Angstcocktail drückt den Dax
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 06.05.04 21:23 | ||||
Eröffnet am: | 06.05.04 19:55 | von: moya | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 06.05.04 21:23 | von: FFDM1 | Leser gesamt: | 826 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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Das war wieder so ein Tag, an dem man als Intraday-Trader, der auf eine Gegenbewegung setzt, auf ganz üble Weise, jedes Mal ins Messer gelaufen wäre. Ich für meinen Teil war zum Glück beschäftigt, ich weiß nicht, wie es mir ansonsten ergangen wäre. Nach den uneinheitlichen Vorgaben aus den USA musste man eigentlich heute mit nichts Schlimmeren rechnen - eigentlich ...
Gut der Ölpreis ist sehr hoch, übrigens mittlerweile auch in Euro aus der Range gelaufen. Natürlich stand die EZB-Sitzung an, aber bitte, wirklich keiner hatte mit einer Zinsveränderung gerechnet. Klar, die US-Arbeitsmarktdaten standen an, nur, der wirklich interessante Wert, die neu geschaffenen Stellen, werden erst morgen erwartet.
Und was macht der Dax? Er steht im Tief mit fast 2% im Minus, nachdem er sauber und ganz langsam, dafür um so nachhaltiger, stetig weiter nach unten gelaufen ist.
Jetzt eine Minute vor den US-Zahlen erkenne ich erneut einen Bodenbildungsversuch. Dabei hat er bereits 5 Bodenbildungsversuche hinter sich und alle nach unten abgebrochen. Nun, ein paar Minuten vor den Arbeitsmarktdaten hat er mit 3940 Punkten ein weiteres "vorläufiges" Tief markiert. Ich kenne solche Tage, an solchen Tagen hält man lieber die Füße still und wartet was passiert.
Es war diesmal ein ganzer Cocktail von Nachrichten, die dem Dax keine Chance ließen einen Boden zu finden. Die flauen Vorgaben aus den USA und der Ölpreis belasteten. So richtig ernst wurde es um 12:00 Uhr als die Industrieaufträge veröffentlicht wurden. Statt wie erwartet anzusteigen, ging der Auftragseingang saisonbereinigt um 0,7 % zurück.
Kein schönes Signal für Deutschland. Für den Dax ein Schlag in die Kniekehle.
Nach der EZB Entscheidung, die Zinsen unverändert zu lassen, sackte der Dax noch etwas tiefer in die Knie. Hatte da wer insgeheim doch mit einer Zinssenkung gerechnet? Und zum Schluss war es die Angst vor den Konjunkturzahlen - machte Summa Summarum knapp 2 % Abschlag.
Na, dann bin ich mal gespannt, was die Amis machen. Die Amis sind meistens etwas optimistischer.
Insgesamt geht es nun um den US-Arbeitsmarkt. Sollte sich hier eine radikale Verbesserung abzeichnen, dann wird ein baldige Zinserhöhung in den USA wahrscheinlicher. Auch wenn manche Leute meinen, eine Zinserhöhung hätte gar nicht so gravierende Auswirkungen, ich kann Ihnen versprechen, sie wird es haben.
Es ist ganz einfach und logisch zu begründen. Durch die niedrigen Zinsen im letzten Jahr und die damit verbundenen Liquidität, die die Märkte quasi überschwemmte, ist wirklich alles gestiegen: Anleihen, Aktien, Gold, Rohstoffe, der Euro. Alles schön im Einklang. Das ist etwas sehr, sehr seltenes an den Märkten. Normalerweise verhalten sich einige dieser Anlagen eher konträr, das heißt, steigen die Aktien, sinken die Anleihen, oder kommt es zu politischen Komplikationen, fallen die Märkte und Gold steigt.
Man sollte sich einfach klar machen, dass diese normalen und eigentlich auch logischen Prozesse durch die ungeheure Liquidität geradezu überschwemmt wurden. Die Flut riss alles mit sich. Nur werden diese Mechanismen nicht immer ausgeschaltet bleiben. Sobald die Zinsen wieder angehoben werden, wird die Liquidität eingeschränkt, die Flut ebbt ab, und dann werden auch die einzelnen gegeneinander wirkenden Faktoren wieder zu Tage treten.
Ich vermute, dass die letzten 4 Monate seit Anfang des Jahres nichts anderes ist, als eine Phase, in der sich die gleichgeschalteten Trends versuchen voneinander abzukoppeln. Ein Zeichen dafür: Selbst so sichere Aktien, die sich über die Baisse gut gehalten haben, wie Vossloh, die Depfa Bank, Puma und Adidas befinden sich in einer Konsolidierungsphase. Es ist einfach im Moment kein klarer Trend mehr zu finden.
Ich denke, die Trends werden sich nun abspalten. Die fundamental gerechtfertigten, werden sich von den liquiditätsgetriebenen Trends trennen. Natürlich kann ich noch nicht "sicher" sagen, welches dieser Marktsegmente nun wieder seinen Trend aufnimmt und welche Trends zu Ende gehen (obwohl ich habe da so Vermutungen). Genauso wenig wie man sagen kann, wie lange dieser Trennungsprozess andauern wird.
Eins kann ich aber wirklich sicher sagen: Die Ursache wird eine Zinserhöhungsphase in den USA sein, denn dadurch wird die Liquidität eingeschränkt. Wer Ihnen etwas anderes erzählen will hat schlichtweg keine Ahnung.
Abspaltung zwischen "liquiditätsgetriebenen" und "fundamental gerechtfertigten" Werten finde ich am besten!
ER2DE2
- Weiteranstieg oder Verharren des Ölpreises auf hohem Niveau nicht ausgeschlossen
- Gefahr der Destabilisierung der Arabischen Welt
- Zinsängste
- die Hausse ist bereits in einem sehr fortgeschrittenem Status (DAX-Anstieg um 100%)
- die wirtschaftl. Entwicklung kann den Vorgaben der Kurse nicht so recht folgen
- die Arbeitslosenqoute bleibt auf hohem Niveau, da die Wirtschaft in den zurückliegenden Jahren stark rationalisiert hat und den bisherigen leichten Konjunkturschub ohne neue Arbeitskräfte bewältigen kann
- ev. geht der ganze Aufschwung-Zyklus am Arbeitsmarkt relativ spurlos vorüber und bremst sich damit selbst vorzeitig aus
- es wir noch ein paar Wochen dauern bis sich die Börse an den hohen Ölpreis und an die Gefahr durch steigenden Zinsen gewöhnt hat - bei ansteigenden Euro wars ähnlich
==> wenn man mal verunsichert ist finden sich eigentlich jede Menge Gründe ...