Varta (WKN: A0TGJ5) wieder "geladen"


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Neuester Beitrag: 20.09.24 18:23
Eröffnet am:26.11.16 12:04von: BackhandSm.Anzahl Beiträge:20.584
Neuester Beitrag:20.09.24 18:23von: Real Cindere.Leser gesamt:6.725.700
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24483 Postings, 1145 Tage Highländer49Varta

 
  
    #19576
20.09.24 10:21
Varta hat am Mittwoch die endgültige Fassung des Sanierungskonzeptes bekannt gegeben. Dieses soll jetzt Anfang Oktober eingereicht werden. Noch immer wird die Varta-Aktie rege gehandelt, am Freitagmorgen notiert sie bei 1,53 €. Was können die Aktionäre jetzt noch erwarten?
https://www.finanznachrichten.de/...e-naht-in-riesenschritten-486.htm  

3658 Postings, 1552 Tage slim_nesbit@PharaoG

 
  
    #19577
3
20.09.24 11:46
Um Deine Frage inhaltlich vollständig und sauber zu beantworten, würde es hier mit rd. 10 komprimierten DinA4-Seiten den Faden überspannen.
Ich hoffe daher, eine Zusammenfassung reicht.
Vor Einführung des Starug gab es a) die Insolvenz, die damit verbundenen Gefahren der Insolvenzverschleppung, welche im Detail nur schwer zu belegen sind und b) außergerichtliche Einigungsverfahren zur selbstgeführten Sanierung
b) hatte keine fixen Regeln, der Ablauf ergab sich aber aus Zwängen und der Kausalität dass a) immer noch darauf folgen kann und der Grad zwischen simplen Verkacken und den Indizien für eine Insolvenzverschleppung schmal ist.

Die (EU-US-Asia)-Richtlinien, die bei uns zum Starug geführt haben, sind nichts anderes als Gesetzesentwürfe, damit für b) ein justiziabler Fahrplan entsteht und gleichsam dem Gestaltungsmissbrauch entgegengewirkt wird.
Weil Unternehmen zunehmend international agieren, verstärkt das zusätzlich den Anspruch hier homologisierte Verfahren haben zu wollen.

Was ist die Intention der Kreditgeber, Gläubiger, denn die sind es ja, die neben regelmäßig zu geringen Umsätzen und Erträgen den Sektor des akuten Problems vertreten?

Bei einer Insolvenz gibt es eine Reihenfolge der Gläubigerbefriedigung, darunter auch Löhne, Sozialversicherungen etc.
Wurde ein Insolvenzverfahren erst einmal eröffnet, verringern sich hier die Manövriermöglichkeiten drastisch.

Femdkapitalgeber sitzen auf einem Schuldensaldo, der nicht mehr bedient wird, und können auf der andere Seite abgetretene oder konfiszierte Sicherheiten liquidieren.

Bei Maschinen, Anlagen, Immobilien wird der Verkehrs-, Zeit-, Restwert festgestellt.
Fuhrparks und Immobilien sind einigermaßen merkantibel, in der Versteigerung gilt meistens in ersten Sitzung ein Mindestgebot von 7/10 dieser Werte. Ersteigert dafür keiner, gilt in der 2. Sitzung ein Mindestgebot von 5/10. Schlägt wieder keiner zu, entfällt dieses für weitere Versteigerungs- oder Verlaufsaktivitäten.

So, jetzt muss sich vorstellen, dass so ein Anlagenpark wie der von Varta so individuell konfiguriert ist, dass nur mit entsprechendem Personal so etwas (weiter-)genutzt werden kann. Gäbe es dabei auch noch Personalwechsel, addierten sich weitere Anlaufkosten aus der Prozessarbeit hinzu.

Das hieße für eine Bank: Sie muss einen Großteil des Wertes der Zession berichtigen und abschreiben, den Kredit ebenfalls zu großen Teilen. Aus bilanztechnischen Gründen erfolgt sowas meist in Etappen oder wird als non performed loans verkauft. Unabhängig davon fallen eine Menge Begleitkosten für eine Insolvenz an.

