Die traurigsten Zeiten seit 1945 für uns?
Immerhin möchte ich die heutigen Zeiten mit der Periode seit dem letzten Weltkrieg vergleichen.
"Noch einer, der kommt und uns sagt FRÜHER WAR ALLES BESSER mag man denken".
Aber zumindest im Verlaufe meines Lebens habe ich so ernüchternde und zugleich beängstigende Zeiten wie heute noch nicht erlebt gehabt.
Dabei habe ich als Kind sogar in einem Land gelebt, das eine Revolution durchgemacht hat und in dem es an Blutvergießen nicht mangelte. Aber aus heutiger Sicht war das nur ein "lokaler Konflikt", der zu jener Zeit ein einziges Land betraf.
Also ich komme mal langsam zur Sache:
Die Zeit des kalten Krieges war bestimmt auch keine Glanzstunde der Zivilisation. Dennoch hatte die Welt ihre Ordnung. Man konnte sich entscheiden, ob man nun Kapitalist oder Kommunist oder "nur" Sozialist sein wollte. Die Fronten waren klar und jede Ideologie hatte irgendwo ihre echte Heimat.
Die Menschen waren aber dennoch "unverdorbener" und auf ihre Art bescheidener. Man konnte sich noch über die kleinen Dinge des Lebens freuen.
Man konnte auch als Kind noch abends ohne Angst auf der Strasse mit Nachbarskindern spielen und es gab damals zwar keine "Handys", Computer, oder Markenkleidung für Kinder, aber auch nicht die Sehnsüchte und Frustrationen die mit den Erlangungswünschen dieser Luxusgüter verbunden sind.
Auch damals wollte man "wohlhabend" werden, aber die Märkte waren bei weitem nicht so aggressiv wie heute und zudem kommt mir inzwischen der Eindruck, dass auch der Kapitalismus bald an seine Grenzen stoßen könnte; spätestens jedoch, wenn sich nur noch 3-4 Konzerne die Welt untereinander aufgeteilt haben.
Auch im zwischenmenschlichen Bereich gab es zwar damals bestimmt nicht selten Verfehlungen wie Ehebruch und Lug und Betrug, aber die Ächtung dieser Verfehlungen durch die Gesellschaft gab einem zumindest das Gefühl für "richtig" und "falsch" und überließ jedem selbst die Wahl, welchen Weg man gehen möchte.
"Alt" sein war eine Ehre. Man wurde für seine Leistungen geehrt und galt als Quelle der Erfahrungen. Wenn der Seniorchef den Betrieb verließ, dann sah man das als herben Verlust ffür den Betrieb. Heute bracht man sich z.B. mit 45 Jahren überhaupt nicht mehr auf dem Stellenmarkt blicken lassen.
Heute möchte sich doch jeder schon mit Anfang 40 die Haare färben und die ersten Falten chirurgisch behandeln. Keiner will in Würde als werden, bzw. zu seinem Alter stehen.
Auch z.B. junge Mädchen sind durch die Medien inzwischen total verunsichert, was die optischen Anforderungen der Gesellschaft an sie betrifft. Zu dick? Zu schmal-lippig? Oder zu kleiner Busen?
OK, als Mann finde ich es auch toll, wenn ich auf einem Bild eine Frau mit viel Holz vor der Hütte sehe. Aber möchte ich die wirklich "deswegen" heiraten und wie soll ein Mädchen mit silikongeformten Doppel-D-Brüsten einer Pamela Anderson mithalten?
Die Menschheit versteht bis heute nicht, das jeder Wert seine Daseinsberechtigung und seine Bewertung von seinem Gegensatz erhält. Eigentlich müßten sich die "natürlichen" Busenwunder und die "Schönen" bei den Flachbrüstigen und Hässlichen (?) dafür bedanken, dass ihnen der Gegensatz erst die Beachtung bringt. In den US-Filmen und Serien aus Holluywood sieht man inzwischen nur noch Darsteller, die jeder auch als Model durchgehen würden. Es sind aber nur schöne Gesichter "ohne Seele" und kaum Lebenserfahrung.
Auch die gesitteten Umgangsformen der Vergangenheit vermisse ich (Ich Spießer?).
Heute fuhr ich mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln. In der U-Bahn saßen mir 3 Jungs gegenüber, die unverhohlen darüber sprachen, was sie im letzten Jahr an "Dingern" gedreht haben. Nichts großes, nur ein Fahrraddiebstahl hier, ein Kaufhausdiebstahl da und eine Erpressung unter Schülern da.
