unausgegorenes, nur durch grüne urängste begründetes abschaltszenario zu verfolgen - zudem wird sich die entsorgungsfrage vermutlich nur aus der weiterentwicklung der technik selbst lösen lassen.
Eigentlich ist das nur ein riesen Geschäft für Siemens und Co.
Im übrigen will ich diese Diskussion nicht schon wieder. Ich habe eine Meinung und werde die wegen billiger Polenmik nicht ändern.
>> technik selbst lösen lassen.
Auf jeden Fall! Damit kommen wir zu den Forschungsetats.
Vergleicht mal, was bisher an öffentlichen Mitteln in die weiterentwicklung der Atomenergie geflossen ist.
Der vermeintliche „Wirtschaftlichkeitsvorteil“ der Atomenergie beruht auf staatlichen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (seit den 50er Jahren in einer Gesamthöhe von weltweit über 1000 Mrd Dollar).
Etwa 90 % aller Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Energiebereich der OECD-Länder flossen in den letzten 50 Jahren in die Atomenergie. Dieser öffentlichen Förderung der Atomenergie stehen weltweit lediglich 20 Mrd. Dollar für die Forschung und Entwicklung Erneuerbarer Energien gegenüber.
Daher gilt es doch erst mal, ein signal zu setzen, in welcher Richtung zukünftig Forschungsgelder zu investieren sind.
...noch Fragen, Kienzle?
werden, sowenig wie ein arbeitender Mensch von müsli satt wird;
alsp, hört mal auf zu träumen
Atom ohne Zukunft
Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke, das klingt nach einer Lösung für die Energiekrise. Aber die Kernkraft ist ein Konzept von gestern: unflexibel und unrentabel.
Von Michael Bauchmüller
Nirgends wäre es so einfach wie in der Energiepolitik. Nirgends sonst könnte die Bundesregierung so leicht beweisen, dass sie rasch reagieren kann. Steigende Strompreise ärgern Verbraucher. Russland spielt am Gashahn. Die Ölpreise sind hoch. Deutschlands Kernkraftwerke aber tun unbeeindruckt ihren Dienst, und sie könnten das noch lange, wäre da nicht dieser Atomkonsens, den Rot-Grün und Stromkonzerne einst schlossen.
Regieren könnte so einfach sein: Nur ein kleiner Eingriff, eine Änderung des Konsenses, und die Kernkraftwerke könnten länger laufen. Deutschland würde unabhängiger von Russlands Rohstoffen und bekäme seine Strompreise in den Griff. Verheißen zumindest Unionspolitiker.
Wie beim Staffellauf haben in den vergangenen Tagen die Ministerpräsidenten unionsregierter Bundesländer – vornehmlich solcher mit Kernkraftwerken – das Thema von Hand zu Hand gereicht. Niedersachsens Christian Wulff startete in der nachrichtenarmen Woche vor Weihnachten: Angesichts wachsender Energiekosten sei der Atomausstieg hinfällig.
Bayerns Edmund Stoiber nahm das Thema auf und beatmete damit das Neujahrstreffen der CSU. Baden-Württembergs Günther Oettinger sekundierte bereitwillig, um den Stab an Hessens Roland Koch abzugeben, der sogar den Neubau von Kernkraftwerken nicht ausschloss. Und zuletzt mischte sich noch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller ein: Bis 2009 solle kein Kernkraftwerk abgeschaltet werden, verlangte er.
Hauptsache sicher
Weil viele es fordern, wird es aber nicht vernünftiger. Klar, die Kernkraftwerke sind gebaut, und sie funktionieren. Ob sie nun, wie in Deutschland festgelegt, 32 Jahre lang laufen, ob 40 oder gar 60 Jahre, ist letztlich egal – Hauptsache sicher.
Und ein Endlager für atomare Abfälle, eine der ungelösten Aufgaben der letzten Regierung, braucht das Land so oder so. Doch die Fürsprecher der Atomkraft übersehen das zentrale Problem: Die Kernenergie ist ein Konzept von gestern, ein Konzept ohne Zukunft.
Naturgemäß sind Kernkraftwerke riesige Anlagen. Sie produzieren weit mehr Strom, als in ihrer Umgebung nötig ist. Also wird er über weite Strecken dorthin gebracht, wo ihn Haushalte, Handwerk und Industrie brauchen. Weil ein Kernkraftwerk nicht eben hübsch ist, steht es meist irgendwo in der Landschaft. Die Wärme, die es erzeugt, geht meist verloren, sie heißt wenig schmeichelhaft "Abwärme" und landet in Flüssen oder in der Luft.
Kernkraftwerke lassen sich auch nicht mal eben abschalten, wenn ihr Strom nicht benötigt wird, etwa nachts. Ein Kernkraftwerk läuft und läuft. Es gibt Länder, die Autobahnen beleuchten, damit der Strom überhaupt abgenommen wird. Energiesparen? Das ging doch irgendwie anders.
Die Versorgung mit klimaschonender Energie zählt zu den zentralen Fragen des 21. Jahrhunderts. Wie der Zufall es will, steht Deutschland zu Beginn des Jahrhunderts – auch wegen des Atomausstiegs – vor einer nie dagewesenen Erneuerung seines Kraftwerksparks. Rund die Hälfte der deutschen Stromerzeugung muss in den nächsten zwei Jahrzehnten erneuert werden.
Atomkraft ist unflexibel
Doch den gleichen Politikern, die Deutschland zu Innovationen auffordern, von Arbeitnehmern und Unternehmen Flexibilität verlangen und den Wettbewerb zum Prinzip machen, fällt zum Thema Energie nichts besseres ein als die Atomkraft: eine Technologie, die so unflexibel ist wie keine andere, deren Langzeitfolgen immer noch ungeklärt sind.
