++++++C-WAFFENALARM IN TEXAS+++++++
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 01.01.06 14:01 | ||||
Eröffnet am: | 31.12.05 14:09 | von: Dschingis_K. | Anzahl Beiträge: | 9 |
Neuester Beitrag: | 01.01.06 14:01 | von: bammie | Leser gesamt: | 779 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 1 | |
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Wie soeben bekannt wurde, gab es einen Biogasalarm in Texas. Das Epizentrum lag mehrfach besätigt um die Farm der Famiilie Bush. Alle Personen und Tiere im Umkreis von 10 Km wurden evakuiert.
Wie sich dann glücklicherweise herausstellte, hatte Mama Bush für die Familie gekocht, es gab Bohnentopf.
Einen neuen Hausangestellten, der die entstehenden Nebenwirkungen bislang nicht kannte, wurde wegen Übelkeit ins Spital gebracht, wo er bis jetzt an akutem Flüssigkeitsmangel leidet, infolge extensivem Gebrechens.
Der Hausangestellte ist Schwarzafrikaner, was die Menschenrechtsbehörde auf den Plan kommen lies. Die Vorwürfe sind gravierend:
Bush provoziere bewusst, das man ihn nicht riechen könne.
Die Herrlichkeit eines zufriedenen Daseins, liegt nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt. Suche nicht nach dem Glück, greif zu, es umgibt dich, jetzt.
in diesem Sinne Guten Rutsch
greetz bammie
Das Foucaultsche Pendel oder andere bekannte Verschwörungstheorien sind ein Produkt des komplizierten Suprapluralismus. Die dunkelste Nebelwand die sich der Verstand selbst projeziert. siehe Platons Höhlengleichnis ;)
Einen ratgebenden Weg für Dich, "Erkenne Dich selbst und werde Mensch"
greetz bammie
Ich dachte, das niemand auf meine Pseudo Philosphie hier eingehen kann. Der Pseudo Freud bin ich hier, verstanden ?
Neee, im Ernst freud (!) mich sehr, hehe, das hier jemand überhaupt etwas begreift, welchen Käse ich da zusammengeschrieben habe.
Gruss, der allmächtige Khan
Die Herrlichkeit eines zufriedenen Daseins, liegt nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt. Suche nicht nach dem Glück, greif zu, es umgibt dich, jetzt.
Der Verstand stößt schnell an seine möglichen Grenzen. Ferner gibt keine Pseudo Philosophie. Es ist die Philosophie selbst die über dem Verstand steht.
greetz bammie
Die Schweizer sind zu real fixiert. Zu pragmatisch in solchen Dingen. Sie denken präzise in Sachen die man greifen kann.
Die Herrlichkeit eines zufriedenen Daseins, liegt nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt. Suche nicht nach dem Glück, greif zu, es umgibt dich, jetzt.
Da Du neu an Board bist, zitiere ich gerne nochmal folgendes :)
"Details sind Auslegungssache. Die Auslegungen sind die Interpretationen des Verfassers"
"Je tiefer die Auslegungen, desto breitgefächerter die Komplexitäten"
greetz bammie
Nicht schlecht, freue mich auf weitere gute Diskussionen.
Bis bald, muss nun anfangen zu feiern, hehe.
Prost Neujahr
Die Herrlichkeit eines zufriedenen Daseins, liegt nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt. Suche nicht nach dem Glück, greif zu, es umgibt dich, jetzt.
"Sein und Zeit" ist ein schwer zugängliches Buch, vor allem wegen seiner ungewöhnlichen Sprache. Wovon handelt es, was kann es den heute lebenden Menschen noch sagen? Ein Vermittlungsversuch
Vor fast genau 80 Jahren, im April 1926, vollendete Martin Heidegger im Schwarzwald-Ort Todtnauberg bei Freiburg sein monumentales Werk "Sein und Zeit". Es zählt zu den wichtigsten philosophischen Schriften des 20. Jahrhunderts. Anläßlich des bevorstehenden Jahrestags besuchte Heidegger-Biograph Rüdiger Safranski die Berghütte, wo der Autor jahrelang gelebt und gearbeitet hatte. Zuletzt war Safranski vor fünfzehn Jahren an diesen Ort gekommen. Der Aufstieg zur Hütte kostete Kraft. Meterdicker Tiefschnee umgab das Refugium, in dem Heidegger die Muße zum Philosophieren fand. Safranski, neben Peter Sloterdijk Gastgeber des "Philosophischen Quartetts" im ZDF, gehört zu den wenigen Fachleuten, die Martin Heideggers komplizierte Gedankenwelt einem breiten Publikum nahebringen können.
