Die USA glauben, alle wollen so sein wie sie


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Neuester Beitrag: 10.04.07 02:26
Eröffnet am:02.10.02 10:50von: josua1123Anzahl Beiträge:55
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2573 Postings, 8669 Tage josua1123Die USA glauben, alle wollen so sein wie sie

 
  
    #1
1
02.10.02 10:50

Der britische Historiker Tony Judt im STANDARD-Interview: "Die Amerikaner leben in einer Fantasiewelt"

Tony Judt, britischer Historiker: In der "New York Times" publiziert er oft über Europa seit dem 2. Weltkrieg

Der bekannte britische Historiker Tony Judt leitet das Remarque- Institut (benannt nach dem Schriftsteller Erich Maria Remarque) an der New York University, das den Dialog zwischen den USA und Europa aufrechterhalten soll. Hans Rauscher sprach mit ihm über die zunehmend unterschiedliche Weltsicht beider Seiten.


***
STANDARD: Professor Judt, aus Ihrer Erfahrung in den USA: Wird der Irak-Krieg kommen?

Judt: Früher oder später ja. Bush hat sich schon zu weit vorgewagt.

STANDARD: Driften dadurch USA und Europa noch weiter auseinander?

Judt: Unter praktisch allen vorhersehbaren Umständen werden die Europäer über diesen amerikanischen Krieg gegen den Irak unglücklich sein - obwohl es bei den meisten eine Menge Sympathien für die generellen Ziele dieses Kriegs gibt. Es liegt alles, wenn Sie so wollen, am Stil, an der Rhetorik und an dem Gefühl, das die Europäer haben, dass die amerikanische Regierung jetzt vollkommen uninteressiert an der europäischen Sichtweise ist.

STANDARD: Zwei verschiedene Weltsichten.

Judt: Die Amerikaner gehen davon aus, dass die Europäer in einem postmodernen Traum von Frieden und Wohlstand leben - und die Europäer gehen davon aus, dass die Amerikaner ihre Überlegenheit ausnutzen wollen, um das Universum im Namen von amerikanischen Werten und billigem Öl zu rekolonisieren. Beides sind Karikaturen, auch wenn ein bisschen Wahrheit in jeder steckt.

Klar ist jedoch, dass die USA - selbst wenn sie tatsächlich nur das wollen, was sie sagen, nämlich den Irak zu befreien und die Quelle von Terrorattacken zu eliminieren - das nicht allein tun können. Sie können das nicht ohne die Europäer tun. Außerdem kann das größere Ziel, nämlich Stabilität, wenn schon nicht Demokratie im Irak, nicht durch Krieg allein erreicht werden. Das geht nur durch einen sehr langen Prozess der internen Stabilisierung, der jenes nicht militärische Engagement erfordert, das die USA heutzutage besonders schlecht können.

STANDARD: Glauben Sie, das man Saddam unbedingt loswerden muss?

Judt: Sind Saddam Hussein und sein Regime eine sehr gefährliche Angelegenheit? Ja gewiss, aber es gibt einen Haufen ähnlicher Diktatoren, manche in großen, manche in kleinen Ländern. Niemand hat uns einen Grund dafür gegeben, dass er jetzt gefährlicher ist als letztes Jahr. Und sicherlich ist es unwahrscheinlich, dass er im nächsten Jahr oder so etwas Gefährliches tut. Daher gibt es keinen Grund, dass man sich nicht die Zeit nehmen sollte, die es eben braucht, um eine internationale Koalition zu bilden, die dann ihrerseits das tut, was getan werden muss. Es gibt eine wirkliche Verwirrung in Washington, ob man die Bedrohung beseitigen will oder den Mann. Wenn man aber die Bedrohung beseitigen will, dann darf man den Mann nicht in eine Ecke drängen, wo er nichts mehr zu verlieren hat.

STANDARD: Vor zwanzig Jahren sagte die Friedensbewegung die Apokalypse voraus, sollten die Pershing-Raketen aufgestellt werden. Ergebnis: Die Russen stimmten einem Abrüstungsvertrag zu. Dann waren alle entsetzt, als Reagan vom "Reich des Bösen" sprach - und siehe da, die Sowjetunion brach zusammen. Um des Arguments willen - warum soll man nicht versuchen, den Mittleren Osten, der nur aus Despotien besteht, zu demokratisieren?

