Diese Baisse ist eine ernsthafte Herausforderung..
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 09.08.01 11:49 | ||||
Eröffnet am: | 08.08.01 22:10 | von: Allenstein | Anzahl Beiträge: | 26 |
Neuester Beitrag: | 09.08.01 11:49 | von: MaMoe | Leser gesamt: | 4.847 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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Ich weiß nicht, wie es Euch so im Allgemeinen geht, wenn Ihr das tägliche Geschehen beobachtet. Klar, einige werden mir sofort oberschlau antworten "typisches Baisse-Geschwätz, ich verdiene auch in der Baisse", aber ganz ehrlich, diese Antworten möchte ich gar nicht hören, ich glaube Euch ohnehin kein Wort.
Nun, was möchte ich Euch mitteilen:
Seit über 20 Jahren lege ich mein Geld u.a. am Aktienmarkt an, kleine Summen hier, größere Summen dort, aber offengestanden habe ich mich ganz persönlich so gut wie nie darum gekümmert. Ich habe das selbsternannten Profis überlassen, die mir zweiffelos auch hie und da gute Ergebnisse erwirtschafteten, aber auch viele Verluste. Dazu gab es im übrigen auch in der Vergangenheit reichlich Gelegenheit.
Erst 1999, die heute vergessene Hausse war schon in der Hochblüte, entdeckte ich, zu meinem Leidwesen, mein persönlich Interesse an dieser Art von Geschäften. Meine Anmeldung bei Ariva war nur folgerichtig. Ich wollte narürlich mitreden bei der Entwicklung der New Economy, oder wie das so heisst, obwohl ich eigentlich ein ganz typischer Vertreter der Old Economy bin.
Eigene Trades hier, Trades meiner Klasse-Berater dort, viele Gewinne, zunächst viele Gewinne an allen Schauplätzen, es war ein neues Geschäftsfeld, das ich noch nicht entdeckt hatte. Und das geschah mir, der ich glaubte, immer so clever den Weg meiner geschäftlichen Entwicklung gegangen zu sein. Ich erwischte mich dabei, meine eigentliche alte Old-Economy zu vernachlässigen, zum Glück und Gottseidank ohne Folgen. Ich erinnere an meine schlauen Kommentare zu den Neuemissionen der Saison, hier an Board, in meinen Freundeskreis oder bei meinen schlauen Beratern. Schauderhaft, wenn ich heute darauf zurückblicke.
Inzwischen schaue ich zurück auf viele Verluste durch eigene Trades hier, Trades meiner Klasse-Berater dort und fange an darüber nachzudenken:
Ist es so unglaublich erstrebenswert, in diesem Szenario mitzumischen? Wagt ja nicht, mir zu antworten "nimm eine Auszeit". Das entspricht nicht dem Sinn meiner Frage. Vielmehr frage ich mich, ob ich nicht auch ein wenig aus persönlicher Eitelkeit einem Trend gefolgt bin, der so unglaublich "in" war.
Jetzt mal Hand aufs Herz: Geht es Euch nicht auch ein wenig so, daß Ihr Eure früheren "geliebten Dinge" vernachlässigt habt, nur um in diesem Umfeld "so unglaublich erfolgreich" mitzumischen? Wer wollte nicht seinen realen Freunden, nicht nur den Internet-Id´s in diesem Board, durch unglaubliche 1000%er imponieren?
Diese Baisse ist eine ernsthafte Herausforderung an den eigenen Charakter, weil Sie uns zeigt, wo wir wirklich stehen, so nackt und ohne Erfolg, den wir uns mit jedem Börsentag erneut herbeisehnen. Hierfür könnte ich Euch allein in diesem Board unzählige Beispiele jeden Tag geben.
Jetzt komme ich zum Punkt meiner Aussage:
Lasst uns diese Baisse nutzen, um wieder zu uns selbst zu finden, NTV NTV bleiben zu lassen, Ariva Ariva bleiben zu lassen, unsere realen Freunde viel mehr zu umsorgen, unsere Familie wieder in den Mittelpunkt zu stellen und die Trades, so gewinnbringend sie auch sein mögen, nur als solche anzusehen.
Punktum: Research zu Hause betreiben.
Ich für meinen Teil habe bis jetzt ein Vermögen verloren, nicht mein Vermögen, erneut Gottseidank, und schäme mich auch nicht, dies hier öffentlich kundzutun, aber ich habe unglaublich viel gelernt.
Herzlichst, Euer Allenstein.
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ich finde es klasse, wenn jemand auch so was ins board stellt. (ja jungs und mädels, es hat wenigstens was mit aktien und börse zu tun ;-) )
charakterbildend, sagst du ? das glaube ich allerdings eher nicht *g*. ich denke, wenn jemand charakter hat, dann hatte er ihn (aller wahrscheinlichkeit nach) eher auch schon vorher und nicht erst durch die börsenereignisse der vergangenen monate erworben.
und wenn jemand charakter hat, dann wird er sein leben auch bisher auf viele andere 'wichtige(re)' dinge verteilt haben und nicht nur auf ntv und ariva.
gelernt habe ich trotzdem (hoffentlich *g*) auch.
liebe grüße
stiller teilhaber
Wohl wahr, ich kenne dieses Board, wie sehr ich daran teil gehabt habe, kannst, Du, wenn Du möchtest aus meiner Historie erlesen.
