Für GUINNESS: Der längste Thread der Welt


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Neuester Beitrag: 25.02.25 08:00
Eröffnet am:04.09.07 13:18von: gruenelinieAnzahl Beiträge:9.374
Neuester Beitrag:25.02.25 08:00von: seltsamLeser gesamt:55.876.861
Forum:Talk Leser heute:30.044
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677


 
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3124 Postings, 6468 Tage hederaHeuler, du musst dich nach vorn konzentrieren!

 
  
    #10476
1
11.10.07 16:42






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Durch klare Nächte gemeinsam zu gehen, in Kampf und Entbehrung,
kann man Freunde erst sehen.
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664835 Postings, 6380 Tage Heulermit Friedrich Schiller kein Problem.

 
  
    #10477
1
11.10.07 16:45
"Die Bürgschft bringt locker 150 Postings.  

4473 Postings, 6477 Tage Berserkerhallo

 
  
    #10478
11.10.07 19:20
gruss rs1  

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumataist heute schon so ein Ding umgefallen

 
  
    #10479
2
11.10.07 19:47
:-)  
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reissack.jpg

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumatahab jedenfalls nix gehört

 
  
    #10480
1
11.10.07 19:48

1949 Postings, 6688 Tage Old_TimerDoch, stand heute groß in der Zeitung

 
  
    #10481
3
11.10.07 19:55
 
Angehängte Grafik:
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zeitung.jpg

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumatainteressant

 
  
    #10482
1
11.10.07 20:11
dass die das auch in den japanischen Zeitungen berichten;
und echt ausführlich ...  

19233 Postings, 6656 Tage angelamdas ist doch ne koreanische don!!

 
  
    #10483
1
11.10.07 20:27

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumatanö, rechts oben in der Ecke steht "Tokio Kurier"

 
  
    #10484
2
11.10.07 20:32
...da haste Dich auf die Schnelle verlesen!

:-)  

19233 Postings, 6656 Tage angelamach nee .-)

 
  
    #10485
2
11.10.07 20:34

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumatasoll ichs nochmal vorlesen?

 
  
    #10486
1
11.10.07 20:36

19233 Postings, 6656 Tage angelamnee, nee an SOLCHEN übersetzungen

 
  
    #10487
1
11.10.07 20:37
habe ich kein interesse *g*  

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumataschade, ich dachte ich kann mal ein bißchen

 
  
    #10488
1
11.10.07 20:41
auf den Putz hauen...

:-)))  

19233 Postings, 6656 Tage angelamhau man ruhich mein junge :-)

 
  
    #10489
2
11.10.07 20:42

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumataoch nö, das Interesse scheint gering

 
  
    #10490
11.10.07 20:47

19233 Postings, 6656 Tage angelamdoch, doch, doch *mitdenfüssenscharr*

 
  
    #10491
2
11.10.07 20:49

63294 Postings, 7946 Tage Don RumataEs war einmal...

 
  
    #10492
2
11.10.07 20:56
es muss so etwa am Beginn des dritten Jahrtausend gewesen sein, da trug es sich zu, in einem fernen Land, dass ein armer Bauer mit seinem Ochsenkarren von der schweren Arbeit auf dem Felde seinen Heimweg antrat. Und wie er gerade auf den Wagen stieg...


(brauch 'ne Pause; schwer zu lesender Dialekt)  

19233 Postings, 6656 Tage angelammhhh *unruhighinundherrutschend*

 
  
    #10493
1
11.10.07 20:57

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumatales erst mal das, sehr schöne Geschichte

 
  
    #10494
3
11.10.07 21:13
Das Raumschiff

So manche Nacht wachte Fiorello Bodoni auf und hörte die Raumschiffe fern rauschend durch den dunklen Himmel ziehen. Auf Zehenspitzen schlich er dann aus dem Schlafzimmer, überzeugt, daß seine Frau friedlich träumte, und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Für eine kurze Weile war er so dem abgestandenem Essengeruch in dem kleinen Haus am Fluß entronnen. Einen stillen Augenblick lang sandte er dann sein Herz in den Weltraum, den silberglänzenden Schiffen nach.
Auch in dieser Nacht stand Fiorello halbnackt in der Dunkelheit, sah die Feuerschweife sprühen und lauschte auf das Wispern in der Luft. Die Raumschiffe auf ihrer langen, wilden Reise zum Mars, zum Saturn und zur Venus!
,,Heda, Bodoni!"
Fiorello zuckte leicht zusammen.
Text zur Anzeige gekürzt. Gesamtes Posting anzeigen...


