Ex-Börsenstar plant spektakuläres Comeback WCM oder Wie man eine Depotleiche wiederbelebt von Angela Göpfert
Der Spekulant Karl Ehlerding ist wieder da. Und er hat einen ausgeklügelten Plan mit im Gepäck: Es geht um nicht weniger als die Wiederbelebung der WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG. Zumindest Steuerzahlern dürften die Haare zu Berge stehen.
Es ist beschlossene Sache: Die WCM wird wieder operativ tätig werden. Die nötigen Voraussetzungen dafür wurden auf der Hauptversammlung am 29. Januar im Bürgerhaus Saalbau Gallus in Frankfurt geschaffen. Auf dem ersten WCM-Aktionärstreffen seit sieben Jahren beschlossen die Aktionäre die Fortsetzung der Gesellschaft, der Zusatz "in Liquidation" wurde gestrichen.
Auf Nachfrage von boerse.ARD.de erklärte Hubert Hesse, verantwortlich für Rechnungswesen und Controlling bei der WCM AG, die Zustimmungsquote habe bei 99,29 Prozent gelegen – "wie bei Erich Honecker".
Steuerlich nutzbarer Verlustvortrag ist… Doch warum erfolgt das WCM-Comeback so spät? Schließlich hatte das Amtsgericht Frankfurt das Insolvenzverfahren bereits im Oktober 2010 aufgehoben. Der Grund ist ebenso banal wie vielsagend. Bislang wurde der Verlustvortrag einer Gesellschaft stets eingeschränkt, sobald Betriebsvermögen zugeführt wurde. Dieser Passus im Körperschaftssteuerrecht ist erst zum 1. Januar 2013 weggefallen.
Das war der Startschuss, auf den WCM-Alleinvorstand Manfred Schuhmann und WCM-Großaktionär Karl Ehlerding so sehnsüchtig gewartet hatten. Denn das größte Pfund, mit dem die WCM bei Investoren künftig punkten will, ist ihr steuerlich nutzbarer Verlustvortrag. Dieser ist in der Tat beachtlich: Es geht um 272 Millionen Euro (Körperschaftssteuer) sowie 250 Millionen Euro (Gewerbesteuer).
…einziges Asset der WCM AG
Der Startschuss für eine Neuauflage der WCM AG ist gefallen
Eine schuldenfreie, börsennotierte Gesellschaft wie die WCM AG mit ihren erheblichen Verlustvorträgen sei für Investoren eine ideale Plattform zur Optimierung der geschäftlichen Aktivitäten, preist sich das Unternehmen auf seiner Homepage selbst an.
Doch um dieses Potenzial zu heben, muss die WCM hohe Gewinne einfahren. Dazu bedarf es im Vorfeld noch einiger ausgeklügelter bilanziellen Kniffe: So wurde auf der HV ein Kapitalschnitt von 20:1 beschlossen. Im Einzelnen soll zunächst eine Kapitalerhöhung über 144 Millionen Euro durchgeführt werden. Im Anschluss soll das Grundkapital durch Aktienzusammenlegung im Verhältnis von 20:1 von 289 Millionen auf 14 Millionen Euro herabgesetzt werden.
Im Aufsichtsrat: Ein alter Bekannter
Doch dieses aggressive bilanzielle Vorgehen war nicht der einzige Punkt, den die Aktionäre auf der HV absegneten. Auch die vorgeschlagenen Aufsichtsratsmitglieder, unter ihnen auch ein gewisser Herr Karl Ehlerding, fanden die Zustimmung der Anteilseigner. Ehlerding qualifiziere sich "aufgrund seiner Ausbildung und seiner bisherigen unternehmerischen Tätigkeit als unabhängiger Finanzexperte", hieß es in der Einladung zur HV.
Ausgerechnet Ehlerding, dürften nun viele Anleger aufstöhnen. Immerhin war es Ehlerding gewesen, der das WCM-Schiff einst an die Wand gefahren hatte. Ehlerdings Familie hält noch rund acht Prozent der Stimmrechtsanteile an der WCM.
An zwei Immobilienprojekten dran
Auf der HV habe es allerdings nur wenige kritische Nachfragen zu Herrn Ehlerding gegeben, sagte WCM-Mann Hesse zu boerse.ARD.de. Die meisten Aktionäre schienen die Meinung des Vorstands zu teilen, man müsse jetzt nach vorne blicken. Zumal nun ohnehin alle Ansprüche, die man gegenüber Herrn Ehlerding geltend machen könnte, verjährt seien.
Künftig will sich die WCM AG auf Immobiliengeschäfte spezialisieren. Konkret sei man bei zwei Immobilienprojekten in Gesprächen mit Investoren, so Hesse. Dabei gehe es einmal um ein Immobilienportfolio (Gewerbe- und Wohnimmobilien) im Wert von 400 Millionen Euro sowie um zwei größere deutsche Hotels im Wert von 180 Millionen Euro.
Man habe von den Investoren den klaren Hinweis bekommen, sobald die Fortführung der WCM im Handelsregister eingetragen sei, werde man "zügig weiter machen", betonte Hesse des Weiteren.
Hochvolatiler Penny-Stock
An der Börse fällt die WCM-Aktie, die im Vorfeld der Hauptversammlung bis auf ein Elf-Monats-Hoch von 0,17 Euro gestiegen war, am Tag danach um mehr als fünf Prozent. Die zuletzt hohen Umsätze in der Aktie sprechen dafür, dass einige Zocker auf den Titel aufmerksam geworden sind.
Der einst im MDax notierte Titel, der sogar als Dax-Aspirant galt, hatte sich von Höchstkursen um 35 Euro Ende 1999 zum "Penny Stock" entwickelt. Im Frühjahr 2005 fiel der Kurs unter die Ein-Euro-Marke und schaffte es seither nicht mehr aufwärts.
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