Judt: Der größte Widerstand gegen die Pershings kam aus Deutschland und England. Das größte Risiko dort waren relativ harmlose Proteste. Im Fall der Destabilisierung der Sowjetunion hatte Reagan einen sehr starken Alliierten, nämlich Gorbatschow. Außerdem existierten im Sowjetreich Eliten, die übernehmen konnten. Die meisten arabischen Länder haben nichts dergleichen, sie haben keine alternative zivile Gesellschaft, die die Diktatoren ersetzen könnte.

Wenn daher die USA kommen und sagen: Wir werden die Welt neu erschaffen, und zwar nicht die relativ einfache europäische Welt, sondern die schwierige des Mittleren Ostens, vom Maghreb bis Indien; und wir werden sie im Namen von Demokratie, Marktwirtschaft und Menschenrechten neu erschaffen - das würde zehn Marshall-Pläne erfordern und US- Truppen, Enthusiasmus, Führerschaft. Ist das imperiale Überdehnung? Die Antwort ist Ja, und das amerikanische Volk will nicht dafür zahlen. Diese Hardliner in Washington, die sich als eiskalte Realisten präsentieren - im Gegensatz zu den "europäischen Waschlappen" -, sind die wahren Fantasten.

STANDARD: Sind die USA ein Imperium?
Judt: In gewisser Weise nein - es geht nicht um Kolonisierung; in gewisser Weise ja. Aber: Die USA sind viel, viel mehr angewiesen auf kleinere Alliierte als jedes andere Imperium in der Geschichte. Das heißt, die USA können nur Krieg führen oder damit drohen. Sie haben keine anderen Hebel - wegen der UN, Europa, wegen Russland und China. Das sind Begrenzungen, die die Römer oder das britische Imperium niemals kannten.

STANDARD: Sie sind Engländer und lehren jetzt in den USA. Wie sehen Sie die verschiedenen Bewusstseinslagen?
Judt: Die USA sind, gesehen im Rahmen der Globalisierung, ein bemerkenswert provinzielles Land. Sie wissen nicht, wie der Rest der Welt sie sieht - und sie realisieren nicht, wie unähnlich sie dem Rest der Welt sind. Sie glauben, dass der Rest der Welt so wie Amerika sein will. Dass das amerikanische Modell das Modell ist, von dem jeder träumt.

Das amerikanische Gefühl für die Welt ist sehr stark das eigene der Amerikaner als Individualisten. Sie haben einen sehr unterentwickeltes Gefühl für Gesellschaft. Ihre Beziehung ist die eines Individuums gegenüber dem Markt und gegenüber den Institutionen. Sie denken von sich selbst nicht als ein Kollektiv, das seine Interessen gegenüber dem Staat vertritt - indem sie Steuern zahlen und bestimmte soziale Leistungen erhalten; sie erwarten sogar einen ärmlichen sozialen Rahmen - im Gegenzug dafür die Möglichkeit zu individuellem Wohlstand, individueller Verbesserung. Sie wollen keine eine kollektive soziale Welt, in der Staaten zusammenkommen und ihre nationale Macht für einen gemeinsamen Vorteil verringern.

Sie wollen eine Welt, in der individuelle Akteure, die USA, ihr Selbstinteresse maximieren und eine gute Chance haben, ihre Bedingungen zu verbessern - auf Kosten anderer. Ich fürchte, dass der "american way of life" und der "european way of life" immer weiter auseinander driften. Die Amerikaner leben in einer Fantasiewelt, wo sie glauben, jeder will wie sie leben. Am Ende könnte das ein Ursprung für einen US-Niedergang sein.
(DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2002)

jo.


Moderation
Zeitpunkt: 11.04.07 11:12
Aktion: Forumswechsel
Kommentar: Regelverstoß

 

 

585 Postings, 8313 Tage HerbKwelches System ist schon perfekt?

 
  
    #2
1
02.10.02 11:06
Der Durchschnitt der Amerikaner hat dem Europäer gegenüber einen Vorteil:

Er ist der Meinung, dass er seine Situation verbessern kann, wenn ER etwas dafür tut.

Der Europäer ist der Meinung, dass sich seine Situation nur verbessern kann, wenn ANDERE etwas dafür tun.


 

4561 Postings, 8115 Tage lutzhutzlefutzdeshalb regiert auch Rot-Grün

 
  
    #3
02.10.02 11:08
weil bei denen die Randgruppen gefördert, und den Arbeitslosen das Geld mit Zucker in den Hintern geblasen bekommen!  