Auf einer umgestürzten Kiste, am Ufer des stillen Flusses, saß ein alter Mann, der ebenfalls im mitternächtlichen Schweigen den Raumschiffen nachsah.
,,Oh, du bist es, Bramante!"
,,Kommst du jede Nacht heraus, Bodoni?" ,,Nur zum Luftschnappen."
,,So? Ich komme wegen der Raumschiffe", sagte der Alte. ,,Ich war noch ein kleiner Junge, als es damit losging. Achtzig Jahre ist das nun her, und ich bin noch nie mit einem geflogen."
,,Eines Tages werde ich mit einem aufsteigen", sagte Fiorello.
,,Narr!" rief Bramante erregt. ,,Das wird dir nie gelingen. Diese Welt ist nur für die Reichen geschaffen." Er schüttelte seinen grauen Kopf. ,,Als ich jung war, schrieben sie mit feurigen Lettern: ,Die Welt von morgen! Wissen, Wohlstand und Luxus für alle!' Ha! Achtzig Jahre sind seitdem vergangen. Heute ist morgen! Sitzen wir in den Raumschiffen? Fliegen wir zum Mars, Saturn und Jupiter? Nein! Wir wohnen weiter in elenden Hütten wie schon unsere Väter und Großväter."
,,Vielleicht werden meine Söhne einmal..."
,,Nein, und auch nicht deren Söhne!" schrie der alte Mann. ,,Nur die Reichen fliegen in Raumschiffen! Nur ihre Träume werden wahr!"
Fiorello zögerte unentschlossen. ,,Alterchen", sagte er dann, ,,ich habe dreitausend Dollar gespart. Sechs Jahre habe ich daran gespart. Für mein Geschäft, um neue Maschinen zu kaufen. Aber
seit einem Monat liege ich jetzt jede Nacht wach und höre die Raumschiffe. Ich denke und denke. Und heute nacht habe ich mich entschlossen: Einer aus meiner Familie soll zum Mars fliegen!" Seine dunklen Augen glänzten.
,,Idiot!" fuhr Bramante ihn an. ,,Wen willst du wählen? Wer soll fliegen? Wenn du gehst, wird deine Frau dich hassen, weil du Gott dort oben ein kleines Stückchen näher gerückt bist. Wenn sie sich später an deine phantastischen Reiseberichte erinnert, wird sie dann nicht im Laufe der Jahre verbittert werden?"
,,Nein, nein!"
,,Ja! Und deine Kinder? Werden sie damit zufrieden sein, ihr Leben lang von den Erinnerungen an einen Marsflug zehren zu dürfen, den ihr Papa unternahm, während sie zu Hause bleiben mußten? Welch ein sinnloses Ziel willst du damit den Wünschen deiner Söhne setzen! Sie werden nachts wach liegen. Sie werden krank sein vor Sehnsucht, genau wie du jetzt. Sie werden lieber sterben wollen, als nicht fliegen zu dürfen. Ihr Leben lang werden sie nur an das Raumschiff denken. Ich warne dich, setz ihnen nicht dieses Ziel! Lenk ihre Augen auf die Arbeit ihrer Hände und auf deinen Schrottplatz, nicht hinauf zu den Sternen."
,,Aber...
,,Angenommen, deine Frau fliegt? Wie würde dir zumute sein, wenn du mit dem Wissen umherliefest, daß sie gesehen hat, was du dir mit ganzer Seele wünschtest? Sie würde unberührbar für dich sein. Du würdest mit dem Gedanken spielen, sie in den Fluß zu stoßen. Nein, Bodoni, kauf die neue Schrottpresse, die du so nötig brauchst, und zertrümmere damit deine Träume."
Der alte Mann schwieg und blickte über den Fluß, in dessen leise zitternder Oberfläche die feuerspeienden Spiegelbilder der Himmelsschiffe ertranken. ,,Gute Nacht", sagte Bodoni. ,,Schlaf gut", antwortete der Alte.

