Barca in der Krise!
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Eröffnet am: | 20.02.08 15:47 | von: LarissavomM. | Anzahl Beiträge: | 8 |
Neuester Beitrag: | 20.02.08 16:03 | von: joker67 | Leser gesamt: | 2.204 |
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20.02.2008
Zum Start ins Achtelfinale der Champions League steckt der FC Barcelona in der Krise. Die Mannschaft wirkt müde, und die Superstars von einst suchen verzweifelt nach ihrer Form
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ftd 20.02.2008
Sein Spaß, mit einem Schlagertext auf die Hysterie um Barça zu antworten und mal zu schauen, ob es einer merkt, hat Rijkaards Ruf des hintergründigen Humoristen gefestigt. Doch heute, drei Monate danach, fällt es schwer, zu Carmona à la Rijkaard mitzusingen. Zu stark ist der Verdacht, dass der gute Fußball nicht mehr kommen wird.
Barça ist müde geworden. Anderthalb Jahre nach dem Sieg in der Champions-League hat der Klub noch immer eine Klasse-Elf und liegt, fünf Punkte hinter dem Ersten Real Madrid, weiter im Rennen um die spanische Meisterschaft. Barcelona steht im Halbfinale des nationalen Pokals und im Champions-League-Achtelfinale heute gegen Celtic Glasgow (20.45 Uhr, Premiere). Doch die Mannschaft erweckt den Eindruck einer Klasse-Elf, die ihr Ende spürt. Ächzend holt sie den letzten Rest ihres einst überwältigenden Fußballs aus sich heraus.
„Sie laufen viel“, sagte Johan Cruyff, die Legende Barças, „Laufen ist eine Art zu überleben.“ Für Barcelona ist das ein eher übles Kompliment. Denn das Barça, wie es sein soll, lässt laufen, Ball und Gegner. Nun verlieren die Profis für lange Phasen der Spiele die Kontrolle. Ihr einst so gerühmtes, blitzschnelles Passspiel bleibt oft statisch. Barça strengt sich an, es hat die effektivste Defensive Spaniens, es spielt nun ständig 1:0 oder 1:1. Solche Erfolge machen den Verfall nur augenscheinlicher.
Am vergangenen Mittwoch weilte ein Ehepaar unter den Fans am Trainingsplatz, der Mann schob seine Frau dem Angreifer Thierry Henry in den Arm, für ein Foto. „Und“, fragte die Frau danach, „wer war das jetzt?“ Man erkennt ihn tatsächlich nicht mehr wieder: Der Franzose Henry, den einige noch immer den besten Stürmer der Welt nennen, steht für den Stillstand des Offensivspiels. Er ist dabei in guter Gesellschaft: Ronaldinho, Barças lächelndes Wahrzeichen, sitzt seit Wochen motivationslos auf der Ersatzbank. Der Portugiese Deco, einst das Perpetuum mobile im Mittelfeld, ist unzuverlässig geworden. Es sind zu viele, die eklatant unter ihrem Niveau bleiben, um Einzelne als Sündenböcke herauszupicken.
Im Detail mögen sich Fehler finden, so wie Rijkaards desperater Versuch, Leo Messi jüngst als Mittelstürmer einzusetzen. Doch auf jeden Fehler kommen 20 Details, die sie richtig machen. Was bei Barça passiert, ist weniger die Schuld von irgendwem als der rapide Verschleiß einer modernen Spitzenelf. Das Barça Rijkaards und Ronaldinhos steht im fünften Jahr – im Fußball eine Ewigkeit. Unter der permanenten Hochspannung nutzte sich alles ab, der Ehrgeiz, das Betriebsklima, die Art des Trainers, die Spielweise. Was 2006 noch frisch war, ist auf einmal eine öde Wiederholung.
Ein trauriges Beispiel ist das Training. Es ist auf Ballarbeit und Schnellkraft abgestimmt, selten dauert es viel länger als eine Stunde. Vor zwei Jahren war es voll euphorischer Intensität. Heute sind es genau dieselben Übungen – aber alles wirkt blutleer. Vor allem Barças französische und italienische Spieler wie Gianluca Zambrotta nörgeln heimlich, nur eine Stunde und immer dasselbe, zu Hause würde viel mehr trainiert. Ihr unterschwelliger Widerwille belastet das Training.
Wenn sie keine Trophäe gewinnen, werden Trainer Rijkaard, Deco und wer weiß noch, vielleicht ja Ronaldinho, zum Saisonende gehen. Doch noch halten sie verbissen durch. Für Momente bricht immer wieder ihr Fantasiefußball durch. Und wider die Realität erscheint die Hoffnung, dass es doch nur eines Funkens bedürfe, damit es kommen wird, kommen wird.