Sicherlich war mein Beitrag von Gefühl geprägt, aber ist Börse und alles was wir hier schreiben nicht ein enormer Ausdruck von Emotion? An der Börse aber offensichtlich nicht unbedingt immer angebracht.
Deine Charakter-Interpretation unterschreibe ich, allerings kann auch der Charakter ständig dazu lernen.
Viele Grüsse, Dein Allenstein.
Vielleicht hat Ariva mit den bekannten "Gesichtern"mehr Gewicht für manche als das Geldverdienen an der Börse.
Ich bin seit Februar schon völlig draussen,weil ich wütend auf mich selber war wegen der Verluste und eh nicht glaubte,dass das so schnell wieder besser wird.
Trotzdem sitze ich hier neben meinem schlafenden Hund und tippe diese Worte für Dich,der Du mir immer ein sehr kluger,warmherziger und liebenswerter unbekannter Internetfreund warst,über dessen Rückkehr ich mich freue.
1987 und den Kollaps in Japan 1989-90 erlebt, die weitaus "schmerzhafter"
waren als die gegenwaertige.
Sicherlich hast Du Recht, das durch die "Online" Trading Facilities,
die damals nicht exisitierte, der Trend zum Anlegen "ohne" Berater
stattfindet und durch diesen Extra - Zeitaufwand das private Leben
vernachlaessigt wird.
Jedoch laesst mich persoenlich die Baisse relativ "unberuehrt", denn
nach 1987 sahen wir einen Aufwaertstrend der bis 1999 anhielt.
Erinnern wir uns doch mal an einen NSDQ Stand von 600 o. 900 und einem
DOW Stand von 2,100 -2,500, die Sticksplits , die Dividenden etc. und
wir werden feststellen, das auf einem Zeitraum von 10 Jahren, die
Anlage sich "immer" ausgezahlt hatte ( die konservative)
Erinnern wir uns mal, das man Intel fuer nur $4 kaufen konnte, und wer diese
heute noch bezitzt, nach den unzaehligen Stocksplits, wird feststellen, das
Intel auch heute noch im Plus ist.
Mein konservativer Teil, prozentual der hoechste, steht im Verhaeltnis
der letzten 5 Jahre immer noch im Plus, und diese Baisse wird meine Einstellung
an der Vermoegensverwaltung nicht aendern. Ein Papierverlust darf man nicht
unbedingt als realen Verlust ansehen, vorausgesetzt der Anleger hat keine
Werte die mit 90% im Minus sind (dann wurde er falsch beraten).
Gute Berater hatten bereits letztes Jahr das shiften in BONDS empfohlen und
den Einstieg im April. Wer im April gekauft hatte, sollte den Schnitt seiner
Depotwerte verbessert haben und dadurch einen positiveren Outlook besitzen.
Es ist verstaendlich, das diverse Kleinanleger entweder den Glauben an die
Boerse verloren haben oder kein Kapital zum minimieren des Papierverlustes
besassen und die durch den Kurssturz am haertesten getroffen wurden.
Den meisten kann ich empfehlen, von den Zockerwerten Abstand zu nehmen
(Risiko zu hoch) und den Drang nach +40-1000% zu vergessen. Eine gute und
relativ sichere Anlage ist immer noch "Bluechips" und "Bonds", diese Werte
werfen immer ein ordentliches Plus ab ueber einen Zeitraum von 5 Jahren und
man kann beruhigt schlafen.
In diesem Sinne
Stox
Aber Du wie auch die meisten von uns hier haben noch - von der Börse/Aktien unabhängige Fähigkeiten, Eigenschaften, Talente, sodass es uns nicht so schwer fallen sollte, wenn wir jetzt nicht mehr wie die "Börsenstars in unserer Umgebung dastehen".
Das wir andere Dinge stark vernachlässigt haben, stimmt auch, ich versuche ein Mittelmaß zu finden (in den letzten 2 Wochen fast schon wieder zu viel hier gepostet).
Eine Herrausfordrung ist es - ich mache jetzt viele kleine Schritte vorwärts, umd mein Deopt wieder aufzufetten. Vom persönlichen ("Niederlage") ist es für mich weniger Herausforderung - mit dieser "Niederlage" fertig zu werden. Das ist für mich wirklich kein Problem. So ist Börse eben.
Gruss und alles Gute für Deine Familie.
haha
Der freute sich immer besonders, wenn er einen Weg unter Mühen und Leiden einen Berg hinaufging, weil er wußte, daß er bald leichtfüßig und ohne Anstrengung wieder würde ins Tal laufen können. Auf dem Talweg quälte ihn allerdings die Sorge vor dem nächsten Aufstieg.