Also, aus Bankensicht addiert sich zu dem bisherigen Mist noch einiges an Begleitmist dazu. Das Kardinalsinteresse ist das eigene Rating, und im Falle einer erfolgreichen Starug-Sanierung wäre der Packen, den es abzuschreiben gilt, am geringsten.
Ein Unternehmen, das in insolvent wurde ist dazu (schufatechnisch) nicht mehr kreditwürdig / - fähig .

Beim Starug müssen nicht nur die Gläubiger etwas in den Topf schmeißen sondern auch das Eigenkapital wird (ganz oder partiell) zur Ader gelassen.
Wären die Retailer in der Mehrzahl, müsste es ausverhandelt werden; gibt es Majoritäten, läuft es so wie hier.

-
Nochmal was zu Immerauswärts´ polemischen Einwürfen: In Österreich gibt es ein kongruentes Gesetz und an den Standorten der Börsen mit den größten Volumina (US/ GB) auch.
In China ist es anders – noch.
Dort muss das Unternehmen gar nicht selbst die Insolvenz anmelden. Das können eigentlich nur die Gläubiger.
Das ist für den Anleger auf der anderen Seite des Meeres viel brutaler.
In den letzten 30 Jahren gab es regelmäßig irgendwelche nicht nachvollziehbaren, außergerichtlichen Regelungen, von spin offs, von Vertragsbrüchen oder gar going of public in China, bei denen man sich als Anleger seine Investition in die Haare schmieren konnte.  
Ich bin den 1990er und 2000er regelmäßig zu Sitzungen an Unis und Investorenmeetings gerannt, um mich mit Chinanahen Verbänden zu treffen, im Ergebnis hat das bei Schieflagen oder Abzocke nur begrenzt bis wenig geholfen.
Man ist jetzt in China mit Homologationen schon ein bisschen weiter, aber was den Austausch anbelangt, wird das gerade durch den neuen „kalten“ Krieg gestört.

Die Einführung des Starugs hat für den Kleinanleger nicht viel geändert. Hier wird gerade ein Mythos geschaffen, der Quatsch ist. Es gab immer schon Haircuts ohne Insolvenz.  
Die Starugs dieser Welt werden sicherlich regelmäßig geupdatet werden müssen, so wie die Basel-II´s oder die Stabilitätsanforderungen an (US-)Banken. Aber das macht sie per se nicht widersinnig.


Ich hoffe, das hat einigermaßen zum Verständnis beigetragen.
 

34 Postings, 199 Tage PharaoGWow sehr hilfreich

 
  
    #19578
20.09.24 13:12
Danke für diesen bestimmt sehr zeitaufwendigen Beitrag. Verstehe  jetzt auch deinen etwas angespannten Tonfall bei bestimmten etwas unbeholfenen Beiträgen wie meinen, denn du scheinst schon sehr tief in der Materie zu stecken.
Internationale Vereinheitlichung von Recht, Wahrung der Interessen der Kreditgeber,  Weiterbetrieb des Unternehmens. Verstanden. Wenn ich dir richtig folgen kann ist der Knackpunkt der Zeitpunkt an dem ein Unternehmen die Schieflage öffentlich macht. Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht speziell wann man noch legal versuchen darf ein Unternehmen selber aus den dreck zu ziehen ohne sich der Insolvenzverschleppung strafbar zu machen. Vielen Dank noch einmal, du weisst wovon du schreibst.  

125 Postings, 120 Tage Bogumil@sllim

 
  
    #19579
20.09.24 13:19
Gute Darstellung.

Eine kleine Anmerkung der guten Ordnung halber:

"in der Versteigerung gilt meistens in ersten Sitzung ein Mindestgebot von 7/10 dieser Werte. Ersteigert dafür keiner, gilt in der 2. Sitzung ein Mindestgebot von 5/10. Schlägt wieder keiner zu, entfällt dieses für weitere Versteigerungs- oder Verlaufsaktivitäten."

Die 5/10 Grenze entfällt nur, wenn der Zuschlag wegen Nichterreichens derselben versagt wurde. Wurde der Zuschlag aus anderen Gründen versagt, gilt sie auch in weiteren Terminen.  

125 Postings, 120 Tage BogumilNoch eine Ergänzung:

 
  
    #19580
20.09.24 13:43
"Die Einführung des Starugs hat für den Kleinanleger nicht viel geändert. Hier wird gerade ein Mythos geschaffen, der Quatsch ist. Es gab immer schon Haircuts ohne Insolvenz."

