Mit einer knapp behaupteten Tendenz rechnen Beobachter am Mittwoch am deutschen Aktienmarkt. Schwache Vorgaben aus Wall Street vom Vorabend aufgrund schwacher Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse dürften die Kurse weiter belasten, „auch wenn viel bereits am Vortag abgearbeitet wurde”, sagt ein Marktteilnehmer. Unterstützend sollten zudem der weiter zurückgehende Ölpreis wirken. Außerdem trieb eine Umwertung der vorgelegten Ergebnisse am Dienstag abend die Aktienkurse nachbörslich weider nach oben.
Rentenmarkt dürfte gut behauptet eröffnen
Gut behauptet dürften am Mittwoch die europäischen Rentenmärkte eröffnen. Die Aussicht auf weiterhin nur langsam steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten und feste Vorgaben der amerikansichen Anleihen vom Vortag sollten den Markt stützen. Auf der anderen Seite haben sich die amerikanischen Aktienbörsen am Dienstag im nachbörslichen Handel trotz schwacher Konjunkturdaten und wenig befriedigender Unternehmensergebnisse wieder fester gezeigt, so daß die Anleger offenbar Aktien den Vorzug geben.
Dollar legt in Fernost zum Euro zu
Fester tendiert der Dollar hat am Mittwoch zum Euro. Ein Euro kostet aktuell im fernöstlichen Handel 1,2319 Dollar, nachdem er in New York am Vorabend mit 1,2362 Dollar aus dem Handel gegangen war. Die amerikanische Währung profitierte Marktteilnehmern zufolge weiterhin vom höheren Zinsniveau in den Vereinigten Staaten verglichen mit der Euro-Zone. Auch eine Reihe von amerikanischen Konjunkturdaten vom Dienstag habe nichts an der Einschätzung geändert, daß die amerikanische Notenbank Fed ihre Politik der moderaten Leitzinserhöhungen fortsetzen wird. Die Fed erhöhte ihren Schlüsselzins im August das zehnte Mal in Folge auf nunmehr 3,5 Prozent.
Zur japanischen Währung gab der Dollar allerdings geringfügig ab. Ein Dollar wurde mit 109,45 nach 109,54 Yen notiert. Das begründeten Händler vor allem mit dem jüngsten Anstieg der japanischen Aktienmärkte, die die höchsten Stände seit rund vier Jahren erreichten und damit auch Anleger aus den Vereinigten Staaten anzogen. Der Euro verliert zum Yen 0,42 Prozent auf 134,92 Yen.
Anleger in Tokio gewähren Aktienkursen nur kurze Atempause
Die Anleger an der Tokioter Börse haben den Aktien am Mittwoch nur eine kurze Atempause eingeräumt und nach anfänglichen Verkäufen wieder für Kursgewinne gesorgt Der 225 Werte umfassende Nikkei Index hatte den Handel am Vortag mit einem Zugewinn von einem halben Prozent auf 12.315,67 Punkte beendet und damit seinen höchsten Schlußstand seit fast vier Jahren markiert. Am Mittwoch legte er bis gegen Mittag erneut 0,4 Prozent auf 12.366 Zähler zu. Der breiter gefasste Topix gewann sogar 0,5 Prozent auf gut 1.258 Stellen.
Zunächst waren die Aktien in Tokio den Vorgaben der Wall Street gefolgt und hatten Kursverluste verzeichnet. Der Dow Jones büßte am Dienstag in New York 1,1 Prozent auf 10.513 Zähler ein. Der S&P-500 gab 1,2 Prozent auf 1.219 Punkte nach. Der Nasdaq Composite verlor 1,4 Prozent auf 2.137 Zähler.
Im Detail war das Bild an der fernöstlichen Leitbörse allerdings geteilt. Die Kurse der Technologieaktien folgten den amerikanischen Börsen ins Minus. Nach zwei Handelstagen mit kräftigen Gewinnen gaben die Aktien von Advantest 1,4 Prozent auf 8.900 Yen nach. Die Titel von Citizen Watch brachen um mehr als fünf Prozent auf 899 Yen ein. Das Unternehmen hatte am Vortag einen Rückgang des operativen Quartalsgewinns um 52 Prozent veröffentlicht seine Prognose für das Gesamtjahr um 27 Prozent zurückgenommen.
