Bernie am Morgen... 4 Min.nachdenken ...,alle
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 09.10.02 12:33 | ||||
Eröffnet am: | 09.10.02 10:48 | von: Lalapo | Anzahl Beiträge: | 11 |
Neuester Beitrag: | 09.10.02 12:33 | von: Stox Dude | Leser gesamt: | 3.486 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
Bewertet mit: | ||||
Hans Bernecker: Grounding
Mails/Nachrichten vom 09.10.2002, Bernecker & Cie.
--------------------------------------------------
Guten Morgen, meine Damen und Herren,
das Grounding läuft und die Deutschen vorneweg. Woher die umfangreichen Verkäufe kommen, ist an dieser Stelle direkt und indirekt vermerkt worden. Dies ist ernst zu nehmen, aber auch sie laufen aus. Beim Grounding wird rückwärts gezählt, also zählen Sie mit. Das gestrige Tief lag bei 2.542, das Ende bei 2.622. Damit ist der erste Zielkorridor zwischen 2.500 und 2.700 erreicht worden. Geht es noch tiefer? Das wird jetzt eine ganz knallharte Rechnung werden. Sie stützt sich auf zwei Dinge:
1. Die Chartanalyse, die auf die Jahre 94/95 Bezug nimmt. Dafür hatte ich Ihnen den Verlauf im Brief Nr. 39 markiert. In der Range zwischen 2.300 und 2.600 liegt auch der alte Aufwärtstrend von 1982. Ich bitte darum, dies nachzulesen. Auf 100 Punkte genau ist diese Analyse aber nicht möglich. Das liegt teilweise auch daran, daß der DAX von damals nicht die gleiche Zusammensetzung hatte wie der von heute, obwohl statistische Verkettungen erfolgen.
2. Jeder Markt läuft für sich selbst aus. Das wiederum erkennt man am VDAX, der gestern die absolute historische Spitze mit über 58 erreicht hat. Also Fieberthermometer im Hochformat. Eine solche Konstellation führt zu einem schnellen Dreh, nachdem dieser VDAX nunmehr über 4 Wochen in der Gegend um 50 herumgependelt hat. Die Folgerung heißt:
Die geringste Nachricht genügt, um das Ganze deutlich zu drehen. Mich würde das deshalb nicht überraschen, weil ich im historischen Rückblick alle diese Baisseenden in fast deckungsgleicher Form erlebt habe. Was daraus folgt, lesen Sie in der nächsten AB.
Jede Baisse endet mit Gerüchten statt Fakten. Darin sind die Londoner wahre Meister. Irgendwie bin ich beeindruckt von der Art, wie sie dies ebenso frech wie gekonnt und meist ohne Grund lancieren. Darin wird Frankfurt wirklich vorgeführt. So gut wie nie habe ich solches in Paris oder Zürich erlebt.
New York sucht den Boden in ähnlicher Form, ist aber anders strukturiert. Das konnten Sie im gestrigen Verlauf gut nachvollziehen. WAL-MART legte plötzlich 4,5 % zu, PEPSI-COLA sogar 15 %, COCA-COLA im Anschluß daran 4 %, aber CISCO verlor 5,3 %. Die Autos gerieten unter Druck, nachdem GM-Chef Rick Wagoner sich für 2003 pessimistisch äußerte und CSFB die FORD-Aktie zurückgestuft hat. Es wird also zunehmend differenziert. Schauen Sie sich dagegen den Verlauf der DAX-Aktien an: Von 30 waren gestern 22 auf der Minusseite, ohne daß es eine wirklich effektive Zahl oder ein Faktum gab.
Bleiben Sie dennoch dabei: Erst das Grounding abwarten und nicht vorher handeln.
Frankfurt ist in der zweifellos schwierigsten Lage. Die eingangs erwähnten Verkäufe sind nicht gewaltig, die Baisse-Spekulation nicht überladen, aber es wird noch permanent verkauft. Die Reizschwelle dieser Art habe ich beschrieben. Dennoch:
Die Schwäche der Auto-Aktien hatte ich im Brief Nr. 38 geahnt und die Gründe genannt und deshalb Stopkurse vorgeschlagen. Wenn Sie diesen gefolgt sind, sind Sie draußen. Die Rückkaufkurse liegen darunter, und ich nenne die nächsten Auffanglimits in der nächsten AB. Wer dem aber nicht gefolgt ist, muß schlicht aussitzen. Auch darin sehe ich kein gravierendes Problem.
Die Schwäche der Banken mache ich so nicht mit. Sie gleicht dem Vorbild für die Versicherer, wo diese Baisse-Spekulation ausgelaufen ist. Schade, daß die ALLIANZ jetzt erst in ihrer Öffentlichkeitsarbeit tätig wird. Siehe auch heutigen Bericht im „Handelsblatt“. Zu den Banken: S&P stuft die COMMERZBANK von A1 auf A2 zurück und die HYPOVEREINSBANK von A auf A1 und senkt jeweils die „Ausblicke“. Reichlich spät, wie ich meine, nachdem diese Themen längst ausdiskutiert sind. Ich würde in beiden Aktien über Abstauberlimits operieren. Nehmen Sie dazu den Chart in der nächsten AB auf Seite 3 zur Hand und denken Sie vier Minuten darüber nach.
Den spannendsten Chart gibt es für DEUTSCHE TELEKOM. Die einzige Aktie, die in dieser großen Gewichtung von immerhin 36,7 Mrd E. Börsenkapitalisierung auf der Linie 8,20 zu 8,50 E. einen sog. doppelten Boden gebildet hat. Das war wirklich haarscharf. Hält er? Wenn ja, was die nächsten Tage zeigen werden, wäre das auch ein DAX-Indikator, weil es die schwerste Aktie ist. Die andere ist SAP. Chef Plattner wehrt sich vehement gegen die Analystenurteile. Das wird sich mit den Daten zum 30.9. als kritischen Punkt erweisen. Darauf warte ich. Denn diese Aktie wird bei einer Börsenkapitalisierung für dieses erfolgreiche Unternehmen von jetzt nur noch 13,5 Mrd E. wirklich zu einem Indikator für die ganze Branche werden, inkl. USA. Die Bodenbildung hatte ich mit 38/42 E. avisiert, was bis zur Stunde richtig war.
Mein Vorschlag für heute: Die stark überverkaufte Marktlage bietet in jeder Minute den Ansatz einer Erholung. Ob dies schon das Ende der Baisse ist, wird sich aber heute noch nicht zeigen. Das wäre zu früh oder ein Glücksfall. Zu beachten ist aber: Alle anderen Eurobörsen sahen gestern deutlich besser aus. Nur Deutschland hat negativ überzogen. Das rechtfertigt ebenfalls den Ansatz einer Erholung.
Bitte auf Gold achten: Ich suspendiere für die nächsten Tage alles, was mit Gold zu tun hat. Der Grund: Drehen die Märkte, würde Gold automatisch verlieren. Dann muß man nicht engagiert sein. Das gilt vorerst für die kurze Sicht. Man kann es auch anders wenden: In einem schwächeren Goldmarkt läge ein Indiz für die grundsätzliche Marktwende. Dies bitte weiter verfolgen.
Ich verbleibe bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
geraumer Zeit rueckgaengig, wobei ich an eine Erholung im Gold rechne.
Der Boden ist nur dann erreicht wenn der S&P500 weiterhin die 780 Marke
verteidigt. Diese & naechste Woche sind ausschlaggebend.