Als die Toastscheibe aus dem chromblitzenden Röster sprang, hätte Bodoni fast vor Schreck aufgeschrien. Er hatte die ganze Nacht über nicht schlafen können. Während des Frühstücks inmitten seiner unruhigen Kinder, neben seiner wie ein Fels in der Brandung thronenden und ihn überragenden Frau war Bodoni nur nervös hin und her gerutscht und hatte ins Leere gestarrt. Bramante hatte recht. Es war besser, wenn er das Geld investierte. Wozu es sparen, wenn doch nur einer aus der Familie mit dem Raumschiff fliegen konnte, während die anderen vor Enttäuschung vergingen? ,,Fiorello, iß deinen Toast", sagte Maria, seine Frau. ,,Meine Kehle ist wie ausgetrocknet", entgegnete Fiorello. Die Kinder stürmten, herein, drei Jungen, die sich gegenseitig ein
Spielzeugraumschiff zu entreißen versuchten, und zwei Mädchen, die Arme voller Puppen, phantastischer Nachbildungen der Bewohner von Mars, Venus und Neptun, grüner Mannequins mit drei gelben Augen und zwölf Fingern.
,,Ich hab die Venusrakete gesehen!" schrie Paolo. ,,Die rauschte aber ab, hsch!" zischte Antonello.
,,Kinder!" schrie Bodoni und preßte die Hände auf seine Ohren. Verblüfft stauten sie ihn an. Er schrie selten.
Bodoni stand auf. ,,Hört alle mal her", sagte er. ,,Ich habe genug Geld, daß einer von uns mit dem Raumschiff zum Mars fliegen kann.”
Alle schrien begeistert durcheinander.
,,Habt ihr mich auch richtig verstanden?" fragte er. ,,Nur einer von  uns. Wer?"
,,Ich, ich, ich!" schrien die Kinder. ,,Du", sagte Maria.
,,Du", entgegnete Fiorello.
Auf einmal verstummten alle.
Die Kinder begannen zu überlegen. ,,Laß Lorenzo fliegen - er der Älteste."
,,Nein, Miriamne - sie ist ein Mädchen!"
,,Denk nur, was du zu sehen bekommen wirst", sagte Maria zu ihrem Mann. Doch ihre Augen blickten fremd, und ihre Stimme zitterte. ,,Die Meteore wie blitzende Fische. Das Weltall. Den Mond. Es müßte jemand fliegen, der uns nach seiner Rückkehr alles gut beschreiben kann. Du kannst so gut mit Worten umgehen."
,,Unsinn. Du doch auch", widersprach er. Alle zitterten vor Aufregung.
,,Schaut her", sagte Fiorello unglücklich. Aus einem Strohbesen brach er Halme von verschiedener Länge. ,,Wer den kürzesten zieht hat gewonnen." Er hielt ihnen das Bündel entgegen. ,,Zieht!"
Mit ernsten Gesichtern wählten sie der Reihe nach. ,,Lang."
,,Lang."
Der nächste.
,,Lang."
Die Kinder waren fertig. Stille fiel über das Zimmer.
Zwei Halme hatte Fiorello noch in seiner Hand. Er fühlte einen Stich in seinem Herzen. ,,Maria", flüsterte er ,,du bist dran."
Sie zog.
,,Der kurze Strohhalm!" sagte sie.
,,Ah", seufzte Lorenzo, halb glücklich, halb traurig. ,,Mama fliegt zum Mars."
Fiorello versuchte zu lächeln. ,,Gratuliere. Ich kaufe dir heut noch deine Fahrkarte."
,,Warte, Fiorello..."