25196 Postings, 8796 Tage mod herbk , sehr gut !!!! o.T.

 
  
    #4
02.10.02 11:15

502 Postings, 8383 Tage ashoka@herbk

 
  
    #5
02.10.02 11:19
Der Durchschnittsameikaner ist Analphabet oder kriminell und glaubt, dass wir in Europa noch auf den Bäumen leben.  

585 Postings, 8313 Tage HerbKDanke

 
  
    #6
02.10.02 11:25
noch ein Gedanken dazu -

Was meint Ihr, welches System sich früher "verabschiedet"?:

Ein System wo jeder erst mal für sich handelt oder eins wo der einzelne erst mal denkt der andere müsste für ihn handeln?

 

4971 Postings, 8879 Tage Apfelbaumpflanzerashoka

 
  
    #7
02.10.02 11:26
du bist echt witzig.



Grüße

Apfelbaumpflanzer  

502 Postings, 8383 Tage ashokaDer Durchschnittsamerikaner

 
  
    #8
02.10.02 11:31
Obdachloser in New York

Was ist daran witzig Apfelb?
Jeder 5. ist dort Analphabet. Auf 100 Menschen kommen 12 Schwerverbrechen.
In keinem Europäischen Land findet man solch katastrophale soziale Verhältnisse. Witzig ist das überhaupt nicht. Wer sich diesen Verhältnissen annähren will hat mit Verlaub einen an der Klatsche.  

2573 Postings, 8669 Tage josua1123herb

 
  
    #9
02.10.02 11:34
ganz klar verabschiedet sich das Amerikanische zuerst
da mit jeden sozialen Gedanken
die innere Sicherheit eines Staates steigt
Das hat jetzt nichts mit gewissen Parteien zu tun
sondern mit der Denkweise der Bevölkerung
und da hat Europa ein ausgebrägteres soziales Gewissen

jo.  

585 Postings, 8313 Tage HerbK@ ashoka - woher nimmst Du Deine Statistiken?

 
  
    #10
02.10.02 11:43
@josua
dass das so klar ist, seh ich allerdings nicht.

Damit bestreite ich nicht, dass die innere Sicherheit in Amerika niedriger ist als in Europa. Wie schon gesagt, jedes System hat seine Vor- und Nachteile.

Der Nachteil am Europäischem System ist, dass es früher nicht mehr finanzierbar sein wird.  

25196 Postings, 8796 Tage mod josua1123,

 
  
    #11
02.10.02 11:48
das soziale Handeln ist dort stärker ausgeprägt
innerhalb des Familienclans, der Volksgruppe,
Religionsgemeinschaft usw. Also wieder ist der
Einzelne verantwortlich und nicht ein anonymer
Staat.
Das mit dem ausgeprägteren sozialen Gewissen
bezweifel ich. Bei uns wird es eher bequem
genutzt.
 

4971 Postings, 8879 Tage Apfelbaumpflanzertsts

 
  
    #12
02.10.02 11:49
"Jeder 5. ist dort Analphabet"

guckst du hier (UNESCO):

http://portal.unesco.org/uis/...PIC&URL_SECTION=201&reload=1033551770

und falls du funktionales Analphabetentum meinst, sieht's bei uns hier auch nicht viel besser aus.

Manchmal frage ich mich bei dir auch, ob du tatsächlich lesen kannst.


Grüße

Apfelbaumpflanzer  

805 Postings, 8447 Tage C.F.Gaussherbk, frag ashoka nicht nach Statistiken.

 
  
    #13
02.10.02 11:51
Er schreibt halt rein, was ihm in den Kram paßt und die anderen werden es schon glauben, was er so sagt. Außerdem hatten wir die Diskussion mit dem amerikanischen System so oft, bitte nicht wieder aufwärmen. Wer auf andere den Finger zeigt, ist es selbst nicht wert, ernst genommen zu werden.  

25196 Postings, 8796 Tage mod herbk,

 
  
    #14
02.10.02 11:51
ganz einfach:
Von der PDS! *g*
Wenn man aber statistische Zahlen gegen den
Herrn fosca aus Ostdeutschland bringt,
kommt das Argument:
Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst
gefälscht hast.

Viele Grüsse
m.  