Zu den Kräften, die den Nikkei nach oben trieben, gehörten vor allem die Finanzwerte. Diese profitierten Händlern zufolge vor allem von einer großen Nachfrage seitens ausländischer Anleger. Die Aktien der Mizuho Financial Group verteuerten sich um 2,6 Prozent auf 557.000 Yen. Den sechsten Tag in Folge konnten die Anteilsscheine des Internet-Konzerns Softbank deutlich zulegen. Sie stiegen um fast acht Prozent auf 5.470 Yen.
Aktien in Hongkong leichter
Die Börse in Hongkong kann sich am Mittwoch den negativen Vorgaben der Wall Street nicht entziehen. Der Hang Seng-Index HSI verliert in der ersten Handelshälfte 0,6 Prozent bzw. 86 Punkte auf 15.358 Zähler. Angesichts des Dividendenabschlags bei HSBC, der allein 39 Indexpunkte ausmache, verliere der Markt aber nicht allzu stark, erklären Marktteilnehmer. CNOOC gehören den zweiten Tag in Folge zu den Hauptverlierern und büßen weitere 5,1 Prozent auf 5,60 Hongkong-Dollar ein. Gewinnmitnahmen und der gebremste Ölpreisanstieg seien hierfür die Hauptgründe, heißt es. Hutchison gewinnen dagegen erneut und zwar 0,9 Prozent auf das neue 52-Wochenhoch von 80,85 Hongkong-Dollar. Hintergrund seien Erwartungen eines robusten Ergebnisausweises in der kommenden Woche.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Dienstag fester. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß 0,24 Prozent höher bei 1.577,79 Punkten.
Hewlett-Packard (HP) legten 6,3 Prozent auf 25,20 Dollar zu. HP hatte einen Drittquartalsgewinn vor außerordentlichen Posten von 0,36 Dollar je Aktie ausgewiesen und lag damit deutlich über der Konsensprognose von 0,31 Dollar. Auch der Umsatz lag über den Erwartungen. Zudem geht HP in seinem Gewinnausblick für das vierte Quartal nun von 0,44 bis 0,47 Dollar je Aktie aus, während die Konsensprognose bislang auf 0,43 Dollar lautetet.
Applied Materials waren ebenfalls gesucht und verteuerten sich 3,6 Prozent auf 17,70 Dollar. Grund für den Anstieg war die gegenüber Analysten geäußerte Zuversicht über eine Belebung des Geschäfts im laufenden Quartal. Im berichteten dritten Quartal hatte das Unternehmen zwar einen Rückgang des Gewinns zum Vergleichszeitraum des Vorjahres gemeldet, damit aber immer noch knapp die Konsensprognose des Marktes übertroffen.
Abercrombie & Fitch verloren 7,7 Prozent auf 56,51 Dollar. Das Bekleidungsunternehmen hatte einen unter den Erwartungen ausgefallenen Zweitquartalsgewinn gemeldet.
Inflation und Wal-Mart setzen Wall Street unter Druck
Mit einer schwächeren Tendenz haben die Kurse an Wall Street am Dienstag geschlossen. Vor allem Einzelhandelstitel standen unter Druck, nachdem Wal-Mart angedeutet hatte, daß sich die hohen Energiepreise allmählich negativ auf die Konsumlust der Amerikaner niederschlügen. Auch die hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Konjunkturdaten wurden als Belastung genannt. Vor allem die Industrieproduktion blieb im Juli deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte. Der Dow Jones gab um 1,1 Prozent bzw 121 auf 10.513 Punkte nach. Der Nasdaq Composite verlor 1,4 Prozent bzw 30 auf 2.137 Punkte. Der S&P-500 sank um 1,2 Prozent bzw 15 auf 1.219 Punkte.