Und auch die Inso in Eigenverwaltung mit Plan war und ist vom Mechanismus und der Wirkung für die Anleger kaum anders als das Starung.

 

3658 Postings, 1552 Tage slim_nesbit@PharaoG

 
  
    #19581
1
20.09.24 14:26
Gut erkannt. Es gibt ein paar wesentliche Schlüsselzeitpunkte, die es zu identifizieren gilt.

Natürlich gibt es zig Faktoren, die sich irgendwann mal zum Scheitern ausweiten können. Aber angenommen, man macht das meiste als Unternehmen richtig, so ist es durchaus möglich, dass man sich in eine Zwinge begibt, aus der man u. U. nie wieder so richtig rauskommt.

Ein Beispiel, als IBM noch in den USA als big blue galt, mittlerweile your parents big blue, war das eine gute Bank. Jetzt ist man schon seit Dekaden im Wettrennen, jeder verdiente Dollar muss reinvestiert werden, um keinen Boden zu verlieren.
Umsatz führt zu weiteren Umsätzen, aber die Gewinne wachsen netto nicht mehr richtig, denn sie müssen ja reinvestiert werden.  Trotzdem wird immer wieder über die Aktie berichtet, als wären wir in den Spätachtzigern.

Übertragen auf Varta gab es bereits vor dem Hype ein Zeitfenster, ich weiß nicht, ob die Beiträge überhaupt noch in diesem Faden wiederfindbar sind, in denen wurde eindeutig darauf hingewiesen, was sie machen und wo die Konkurrenz steht und woran diese forscht. Als Varta noch unter 100.-€ lag, war schon klar, dass sie mind. ein bis zwei dieser Technologiefortschritte des allgemein anerkannten Standes der Technik überspringen müssen, sonst ist EDEKA (Ende der Karriere). Und die von Immeraufwärts gebashte deutsche Politik hat hier Varta jede auch nur denkbare Tür geöffnet.

Sie haben dem Laden Zugang von Steuergeldern an Lehrstühlen und Laboren finanzierten und entwickelten, technisch-wissenschaftlichem know how gewährt.

Gleichsam sollte jedem klar sein, dass Elektrotechnik keine Technik mit revolutionären Sprüngen ist sondern eine mit evolutionären Schritten.
D. h. es gibt eine ziemlich klare timeline, das ist auch im Automotive so. Es dauert und dauert und dann wird an der beschlossenen Technik und dem roll out eine Weile festgehalten.
Dann liegen auch schon die Lieferverträge für die zweite und dritte Reihe fest.
All das war schon erkennbar, bevor hier der Hype eingeläutet wurde. Nur lesen oder hören wollte davon keiner was.

In den 1990er konnte mir auch jeder zweite Taxifahrer erklären, wie super der nordasia.com oder der lacunabiotech sei.
So wie jetzt jeder Versicherungsfuzzi fondsgebundene Lebensversicherungen mit dem x-tracker ai + big data für das Produkt der Jahrzehnts hyped.
Kein Mensch macht sich bspw. Gedanken wieviel Geld über den HDI in die Fonds und damit in die Aktien fließt. Wäre aber mal ein Blick wert …

Das muss auch so sein. Denn ohne das Unvermögen der anderen lassen sich keine Multibagger erzielen.

Was soll die Quitessenz aus diesem Beitrag sein? Ganz einfach, es ist wie bei allen Dingen, Beruf, Sport, Familie, wenn es gut werden soll, wartet eine Menge Arbeit auf Dich.
In den letzten 14 Jahren habe ich die meisten Erträgen mit Aktien gemacht, die langfristig nicht oder nicht besonders erfolgreich sind. Davor war es ausgewogen und noch viel früher, also ohne computergestützten Handel, umgekehrt, also so wie es heute noch durch die Boulevardpresse gespühlt wird.

Es nicht so simpel, dass der eigene Anlageerfolg dasselbe Schicksal teilt wie der Erfolg des Unternehmens. Das galt für unsere Väter und Großeltern.  
Klar gibt es die adobes oder auch die old dominion feight lines.
Aber mal ganz ehrlich, wer hätte denn bei dem Kursverlauf 30 jahrelang sein Geld an diese Unternehmen gebunden?
Starugs, Chapter11 oder ADR-bans, als das gehört zum Business. Das sind Dinge, über die lohnt es sich nicht zu meckern, die entscheiden auch nicht über unseren Erfolg.