Die Abhängigkeit von russischem Gas erkannten Freunde der Atomkraft als Problem. Aber wie steht es mit der Marktmacht der vier Kernkraftbetreiber, die mehr als 80 Prozent des deutschen Stroms erzeugen? Die wiederholt Preise anhoben, obwohl die so kostengünstigen Kernkraftwerke fast alle noch laufen? Deren Einfluss würde durch längere Laufzeiten noch wachsen.
In- und ausländische Unternehmen, Stadtwerke und deren Verbünde investieren derzeit Millionen in neue Gas- und Kohlekraftwerke. Sie tun dies auch im Vertrauen auf politische Vorgaben wie den Atomausstieg. Wer den nun bei jeder Gelegenheit in Frage stellt, tut auch dem Investitionsstandort Deutschland keinen Gefallen.
Mehr noch: Oft handelt es sich bei den Neubauten um Kraftwerke, die ihre Umgebung mit Strom, aber auch mit Wärme versorgen, und so die eingesetzte Energie viel besser nutzen. Nicht nur die erneuerbaren Energien sollen die Kernkraft ersetzen, wie immer wieder suggeriert wird, sondern auch effizientere Gaskraftwerke und ein intelligenter, sparsamer Umgang mit Energie.
Die Menschheit schafft es, Tausende Flugzeuge unfallfrei durch die Luft zu lotsen. Da muss es auch möglich sein, dezentrale, auf das ganze Land verteilte Kraftwerke so zu steuern, dass es an Strom und Wärme nie und nirgends mangelt. Gas gibt es im Übrigen nicht nur aus Russland, sondern als Flüssiggas auch aus Nordafrika oder Nahost; neuerdings sogar aus heimischer biologischer Herstellung – ganz ohne die Risiken, die mit der Kernkraft auf Jahrtausende verbunden sind.
Es stimmt: Wächst die Weltwirtschaft weiter im Tempo vergangener Jahre, drohen ernste Engpässe in der Energieversorgung. Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke, das klingt nach einer Lösung. Aber Atomkraft ist keine Lösung.
(SZ vom 10.01.2006)
Viele Länder schaffen es offenbar prima ohne. Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es natürlich etwas schwierig, aber neben den Gedanken zur Sättigung der Energienachfrage könnte man sich natürlich auch Gedanken machen, ob der Verbrauch wirklich so hoch sein muss, wie er ist. evtl. ist energie einfach nur zu billig, so dass sie invielen Bereichen nicht effizent eingesetzt wird, weil das teurer wäre.
Also ich habe Elektrotechnik Energietechnik Fachrichtung Automatisierungstechnik studiert. Auch das Fach regenerative Energien absolviert. Aber wißt ihr wo sich der kram lohnt? Meist in den dritte Weltländern!
Noch was zur dezentrahlen Versorgung, wie bitte wollt ihr dann an die 50 Hz kommen? Wenn ihr z.B. mit Solarzellen Sonnenenergie in Gleichstrom umformt, wie kommt ihr dann auf Wechselstrom? Mit einem Umrichter nur der hat auch noch mal Verlustleistung und wenn er ins Netz einspeißt verursacht er dort noch mal Störungen.
Also erst sollten die ganzen Schreihälze hier bitte vernünftige Technik erfinden und dann können wir über die Abschaffung der Atomenergie reden!
André
Aber nun zum Hauptthema Kernkraft. Eigentlich müssten die Fans von erneuerbaren Energien
(ich zähle mich mit dazu - obwohl ich das derzeitige EEG (Erneuerbare Energie Gesetz) zum k... finde) eifrige Befürworter der Laufzeitverlängerung von KKWs sein.
Wenn jetzt ein KKW abgeschaltet wird erfolgt der Ersatz durch ein Kohle- oder Gaskraftwerk (mit der dazugehörigen CO2-Emmision und 40 Jahren Laufzeit). Wenn das KKW 10 Jahre länger läuft, gewinnen die erneuerbaren Energien bzw. Effizienzverbesserungen 10 Jahre Ausbauzeit.
Zumindest sollte beachtet werden - der Strom kommt nicht eingach so aus der Steckdose.
Schachi
...Johannah hat dennoch recht...
wie man sieht: es gibt gute Gründe pro Atomkraft, auch wenn andere die benennen
MfG
kiiwii
Müßten die AKWs auch länger am Netz bleiben, wenn auf JEDEM Haus in Deutschland eine Solaranlage installiert wäre?
die könnten Strom für ganz Deutschland produzieren, weil deren Kapazität so groß ist. Damit ist deine Frage beantwortet. Wenn jedes Dorf, Gemeinde, etc, ein Biokraftwerk hätte, z.B. wie vielerorts bereits eingerichtet, dann
bräuchten wir sicher keine Atomkraftwerke mehr.
Nur solange Johannas für den Rückschritt plädieren, und am ALTEN festhalten, wird es in Deutschland keinen wirklichen Fortschrit in diesem Bereich geben.
zu 23: Elektroenergie muss zeitgleich verbraucht werden, die Solaranlage auf dem Dach hilft Abends nichts.
zu. 24: Hier würde mich die Quellenangabe interessieren - besonders die Kapazität der Solarkraftwerke.
Es sollte sich lieber jeder Gedanken zum sparsamen Umgang mit Energie machen, z.B.:
- müssen alle Geräte im Stand-Buy-Modus sein ?
- muss das neue Auto größer sein und mehr PS haben ?
- muss ich mit dem Auto zum Bäcker fahren ?
usw.
Schachi