4971 Postings, 8879 Tage Apfelbaumpflanzerfrage mich auch,

 
  
    #15
02.10.02 11:51
wieso denn 100-349 von 1000 dann ihre Zeitung lesen können?

http://portal.unesco.org/uis/...PIC&URL_SECTION=201&reload=1033551967

Grüße

Apfelbaumpflanzer  

502 Postings, 8383 Tage ashokaAls Beispiel sollte die Schweiz dienen.

 
  
    #16
02.10.02 11:52
Zum Glück gibt es selbst in der CDU/CSU kaum Leute mit solch idiotischen Ansichten. Selbst Politiker der CDU, wie Heiner Geißler weisen auf die katastrophalen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten hin.  

4971 Postings, 8879 Tage Apfelbaumpflanzersag' mal ashoka,

 
  
    #17
02.10.02 11:56
willst du überhaupt ernst genommen werden?


Grüße

Apfelbaumpflanzer  

805 Postings, 8447 Tage C.F.Gaussashoka hat wieder mal die Weisheit mit Löffeln

 
  
    #18
02.10.02 11:57
gefressen. Die "katastrophalen Verhältnisse in den USA"... vermutlich weiß er das alles aber nur aus der BUND-Zentrale. Und wer Heiner Geißler zitiert, der kann sowieso nicht mehr ernst genommen werden.  

502 Postings, 8383 Tage ashokaGauss,

 
  
    #19
02.10.02 12:02
Wolltest Du Dich nicht erschießen, wenn Stoiber nicht an die Regierung kommt.
Arbeitslos bist Du nach eigener Aussage auch, Atomkraftbefürworter. Man mußt Du im Kopf arm dran sein.

Zwei Millionen Gefängnisinsassen in den Vereinigten Staaten
Von Helen Halyard
4. Februar 2000
aus dem Englischen (1. Februar 2000)
Die Zahl der Gefängnisinsassen in den USA wird am 15. Februar diesen Jahres voraussichtlich die Zwei-Millionen-Marke erreichen. Dies gab das Rechtspolitische Institut (Justice Policy Institute, JPI) im vergangenen Monat bekannt. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Gefängnisinsassen um 840.000 Menschen gewachsen, das entspricht einer Steigerung von 61 Prozent gegenüber den 80-er Jahren und ist fast das 30-fache des durchschnittlichen Zuwachses, der in jedem der fünf Jahrzehnte vor 1970 verzeichnet wurde.

Nach den offiziellen Statistiken haben die Vereinigten Staaten bereits die höchste Anzahl an Gefängnisinsassen in der Welt, gefolgt von China und Russland. Während sie fünf Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, sitzt in den USA ein Viertel aller Gefangenen weltweit ein - zwei von acht Millionen Menschen. Zusätzlich sind derzeit 3,6 Millionen Amerikaner nur auf Bewährung oder unter Auflagen auf freiem Fuß. Das Verhältnis von Gefängnisinsassen zur Gesamtbevölkerung in den Vereinigten Staaten - 672 Insassen auf 100.000 Einwohner - steht nur hinter Russland zurück. Im Vergleich dazu kommen in Frankreich 90 Inhaftierte auf 100.000 Einwohner.

Der Bericht des Instituts mit dem Titel "Das Jahrzehnt der Bestrafung: Einschätzungen von Strafanstalten und Gefängnissen zum Jahrtausendwechsel" berichtet ausführlich über die starke Zunahme der Gefängnisinsassen während der 90-er Jahre, die unverhältnismäßig hohe Zahl von jungen Schwarzen in den Gefängnissen und die steigenden gesellschaftlichen Kosten des Booms im Gefängnisbau.

Der Bericht merkt an, dass das Inkrafttreten einer vorgeschriebenen Mindeststrafe für Drogendelikte dazu führte, dass eine große Anzahl von jungen Schwarzen aus den Innenstädten inhaftiert wurde. Obwohl Schwarze nur einen Anteil von 13 Prozent an der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ausmachen, sind die Hälfte der 1,2 Millionen Insassen in Staats- und Bundesgefängnissen schwarz.

In der Hauptstadt Washington und der nahegelegenen Stadt Baltimore im Bundesstaat Maryland beispielsweise steht die Hälfte der jungen schwarzen Männer unter einer Form der strafrechtlichen Kontrolle. Die Studie weist darauf hin, dass ein männlicher Schwarzer, der 1991 geboren wurde, mit einer Wahrscheinlichkeit von 29 Prozent irgendwann in seinem Leben inhaftiert wird, verglichen mit einer Wahrscheinlichkeit von 16 Prozent für Hispanoamerikaner und einer von 4 Prozent für männliche Weiße.