Welt am Sonntag: Herr Safranski, wir sind hier in Todtnauberg. Spüren Sie etwas?
Safranski: Was meinen Sie?
Heidegger hat über diesen Ort geschrieben: "Die Berge und Wälder vermitteln nur dem Bequemen ein Geborgenheitsgefühl, auf die Harten und Entschlossenen wirkt sie als Gewissensruf." Verspüren Sie auch einen Gewissensruf?
Safranski: Nein, aber ich kann nachvollziehen, was diese Landschaft für Martin Heidegger bedeutet hat. Die Einsamkeit und Kargheit beeindruckten ihn. In seinen Briefen liest man, daß er hier in der Hütte Sammlung und Inspiration erlebte, die er so stark nirgendwo sonst empfunden hat.
Ist das eine der typischen Sentimentalitäten Heideggers, für die man ihn oft kritisiert hat?
Safranski: Man darf darüber nicht die Nase rümpfen. Die Natur, wie er sie hier vorfand, war für ihn etwas sehr Elementares, was sich auch in seiner Philosophie ausdrückte. Ich empfinde nicht so wie er, aber ich verstehe, daß ihm diese Landschaft Kraft gegeben hat.
Konnte "Sein und Zeit" nur in einer so ursprünglichen Umgebung wie dieser entstehen?
Safranski: Wenn man begreifen will, was Heidegger beim Philosophieren empfunden hat, dann ist dieser Ort wichtig. Er selbst sprach vom "Wissensdienst". Nicht zu Unrecht hatte er die Empfindung, daß er eine ganz neue Perspektive in die Philosophie gebracht hat. Für dieses Neue aber reklamierte er keinen Eigentumsanspruch. Aus seiner Sicht war er nicht Besitzer dieser Neuerungen, sondern er funktionierte als ein Medium. In ihm verkörperte sich eine neue Art zu denken, dachte er. Das löste bei ihm weder Eitelkeit noch Stolz aus, sondern er fand: Was ich denke, ist das, was gedacht werden muß. Er fühlte sich in Dienst genommen von seinem eigenen Projekt.
Geben Sie ihm recht? Was hat Heidegger in die Philosophie eingeführt, was es vorher noch nicht gab?
Safranski: In der philosophischen Tradition seit Descartes ist immer unterschieden worden zwischen dem denkenden Subjekt und den Objekten - vom eigenen Körper über die Dinge, den anderen Menschen bis zur Gesellschaft. Immer ging es um eine Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt. Dieses Schema ist von Heidegger revolutioniert worden. Sein wichtigster Gedanke lautet: Diese Trennung ist eine künstliche Zurechtmachung.
Was schlägt er statt dessen vor?
Safranski: Er regt eine Erfahrung an, die ganz anders lautet: Daß man sich in etwas Lebendigem enthalten fühlt und Teil von etwas ist. Viel später erst kommt dann der künstliche Schnitt zwischen "sich" und den Objekten. Zuerst geht es laut Heidegger darum, die Art und Weise zu ergründen, wie man in der Welt ist, oder anders gesagt: Wie man sich in den Gegenständen seines alltäglichen Lebens bewegt.
Und diese Denkweise ist mit dem klassischen Muster nicht vereinbar?
Safranski: Nein, denn wenn man diese neue Art, Erfahrungen zu machen, mit dem alten Subjekt-Objekt-Schema anschauen würde, würde man das Etwas, in dem man lebt, verdinglichen und vergegenständlichen. So macht man daraus einen verfügbaren Gegenstand.
Was wäre daran das Problem?
Safranski: Wenn die Philosophie in der Subjekt-Objekt-Warte verharrt, begreift sie nicht, was unsere elementare Erfahrung bedeutet. Man kommt so einfach nicht auf die Höhe seiner eigenen Erfahrung. Denn in der eigenen Erfahrung stellen wir fest, daß wir nicht von Objekten umgeben sind, sondern in einem Lebenszusammenhang stehen. Heidegger will die Verdinglichung des anderen Menschen vermeiden und eine Art Ehrfurcht vor Menschen und Dingen erzeugen. Heidegger spricht von "zuhandenen" und "vorhandenen" Dingen.
Das müssen Sie erläutern.