Wir sollten - übertragen auf den Aktienmarkt - unser Vertrauen jetzt nicht soweit verlieren, daß wir uns nicht auch auf den nächsten Anstieg freuen könnten.
R
Ich bin wie Du schon länger dabei. Ich spreche heute davon, daß ich das Glück hatte, den Crash 1987 und alles danach mitmachen zu dürfen. Es ist normal, daß wir alles überziehen. Erst kümmern wir uns jahrelang kaum um die Aktien der Old-Economy, dann sind wir im Sekundentakt bei jeder Zuckung des Neuen Marktes dabei. Sicher alles viel zu extrem. Wenn es läuft, erklären wir uns zu den größten Experten, wenn nichts läuft zweifeln wir an uns. Alles normal.
Die Besinnung auf unsere Urbedürfnisse Gesundheit, Glück, Zufriedenheit, Freundschaft stehen nicht kausal im Zusammenhang mit Geld und Reichtum. Aber kann man nicht auch hier vernünftig austarieren? Warum nicht auch Cyberfreunde? Warum nicht auch mal Eitelkeiten, Leid... über das Netz, aber eben nicht nur dort!
Gruß aldi
Ansonsten kann ich Deinen Thred als recht interessant bewerten, halte ihn aber für eine typische Erscheinungsform während einer Baisse.
mfg rorue
Du solltest aber Deine Anwesenheit hier nicht mit dem "Glas, das halbleer ist", sondern mit dem "Glas, das halb voll ist" vergleichen ...
Ich treibe mich hier auch schon relativ lange herum. Aber ich habe das Board als exzellenten Stimmungsbarometer und vorallen Dingen exzellenten Meinungsbildner schätzen gelernt. Wichtig hierbei sind die kritischen Stimmen auf z.B. ein Posting von mir. Die zustimmenden Worte, sind zwar schön, aber mich interessieren hauptsächlich die Kritiker. Nur diese können Dich auf Gedanken bringen, die Du entweder vorher nicht bedacht hattest, oder die Du von vorneherein sowieso als nicht relevant bewertet hattest. Auf jedenfall regt mich jede kritische Äußerung zum Nachdenken an. Daher behaupte ich, dass es nicht so einfach ist, wie du schreibst, dass man auf eine gewisse "Beweihräucherung am Board" aus wäre. Ich schreibe meistens sehr bissige Kommentare, erwarte daraufhin aber ebensolche Antworten ...
Ich habe in den vielen Jahren meiner Börsentätigkeit eigentlich nur das eine gelernt:
es ist wichtig Sachverhalte aus mindestens 2 Blickwinkeln (die von sich grundlegend verschieden sein müssen !!) zu betrachten und dann den Mittelweg daraus zu gehen. Je mehr Meinungen du z.B. zum Verlauf der Märkte zusammentragen kannst, umso größer wird deine Treffsicherheit, wenn du dir den Mittelweg zu eigen machst.
Ich gebe dir recht, dass auch ich sehr viel Zeit für die Börse aufwende. Meine Lieben daheim haben aber schon immer oberste Priorität genossen. Ich bin in der glücklichen Lage, während meiner Arbeit sowieso nicht zu wissen, was ich tun soll und kann daher meine Energie auf das Lesen und Durchdenken von Dingen verschwenden, die mich interessieren (was auf alle Fälle nicht nur Börse ist ...), aber wie gesagt die Lieben daheim haben allen Vorrang ...
Über Verluste schweigt man sich hier aus. Das habe ich auch schon gelernt hier, das gehört zum guten Ton, Gewinne zu machen. Ich bekomme auch wöchentlich die Aufstellung meines durch Fachmänner betreuten großen Depots. Ich weiss auch, dass ich dabei Verluste erlitten habe, aber in dem Wissen, um einiges besser gewesen zu sein, als die Benchmark. Verluste gehören dazu. Über Summen schweige ich mich aus, das gehört hier nicht her, denn 4000 Euro sind für den einen hier viel Geld, für den anderen gerademal eine Übernachtung im Hotel wert und ich weiss, dass es hier am Board Leute von beiden Sorten gibt ...
Börse und Ariva sind eine Herausforderung und eine Entspannung zugleich. Ich möchte es als eine besondere Sportart vergleichen. Man spielt gegen den Computer (z.B. Schach) und das ist die Börse. Mit der Überzeugung hier hereinzugehen, man kann sowieso nur gewinnen ist falsch und das haben wir alle hier schmerzlich erfahren.
Ich habe auch ein Vermögen verloren, aber das ist ebenso nicht mein Vermögen gewesen. Ich gehe davon aus, dass du, genau wie ich, das Wort "Vermögen" in 2 verschiedenen Größenordnungen gebraucht hast. Börsengeld ist Spielgeld. Und das Spiel macht mir großen Spass. Wenn ich keinen Spass mehr habe, höre ich auf, ebenso wenn ich kein Spielgeld mehr habe ...
Sei mir herzlichst gegrüßt
MaMoe.