,,Nächste Woche kannst du starten", murmelte er.
Sie sah die traurigen Augen ihrer Kinder auf sich gerichtet, das Lächeln unter ihren hübschen, geraden Nasen. Langsam reichte sie ihrem Mann den Halm zurück. ,,Ich kann nicht zum Mars fliegen." ,,Aber warum denn nicht?"
,,Ich muß mich auf unser nächstes Kind vorbereiten." ,,Wie?"
Sie schlug die Augen nieder. ,,Es ist bestimmt nicht gut für mich, in diesem Zustand zu reisen."
Er packte ihren Ellbogen. “Ist das wahr?" ,,Zieht noch einmal. Fangt neu an."
,,Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?" fragte er ungläubig. ,,Ich dachte nicht daran."
,,Maria, Maria", flüsterte er und streichelte ihr Gesicht. Dann wandte er sich wieder den Kindern zu. ,,Zieht noch einmal!"
Paolo zog als erster und erwischte gleich den kurzen Halm.
“Ich fliege zum Mars! Ich fliege zum Mars!" rief er, vor Freude hüpfend. ,,Danke, Vater, danke!"
Die Geschwister traten zurück. ,,Fein für dich, Paolo!"
Paolo hörte auf zu lächeln und musterte seine Eltern und Geschwister. ,,Ich darf doch fliegen, nicht wahr?" fragte er unsicher.
,,Aber ja."
,,Und ihr werdet mich auch noch genauso liebhaben, wenn ich zurück bin?"
,,Natürlich, Paolo."
Paolo betrachtete den kostbaren Strohhalm in seiner zitternden Hand. Dann schüttelte er den Kopf und warf ihn fort. ,,Ich hatte vergessen - die Schule beginnt bald. Ich kann nicht weg. Zieht noch einmal."
Aber niemand wollte mehr ziehen. Traurig senkten alle die Köpfe. ,,Keiner von uns wird fliegen", sagte Lorenzo.
,,Es ist besser so", meinte Maria.
,,Bramante hatte doch recht", sagte Fiorello.
Während ihm das Frühstück noch schwer im Magen lag, arbeitete Fiorello Bodoni verbissen auf seinem Schrottplatz, riß Bleche und Eisen auseinander, schmolz das Metall ein und goß es in Barrenformen. Ausrüstung und Maschinen waren schon recht brüchig und veraltet; der scharfe Wettbewerb hatte ihn zwanzig Jahre lang immer am Rande der Armut gehalten. Es war ein sehr schlechter Vormittag.
Am Nachmittag betrat ein Mann den Schrottplatz und rief zu Bodoni hinauf, der auf seinem fahrbaren Schrotthammer saß: ,,He, Bodoni' ich habe eine Partie Metall für Sie!"
,,Was ist es, Mr. Matthews?" fragte Fiorello lustlos.
,,Ein Raumschiff. Was machen Sie denn für ein Gesicht? Wollen Sie's etwa nicht?"