Eine Tür, die ich täglich benutze und gar nicht mehr wahrnehme, ist "zuhanden". Wenn sie aber klemmt und ich stoße mit dem Kopf dagegen, wird sie zu etwas Vorhandenem. Erst dadurch wird sie zu einem Gegenstand. Heidegger versucht, möglichst nah an die wirkliche Erfahrung der Menschen in ihrem täglichen Umgang heranzukommen. Diesen Gedanken hat er von seinem Lehrer Edmund Husserl übernommen, der immer sagte: "Leute, hört auf zu konstruieren, guckt lieber genau nach, wie die Erfahrungen aussehen." Husserl hat den Blick von außen nach innen gelenkt. Heidegger richtet diesen Blick nun nicht mehr nur nach innen, sondern wieder nach außen. Das ist das absolut Neue. Sein Geniestreich war, daß er den Husserlschen Innenblick in die Welt hineingeworfen hat.
Wenn aber tägliche Erfahrungen so wichtig sind, warum zieht man sich in die Abgeschiedenheit zurück?
Safranski: Für dieses Verfahren, das ich geschildert habe, ist ein hohes Maß an innerer Achtsamkeit notwendig. Im zerstreuten Betrieb ist das nur sehr schwer zustande zu bringen. Für Heidegger war die Konfrontation mit dem Elementaren sehr wichtig. Er sah die Gefahr, in der Zivilisation zu kurzatmig und zu hastig zu werden. Unter solchen Umständen kann die Erfahrung nicht genügend reifen. In seiner Hütte sah Heidegger ein Asyl. Briefe, die er von dieser Hütte schrieb, zeugen von der großen Euphorie, die er hier empfand. Als er vor 80 Jahren den letzten Satz zu "Sein und Zeit" schrieb, war er hingerissen vom Gefühl des Gelingens. Das waren auch die Momente, wo der Eros ihn berührte, wie er sagte, und er sich für Liebesaffären öffnete. In den Briefen an seine Frau, die kürzlich veröffentlicht wurden, kommt das klar zum Ausdruck.
Todtnauberg nicht nur als Ort der Askese, sondern auch der Ekstase ?
Safranski: Sicherlich. Heidegger wollte ein Befreier sein. Es ging ihm darum, die Erfahrungen, die wir machen, intensiver zu erleben. Die Philosophie kann helfen, den Dingen um uns herum eine größere Dichte und Intensität zu verschaffen. In unserem heutigen Verständnis hat diese Philosophie wirklich etwas Ekstatisches. Aber nicht nur das. In "Sein und Zeit" und später in den Vorlesungen zur Metaphysik analysiert er sehr genau Angst, Sorge und Langeweile. Er zeigt, wie uns ein Gefühl des Nichtigen befallen kann, wie wir in eine Leere hineingeraten. Wir wissen nichts mit uns anzufangen, die Welt fängt mit uns nichts an, es ist die Entdeckung des eigenen Hohlraums. Vollkommene Leere und Leerung werden zum beherrschenden Moment. In der Religion hätte man das früher als Anfechtung bezeichnet: Was soll das Ganze? Was ist mit mir?
Wie findet man aus solchen Krisen wieder heraus?
Safranski: Heidegger beschreibt, wie man diese innere Wüste durchquert und sein Leben wieder absichtsvoll in die Hand nimmt. Gewissermaßen also wieder zur Welt kommt, nachdem man in ein Loch gefallen ist. In diesem Moment der Konfrontation mit der Langeweile oder der Angst gibt man sich so etwas wie einen Ruck und setzt einen neuen Anfang. In "Sein und Zeit" unterscheidet Heidegger zwischen dem Eigentlichen und dem Uneigentlichen. Über diese Formulierung ist viel gespottet worden, aber es liegt ein wahrer Kern darin.
Einen neuen Anfang setzen, das klingt nach Existentialismus. Heidegger selbst hat sich anders als Sartre nicht als Existentialist gesehen. War er es aus Ihrer Sicht trotzdem?
Safranski: Er wollte so nicht genannt werden, weil er sich nicht als Existentialist gefühlt hat und eine deutliche Trennungslinie zu Sartre und Karl Jaspers zog. Vor allem lehnte er die modischen Aspekte des Existentialismus wie zum Beispiel die schwarzen Rollkragenpullover ab. Aber für mich besteht überhaupt kein Zweifel daran, daß Heidegger Existentialist war. Sein Axiom lautete: Wir müssen aufhören, den Menschen mit den Dingen zu verwechseln. Es gibt eine Seinsweise der Existenz - das ist der Mensch, der ein Selbstverhältnis hat und sich selbst verhalten kann. Und es gibt die Dinge, die dies alles nicht können. Heideggers Hauptvorwurf war, daß man den Menschen bis dato immer mit denselben Kategorien angeschaut hat wie die Dinge. So verfehlt man das Wunder des Menschseins.
Wie definiert Heidegger dieses Wunder des Menschseins?