Ich wäre froh, wenn ich noch 30 Jahre hätte.
 

3776 Postings, 2931 Tage 2much4uIch hab eine Frage...

 
  
    #19582
20.09.24 15:12
Ich hab eine Frage:

Varta will einfach nicht fallen... trotz Starug und Kurszielen von 0 Euro.

FRAGE: Jetzt nur mal angenommen, Varta würde bei einem Kurs, der dem heutigen Kurs (also ca. € 1,50) entspricht, von der Börse genommen werden, gilt dann ein Aktienkurs von 0 Euro oder würden Shorts dann mit € 1,50 abgerechnet werden???

Die misslungene Varta-Short-Spekulation läuft bei mir ja noch, die Short sind derzeit bei € 1,55 und ich hab Verkaufslimits bei € 0,50 platziert (würde also Varta nicht ausreizen, bis sie bei Null oder wenigen Cent ist).  

216 Postings, 4776 Tage rolliv2much4u

 
  
    #19583
20.09.24 16:35
ich finde die Varta stärke auch bemerkenswert. so richtig werde ich nicht schlau raus. ich habe die Gewinne aus den Shorts vorerst mitgenommen. bin da sehr glücklich mit. ich denke ich werde nochmal Short gehen.. allerdings wie du sagst irritiert mich diese extreme Stärke der Aktie.. und ich kann es mir auch nicht so wirklich begründen.. es ist alles geschriebene und alles als 50 Cent 5 Cent 2 cent wäre sehr irritierend. aber ich muss selber sagen das ich auch mit einem schnelleren verfall gerechnet habe. die Gebühren zum shorten mit Hebel sind leider etwas hoch bei meinem Broker.. gerne per PN per ein guten Hebel Broker für sowas hat mit geringen Gebühren  

3776 Postings, 2931 Tage 2much4u...

 
  
    #19584
20.09.24 17:09
Ich habe Short-CFDs gekauft... der Anbieter hat Nextmarkets geheißen, wurde aber von AlchemyMarkets übernommen.

Gebühren bei den CFDs gibt es keine - als ich eingestiegen bin, war allerdings die Geld-Briefkursspanne unverschämt hoch (als ich eingestiegen bin 15%). Mittlerweile  - da die Volatilität bei Varta zurückgegangen ist, ist die Geld-Brief-Kursspanne auch wieder geringer (im Vergleich zu anderen Aktien-CFDs immer noch hoch).

Ganz aktuell (17:06 Uhr) haben die Varta-CFDs bei AlchemyMarkets folgenden Kurs: € 1,53/1,58

Ich werde übrigens auch nochmal nachkaufen - wenn Varta dann wirklich auf 0,5 Euro fällt und ich zu meinen 250 Stück nochmal 150 CFDs short kaufe, könnte ich mein Minus wieder ausbügeln, das ich eingefahren hab, weil ich in Schwierigkeiten gekommen bin, als Varta auf 5 Euro gestiegen ist. Nicht wegen dem Varta-Anstieg, sondern weil Zeitgleich die Börsen damals eingebrochen sind, als der Nikkei an einem Tag 12% gefallen ist. Wären die Börsen normal gelaufen, hätte ich die Hälfte der Varta-Shorts nicht bei € 4,80 mit 150% Verlust verkaufen müssen.  

232 Postings, 192 Tage Real Cinderella born@ slim_nesbit

 
  
    #19585
20.09.24 18:23
Einfach nur Danke, Du lieferst hier unbeschreibliches ab - echt toll dieser Einsatz dies ganze so zu formulieren und zusammen zu bringen das jeder normale Mensch es begreifen sollte.

Aus Deiner Anmerkung: "Ich wünschte ich hätte noch 30 Jahre Zeit" schließe ich mal das Du nicht mehr der jüngste bist

Keine Ahnung welchen Job Du hast oder hattest, aber ich denke das dieser sehr viel mit alle dem zu tun hatte oder Du ein begnadeter Hobby Prof. für Wirtschaftsrecht usw. im laufe Deines Lebens wurdest.

Wissen zu haben und es auch noch so transportieren zu können ist eine echte Gabe, Respekt.

 

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