Was die Mehrheit der zwei Millionen Gefangener miteinander gemein hat ist, dass sie der Arbeiterklasse und den ärmsten Schichten der Gesellschaft entstammt. Weiterhin leiden viele der Menschen im Gefängnis unter Geisteskrankheiten und hatten aufgrund der groß angelegten Schließungen von psychiatrischen Einrichtungen keinen Zugang zu Behandlungen, bevor sie inhaftiert wurden. Noch im Gefängnis wird ihnen Hilfe verweigert.

Anlässlich der Veröffentlichung des Berichts bemerkte der Direktor des JPI Vincent Schiraldi: "Es kann wahrhaftig gesagt werden, dass die 90-er Jahre unser Jahrzehnt der stärksten Bestrafung waren. Zu Beginn des neuen Jahrtausends ist der Aufstieg der Gefängnisse zu unserem größten öffentlichen Projekt und Sozialprogramm der Dekade ein trauriges Vermächtnis." Der politische Analytiker des JPI Jason Ziedenberg fügte hinzu: "Wir müssen Alternativen zum Einsperren finden, um Amerikas drückende soziale Probleme zu lösen."

Für die Vertreter von Law-and-Order in Washington ist die Tatsache, dass sich zwei Millionen Amerikaner hinter Gittern befinden, kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, es wird von vielen als Zeichen des Fortschritts angesehen. Der Kongressabgeordnete Bill McCollum, ein Republikaner aus Florida und Vorsitzender des Komitees zur Verbrechensbekämpfung im Repräsentantenhaus, sagte, dass die hohe Anzahl an Gefängnisinsassen zu einer fallenden Kriminalitätsrate beigetragen habe. "Einer der Hauptgründe für Bestrafung ist Abschreckung - die Botschaft, die davon ausgeht", sagte er. "Es gibt eine bemerkenswerte Anzahl von Menschen, die keine Verbrechen begehen, weil sie nicht im Gefängnis landen wollen."

Selbst wenn man den Argumenten dieser Reaktionäre unbesehen Glauben schenken würde, was sagt es über die amerikanische Gesellschaft aus, wenn Millionen und potentiell weitere Millionen mit kriminellen Aktivitäten befasst sind? Wenn eine große Gruppe Kinder plötzlich von der selben Krankheit befallen wird, suchen die Ärzte nach dem Infektionsherd in der Umgebung der Kinder. Aber die wirtschaftsfreundlichen Politiker und die Medien weisen jede Untersuchung der gesellschaftlichen Ursachen für Kriminalität zurück. Statt dessen bestehen sie darauf, dass ihr Ursprung der Kriminelle selbst ist, das "Urböse" in ihm etc., und ignorieren dabei bewusst den Zusammenhang von hoher Kriminalitätsrate und Drogenmissbrauch mit im Niedergang begriffenen Vierteln und Schulen, Armut, Rassismus und anderen gesellschaftlichen Problemen. Diese Methode hält das gesellschaftliche System und seine politischen Vertreter tunlichst aus der Sache raus.

Das explosionsartige Anwachsen der Gefangenenzahlen hat zum großen Teil unter der Regierung Clinton stattgefunden. Während Clinton und der von Republikanern dominierte Kongress die Ausgaben für Wohlfahrts- und andere Sozialprogramme zusammengestrichen haben, gaben sie Milliarden dafür aus, die Anzahl der Polizeikräfte zu erhöhen und mehr Gefängnisse und Armee-Ausbildungslager zu bauen. Gleichzeitig unterstützten die Demokraten und Republikaner auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebener strengere Strafgesetze, wie z.B. "Drei Vergehen und du bist weg", die Behandlung von Jugendlichen nach dem Erwachsenenstrafrecht und die Todesstrafe.

Anstatt die soziale Krise zu mindern hat das Anwachsen der Gefangenenzahl die Bedingungen, besonders für arme Familien, verschlimmert. In der Zeit von 1980 bis 1995 ist die Zahl der inhaftierten Frauen um 417 Prozent gestiegen, verglichen mit einem Anstieg von 235 Prozent bei den Männern. Eine Studie aus dem Jahre 1991 zeigte, dass drei Viertel der Frauen im Gefängnis Mütter waren. Die langfristigen Folgen dieser Politik, darunter die psychologischen Auswirkungen auf die Jugend, sind nicht abzuschätzen. Viele der Kinder, die eine Jugendstrafe erhalten, haben entweder einen Elternteil im Gefängnis sitzen oder kommen aus Pflegeheimen.