Safranski: Der Mensch erfährt die Zeit, erfährt und weiß um die eigene Endlichkeit - hier liegt das Wunder. Sein Horizont ist offen. Er muß Verantwortung für sich selbst übernehmen und kann sein Leben auch verfehlen, zum Beispiel, indem man sich verwechselt mit der dinglichen Welt. Heideggers Beharren auf einer Ethik der Existenz hat für mich sehr viel mit Existentialismus zu tun. In der Betonung des eigenen Lebens entscheidet sich die Sinnfrage. Der Versuch, sich selbst zu entkommen und vor der Verantwortung in die Betriebsamkeit zu fliehen, nur damit es keine Begegnung mit dem Selbst gibt - das ist es, was Heidegger angeprangert hat. Lebe dein Leben, erfahre dich selbst, werde eigentlich, wie Heidegger das nannte.
Das Buch heißt "Sein und Zeit". Wie stehen beide zueinander?
Safranski: Das Sein ist die Zeit. Der Sinn des Seins ist die Zeit. Das Aufregende bei Heidegger ist das Verhältnis des Menschen zur Zeit. Daß er Zeit erfahren kann, daß er die Zeit im Vorbeigehen spürt, verpflichtet ihn, zukunftsbezogen zu denken und sich offenzuhalten. Diese Offenheit hat für die einzelne Existenz aber Grenzen - das ist der Tod. Deswegen ist der Horizont der Zukunft gleichzeitig auch immer ein Horizont der Endlichkeit. Man ist wohl oder übel immer schon als Ganzes gerundet, weil man auf den eigenen Tod zuläuft.
Andere Philosophien vor Heidegger haben das ähnlich ausgedrückt.
Safranski: Ja, aber jetzt kommt das Entscheidende. Wir machen die Zeiterfahrung unweigerlich, aber gleichzeitig versuchen wir, sie erträglicher zu gestalten. Deswegen wandeln wir Zeit in Raum um. Dieser ist einfacher zu beherrschen als die Zeit. Wir erfahren Zeit als große Herausforderung; sie ist eine Bedrohung und Last. Deswegen wollen wir die Zeit im alltäglichen Betrieb ganz gern wegschaffen.
Zeit in Raum verwandeln? Wie geschieht das im Alltag?
Safranski: Etwa indem wir uns ein Projekt vornehmen. Wir arbeiten gern in geregelten Arbeitsverhältnissen. Schon das ist ein Stück Verwandlung von Zeit in Raum. Warum? Weil in der Zeit kein Augenblick wiederkehrt. Jeder Jetzt-Punkt ist irreversibel. Indem ich ein Ritual bilde, schaffe ich eine Regelmäßigkeit, die den Skandal der Zeit in eine Wiederholung verwandelt. Dadurch springt der unerträgliche Zeitfluß in eine erträgliche Struktur. Das Erträglichmachen der Zeit ist der Versuch, sie berechenbar zu gestalten.
Kann man die Flucht vor der Zeit also als eine Massenbewegung der Moderne bezeichnen?
Safranski: Ja, nicht nur der Einzelne versucht, das Herausfordernde der Zeit zu mildern, sondern ganze Kulturen tun das auch. Eine Zivilisation kann man begreifen als ein großes Projekt zur Erträglichmachung von Zeit. Wir sind laufend mit Zukunft konfrontiert und tun so, als ließe sich Zukunft beherrschen und vorhersagen. Heidegger formuliert in "Sein und Zeit" ein Gegenmodell: sich die Zukunft offenhalten und ein gewisses Maß von unerträglicher Zeit ertragen. Es geht ihm darum, daß wir hinter Lebenslügen blicken.
Was ändert sich im Leben, wenn man Heideggers Empfehlung folgt?
Safranski: Es ändert sich das Fundament der Lebenseinstellung. Es kommt dann, wie Heidegger sagt, eine neue Stimmung ins Leben. Diese Stimmung besagt, daß man das Leben als eine recht abenteuerliche Angelegenheit empfindet.
Wird man dadurch funktionstüchtiger oder eher funktionsuntüchtiger?
Safranski: Man wird reifer und lebt mit weniger Verdeckungen. Trotzdem kann man viele Torheiten begehen, keine Frage. Heideggers Analyse an dem Punkt ist sehr genau: Die Flucht vor der Zeit hat er als "Ruinanz" beschrieben, später spricht er von der "Verfallenheit". Er sagt aber auch, es ist eine ganz natürliche Tendenz des Lebens, sich gegen Unzumutbarkeiten und Schwierigkeiten zur Wehr zu setzen. Dem Leben kann man das nicht einfach zum Vorwurf machen, sondern es ist eine mächtige Tendenz im Leben selbst. Der philosophische Blick will an die Grenze gehen und dem auf die Spur kommen, was wir uns aus pragmatischen Erwägungen zurechtlegen. Fontane hat das Hilfskonstruktionen genannt. Heidegger versucht, diese Hilfskonstruktionen aufzudecken.