,,Doch, doch!" Er sprang von seiner Maschine und packte den Mann am Arm, beinahe sprachlos vor Verblüffung.
,,Aber natürlich", sagte Matthews, ,,ist es nur ein Modell. Sie wissen ja, wenn ein neues Raumschiff geplant wird, baut man erst ein naturgetreues Modell aus Aluminium. Sie können einen kleinen Profit machen, wenn Sie es einschmelzen. Für zweitausend laß ich's Ihnen." Fiorello ließ die Hand fallen. ,,Ich hab das Geld nicht." ,,Schade. Dachte, ich könnte Ihnen helfen. Als wir uns neulich unterhielten, erzählten Sie mir, daß die anderen Sie immer beim Schrottkauf überbieten. Daher wollte ich Ihnen den ganzen Posten unterderhand zuschanzen. Nun ja..."
,,Ich brauche neue Maschinen. Dafür habe ich gespart." ,,Ich kann's verstehen."
,,Wenn ich Ihr Raumschiff kaufte, könnt ich's noch nicht einmal einschmelzen. Mein Aluminiumofen ist letzte Woche in die Brüche gegangen..."
,,Ach so."
,,Ich könnte nichts mit dem Raumschiff anfangen, wenn ich es Ihnen abkaufte."
,,Ich verstehe."
Fiorello blinzelte und schloß einen Moment lang die Augen. Als er sie wieder öffnete, blickte er Mr. Matthews entschlossen an. ,,Aber ich bin ein großer Narr. Ich will trotzdem mein Geld von der Bank holen und es Ihnen geben."
,,Wenn Sie das Schiff aber doch nicht einschmelzen können...?" ,,Liefern Sie's an!" sagte Fiorello.
,,Na schön, wenn Sie wollen. Heute abend?"
Heute abend würde mir's gut passen", sagte Bodoni. ,,Ja, heute abend möchte ich ein Raumschiff besitzen."
Der Mond schien hell. Groß und silbern lag das Raumschiff auf Schrottplatz. Das Weiß des Mondes und das bläuliche Licht Sterne spiegelten sich in ihm. Bodoni schaute es sich von allen Seiten an und schloß es in sein Herz. Am liebsten hätte er es gestreichelt sich angelehnt, seine Wange dagegengepreßt und ihm die geheimsten Wünsche seines Herzens anvertraut.
Wie gebannt starrte er zu dem schimmernden Rumpf auf. gehörst jetzt mir", sagte er. ,,Selbst wenn du dich nie bewegst Feuer spuckst, wenn du fünfzig Jahre lang bloß hier liegst und langsam verrottest - du gehörst mir!"
Das Raumschiff roch förmlich nach Zeit und Unendlichkeit. Als er hineinkletterte, meinte er, in ein Uhrwerk zu steigen. Es war mit größter Präzision gearbeitet. Man bekam geradezu Lust, es sich  an die Uhrkette zu hängen. ,,Ich könnte sogar hier drin schlafen", flüsterte Fiorello aufgeregt.
Er setzte sich in den Pilotensitz.
Er legte einen Hebel herum.
Mit geschlossenen Augen und zusammengepreßten Lippen begann er zu summen.
Das Summen wurde lauter, gewaltiger, höher, schriller, wilder, fremdartiger, immer erregender, ließ ihn erbeben, drückte ihn nach vorn und riß ihn mitsamt dem Schiff in eine brausende Stille; Metall  kreischte, während seine Fäuste über die Armaturen flogen und seine geschlossenen Augenlider flatterten, und das Summen wurde stärker und stärker, wurde zu einem Feuer, einer machtvollen Kraft, einem Beben und Stoßen, das ihn zu zerreißen drohte. Er keuchte, summte wieder und wieder, hörte nicht auf, konnte einfach nicht aufhören, denn es durfte jetzt nicht Schluß sein; fester preßte er die Augenlider zusammen, und sein Herz klopfte wie wahnsinnig. ,,Start!" schrie er.