Am Bahnhof stiegen 2 junge Mädchen um die 16 aus der Bahn. Die eine wollte den Bahnhof sofort verlassen und ihre Freundin rief ihr schnell entgegen: "Warte mal. Ich muss noch mal pissen".
Bin ich SPIESSIG, wenn ich es schade finde, dass Mädchen im schönster Alter, einem die Illusion der zarten Jugend durch derartiges Verhalten nehmen.
Anders als man mich kennt, bin ich bisher noch nicht einmal intensiv auf die Politik von heute eingegangen.
Also nur kurz:
Zwei wichtige Einschnitte in meinem Lebensgefühl möchte ich festhalten:
1. Der Zusammenbruch der Börsen. (Ich erwähne es nur aus zeitlicher Sicht an erster Stelle). Ich ahnte immer stärker, dass es nach einer langen Periode, in der man ungläubig beobachten konnte, wie selbst unsere Sekretärin an der Börse Gewinne mitnahm, nun zu einer langen Durststrecke kommen würde.
2. (Aber noch wichtiger) Am 11. September hat mir unmittelbar nach den schrecklichen Ereignissen, mein Unterbewußt sein gesagt, dass es um viel mehr geht, als den Schock über die Terroranschläge. Ich wußte sofort, dass nun nichts mehr sein würde wie vorher.
Ich möchte an dieser Stelle nicht den Rahmen sprengen und die Schuldigen ausmachen. Ob es zuerst den Terror gab, oder ob der Terror das Resultat einer falschen Politik ist, oder die derzeitge Politik der USA für noch mehr Terror sorgen wird, sei mal dahingestellt.
Ich wage aber zu behaupten, dass der Großteil der Menschheit heute Angst um den Frieden hat. Es geht nicht mehr nur um lokale Konflikte. Es geht auch zunehmend um einen leichtfertig forcierten Glaubenskrieg.
Wo soll man sich nun finden, wenn man zwar Moslem ist, aber nicht fanatisch und erst Recht kein Befürworter des Terror?
Ich sah heute einen Film "Hexenjagd" und betraf die Hexenverfolgung in Salem USA, vor über 200 Jahren. Aber das derzeitige Weltklima leiß mich den Film irgendwie bedrückender empfinden, als wenn ich den gleichen Film vor 10 Jaahren gesehen hätte und mir selbst sagen könnte: "Schlimm, aber das war damals, als die Leute noch ungebildet waren. Heute könnte das in meiner Umwelt nicht passieren".
Abschließend noch ein Satz zur derzeitigen politschen Situation in Deutschland:
Auch die empfinde ich zunehmend frustrierend. Ein festgefahrenes System, mit unglaubwürdigen Politikern, planlosen Parteien und weit und Breit nicht im Ansatz ein "Erlöser", dem man es zutrauen würde den Sauladen mal aufzuräumen.
Wir haben keine Illusionen mehr und wählen eigentlich immer nur "das kleinere Übel" oder werden zu Protestwählern und geben unsere Stimmen irgendwelchen Stammtischhelden, in der illusorischen Hoffnung "mal die anderen wachzurütteln".
Ist unsere Gesellschaft fast am Tiefpunkt?
So wie der verkalkte Reagan vor 20 Jahren oder einige Pappnasen heute.
Aber die Welt ist bunt und der Mensch ist ein unberechenbares Tier. Aufmerksamkeit und Respekt hat einmal geholfen, sich vor Schaden zu bewahren. Heute brüllt jeder Flutopferaffe nach staatlicher Hilfe, anstatt sich zu überlegen, warum er überhaupt in diese Situation gekommen ist.
Die Gesellschaft hat sich selbst entmündigt. Der Preis dafür muß bezahlt werden.
Moral, Ethik und Anstand gibt's nicht mehr und der Mensch mutiert langsam zum Lemming der auf seinem Weg keine Rücksicht auf Verluste nimmt und in seinem Vorwärtsdrang auch seine Artgenossen zerfleischt.
Was sollen wir, die zur Konsum-Maschine degradierten dagegen unternehmen ?
Ich sehe nur zwei Wege. Entweder im Strom der Lemminge mitschwimmen oder sich die Knarre ins Maul stecken. Mir persönlich fällt es allerdings zunehmend schwerer freiwillig von Tag zu Tag im Scheisse-Strom mizuschwimmen.
Apokalypse Now
Schindlers Liste
Der Pianist
Shoah
Titanic
Das Leben ist schön
Der mit dem Wolf tanzt
Und mein Lieblingsbuch:
"Reise ans Ende der Nacht", von L.F. Céline
Das ist nun mal eben unsere Natur. Das große Glück, das große Leid ! Geniessen wir das große Glück, bevor das große Leid vielleicht kommt, wenn es denn kommt.
