Der ultimative Krankenhausratgeber


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Neuester Beitrag: 04.11.02 13:06
Eröffnet am:04.11.02 13:06von: jungchenAnzahl Beiträge:1
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18637 Postings, 8059 Tage jungchenDer ultimative Krankenhausratgeber

 
  
    #1
04.11.02 13:06
So machen Amputationen wieder Spaß!

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eines Tages gehen Sie zu Ihrem Hausarzt. Sie haben einige kleine Beschwerden, nicht weiter tragisch, glauben Sie. Doch dann die erschütternde Diagnose:
Fußpilz im Endstadium! Ihr Arzt empfiehlt eine sofortige Operation... Und nun? Viele Menschen haben diese oder ähnliche Situationen bereits erlebt, die meisten reagieren mit Ohnmachtsanfällen oder spontaner Selbstverbrennung. Doch wenn man sich gründlich vorbereitet und genau Bescheid weiß, dann verliert eine Operation nicht nur viel von ihrem Schrecken, sie kann sogar eine willkommene Abwechslung vom Alltagstrott darstellen. Und wenn Sie die folgenden Tips Schritt für Schritt befolgen, dann ist das sogar sicher. Todsicher.

1. Auswahl des Krankenhauses
Lassen Sie sich vom Arzt keinesfalls eine ambulante Operation aufdrängen! Fassen Sie das als Versuch auf, die Schwere Ihres Leidens herabzuwürdigen. Beachten Sie außerdem, daß Sie sich im Bekanntenkreis mit einem echten Klinikaufenthalt weit mehr Reputation verschaffen es ist peinlich, stolz eine Narbe vorzuzeigen, die Sie sich in der Praxis um die Ecke geholt haben. Bestehen Sie auf einem Hospital in angemessener landschaftlicher Umgebung! Schließlich ist man Ihnen für Ihre Kassenbeiträge etwas schuldig. Wichtig ist, daß Sie wissen, was Sie wollen. Anhand von Illustriertenberichten läßt sich leicht herausfinden, wo zum Beispiel Fürstin Gloria Ihre Gallen-OPs durchführen läßt. Schneiden Sie den entsprechenden Artikel aus, gehen Sie zu Ihrem Arzt und sagen Sie freundlich, aber bestimmt: »Da will ich hin und nirgendwo anders«. Vorsicht bei Kliniken im Ausland! Informieren Sie sich vorher über kulturelle Unterschiede, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden: Steht beispielsweise eine Penisvergrößerung an, so sollten Sie wissen, daß im englischen Sprachraum mit Zoll statt mit Zentimetern gerechnet wird.

2. Ankunft
Krankenhäuser sind Servicebetriebe! Behalten Sie das im Kopf und treten Sie entsprechend selbstbewußt auf. Verlangen Sie ruhig »das beste Zimmer, aber dalli« oder »eine Schwester mit dicken Tüten«. Lassen Sie sich unbedingt vom Chefchirurgen sein Universitätszeugnis zeigen. Achten Sie auf Hygiene! In einem Krankenhaus ist Sauberkeit sehr wichtig. Führen Sie so schnell wie möglich eine strenge Inspektion durch. Scheuen Sie sich nicht, auch mal unter den Betten nach Staub zu schauen. Die sanitären Anlagen sind ebenfalls eine nähere Untersuchung wert wer weiß schon, was man sich auf dem Klo alles holen kann?

3. Vor der Operation
Sie sind ein mündiger Bürger! Als solcher haben Sie ein Recht darauf, ausführlich darüber informiert zu werden, was mit Ihnen angestellt wird. Wenn Ihnen etwas unklar ist, fragen Sie. Bringen Sie Ihr Wissen aus Zeitungsartikeln ein: Zum Beispiel sollten Sie den verantwortlichen Arzt darauf aufmerksam machen, daß er sich vor der Operation die Hände waschen muß. Auch für den Ratschlag, beim Operieren keine alkoholischen Getränke zu sich zu nehmen, sollte ein Mediziner mit professioneller Berufsauffassung dankbar sein. Sie haben Rechte! Nutzen Sie sie aus, beispielsweise indem Sie die Bestimmung Ihrer Blutgruppe mit Verweis auf den Datenschutz verweigern. Sollte Ihnen dabei Ablehnung entgegengebracht werden, so beschweren Sie sich beim Klinikchef über »die kalte, inhumane Apparatemedizin«. Sie können dabei durchaus einen »befreundeten Journalisten« erwähnen, der »mit einer Titelstory den ganzen Laden hochgehen lassen« kann. Kommunizieren Sie mit anderen Patienten! Knüpfen Sie frühzeitig Kontakte und versuchen Sie, Gemeinsamkeiten zu finden (»Sind Sie auch wegen der Hämorrhoiden hier?«). Gemeinsam sind Sie stark! Geht das Personal nicht auf Ihre Wünsche ein, so können Sie es durch gezielte Aktionen (z.B. gemeinschaftliches Vortäuschen von Inkontinenz) im allgemeinen schnell auf Zack bringen.

4. Während der Operation
Verlangen Sie lokale Betäubung! Eine Operation macht viel mehr Spaß, wenn man sie selbst live miterleben kann. Glauben Sie dem Chirurgen nicht, wenn er behauptet, das sei beim Entfernen eines Gehirntumors nicht möglich. Kommentieren Sie das Geschehen! Nicht jeder chirurgische Eingriff ist per se besonders spannend; andere können sich unter Umständen recht lange hinziehen. Unterhalten Sie sich und die anderen Beteiligten mit einem Live-Kommentar. Versuchen Sie dabei, Werner Hansch zu imitieren. Videokamera nicht vergessen! Ihre Nachbarn gehen Ihnen regelmäßig mit ihren protzigen Urlaubsvideos auf die Nerven? Da ist es gut, wenn Sie kontern können, zum Beispiel mit den Aufnahmen von Ihrer letzten Schamlippenstraffung.

5. Nach der Operation
Verbreiten Sie Optimismus! Sie haben es jetzt hinter sich. Machen Sie den Patienten Mut, denen die OP noch bevorsteht. Beruhigende Informationen wie »Die Wiederbelebungsgeräte sind sehr zuverlässig« oder »Die haben zwar das falsche Bein amputiert, aber das sehr professionell« können bei nervösen Naturen Wunder wirken. Verklagen Sie das Krankenhaus! Lassen Sie sich vom scheinbaren Erfolg des Eingriffs nicht täuschen Ärzte sind grundsätzlich Pfuscher. Gehen Sie davon aus, daß Spätschäden auftreten werden. Suchen Sie sich einen einschlägig bekannten Anwalt und überlegen Sie sich eine gute Strategie. Setzen Sie die verlangte Entschädigung nicht zu niedrig an, sieben- oder achtstellige Zahlen sind nicht übertrieben. So wird letztlich jeder Eingriff doch noch ein Erfolg!
 

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