Das donnernde Einsetzen der Rückstoßdüsen? Die Beschleunigung? ,,Der Mond!" schrie er mit blinden, geschlossenen Augen. ,,Die Meteore!" Lautloses Dahinsausen in überirdischem Licht. ,,Der Mars! Oh, mein Gott, der Mars! Mars!"
Erschöpft und keuchend ließ er sich zurücksinken. Seine zitternden Hände glitten vom Armaturenbrett, und sein Kopf fiel mit einem Ruck zurück. Eine ganze Weile saß er so da, tief aus- und einatmend, wahrend sein Herz sich beruhigte.
Langsam, zögernd, öffnete er die Augen. Der Schrottplatz war noch da.
Reglos saß er da und blickte eine Minute lang unverwandt auf die Altmetallhaufen. Plötzlich sprang er auf, zerrte an den Hebeln, hämmerte auf die Knöpfe ein. ,,Starten, du verfluchtes Ding, willst du wohl starten!"
Das Raumschiff rührte sich nicht, blieb stumm. ,,Ich werd's dir zeigen!" schrie er wild.
Er sprang hinaus in die Nacht, stolperte zu seinem Schrotthammer.
Der Motor brüllte auf, die furchtbare Maschine näherte sich dem Raumschiff. Rasselnd fuhren die mächtigen Gewichte hoch, dem mondhellen Himmel entgegen. Mit flatternden Händen ergriff er die
Hebel, um die Gewichte hinabsausen zu lassen, diesen falschen, überheblichen Traum zu zertrümmern, dieses dumme Ding zu zerfetzen, für das er sein gutes Geld hingegeben hatte - das sich nicht bewegen, seinen Befehlen nicht gehorchen wollte. ,,Ich will dich lehren!" schrie er.
Doch seine Hände rührten sich nicht.
Das Raumschiff schimmerte silbrig im Mondlicht. Und dahinter, in einiger Entfernung, blinkten die Fenster seines Hauses in warmem, gelbem Schein. Leise wehte Radiomusik herüber.
Eine halbe Stunde saß er so da, sah abwechselnd auf das Raumschiff und zu den erleuchteten Fenstern hinüber, und seine Augen verengten sich und wurden wieder weit. Er kletterte von seiner Maschine und ging auf die erleuchteten Fenster zu; und während er ging begann er zu lachen. Als er vor der Haustür seines Hauses angelangt war, holte er tief Atem und rief: ,,Maria, Maria! Pack unsere Sachen zusammen! Wir fliegen zum Mars!"
“Oh”
“Ah”
,,Das kann ich nicht glauben!"
,,Wart's nur ab, wart's nur ab!"
Die Kinder standen auf dem windigen Platz, drängten sich um das schimmernde Raumschiff, reckten sich auf Zehenspitzen und wagten nicht, das glitzernde Metall zu berühren. Sie begannen zu weinen.
Maria sah ihren Mann an. ,,Was hast du getan?" fragte sie. ,,Unser Geld für dieses Ding hingegeben? Es wird niemals fliegen!"
,,Und wie es fliegen wird", entgegnete er, stolz sein Schiff betrachtend.
,,Raumschiffe kosten Millionen! Hast du Millionen?"
,,Es wird fliegen", antwortete er fest. ,,Und jetzt geht ins Haus, alle. Ich muß telefonieren, habe zu arbeiten. Morgen starten wir! Ihr dürft es niemandem erzählen, verstanden? Es bleibt ein Geheimnis."
Die Kinder traten zurück und stolperten mit glühenden Gesichtern davon. In den erleuchteten Fenstern sah er ihre kleinen Köpfe aufgeregt hin und her tanzen.
Maria hatte sich nicht von der Stelle gerührt. ,,Du hast uns ruiniert" sagte sie. ,,Unser gutes Geld verschleudert - für dieses - dieses Ding da! Dabei war es für neue Maschinen bestimmt."
,,Du wirst schon sehen", entgegnete er nur. Wortlos drehte sie sich um.
,,Gott steh mir bei", flüsterte er und machte sich an die Arbeit.