Ob das große Leid kommt oder nicht, trifft denjenigen umso weniger, wenn er vorher das große Glück in vollen Zügen genossen hat.
Lebt !
Und immer dran denken: das Sein formt das Bewußtsein!
Sonst hätte es ja nie Hexenverbrennungen, Judenverfolgung oder Fast-Food gegeben.
PS: Falls jemand den Zusammenhang sucht: alles scheint tödlich zu sein.
egal ob horizontal, vertikal oder diagonal. Das kann nicht gutgehen. Die Politik folgt den Mächtigen, die Staaten können nichts mehr frei entscheiden. Schau Dir als Beispiel unsere Wirtschaftspolitik in Deutschland an. Soziale Marktwirtschaft ? Igitt, muss weg.
Was passiert aktuell ? Was macht unser Kartellamt ?? Versuche, Microsoft zu zerschlagen - unbedingt aus Wettbewerbsgründen notwendig - schlagen fehl oder sind nur halbherzig usw usw. Die Folgen sind natürlich fatal und führen zu Deinen richtig erkannten Eindrücken. Allein, Du kannst es nicht verhindern, dazu ist eine vollkommen neue Generation notwendig, die nicht mehr so egoistisch vorgeht. Wann die kommt ?????
Seit Paul Volcker (ehemals FED-Chef vor Gruenspan) Vorsitzender der IAS-Kommission wurde und ein FED-Vorstand Vorsitzender der BIZ ist, wurde Basel 2 verabschiedet. Mit der Anerkennung von IAS, nach 20 Jahren.
Das ist das Ende des Mittelstands hier und das Ende Dtld's als ernstzunehmende Wirtschaftsnation.
Wir können nur noch auf das Boot "USA" aufspringen, deren Wirtschaft letztlich nur in drei Bereichen federführend ist: Kontrolle der Finanzmärkte, Rüstung und McJobs.
Was anderes ist wohl die aktuelle Debatte um den Kündigungsschutz? Es werden noch viele Debatten kommen.
"Weltschmerz-Thread des Jahres"!
Kleiner Tipp: Nach vorne schauen und versuchen, die veränderten Rahmenbedingungen zu akzeptieren! Denn nach hinten fährt der Zug der Zeit nun mal leider nicht.
Schwer zu sagen, ob es uns wirklich so schlecht
geht, dass man von der miesesten Zeit seit dem 2.Weltkrieg
sprechen kann.
Oder ob wir das ganze nur so empfinden, weil sich die in den letzten Jahrzehnten
beobachteten Rahmenbedingungen in Luft auflösen oder umkehren.
z.B.
durchschn. Wirtschaftswachstum >2% p.a.
durchschn. Rendite von Aktieninvestments ca 10% p.a.
Reduktion der Wochenarbeitszeit ca. 4 Std pro Dekade
etc.
Jedem wird klar dass in Zukunft mehr geleistet werden muss,
nur um den Standard zu halten und das sorgt nicht
gerade für Partystimmung.
Sehe die Entwicklung bei uns zu einem Abklatsch der USA mit ohnmächtigem Unbehagen.
Wenn man bedenkt, dass die Entwicklungen dortzulande uns stets mit mehrjähriger
Verzögerung erreichen, haben wir den Tiefpunkt noch vor uns.
Vielleicht kann ein Vater auch hier mit genügend Geld und den damit verbundenen Beziehungen seinem geistig minderbemittelten Sohn einen Abschluss an einer namhaften Universität verschaffen. Aber wohl nicht den Chefsessel im Kanzleramt.
Komisch, warum fällt mir gerade jetzt dieser Werbespruch an einer Plakatwand ein, der mir unlängst beim Vorbeifahren ins Auge sprang?
"Life can be so simple!"
Allein die Tatsache, daß Deine Gefühle bei der Handy-Benutzung manipuliert werden können, reicht für mich aus, wieder 6 Tage in der Woche zu arbeiten. Von Superstarfieber und krankmachendem Chemiedesignfood ganz zu schweigen. Dafür würde ich mir sogar einen röhrenden Hirsch über die Couch hängen.
Niemand zwingt dich TV zu gucken oder Designfood zu essen - oder irre ich mich da?
Der große Unterschied zu früher ist, dass du einfach viel mehr selbst entscheiden kannst, wie du dein Leben gestaltest. Früher war von Geburt bis zum Tod dein Lebensweg weitgehend festgelegt.