”Wal- Mart hat uns gesagt, daß die Menschen mit geringen und mittleren Einkommen in der Klemme sind und nicht mehr so viel kaufen können”, sagte Alfred Kugel, Analyst bei Atlantic Trust/Stein Roe. ”Und wenn Wal-Mart niest, macht man sich Sorgen, ob die anderen Einzelhändler eine Erkältung bekommen”, fügte er hinzu. Die Supermarkt-Kette hatte mitgeteilt, daß man im dritten Quartal wohl weniger verdienen wird als von vielen Analysten erwartet. Für das Fiskaljahr rechnet Wal-Mart mit einem Gewinn je Aktie von 2,63 bis 2,70 Dollar. Analysten gingen im Konsens bislang von 2,66 Dollar je Anteilsschein aus. Die Aktien von Wal-Mart verloren 1,3 Prozent auf 47,57 Dollar.
Home Depot gaben trotz eines überraschend guten Ausblicks 2,3 Prozent auf 40,67 Dollar nach. Händler verwiesen zur Begründung auf Befürchtungen, daß die Ergebnisse in der Zukunft durch den hohen Ölpreis beeinträchtigt werden könnten. Im zweiten Quartal war der Gewinn je Aktie mit 0,82 Dollar etwas über den Erwartungen der Analysten von 0,79 Dollar ausgefallen. Zudem hob das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr an. Caterpillar sanken um 2,8 Prozent auf 53,69 Dollar, nachdem der Wettbewerber Deere einen enttäuschenden Ausblick gegeben hatte.
Zu den wenigen Gewinnern gehörten Citigroup, die 0,8 Prozent auf 44,14 Dollar gewannen. Walt Disney rückten um 0,3 Prozent auf 26,26 Dollar vor. Delta Air Lines zogen um 13,7 Prozent auf 1,58 Dollar an. Die Fluggesellschaft wird ihre Tochter SkyWest für 425 Millionen Dollar verkaufen, begründeten Beobachter den Kursanstieg. Somit spekulieren Anleger darauf, daß der Konkursantrag vermieden werden kann.
Amerikanische Anleihen schließen fester
Die amerikanischen Anleihen zeigen sich am Dienstag vor allem am langen Zinsende weiter in fester Verfassung. Die Renditen fielen auf die niedrigsten Stände im August, bevor kleinere Käufe sie wieder ein wenig nach oben zogen. Als Grund für die Verluste verwiesen Händler auf den geringer als erwartet ausgefallenen Zuwachs in der Industrieproduktion.
Richtungsweisende zehnjährige Anleihen stiegen um 0,15 Punkte auf 100,053 Punkte. Sie rentierten mit 4,225 Prozent. Longbonds mit einer Laufzeit von dreißig Jahren legten 0,237 Punkte auf 114,08 Punkte zu. Sie rentierten mit 4,434 Prozent
Die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten ist im Juli deutlich weniger gewachsen als erwartet. Wie die Federal Reserve mitteilte, stieg sie gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent. Ökonomen hatten dagegen im Vorfeld einen Anstieg der Produktion um 0,5 Prozent prognostiziert. Zugleich fiel die Kapazitätsauslastung auf 79,7 Prozent, hier war ein Anstieg auf 80,3 Prozent vorhergesagt worden. Die Treasurys-Kurse zogen daraufhin kräftig an. Vor allem Shortpositionen seien geschlossen worden, hieß es.
Angesichts der schwachen Konjunkturdaten vom Dienstag und dem großen Geschrei um die hohen Ölpreise und deren Auswirkungen auf die Konjunktur hätten viele Investoren, die in den vergangenen Wochen short gegangen seien, um sich für höhere Zinsen zu positionieren, diese Positionen wieder etwas zurückgefahren, sagten Händler. ”Ich sehe keine großen fundamentalen Änderungen im Markt”, kommentierte Michael Pond, Analyst bei Barclays Capital das Geschehen. Er denkt nicht, daß die Renditen deutlich unter das aktuelle Niveau fallen. Auch Lundy Wright, Händler bei Nomura Securities glaubt nicht daran. Im August gebe es kaum noch wichtige Konjunkturdaten und die Anleger werden wohl nur noch Positionen anpassen, meint er.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.