Um Mitternacht kamen die Lastwagen, Kisten und Pakete wurden angeliefert, und lächelnd erschöpfte Bodoni sein Bankkonto. Mit Schweißbrenner und Lötkolben rückte er dem Raumschiff zu Leibe, fügte hier etwas hinzu, nahm dort etwas weg, zauberte und hexte mit funkensprühendem Stab. In den leeren Maschinenraum nietete neun alte Automotoren, verlegte Zündkabel und schweißte anschließend die Tür zu, damit niemand sein heimliches Werk sehen konnte. Als der Morgen dämmerte, trat er in die Küche.
,,Maria", sagte er, ,,ich möchte gern frühstücken.” Sie sprach kein einziges Wort mit ihm.

Als die Sonne sank, rief er die Kinder. ,,Wir sind startbereit! Kommt!" Nichts rührte sich im Haus.
“Ich habe sie im Badezimmer eingeschlossen", sagte Maria. ,,Was soll das heißen?" fragte er.
,,Ihr werdet alle im Raumschiff umkommen", erwiderte sie. ,,Was für ein Raumschiff kannst du schon mit zweitausend Dollar kaufen? Nur ein Wrack!"
,,So nimm doch Vernunft an, Maria."
,,Es wird explodieren. Und außerdem bist du kein Pilot."
,,Dieses Schiff kann ich jedenfalls fliegen. Ich habe es entsprechend eingerichtet."
,,Du bist verrückt geworden."
,,Wo ist der Schlüssel zum Badezimmer?" ,,Ich habe ihn bei mir."
Er streckte die Hand aus. ,,Gib ihn mir."
Sie reichte ihm den Schlüssel. ,,Du wirst die Kinder töten." ,,Nein, nein."
,,Doch das wirst du. Ich weiß es."
Er trat vor sie hin. ,,Willst du nicht mitkommen?" ,,Ich bleibe hier", antwortete sie.
,,Du wirst schon verstehen, wenn du uns abfliegen siehst", sagte er lächelnd.
Er schloß das Badezimmer auf. ,,Kommt, Kinder! Folgt eurem Vater."
,,Auf Wiedersehen, Mama, auf Wiedersehen!"
Sie stand am Küchenfenster und blickte ihnen nach, kerzengerade und mit zusammengepreßten Lippen.
Vor der Luftschleuse des Raumschiffes sagte der Vater: ,,Kinder, wir werden nur eine Woche fortbleiben. Ihr müßt dann wieder in die Schule und ich an meine Arbeit." Er faßte alle nacheinander bei der Hand. ,,Hört gut zu. Dies Raumschiff ist schon sehr alt und kann nur noch eine Reise machen. Es wird nie wieder fliegen. Ihr habt den einzigen Raumflug eures Lebens vor euch. Haltet eure Augen gut offen!"
,,Ja, Papa."
,,Hört zu, spitzt eure Ohren, damit euch nichts entgeht. Atmet tief den Geruch des Raumschiffes ein. Nehmt alle Gefühle, alle Wahrnehmungen tief in euch auf, damit ihr euch nach unserer Rückkehr euer Leben lang daran erinnern und davon erzählen könnt."
,,Ja, Papa."
Das Raumschiff lag stumm wie eine abgelaufene Uhr.
Sie stiegen ein. Die Luftschleuse zischte hinter ihnen zu. Fiorello schnallte seine Kinder an. Wie kleine Mumien lagen sie in ihren Gummiliegestühlen.
,,Fertig?" fragte er.
,,Fertig!" antworteten sie im Chor.
,,Start frei!" er warf zehn Schalter herum. Das Raumschiff donnerte und bebte. Jauchzend zappelten die Kinder in ihren Liegestühlen.
,,Da ist der Mond!"

Wie im Traum schwebte der Mond vorbei. Meteore zerstäubten wie Feuerwerk. Die Zeit verrann. Die Kinder schrien aufgeregt durcheinander.
Stunden später, als sie aus ihren Liegesitzen befreit waren, lugten sie aus den Bullaugen.
,,Dort ist die Erde!" - ,,Und dort ist der Mars!" Wie Blütenstaub versank der Feuerschweif des Raumschiffes, während die Stundenzeiger um die Zifferblätter flogen. Die Augen der Kinder fielen zu. Wie schlafende Schmetterlinge in ihren Kokons hingen sie schließlich in ihren Liegesitzen.
,,Gut", flüsterte Fiorello zärtlich.
Auf Zehenspitzen schlich er aus dem Kontrollraum zur Tür der Luftschleuse, wo er eine ganze Weile, besorgt lauschend, stehenblieb.
Er drückte auf einen Knopf. Die Tür schwang weit auf. Er trat
hinaus. Ins Nichts? In nachtschwarze Flut, in Meteorstaub und glühende Gase? In die Unendlichkeit, schwebend in rasender Geschwindigkeit?
Nein. Fiorello lächelte.
Rings um das zitternde, bebende Raumschiff erstreckte sich der Schrottplatz.
Rostend und unverändert stand dort das eiserne Tor mit dem Vorhängeschloß, leuchteten drüben die Küchenfenster seines Hauses am Ufer des stillen Flusses, der immer noch demselben Meer entgegenströmte. Und in der Mitte des Schrottplatzes, magische Träume zeugend, lag das bebende, brummende Raumschiff. Rüttelnd und fauchend, die wieder angeschnallten Kinder wie Fliegen in einem Spinnennetz schaukelnd.
Maria stand am Küchenfenster.
Er winkte lächelnd zu ihr hinüber.
Er konnte nicht erkennen, ob sie zurückwinkte. Ein kurzes Winken vielleicht. Ein leichtes Lächeln.
Die Sonne stieg über den Horizont.
Fiorello kletterte hastig ins Raumschiff zurück. Stille. Alle schliefen noch. Er atmete auf. Er schnallte sich ebenfalls fest und schloß Augen. Im stillen betete er: 0 Gott, laß ihnen noch sechs Tage die Illusion. Laß den ganzen Weltraum vor ihren Augen kommen und gehen, den roten Mars unter unserem Schiff aufsteigen mitsamt seinen Monden - laß den Farbfilm nicht reißen. Laß keinen Kurzschluß die Steuerung der verborgenen Spiegel und Linsen zusammenbrechen, die diese wunderbare Illusion bewirken. Laß nichts ihr Glück zerstören.
Er erwachte.
Der rote Mars schwebte unter dem Raumschiff. ,,Papa!" Die Kinder zappelten, wollten losgeschnallt werden.
Fiorello schaute hinaus und betrachtete den roten Mars, und er war