Trotzdem würden die wenigsten Menschen von sich selbst sagen, daß sie gerade vor der Zeit flüchten.
Safranski: Täuschen wir uns nicht. Die großen sozialpsychologischen Probleme unserer Zeit sind Leere, Langeweile und die daraus entstehende Hysterie. Das hätte Heidegger sich nicht träumen lassen, daß die Leute heute ein Drittel ihrer wachen Zeit vor dem Fernseher verbringen, in dieser flachen virtuellen Realität. Die Angst, daß da nichts ist, wenn man den Fernseher ausschaltet, ist überragend.
Was wäre Heideggers Antwort auf diese Leere gewesen?
Safranski: In seinem "Spiegel"-Interview hat er gesagt: "Nur ein Gott kann uns retten." Die Kybernetik hat die Regie übernommen, wie Heidegger sagte. Das Hauptmittel der Kommunikation ist die Elektronik geworden. Mit gravierenden Folgen: Durch dauerhaftes Fernsehen in jungen Jahren können elementare Kulturtechniken nicht mehr erlernt werden: hören, lesen, verstehen. Was uns fehlt, sind Antworten zu folgender Frage: Was heißt es, wenn die Wahrnehmung der Wirklichkeit mehr durch künstliche Bilder vermittelt wird als durch eigene Anschauung? Wenn also die inneren bildgebenden Verfahren weniger gefordert werden und wenn man weniger mit hochdifferenzierten sprachlichen Mitteln der Welterschließung arbeitet, dann fehlt auf einmal eine ganze sprachliche Dimension.
Ist das nicht arg viel Pessimismus?
Safranski: Keineswegs. Das Verstehen von Zeichen steht an der Wiege des Abendlandes und hat Intelligenzleistungen hervorgebracht, von denen wir immer noch profitieren. Wenn diese Kompetenz zurückgebildet wird und es statt dessen diese halbfertigen Bilder gibt, dann müßte Heideggers "In-der-Welt-Sein" vor diesem Hintergrund neu beschrieben werden. Völlig unklar ist, was das in den Langzeitfolgen bedeutet.
Welchen Rang nimmt "Sein und Zeit" aus Ihrer Sicht ein?
Safranski: Es ist ein epochales Buch; das Überwinden des Subjekt-Objekt-Schemas hat im Laufe der Jahrzehnte große Strahlkraft gewonnen. Es hat die Psychoanalyse beeinflußt, Jean-Paul Sartre hat zwanzig Jahre später wesentliche Teile seiner Gedanken aus Heideggers Anregungen gewonnen. Kennzeichen großer Werke ist, daß sie eine große Bugwelle erzeugen. Mit "Sein und Zeit" ist ein neues Paradigma gesetzt worden.
Und Heidegger als Philosoph? Was ist sein Rang aus heutiger Sicht?
Er hat mit "Sein und Zeit" eine neue Karte ins Spiel geworfen. Davon zehrt man bis heute. Aber Heidegger ist, mehr als er sich das gedacht hat, eine Ikone der Aufmerksamkeit geworden. Eine Figur mit Abgründen und Verfehlungen. Im Guten wie im Schlechten ist er immer noch ein Etwas, an das sich Phantasien knüpfen. Er ist in hohem Maße geschichtsmächtig und geschichtenträchtig. Das zeichnet große Figuren aus. Sie geben etwas in den Bildervorrat. Aber eines merken wir auch: Es steckt in "Sein und Zeit" mehr unterschwellige Religiosität, als man geahnt hat. Wenn der Sinn des Seins die Zeit bedeutet, dann ist die Zeit das Prinzip eines offenen, unbegreiflichen und wandelbaren Gottes.
Das Gespräch führte Christoph Keese
Artikel erschienen am 1. Januar 2006
Wenn der gute Herr Safranski nicht nachfühlen kann was in dem Buch geschrieben steht, kann er auch nicht vermitteln.
Der Sinn des Seins ist nicht! die Zeit. In der wahrhaftigen Wirklichkeit gibt es keine Zeit. Die Zeit ist ein Produkt des Rationalismus.
"Das einfach Sein ist das einfach nur glücklich sein. Ohne Zeit und Raum."
greetz bammie