Die Gesamtkosten der eingesperrten Amerikaner in Staats- und Bundesgefängnissen im Jahre 1999 betrugen über 39 Milliarden US-Dollar und werden im Jahr 2000 auf 41 Milliarden Dollar steigen. Das JPI weist darauf hin, dass die Ausgaben der Vereinigten Staaten für 1,2 Millionen Straffällige um 50 Prozent höher liegen als die insgesamt 16,6 Milliarden Dollar, die die Bundesregierung derzeit auf Wohlfahrtsprogramme für 8,5 Millionen Menschen verwendet. 1995 wurde zum ersten Mal mehr Geld für den Bau von Gefängnissen als für den Bau von Schulen ausgegeben.

Dies ist eine gigantische Verschwendung von wirtschaftlichen und menschlichen Ressourcen, die zur Verbesserung von sozialen Bedingungen sinnvoller eingesetzt werden könnten. Die Ausgaben haben allerdings dem aufblühenden Geschäft des Gefängnisbaus Aufschwung verliehen, indem Verträge mit privaten Gefängnisbetreibern und andere lukrative Geschäfte geschlossen wurden.

Als Ganzes stellen die Statistiken des JPI-Berichts eine Anklage gegen den amerikanischen Kapitalismus dar. Unter dem dünnen Furnier des Wohlstands nehmen die Widersprüche der amerikanischen Gesellschaft an Schärfe zu. Die wachsende Zahl der Gefängnisinsassen zeigt vor allem, dass eine Gesellschaft, die weder willens noch fähig ist die breiten Bedürfnisse ihrer Bevölkerung zu erfüllen, zur Verteidigung der wirtschaftlichen Elite auf rohe Gewalt zurückgreifen muss.

 

2573 Postings, 8669 Tage josua1123mod

 
  
    #20
02.10.02 12:06
es stellt einen gewaltigen Unterschied dar
ob man auf das wohlwollen von Personen oder Institutionen
angewiesen ist oder ob man es als gesetzlich geregelt
vom ach so anonymen Staat bekommt
Ich finde zweiteres besser

jo.  

5385 Postings, 8110 Tage DingUnd trotzdem wollen alle

 
  
    #21
02.10.02 12:07
die Greencard für die USA. Wo stimmt da was nicht ?  

4971 Postings, 8879 Tage Apfelbaumpflanzerashoka

 
  
    #22
02.10.02 12:07
habe selten jemand erlebt, der so unhöflich und engstirnig ist wie du.

Solange du nicht auch mal auf kritische Beiträge eingehst, oder "Beweise" für abartige Aussagen lieferst, hat das mit dir keinen Sinn.

Lieber Ashoka, ich nehm' mir mal raus, dir eine Lebensweisheit mitzuteilen:

Vorurteile zu haben ist normal, aber vernünftig ist der, der auch in der Lage ist, sie über Bord zu werfen.



Grüße

Apfelbaumpflanzer  

585 Postings, 8313 Tage HerbK@ashoka

 
  
    #23
02.10.02 12:10
da Amerika etwa 200 mio Einwohner hat sind das etwa 1% nicht 12 wie Du oben geschrieben hast - Matte 6 setzen.

Ausserdem solltest Du auch nicht ausser aucht lassen, dass Du in Amerika auch wegen Delikten einsitzt, die bei uns sehr milde behandelt werden. Fahrerflucht, z.B.oder betrunken fahren. Ach der Besuch bei einer Prostituierten lässt Dich in manchen US- Bundesstaaten schon mal ein paar Tage gesiebte Luft atmen  

585 Postings, 8313 Tage HerbK sollte natürlich ausser Acht lassen heissen o.T.

 
  
    #24
02.10.02 12:12

502 Postings, 8383 Tage ashokaIm Gefängnis sitzen

 
  
    #25
02.10.02 12:15
nicht alle Straftäter, aber soweit reicht Dein scharfes Denkvermögen offenbar nicht aus. Die geistige Begabung und die asozialen Denkweisen einiger Boardteilnehmer jagen einem wirklich Schauer über den Rücken.  

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