unglaublich schön, und kein Fleckchen oder Farbfehler trübte ihn. Fiorello war glücklich.
Am Abend des siebenten Tages hörte das Raumschiff auf zu rütteln.
,,Wir sind zu Hause", sagte Fiorello.
Sie taumelten aus dem Raumschiff und gingen über den Schrottplatz; das Blut in ihren Adern sang, ihre Gesichter glühten. ,,Ich habe Spiegeleier mit Schinken für euch alle", begrüßte Maria sie an der Küchentür.
,,Mama. Mama, du hättest mitkommen müssen! Wir haben den Mars gesehen und die Meteore, Mama, und die Sterne und alles." ,,Ach, Mama, es war wunderbar!"
,,Ja", sagte sie, ,,ich glaub's euch, es war wunderbar!"
Vor dem Zubettgehen umringten die Kinder ihren Vater. ,,Wir möchten dir danken, Papa."
,,Nicht der Rede wert."
,,Wir werden unser ganzes Leben daran denken, Papa. Wir werden es nie vergessen."

Mitten in der Nacht erwachte Bodoni und öffnete die Augen. Er spürte, daß seine Frau ihn beobachtete. Lange Zeit regte sie sich nicht, doch plötzlich beugte sie sich über ihn und küßte ihm Wangen und Stirn.
,,Was ist das?" rief er, Überraschung heuchelnd.
,,Du bist der beste Vater auf der ganzen Welt", flüsterte sie.
,,Warum?"
,,Weil ich jetzt alles verstehe", antwortete sie.
Sie legte sich zurück und schloß die Augen, hielt seine Hand fest. ,,Ist die Reise wirklich so schön?" fragte sie.
,,Ja", erwiderte er.
,,Vielleicht", sagte sie, ,,vielleicht kannst du mich eines Nachts mitnehmen, nur ein kleines Stückchen?"
,,Ein kleines Stückchen", meinte er, ,,das wird sich vielleicht machen lassen."
,,Danke", sagte sie. ,,Gute Nacht." ,,Gute Nacht", sagte Fiorello Bodoni.

Ray Bradbury  

63294 Postings, 7946 Tage Don Rumatavermutlich ist da der Sack verschütt gegangen

 
  
    #10495
11.10.07 21:18
...und Lars hat gezittert vor Angst, dass sein Geheimnis gelüftet wird

:-)  

19233 Postings, 6656 Tage angelamschön - dankesehr don bodoni!!

 
  
    #10496
11.10.07 21:29

63294 Postings, 7946 Tage Don RumataIn der Tat, eine meiner Lieblingsgeschichten

 
  
    #10497
11.10.07 21:32
von Ray Bradbury!
Muss mich aber für heute verabschieden, viel Spaß noch und einen schönen Abend!  

19233 Postings, 6656 Tage angelamja, nach der geschichte muss man einfach ganz

 
  
    #10498
1
11.10.07 21:34
schnell ins bettchen!

gute nacht  

664835 Postings, 6380 Tage Heulerja, Ray Bradbury ist nicht nur

 
  
    #10499
2
11.10.07 21:45
Fahrenheit 451 und die Mars Chroniken!!
Ist lange her, dass ich was von ihm gelesen habe.
Danke Don Rumata    

664835 Postings, 6380 Tage HeulerAlso wenn die 10.500 kein Anderer will,

 
  
    #10500
1
11.10.07 22:31
dann nehm ich sie.  

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